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Mir Tiroler fahr'n weit Zn da Welt umanand;
Und d« kimm' i aa nach Stuetgert Zm schwäbischen Land.
In Schloßgarten geh i eina Scho glei in der Fruah;
Do gibt's stoanerne Mandln Un Weiberln grod gnua. .
Und do sag i bei mir selm:
„Dos is grod a Schand!
'Dö Weiberln und dö Manderln,
S' hat koaner koa G'wand!"
Und wi i dös denk.
Tupft mi oaner am Arm,
Und wie i mi umschaug,
Do is a Schandarm.
Der schreit dir ganz wüeti:
„Sie Kreuzsakradi,
Sie san gewiß a Wilder Mit den nacket'n Knie!"
„Glei ziehg'ns Enkra Strümps nauf, Daß koa Tupfer! dro feit.
Sonst wern's verarretiert Z'wegn Unsittlichkeit!"-
Ja, in Stuetgert, mei Lieber,
Do hot's dir an Schlanz;
Do hoaßt's: „Entweder gar net Oder glei ganz !"
Nachdem dieser Fall durch viele Zeitungen gelaufen und da und dort viele Württemberger denselben als neuesten Schwabenstreich aufgetischt erhalten haben, schreibt das Stadtpolizeiamt Stuttgart an das „Neue Tagblatt" — den ersten Veröffentliche! dieses mehr oder weniger wahren Vorkommnisses — folgendes:: Geehrte Redaktion! Nachdem in dem Feuilleton der heute erschienenen Nr. 301 Ihres Blattes mit der Überschrift „Der Tiroler in Stuttgart" wiederholt eines vor einiger Zeit hier vorge- kommenen Vorgangs Erwähnung geschieht, wo ein Tiroler in seiner Nationaltracht wegen seiner bloßen Kniee von einem Polizeioffizianten beanstandet worden sein soll rc. rc., beehre ich mich, der verehrlichen Redaktion auf Grund der Versicherung des beteiligten Polizei- offiziante« mitzuteilen, daß der letztere den betreffenden Tiroler nur im Vorbeigehen in harmloser Weise darauf aufmerksam gemacht hat, daß seine Strümpfe nicht in Ordnung seien. Der Tiroler bemerkte, daß ihm dies entgangen sei, bracht« seine Strümpfe wieder in Ordnung und ging weiter. Von Arretierung, Sistierung, Einschreiten wegen Unsittlichkeit rc. rc. war keine Rede, so wenig wie von einer Beanstandung der, insbesondere dem beteiligten, mehr als 25 Jahre
hier im Dienst stehenden Polizeioffizianten, wohlbekannten und nie behelligten Tiroler Nationaltracht. Stuttgart den 22. Dezember. Achtungsvoll Stadt- polizeiamt.
— Einem Brief des Missionars Autenrieth aus Mangamba zufolge, dienen seit Frühjahr dieses Jahres 15 württembergische Bahnglocken in zahlreichen Negerndörfern in Afrika als Kirchen - glocken. Die Glocken wurden nicht ohne Gegenleistung abgegeben und der Wert einer solchen auf 50 ^ angeschlagen. Entweder mußte dieser Betrag in Lebensmitteln verschiedener Art überbracht oder von der Gesandtschaft eine Arbeit hiefür verrichtet werden, welche darin bestand, Backsteine zu formen, Sand und Steine beizutragen oder Busch niederzumachen. Die Arbeit wurde willig geleistet und mit Freuden zogen die Glücklichen mit der Glocke (auf eines starken Jünglings Kopf) ihrem Dorfe zu, wo sie selbstredend am nächsten besten Baumast geschwungen wurde. Di« Nachfrage nach Glocken häuft sich, da starke Gemeinden (Wut eomms ebss uous) natürlich gleich zwei haben wollen.
Das Welt-Ende nach Falb. Rudolf Falb hat in einem Vortrage, den er dieser Tage über „Weltentstehung und Weltuntergang" in Leipzig gehalten hat, nach dem „Rh. K." die Ansicht geäußert, unserer Erde drohe eine große Gefahr von dem im Jahre 1866 entdeckten Kometen, der als Revolutionär das Universum, ohne sich an bestimmte Bahnen und Regeln zu binden, durchsaust. Im Jahre 1899 erscheint dieser Komet wieder und müsse astronomischen Berechnungen nach alsdann mit der Erde zusammenstoßen. Nach Falbs Berechnung ist dieser Tag des Weltunterganges der 13. November 1899, ein Termin, der sich höchstens um einen oder zwei Tage verschieben könne. Sollte der Zusammenstoß die Katastrophe nicht herbeiführen, so werden wir nach Professor Falbs Versicherung ein Naturspiel erleben, wie es noch nicht dagewesen: einen Sternschnuppenfall gleich einem Schneefall, der in der Zeit vom 13. bis 15. November 1899, Morgens zwischen 2 bis 5 Uhr, mit Bestimmtheit eintreten wird.
