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hier die Gemeinderatswahl unter sehr lebhafter Beteiligung der Wähler statt. Abgestimmt haben 84"/o. Der Grund dieser starken Beteiligung wird hauptsächlich darin zu suchen sein, daß von den vier austretenden Mitgliedern zwei eine Wiederwahl nicht mehr annahmen und für ein in letzter Zeit verstorbenes Mitglied ein weiteres zu wählen war. Die zwei austretenden Mitglieder, welche eine Wiederwahl annahmen, wurden wieder gewählt. Neu war den hiesigen Wählern, daß ein Candidat am Abend vor der Wahl Freibier spendete und am Tage der Wahl falls diese günstig ausfallen würde, in zwei Wirtschaften Festlichkeiten vorgesehen waren. Zur Ehre der überwiegenden Mehrheit der hiesigen Wählern kann aber berichtet werden, daß dieselben sich durch dieses Anerbieten nicht irre führen ließen, sondern Männer nach ihrem eigenen Gutdünken ohne Freibier wählten.
R. Ostelsheim, 4. Dez. Auf hiesiger Gemeindewage wurden diesen Herbst ca. 230 Ctr. Hopfen, hiesiges Produkt, abgewogen, was bei einem Durchschnittspreis von ^ 225 pro Ctr. die Summe von 51,750 ^ ausmacht. Gewiß bei dem diesjährigen Jahrgang ein sehr gutes Resultat. Den größten Teil hievon haben Gebr. Hermann-Tübingen erhalten, welche schon einige Jahre über die Saison hier logieren, dann kommen noch Math. Neu-Nürn- berg und H. Laupheimer-Nürnberg in Betracht, welche ebenfalls hier wohnen, was bewerft, daß der hiesige Hopfen keiner der schlechtesten ist. Was das Obst anbetrifft, so kann leider nicht festgestellt werden, wieviel verkauft wurde, da das meiste auf Privatwagen abgewogen wurde, doch ist die Summe von 5000 nicht zu hoch gegriffen.
Schömberg, OA. Neuenbürg, 3. Dezember. Gestern abend kaufte sich ein 40jähriger Goldarbeiter von hier eine Portion Wurst. Als er das Haus des Metzgers verlassen hatte, stürzte er zu Boden und war tot. Vermutlich hat ein Schlaganfall seinem Leben ein solch jähes Ende bereitet.
Stuttgart, 4. Dezember. Hopfenmarkt. Der heutige Markt war, der ganzen derzeitigen Geschäftslage entsprechend nur wenig besucht und der Umsatz kaum nennenswert; eine Preissteigerung hat nicht stattgefunden. Nächster Markt, Montag, 11. Dez.
Neckarsulm, 3. Dezember. Auch der von der Zentrumspartei ausgestellte Landtagskandidat Weingärtner Heinrich Herrmann hat nun sein Wahlprogramm veröffentlicht. Derselbe erklärt, daß er als Mitglied des Landtags sich keiner Parteigruppe anschließen würde. Bezüglich der für den nächsten Landtag in Betracht kommenden Verfassungsrevision würde er für die Entfernung der Privilegierten aus der Zweiten Kammer, also für eine reine Volkskammer eintreten; auch würde er sich entschieden gegen eine Vermehrung der Mitglieder in der Ersten Kammer erklären. Das geheime Wahlrecht wünscht er durch Wiedereinführung der Wahl- kouverts geschützt zu sehen. Die Erhaltung und Be- schützung eines selbständigen, lebenskräftigen Bauernstandes halte er für ebenso wichtig wie die Förderung und Hebung des Weinbaus. Jedweder weiteren Belastung oder Verkümmerung derselben würde er mit aller Kraft entgegenstehen. Ebenso würde er für eine progressive Einkommensteuer wirken. Da in der
nächsten Landtagssession die Schulfrage auf die Tagesordnung kommen werde, bekenne er sich für die Beibehaltung des konfessionellen Charakters unserer Volksschule und sei gegen jedwede Durchbrechung der geistlichen Schulaufsicht.
T Pforzheim. Der Monatsviehmarkt hatte 164 Pferde, 83 Ochsen, 238 Kühe, 51 Stück Jungvieh, 17 Kalbinnen und 18 Kälber aufzuweisen. Verkauft wurden 28 Pferde (Durchschnittspreis 375 ^), 22 Ochsen pr. Ztr. lebend Gewicht zu 38 48
Stück Kühe (Durchschnittspreis 170 ^), 38 Stück Jungvieh (Durchschnittspreis 130 -^), 7 Kalbinnen (Durchschnittspreis 165 ^), 15 Kälber zu 34—38 Der Handel war recht lebhaft.
