HS 132. Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 68. Jahrgang.
Erscheint Dienstag, Donner-tag und Samstag. Di-e Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Umgebung -S Pfg. bi« Zeile, sonst IS Ps§.
Donnerstag, den 28. Dezember 1893.
LbonnementSprei« vierteljährlich in der Stedt SO sPig. «»tz Lv Psg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. 1b, sonst « ganz Württemberg Mk. 1. Sb.
Giirlerdrrirg.
Anläßlich des Quartalwechsels auf 1. Jan. 1894 erlauben wir uns zum Abonnement freund- kichst einzuladen.
Das Wochenblatt wird von Correspondenten bestens bedient und wird auch im nächsten Jahre durch direkte briefliche' Verbindungen und Telegramme wieder im Stande sein, die wichtigsten -Ereignisse ebenso rasch zur Kenntnis der Leser zu bringen als es auswärtigen großen Zeitungen ermöglicht ist.
Wir bitten um baldige Bestellung, damit die Zusendung gleich vom 1. Januar an pünktlich erfolgen kann.
Waktisil -es Wochrnhlattks,
Amtliche Aekaurrtmachrmge«.
An dir Gemeindebehörden.
Dieselben werden auf den Erlaß des K. Ministeriums des Innern vom 22. Novbr. d. I., M.- A.-BI. Nr. 19,
betreff, die Wölbung der Straffen
zur Nachachtung hingewiesen.
Calw, den 22. Dezember 1893.
K. Oberamt.
Lang.
Deutsches Reich.
Stuttgart, 22.Dezbr. Der Staatsanzeiger dementirt die Gerüchte über die Abschaffung des württembergischen Kriegsministeriums. Es sei niemals eine Aenderung der Militärkonvention in Frage gekommen. Die Verhandlungen sollten nur das Dienst
altersverhältnis der württembergischen zu den preußischen Offizieren feststellen.
Berlin, 22. Dezb. Nach dem Reichsanzeiger sind vom 1. April bis 30. November 1893 von Einnahmen an Zöllen und gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern, sowie andern Einnahmen des deutschen Reiches zur Ausschreibung gelangt: an Zöllen 238 936 088 gegen das Vorjahr weniger 22 655 267^1; Tabaksteuer 6 529 917 (weniger 410071); Zuckersteuer 50 957291 (mehr 5221927); Brausteuer 17 716 816 (mehr 529 673); Post- und Telegraphenverwaltung 166813173 (mehr 7 518436); Reichseisenbahn« Verwaltung 42449000 (mehr 1890000).
Berlin, 22. Dez. Die in ganz Deutschland verbreitete Massenpetition gegen das neue Tabaksteuergesetz hat bisher die Zahl von 995000 Unterschriften erreicht Uud wird in 80 Foliobändern an den Reichstag eingesandt. Außerdem sind mehr als 1000 Einzelpetitionen eingegangen.
Berlin, 22. Dezbr. Von wohlunterrichteter Seite wird gemeldet, daß betreffs des deutsch-russischen Handelsvertrags eine Verständigung noch weit entfernt ist. Man könnte nicht sagen, ob es zu einem Vertragsschluß kommen wird oder nicht. Bei dem Zustandekommen ist die Vertragsdauer bis zum 1. Januar 1904 festgesetzt, da die deutsche Regierung auf eine kürzere Vertragsdauer nicht eingeht.
Berlin, 33. Dez. In Anklagesachen gegen den Herausgeber der Zukunft Maximilian Harden wegen Caprioi-Beleidigung ist der anberaumte Landgerichttermin auf den 8. Januar festgesetzt. — Wie das Tageblatt meldet, wird der Bundesrat von der dritten Lesung des Jesuitengesetzes keinerlei Stellung zu dem Anträge nehmen. In parlamentarischen Kreisen herrsche die Ansicht, daß sich die
Mehrheit der dritten Lesung des Auftrags bedeutend verringere.
Berlin, 23. Dez. Ueber die Verhandlungen der Konferenz behufs Grenzregulieruug in Kamerun verlautet, dieselben seien wenig vorangeschritten und man sei noch nicht an einem festen Punkte, der als Unterlage für eine abschließende Abstimmung gelte, angelangt.
