37. Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 69. IahrMg.

Erlchcinl Dis lag , D » »n rr » l 0 g und Somitog. Die EinriickungSgebühr beträgt im Bezirk und nächster Um­gebung » Psg. die Zeile, sonst IL Pfg.

Amtliche HSekavstMLchvvge».

An die Gemeinderäte.

Nachdem zufolge Mitteilung des Herrn Vor­sitzenden des Vorstands der landw. Berufsgenossen' schüft f. d. Schwarzwaldkreis infolge einer Revision der Umlage pro 1893 sich eine Ermäßigung des Umlagesatzes auf 13,7 Pfg. pro 10 ^ Umlage­kataster ergeben hat (vgl. Calwer Wochenblatt Nr. 31), werden die Gemeinderäte beauftragt, die ihnen zu­gegangenen Katasternachweisungen sofort hierher zu­rückzugeben und zwar ohne die Beilagen.

Mit der Umlage darf erst fortgefahren werden, wenn dis berichtigten Katasternachweisungen den Gemeinden wieder zugegangen sind.

Calw, 30. März 1894.

K. Oberamt.

Schüller, stv. Amtmann.

Die Gemeiitderiite, Ortsnrmen- behörden und Ortsschulbehörderr

werden an rechtzeitige Vornahme der Neuwahlen für diejenigen Rechner, deren Dienstzeit am 31. März d. I. abläuft, erinnert.

Calw, den 27. März 1894.

K. Oberamt und K. gem. Oberamt. Schüller, Schüller, Braun, stv. Amtmann stv. Amtmann g. Stv. g. Sto.

An die rvarig. Pfarrämter.

1) Für die Verzeichnisse der veränderlichen Ein« kommensteile pro 1893/94 sind die neuen Ta­bellen, Kons.'Amtblatt Seite 4646 ff., anzuwenden. Sämtliche Verzeichnisse sind bis Mitte April dem Diözesankommissär, K. Pfarramt Gechingcn, ein­zusenden.

-2) Die Etats der Kirchenpflegen für die neue Rech­nungsperiode sind in doppelter Ausfertigung späte­stens bis 23. April einzusenden.

-3) Zur Anschaffung für die Kirchenpflegen wird em­pfohlen: Glauner, zum Etat und zur Rechnung. Stuttgart, bei Metzler, 1 ^ 50 A

Calw, 29. März 1894.

Dekanatamt: Braun.

Deutsches Reich.

Berlin, 29. März. Der Reichsanzeiger ver­öffentlicht das Uebereinkommen zwischen Deutschland und Rußland betr. die Wiederübernahme beiderseitiger früherer Staatsangehöriger. Der Reichsanz. er­klärt zu den Meldungen der Freien Presse aus Elber­feld vom 25. Febr. 1894, wonach in der königlichen 'Geschoßfabrik Siegburg die Löhne absichtlich gedrückt, die Arbeiter stramm bevormundet und beim geringsten Verstoße strengstens bestraft würden, nach amtlichen 'Ermittlungen seien die Löhne in der Geschoßfabrik nicht gedrückt, sondern nur die Akkordoerdienste regu­liert worden; die anderen Meldungen über Anord­nungen der Fabrikdirektion seien teils überhaupt un­richtig, teils entstellt. Der Klempner Heinrich Nest, «ine zeitlang verantwortlicher Redakteur desSozia­list", wurde wegen Aufreizung zur Gewalt, gefunden sin einem ArtikelZeichen der Zeit" Nr. 6 des -»Sozialist" zu -6 Monaten Gefängnis verurteilt.

Samstag, den 31. Mär; 1894.

Berlin, 29. März. Die Minister des Innern und der Finanzen haben über die Zahlung von Militärpensionen an Leute, die im Staatsdienst Civilpension verdienten, eine nähere Verordnung an die Regierungsbehörden erlaffen, wonach die Pen­sionäre, auf welche die vorjährige Pensionsnovelle Anwendung findet, bei Ausscheiden aus dem Staats­dienst nur das mehr der Civilpension und nicht die ganze Pension erhalten.

Berlin, 29. März. In Regierungskreisen ist man entschlossen, die Arbeiten des Reichstags noch vor Pfingsten zu beendigen. Eine zweite Lesung der Tabak- und Weinsteuer gilt als unwahrscheinlich, die weitere Verhandlung des Stempelsteuergcsetzes soll, soweit als eine Erledigung vor Pfingsten zulässig ist, hinausgeschoben werden, da man nachher auf ein be­schlußfähiges Haus nicht rechnen könne. Das neue Börsensteuergesetz tritt am 1. Juli im Falle der An­nahme in Kraft.

Berlin, 30. März. Die Bestimmungen über die Gepäck Erleichterung der Infanterie werden nun­mehr bekannt gegeben; dieselbe beträgt 13 Pfund, so daß die neue deutsche Ausrüstung mit zusammen 26 Ko. eine der leichtesten sein wird.

Ausland.

London, 29. März. DieDaily News" meldet aus St. Petersburg, die Begegnung des Zaren mit dem deutschen Kaiser werde im September in Stettin oder in Königsberg stattfinden. Der Zar wolle dem Kaiser Wilhelm persönlich Dank aussprechen für den Abschluß des Handelsvertrags. Auf Wunsch des Zaren soll Caprivi der Zusammen­kunft beiwohnen.

Petersburg, 28. März. Das Kriegs­ministerium verfügte eine bedeutende Verstärkung der russischen Truppen an die afghanische Grenze.

Tagesneuiglreiten.

Calw. In letzter Zeit sind hier mehrere nachgemachte 20 ^ Nickelstücke vereinnahmt worden. Die Falsifikate scheinen schon vor längerer Zeit her­gestellt worden zu sein, ihr Aussehen ist bleigrau und die Prägung infolge der Weichheit des Metalls sehr verstoßen.