Konstanz, 3. Dez. Ein hiesiger „Heirats - beflissener" prangte mit seiner „Auserwählten" seit dem 3. November d. I. im Eheaufgcbot; aber „ehe beide sich ewig banden, gewahrten sie, daß ihre Herzen sich nicht fanden" und aus der Heirat wurde nichts. Doch dem Bräutigam wurde darob nicht bange; er besann sich nicht lange, bald hatte er eine andere Auserwählte — und diesmal wahrscheinlich die richtige — gefunden, und schon am 16. Nov. stand er mit dieser im Eheaufgebot, und wie nett, gleichzeitig hing noch das Eheaufgebot mit der „erst Verlobten" am andern schwarzen Brett, denn es wurde übersehen, das erste Aufgebot zu entfernen. So war § denn der gute Mann einige Tage lang gleichzeitig mit 2 verschiedenen „Bräuten" an der Rathaustafel ausgesteckt, bis schließlich der Ratsdiener darauf kam und die Unmöglichkeit der gleichzeitigen Ehe eines Mannes mit 2 Frauen einsehend, das erste Aufgebot wieder abnahm. Wenn nicht noch ein drittes Aufgebot dazu kommt, wird auf Grund des zweiten die Ehe in nächster Zeit geschlossen werden.
Hannover, 2. Dez. Der Kaiser hielt bei der gestrigen Parade eine eindringliche Ansprache an die zur Reitschule kommandierten Offiziere, worin die Vorgänge in dem Spielerprozeß zur Sprache gekommen sind.
— Bei der Abstimmung des Reichstags über den Jesuitenantrag haben 84 Abgeordnete gefehlt, nämlich 31 Konservative, 4 Freikonservative, 6 Nationalliberale, 1 von der freis. Volkspartei, 7 von der süddeutschen Volkspartei (nämlich: Ehni, Pflüger, Schnaidt, Kercher, Gröber, Hartmann, Payer), 14 von den Sozialdemokraten, 9 vom Zentrum, 2 Polen, 3 Antisemiten, 1 Elsaß-Lothringer und 5 Wilde. — Von den württ. Abgg. stimmten die 4 Mitglieder des Zentrums, Braun, Gröber, Rembold, Wengert und die anwesenden 4 Mitglieder der Volkspartei Galler, Haag, Hauß- mann, Speiser für die Aufhebung, Frhr. v. Gültlingen, Bantleon und Siegle dagegen.
Vermischtes.
— Für Malzextracte, Kindernährmittel und Milchzucker, welche die Firma Ed. Loeflund L Co., Stuttgart, im Merck-Pavillon ausgestellt hat, ist ihr vom Preisrichteramt der Weltausstellung Chicago die große Medaille nebst Diplom zuerkannt worden.
Radfahrerkrankheiten. Die neueste Nummer der medizinischen Fachschrift „Aerztlicher
Praktiker" enthält einen Aufsatz des praktischen Arztes Dr. Winckler über das bei der stetigen Zunahme des Radfahrersportes sehr zeitgemäße Thema: Radfahrerkrankheiten. Abgesehen von den Verletzungen durch Sturz sind Rückenmarkserschütterungen, Lungenblutungen und Hypertrophie des Herzen, zumal bei Wettfahrten nicht selten. Allerdings treten diese durch heftige Vibrationen des Radgestelles hervorgerufenen Erscheinungen seit Einführung des pneumatischen Radbelages weniger häufig auf. Dr. Winckler erwähnt auch der in Folge von Durchnässungen bei Fahrten im Regen entstehenden rheumatischen und katarrhalischen Erkankungen. Schließlich warnt er davor, Kinder und junge Leute, deren Knochenwachstum noch nicht vollendet ist, radfahren zu lassen; bei diesen Individuen begünstigt dieser Sport Verkrümmungen der Wirbelsäule und Herzaffektionen. Dr. Winckler wendet sich gegen das Krummsitzen der Radfahrer, welche damit die Distanzreiter nachahmen wollen, und empfiehlt die hohe Stellung der Lenkstange und die dadurch bewinkte Gradhaltung des Oberkörpers.
— Ein seltenes Glück hat ein 94jähriger Mann, namens Martin Christensen in Lynby in Dänemark vor einigen Tagen erlebt, indem er frisch und gesund der goldenen Hochzeit seiner jüngsten Tochter beiwohnen konnte.
— Umfassende Wettbohrungen nach Kalisalzen finden seit 6 Wochen im Felde von Kl.-Rhuden im West harz statt. Dort sind drei 15 Meter hohe Türme errichtet, in denen die Dampfbohrer Tag und Nacht unausgesetzt mit höchster Anspannung arbeiten. Zwei Unternehmer muten hier als Beauftragte noch nicht bekannter Gesellschaften. Als das Kali-Syndikat davon Kenntnis erhielt, trat es als dritter Bewerber auf, und nun gilt es, wessen Diamantbohrer zuerst die sicher erwarteten Kaliflötze ansticht. Im gehört nämlich dann das Bergwerksrecht, und die anderen haben Kosten und Mühen umsonst aufgewendet, lieber 600 Meter soll man bereits eingedrungen sein. Gleichzeitig finden in derselben Gegend noch ausgedehnte Mutungen nach Braunkohlen von seiten der Düderoder Braunkohlenwerke statt.
