Beilage zum „Calwer
Nro. 145 .
Iseuicieton.
Auf dem Hexenaltar
Eine Harzgeschichte.
Von G. Walter.
Nachdruck verboten
Durch dar Laub der Weinranken brach das Mondlicht. Es war eine stille, wunderschöne Sommernacht. Ringsum alle Stimmen des Tages schweigend. Nur im GraS dort zirpte unermüdlich eine Grille. Am Steintisch in der Weinlaube faßen zwei und schauten gerade einer schlanken, anmutigen Frauengestalt nach, die, hell vom Schein des Mondes bestrahlt, durch den Garten dahingmg. Der eine der Männer, der Gast im Hause hob sein Glas gegen den Hausherrn: „Daß Dir Gott all Dein Glück erhalte! Du hast es gut, und er hat's wohl mit Dir gemeint. Man geht ungern wieder fort aus einem Hause, in dem solch eine Frau waltet. Aber nun erzähl' mir, wie Du sie gesunden hast. Vielleicht finde ich auf demselben Wege ihresgleichen."
Der andere lachte behaglich. „Warum nicht ! Ist kein Geheimnis dabei. Die Geschichte ist höchst einfach. Vom Hexenaltar Hab' ich mir meine Frau geholt."
„Herr, dunkel ist der Rede Sinn! Vor zweihundert Jahren hätte ich mir die Antwort gefallen lassen —"
„Mußt es jetzt auch, Fritz, denn ich habe keine andere. Aber um Dir das zu erklären und Dir den Weg dahin zu zeigen, muß ich etwas weit ausholen. Darum will ich nur lieber erst noch eine Flasche von diesem guten Bernkasteler Doktor holen. Es erzählt sich besser dabei. Hier, zünde Dir mittlerweile eine frische Cigarre an."
Er ging, und der Freund dehnte sich vergnüglich auf dem Stuhl und blinzelte hinauf in den vollen Mond.
„Allerdings etwas Hexe," flüsterte er vor sich hin; „die kann'- einem ja anthun. So etwa- Reizendes ist mir noch nicht begegnet." Und nachdenklich blieS er den Rauch der Cigarre in die milde, köstliche Nachtluft hinaus.
Der Hausherr trat in die Laube. „So." sagte er und stellt, zm-i schl-,nk- Flalchen auf den Tisch; „siehst Du, Fritz: sieben Gründe giebt'S zum Trinken — FreundeSankunft Nummero ein! Prost denn, und wollen uns wieder vertragen!"
Die Gläser klangen hell zusammen: „Die wir uns noch nie im Leben erzürnt haben —' sagte der Freund herzlich.
und nie erzürnen können! Aber nun hör' zu. Schau', da flattert eine Fledermaus um den Birnbaum, und über den Rasen wandelt nachdenklich meiner Frau schwarzer Kater, die richtige Ausstattung für eine Hexengeschichtr in einer Vollmondnacht. Die Glühkäfer schwirren dort hinten im Dunkel der Rüsterhecke — aller, wie'« sich gehört. Also zur Sache. Macht's mir doch selbst Freude, mir die einzelnen Augenblicke jenes für mich mit so schwerwiegenden Folgen verknüpften Abenteuers wieder zu vergegenwärtigen.
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Das nötige Reisegeld hatte ich mir, der Junggesell, rechtzeitig erspart und freute mich wie ein Schneekönig auf die Sommerfahrt. Nur eines machte mir Kummer: Wohin? Die Auswahl war zu groß, und wohin mein Blick fiel auf der Karte, dahin wünschte ich mich auch. Endlich gab eine Studentenerinnerung den Ausschlag. Ich war als ganz junger Fuchs einmal durch den Harz gereist, zu Fuß, mit herzlich wenig Geld; und mit einemmale, wie ich so suchte, packte mich die Sehnsucht danach auf den Spuren meines ersten Wanderzuges einmal wieder einherzugehen. Vor acht Jahren war's gewesen; ich selbst war ein anderer geworden, vielleicht war's der alte Harz auch. Und dann spielte — ich muß es nur gestehen — ein plötzlich erwachendes Verlangen mit, zu sehen, was wohl aus dem allerliebsten Mädel geworden, das, als ich damals behaglich mit dem Herrn Steuereinnehmer in Eckenrode im Wirtshaus gefisten hatte, unerwartet vor uns erschienen war, taufrisch und unschuldig, mit wunderbar schönen Augen, die im ersten Jugendglück leuchteten. Sie wollte ihren Vater zum Abendessen abholen. Sie war damals kaum sechzehn Jahre alt, aber mein fröhliches Fuchsenherz flog ihr zu auf Flügeln des Gesanges. Wenigstens machte ich eine Stunde später einen natürlich gänzlich unbeabsichtigten Spaziergang an ihrem Hause vorbei, wurde von dem herauSschauenden Papa angeredet und hereingerufen, und sang mit der lieblichen Tochter aus überfrohem Herzen bis elf Uhr so ziemlich das halbe Kommersbuch durch, um gegen Mitternacht im süßesten Seelenrausch heimzugehen, die köstliche Aussicht vor Augen, am nächsten Tage mit meiner jungen Huldin und ihren Eltern und einer ganzen Menge mir unbekannter und gänzlrch gleichgültiger Personen eine Leiterwagenfahrt tief in die Berge hinein machen zu sollen, die mich auf den halben Weg zum Brocken bringen konnte. WaS war mir das! Und hätte sie mich halb aus der Welt herausgebracht, ich hätte die Einladung doch angenommen.
Selbstverständlich lachte der Himmel an diesem nächsten Morgen strahlend blau und heiter auf die Erde herab, auf der es sich so sehr vergnüglich leben ließ. Ich hätte eS sonst auch für einen Fehler im Schöpsungsplan gehalten. Daß ich nicht zu spät kam war ebenso selbstverständlich, und erst recht, daß ich es so zu deichseln wußte, daß ich neben meinem jungen Idol zu sitzen kam unter dem grünen Laubendach der Buchenzweige, mit dem der brave Leiterwagen zu einem überaus festlichen Aussehen verwandelt war. Seine sonstige Bestimmung war mir gleichgültig, fitzt hott- «r IIU» virfiliigk, mich, meine frische Begeisterung und meine erste Liebe irgendwohin zu fahren. Ich sage Dir, es war köstlich, und cs ist doch wahr, leider, daß man nur einmal im Leben jung ist.
Märchenhaft reizend und doch jungfräulich befangen in all ihrer Fröhlichkeit saß sie neben mir. Es dauerte gar nicht so lange, da hatte ich ihr mein rotes Cerevis auf die dunkelbraunen Flechten gesetzt, und als wir zum schönsten Frühstück meines Leben im Wald auf grünem Plan unk lagerten, da bat sie sich selbst das Band dazu aus, und wie ein Vasall vor ihr knieend, schmückte ich meine junge holde Königin. Die anderen sahen lächelnd auf unser Tdun, und es mochte ihnen am Ende im Gedanken an die Zeit, da auch ihnen der Sommer so gelacht hatte, ganz Wohlgefallen. Der Vater trank mir zu, und die Mutter winkte mir freundlich, als ich ihr mein Glas brachte. Alles war eitel Freude und Lust da unter den rauschenden Buchenkronen im Harzthal. (Fortsetzung folgt.)
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