^ H In Unt erhaugstett bei Liebenzell gab es am Abend des Osterfestes eine Schlägerei zwischen ledigen Burschen von Unterhaugstett und Grunbach. Aus dem Gasthaus zum Hirsch vom Wirt ausge­wiesen , setzten sie die Rauferei auf der Ortsstraße vor dem Hause des Maurers Dittus fort. Dieser, ein braver, friedliebender Mann, 42 Jahre alt und Vater von 5 Kindern, wollte die Streitenden trennen, erhielt aber zum Dank dafür 3 lebensgefährliche Stiche in den Unterleib. Der Bedauernswerte wurde heute früh nach Tübingen ins Krankenhaus über­geführt. Das Amtsgericht Calw hat bereits zahl­reiche Verhaftungen unter den Beteiligten vorge­nommen.

Tübingen, 26. März. Wie dieTüb. Chr." berichtet, sind in der Nacht auf Ostersamstag zwei Gefangene aus dem Oberamtsarrest auf dem Rathaus ausgebrochen, wurden aber am Morgen in dem Flur des Nachbarhauses betrunken auf­gefunden und wieder dingfest gemacht. Sie waren durch ein Dachfenster in das Nachbarhaus eingestiegen, waren in den Keller gelangt unv hatten sich dort so gütlich gethan.

LbonnementSvrei« vierteljährlich in der Stadt 90 Pfg.

LS Pfg. TrLgerlohn, durch die Post bezege« ML 1. 15, sonK i» ganz Württemberg Mr. 1. SL.

Dettenhausen, 26. März. Die Meldung der Blätter, daß der eine der beiden Handwerks» burschen, welche im September 1891 in einer Orts­gasse in Dettenhausen von einem dritten Stromer erstochen worden sind, bisher fälschlich als Julius Schmidt, Klempner von Spremberg, Provinz Branden­burg, bezeichnet worden sei, hat sich indessen vollauf bestätigt. Auf Anfrage des K. Pfarramts Detten­hausen kam heute vom Bürgermeisteramt Spremberg die Mitteilung, daß der Sohn der Tuchmacher Schmidt'schen Eheleute, den die Eltern seither als tot betrauert haben, wirklich lebe. Die Mutter selbst überzeugte sich sofort nach Empfang des Geburtstags­briefs, der den Eltern die große Ueberraschung brachte, persönlich von der Gesundheit des totgeglaubten Sohnes, indem sie sofort nach Angermünde reiste, woher der Brief war. Das Dunkel, das nun über der Per­sönlichkeit des Unbekannten unter den beiden Ge­töteten herrscht, wird kaum mehr gelichtet werden, zumal da die. Photographie, welche von dem Toten ausgenommen worden ist, auf Grund deren seinerzeit auch die Anerkennung seitens der Eltern des Schmidt erfolgte, eben doch nur die entstellten Züge eines Toten zeigt, die, wie die Erfahrung gerade in diesem Fall lehrt, leicht irreführen.

Rottweil, 27. März. Die größte Tanne Deutschlands steht in der sogenannten Baar in Rottweil. Sie ist 43 Meter hoch, hat in I Meter Höhe 6 Meter Umfang und 1,92 Durchmesser. Der Umfang ist bei 30 Nieter Höhe noch 360 Centimeter. Der Kubikinhalt des Stammes beträgt 44 Festmeter. Kubikinhalt samt Aesten und Wurzelausläufen 58 Festmeter. Das Alter des Baumes ist ca. 350 Jahre.

Eßlingen, 28. März. Heute morgen in der zehnten Stunde waren mehrere Leute des Herrn Nafzger Hierselbst unterhalb des Güterbahnhofs mit Ausladen einer großen Anzahl Benzinflaschen beschäf­tigt, als ihnen eine derselben zerbrach. Um diesen Unfall zu vertuschen, zündete einer der Arbeiter in unbegreiflichem Leichtsinn die auslausende Flüssigkeit an, welche im Nu hell aufloderte und den Brand weit verbreitete, wodurch die umstehenden Flaschen explodierten und mit ihrem in Flammen gesetzten In­halt die umstehenden Eisenbahnwagen bedrohten. Von der K. Reparaturwerkstätte eilten sofort Mannschaften mit zwei Maschinen und Spritzen zur Stelle, durch deren thätiges Eingreifen der Brand bald gelöscht und so einem weiteren Umsichgreifen desselben vor­gebeugt wurde. Da in der Nähe das Oelmagazin sich befindet, so hätte das Feuer leicht einen großen Umfang gewinnen können. Der betreffende Arbeiter, welcher in Haft genommen wurde dürfte demnach möglicherweise einer empfindlichen Strafe entgegensetzen.

Rohe Patrone, welche in letzter Zeit auf Friedhöfen in Breiten verschiedene Grabdenkmäler beschädigten, wurden ermittelt und in Untersuchungs­haft gebracht. Es sind zwei Bäckerlehrlinge auS Diefenbach, Oberamts Maulbronn, Namens Gottlieb und Karl Appich.

E> Pforzheim, 29. März. Gestern wurden 6 Burschen aus Huchenfeld nach Neuenbürg ins Ge­fängnis eingeliefert. Dieselben haben sich in Ober­lengenhardt an Schlägereien beteiligt, dabei wurde auf den abwehren wollenden Schultheißen geschossen, glücklicherweise ohne zu treffen.

K Büchenbronn. Am Ostersonntag kam es zwischen Büchenbronner und Birkenfelder Burschen auf der Ortstraße hier beim Löwen Abends gegen 10 Uhr zu einer regelrechten Schlachtpartie. Ein