Die „Straßburger Post" berichtet hierüber in folgender lakonischer Kürze: Der Welt Ende dämmert ewig neu herauf — wenigstens meint der „Wetter- kundige" Rudolf Falb, daß die Erde am 15. November 1899 mit einem hervorragenden Weltbummler, dem Kometen »on 1866, zusammenstoßen werde, der ohne Ziel und Bahn das All durchstreife. Wer denkt da nicht an die thörichten Witze, die vor dem Erscheinen des Donatischen Kometen 1858 gemacht wurden. Wie köstlich flickte damals der „Kladderravatsch" die
„zerkometete" Erde wieder zusammen! Petersburg neben Paris, Konstantinopel neben Newyork und so weiter. 1899 wird es vielleicht noch toller — ün ckk siöole!
Fataler Druckfehler. Aus einem Konzertbericht: „Der russische Violinvirtuose Kratzikopf erregte durch fein Staccato, wie nicht minder durch seine Läuse (Läufe), die ihm nur so von den Fingern perlten, gewaltiges Aufsehen."
Atterarisches.
Als wirklich zuverlässiger Führer durch das große Gebiet des Zeitungs-, insbesondere des Annoncenwesens erweist sich der prompt zum Jahreswechsel erschienene 1894er Jnserationskalender und Zeitungskatalog der Annoncen-Expedition Rudolf Mosse. Es steht fest, daß dieser Katalog, nachdem er im Laufe der Jahre gar mannigfache Veränderungen und Verbesserungen erfahren hat, nunmehr dem Inserenten, der ihn zu Rate zieht, kaum eine Antwort schuldig bleibt. Da finden wir neben dem Titel einer jeden Zeitung den Preis einer Annoncen- und Reclamezeile, die Spaltenbreite und die Auflage der Blätter, die Einwohnerzahlen der Erscheinungsorte verzeichnet. Durch einen besonderen, im Katalog befindlichen Normal-Zeilenmesser wird dem Inserenten eine Handhabe zur sicheren Berechnung der Jnsertionskosten geboten. Diesen schon im letzten Katalog enthaltenen Angaben sind in diesem Jahre zwei neue wichtige Mibriken hinzugefügt. Es ist häufig für den Inserenten, welcher wünscht, daß seine Anzeige auf eine ganz bestimmte Klaffe des zeitunglesenden Publikums wirken soll, wertvoll, die politische Haltung eines Blattes zu kennen. Diesem thatsächlichen Bedürfnis wurde dadurch Rechnung getragen, daß bei jeder Zeitung Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz jetzt auch die politische Parteirichtung angegeben ist. Eine weitere neue Rubrik, welche angiebt,. wieviel Jnseratenspalten eine Annoncenseite: jeder Zeitung enthält, wird vielen Inserenten erwünscht sein. In seinem Vorwort zeigt der Katalog: ferner in mehr als 50 neuen und originellen. Entwürfen für wirkungsvolle Clichö-Anzeigen-, wie sehr die Annoncen-Expedition Rudolf Mosse bestrebt ist, dem praktischen Bedarf der Inserenten zu entsprechen. Der Katalog präsentiert sich auch in seiner äußeren Erscheinung in einem neuen schmucken Gewände. Ein ebenso effektvoller wie gediegener Einband schmückt das Buch, dessen ganze typographische Ausstattung ein schönes Zeugnis für die Leistungen der Buchdruckerei von Rudolf Masse abgiebt.
Amtliche Kekaulltmachullgra.
Bekanntmachungen über Einträge im Handelsregister.
I. im Register für Einzelfirmen:
1 .
2.
3.
4.
5.
Gerichtsstelle,
welche die Bekanntmachung erläßt.
Ta g
der
Eintragung.
Wortlaut der Firma;
Ort der Hauptniederlassung und der Zweigniederlassungen.
Inhaber der Firma.
Prokuristen;
Bemerkungen.
K. Amtsgericht Calw.
22. Dezbr. 1893.
Hähnlen L Künkele,
Künstmühle in Calw.
Die Firma ist erloschen.
§ §
"
Adolf Lutz,
Kunstmühle in Calw.
Ad. Lutz, Kunstmühlebesitzer in Calw.
Z- B.: Amtsrichter Fischer.
Bekanntmachungen über Einträge im Handelsregister.
II. im Register für Gesellschastsfirme« und für Firmen juristischer Personen.
1 .
Gerichtsstelle,
welche tue Bekanntmachung erläßt.
2.
Tag
der
Eintragung.
3.
Wortlaut der Firma.
Sitz der Gesellschaft oder der juristischen Person.
Ort ihrer Zweigniederlassungen.
4.
Rechtsverhältnisse
der Gesellschaft oder der juristischen Person.
5.
Prokuristen;
Liquidatoren;
Bemerkungen.
K. Amtsgericht
20. Dez.
Vereinsbuchhandlung Calw
Inhaber der Firma: Der Calw er
Calw.
1893.
und Stuttgart,
Sitz in Calw,
mit Zweigniederlassung in Stuttgart.
Verlagsverein, juristische Persönlichkeit.
An Stelle des Or. pbil. H. Gun- dert ist zum Vorstand des Verlagsvereins und Vertreter der Firma gewählt worden: Johannes Hesse, Litterat, wohnhaft in Calw.
Z. B,:
Amtsrichter
Fischer.