Berlin, 23. Dezbr. Der „Lokalanzeiger* will wissen, daß die Untersuchung über die Attentats- Versuche gegen Kaiser und Reichskanzler bereits Anfangs Dezember abgeschlossen worden sind und daß auch als Lbschlußbescheid der französischen Regierung die Benachrichtigung vorliege, daß die Bemühungen des Komissars Dignet, die Packetabsender zu ermitteln, erfolglos geblieben sind. _
Tayes-Neuigkeiten,
Stuttgart Menagerie Ehlbeck. Zn 8 Abteilungen bringt die in der städtischen Reithalle untergebrachte Menagerie Ehlbeck eine ebenso reichhaltige wie interessante Sammlung der verschiedensten lebenden Tiere aus allen Teilen der Welt zur Ausstellung. An der Hand eines übersichtlich zusammen» gestellten gedruckten Führers wird der Besucher der Menagerie zuerst in die 1. Abteilung der katzenartigen Raubtiere geleitet, welche Prachtexemplare von Löwen, Tigern, Leoparden, Silberlöwen, Jaguare, Geparden und Panther enthält. In der 2. Abteilung befinden sich Hyänen und Wölfe aller Art, in der 3. Abteilung die verschiedenen Bärenraffen, worunter als Prachtexemplare 5 Eisbären besondere Erwähnung verdienen. Von den Elefanten Nelly und Jolly, die allerlei hübsche Kunststücke zum besten geben, gelangt man zur Abteilung der Wiederkäuer (Zehu, Gnu, Lama, Zebra, Känguruh, Gazellen und Antilopen). Die folgend«
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Auf dem Hexenaltar.
Eine Harzgeschichte.
Von G. Walter.
(Schluß.)
Sie sah mich mit unsäglich i.nnigem Blick an und nickte dann leis« dazu und legte mir leise die Fingerspitzen auf die Schultern, und dann saß ich neben ihr auf dem Stein und sah ihr in die Augen und hielt ihre Hände in den meinen zusammengefaßt. Wir sagten gar nichts.
Plötzlich aber legte sie die Arme um meinen Hals und lehnte ihr Gesicht an meine Schulter. >
„So liege ich gut!" sagte sie und hob da« Gesicht zu mir auf, das holdselige Gesicht.
„Hast Du mich lieb, sehr lieb?* Mein Arm «empfing sie.
„Ich war' ein friedloser Mann gewesen ohne Dichk"
„Und ich hätt'S nimmer ertragen, Arnold 1 Mcht lange. Wie hatte ich Dich damals schon lieb, als ich Dir das Band brachte-
Wir standen auf. Sie legte ihren Arm' in' meinen: „Zst's «ich ein Traum? Glaubst Du daran?*
„Ich halte Dich, Hedwig!"
„Glaubst Du an mich, Arnold?"
„Soll ich Dir'« sagen?"
„Nein! Das ist Gotte« Hand, die Uti« Hierher» geführt! l Kaheim-wk'
—. >-»— !- ! .- > — -—S—
ich vor Dir geflohen bi« an« Ende d>x Welt!" - Sie lehnte sich an mich. Sy Agen wir dem Hause zu. —
Plötzlich legt« sie leicht ihre Hand auf meine und sah zu miriaus, vorauSdeutenb mit dem Finger. Sie lachte mich fröhlich an.
„Siehst Du ihn dort kommen, meinen guten allen Papa?" Komm, thu' mir den Gefallen, verbirg Dich hinter dem Stein und laß mich gewähren. Noch hat er uns nicht gesehen."
Sie zog mich zurück und drängte mich Mit san>?r Gewalt hinter den Hexenaltar. Ich yiell sie fest: „Hedwig, ist Dir'« so zu Mut wie mir? So grenzenlos
- glücklich?"
Aus tiefen, seligen Augen sah sie mich an. Da plötzlich «arf sie sich ungestü« an meine Brust und schlang die Arme um meinen Hals. „Nun will ich leben!* flüsterte sie, und der Hexenattar und der Nebel und der Himmel und vielleicht a uch der Engländer, der gerade auf der Teufelskanzel erschien, sahen es, daß ich fi, küßt«
— wie ich sie küßte!
„Arnold, der Mensch da oben!" klagte sie und rang sich los.
„Ach was, der guckt mit seinem Gla» in den Nebel hinein —"
Scheu um sich blickend, warf sie noch einmal in süßer Leidenschaft dm Arm um mich. „Da kommt der Vater," flüsterte sie leise; „Halle Dich still!" Und fort war sie. —
Eine kurz« Zeit lange hörte ich nichts. Dann nahten Schritte. - „Hedwig,. ich begreife Dich gar nicht heute," klang die Stimme des alt«, Herrn; so ausgelassen kmne ich Dich gar nicht seit Jahren."
„Za, ich möchte hier um den Hexenattar herumtanzen, so ist'« mir zu Mut, üktk «S dauert mir zu lange bi« zum ersten Mai —" hörte ich sie übermütig lach».
.Fkind. wa» ist Dir nur? Du stehst ganz aufgeregt aus!" sagte der Ei»
1 ttrhmeL besorgt.-