— Aus Saaz (Böhmen) wird gemeldet: Der Luftschiffer Heinrich Fleißig, der kaum von seinem letzten Absturze sich erholt hatte, stürzte am Sonntag bei einer Luftschiffahrt ab und blieb sofort tot.
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seine Angehörigen, Freundinnen, Unter- gebcnenrc. angenehm überraschen will, der kau'e als Zugabe zu den Be- scheerungsgegenstdn. einen Karton vooriug's Seiko mit der Luis. Mit dieser Gabe wird Niemand einen Fehlgriff thun, weil Doerivg's Lsiks mit Lsr Luis für die bessere Toilette geradezu unentbehrlich und zu je 3 Stück in prachtvollen und elegant ausgestattetcn Cartons eingelegt ist, sodatz eia Weihnachtscarton mit vooriux's Seil» mit äer Luis ein ebenso nützliches wie repräsentables Geschenk bildet.
„Und da wußten Sie, daß «S seine Absicht sei, mir seine Hand anzutragen?"
„Ich ahnte es wenigsten»! Aber mein Gott, Fräulein Helene, wa» ist Ihnen?"
„Nichts! Aber da Sie doch einmal so gut unterrichtet sich, halte ich e» für meine Pflicht» Ihnen dir Situation zu erklären, in der Sie mich soeben mit Herrn Gerdinger gefunden. Ich selbst war r», die ihn gebeten hatte, hierher zu kommen, weil — nun, weil ich au» seinem Munde «fahren wollte, ob ich mich in einer Täuschung befand, wenn ich Ihre Zeichnung dort für eine herrliche Meisterschöpfung hielt. Von dm Gefühlen de» Herrn Gerding« hatte ich kein« Anhnung, und e» hat mich mit tiefst« Entrüstung erfüllt, daß Ihr Freund — wie sie ihn nennen — uns« Alleinsein zu ein« leidenschaftlichen Erklärung mißbrauchte. Hätten Sie ihn genau« angesehen, so würden Sie vielleicht auch erraten haben, welcher Art die Antwort gewesen ist, die ich ihm unmittelbar vor Ihrem Eintritt gegeben."
Mit ein« stolzen Bewegung wendete sie sich zur Thür, ab« Marlin versperrte ihr dm Weg.
„Helene!" stammelte er. ,O, mein Gott! Wäre es denn möglich! Du — Sie lieben ihn nicht! Und um mein« Arbeit willen hattest Du ihn gerufen? — O, Hab' Erbarmen mit mir! Ich weiß nicht mehr, wa« ich sage!"
Die so lange mit heldenmütiger Selbstbeherrschung unterdrückte heiße, verzehrende Leidenschaft kam mit so elementar« Gewalt zum Ausbruch, daß er in Wahrheit vergeblich nach Worten rang. Ab« zwischen dirsm beiden jungen Menschenkindern bedurfte e» zu ein« vollen Verständigung der Worte nicht mehr. Mit hoch «glühenden Wangen sank Helm» an seine Brust, und «st Meist« Winterfeld'S halb
«staunt«, halb fröhlich« Zuruf weckte sie aus der weltvergessenen Seligkeit dieser ersten, unaussprechlich innigen Umarmung. — — — — — — — — —
Nun war vorerst de» Fragen» und de« Erklären» kein Ende, und mit höchstem Entzücken vernahm Martin au» dem Munde de» geliebten Mädchen», daß sie sich an jenem Tage, da Gerding« in ihrem Hause aufgetaucht, bei einem Vergleich seine» oberflächlichen Benehmens mit dem männlichen Ernst und der edlen Ruhe Martin» zum ersten Male ihrer Liebe für den jungen Hausgenossen bewußt geworden sei,, und daß ihr vnändertes Benehmen gegen diesen, das er al» ein Symptom der Zuneigung für Gerding« angesehen, nur eine Äußerung mädchenhaft« Scham und Sprödigkeit gewesen.
Der alte Lithograph gab ebenso wie Mütterchen von ganzem Herzen seinen Segen. Das VrrlobungSfest wurde in all« Stille gefeiert, und der große Erfolg, welchen die ersten von Martin publicierten Blätter hatten, beseitigte alle Bedenken hinsichlich d« notwendigen, materiellen Grundlage des künftigen Ehebunde». Heute zählt der ehemalige Mal«, dessen Erstlingswerk mit Spott und Hohn überschüttet worden war, zu den gefeierten Kupferstechern und Radierern d« Gegenwart, und bergehoch hat sein Ruhm denjenigen Lorenz Gerding«'- überflügelt. Die Erwartungen, welche man auf jenen gesetzt, sind nur zum kleinsten Teil in Erfüllung gegangen. Die Erholungspause, welche er seinem Talent gegönnt, ist eine zu lange gewesen, — « hat sich nie wieder zur Höhe sein« ersten Werke emporzuschwingen vermocht, und nur hier und da begegnet man seinem Namen inmitten der gewaltiger* Heerschaar de» nüchternen Mittelmaße«. (End e.)