Beilage zum
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Nro. 142 .
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Jeuitkston.
Nachdruck verboten.
Auf falschen Aahnen.
Eine Künstlergeschichte von Reinhold Ortmann.
(Fortsetzung.)
Unterdessrn machte Lorenz Gerdinger von der Erlaubnis, seine Besuche im Winterfeld'schen Hause zu wiederholen, einen immer häufigeren Gebrauch. Anfänglich hatte er wenigstens den Schein gewahrt, als ob diese Besuche in erster Reihe dem Freunde gälten, aber Martin hatte es seinem gezwungenen Benehmen recht wohl angemerkt, daß GerdingerS eigentlicher Beweggrund ein ganz anderer sei. Und schließlich hatte es Lorenz nicht einmal mehr für nötig gefunden, den Vorwand festzuhalten. ES kam häufig genug vor, daß er Martin gar nicht mehr bei seiner Arbeit aufsuchte und daß er sich nach längerem Verweilen im Wohnzimmer der Familie wieder entfernte, ohne des Freundes überhaupt ansichtig geworden zu sein. Traf er aber doch einmal zufällig mit Martin zusammen, so suchte er hinter einer erkünstelt lebhaften Anteilnahme und hinter übertriebenen Freundschaftsversicherungen die Verlegenheit eines schlechten Gewissens durchsichtig genug zu verbergen, und so eilig als möglich machte er sich jedesmal aus der Gesellschaft des ehemaligen Kameraden lo». Eines Abends aber blieb das letzte Bemühen ohne den gewünschten Erfolg. In dem-nämlichen Augenblick, da sich Gerdinger verabschiedete, griff auch Martin nach seinem Hute und beide traten gleichzeitig auf die Straße hinaus.
„Du mußt mich entschuldigen, Giselher, ich habe es etwas eilig," wollte der Maler einen ziemlich auffälligen Fluchtversuch motiviren, aber Martin legte mit einer ruhigen Besonnenheit, die er dem älteren und berühmten Freunde gegenüber nie zuvor gewagt hätte, seinen Arm in denjenigen Gerdinger's, um ihn an seiner Seite festzuhalten.
„Auf einige Minuten kann es Dir nicht ankommen. Lorenz," sagte er, „und selbst wenn es so wäre, würde ich mich in diesem Augenblick für verpflichtet halten, keine Rücksicht darauf zu nehmen. Es muß endlich einmal klar werden zwischen uns, und ich würde vielleicht binnen Kurzem keine Möglichkeit mehr finden, mit Dir zu reden.*
„Aber mein Himmel, Giselher, — weshalb denn in diesem feierlichen Ton? — Wenn Du den Wunsch hast, mit mir zu sprechen, so stehe ich Dir selbstverständlich zur Verfügung. Kann ich Dir vielleicht in irgend etwas dienlich sein? Brauchst Du Geld?«
Auf Martin'« Stirn zeigte sich eine Falte, und rasch vorübergehend blitzte eS wie «in Zornesfunke in seinen Augen auf.
„Nein!" entgegnete er kurz. „Es handelt sich überhaupt nicht um mich, und Du weißt recht gut, weshalb ich diese Unterredung gesucht habe. Hältst Du mich für so thöricht, daß ich die Ursache und den Zweck Deiner häufigen Besuche bei Winterfeld nicht erraten haben sollte?"
Gerdinger sah, daß der unliebsamen Erörterung nicht mehr aus dem Wege zu gehen war, und er änderte mit einemmal seine Tactik, indem er einen überlegenen, beinahe spöttischen Ton anschlug.
„Ah, Du bist eifersüchtig," sagte er. „Ich habe mich allerdings auf etwas Derartiges bereits gefaßt gemacht."
„Du bist im Irrtum, Lorenz, und ich wiederhole Dir: es handelt sich hier durchaus nicht um mich, um meine Empfindungen und um mein Urteil über diese Handlungsweise gegen mich! Aber da Deine Bekanntschaft mit Helene Winterfeld durch mich herbeigeführt worden ist. so trage ich auch einen Teil der Verantwortung für die Folgen derselben, und nicht an meinem ehemaligen Freund, sondern an den Mann von Ehre wende ich mich, wenn ich Dich frage: Welche Absichten hast Du mit dem Mädchen?«
In dieser männlich ernsten, feierlichen Ruhe war etwas so imponierendes, daß auch Gerdinger eine würdige, aufrichtige Haltung wiederfand.
„Laß unS denn ehrlich und offen miteinander reden, Martin!« sagte er. „Ich weiß, daß ich mich einer schweren Versündigung an unserer Freundschaft schuldig gemacht habe, eines Verrats, den Du mir niemals verzeihen kannst, und zu besten Entschuldigung ich nichts anderes anzuführen vermag, als die unwiderstehliche, zwingende Gewalt einer sinnlos leidenschaftlichen Liebe. Als ich zur Erkenntnis meine» Zustandes kam, war cs zu spät, mich dem verwirrenden Zauber zu entziehen, welchen dies herrliche Mädchen auf mich aueübte. Ich habe um Deinetwillen mit wahrhaft übermenschlicher Anstrengung gegen diese Neigung anzukämpfen versucht, aber ich bin hoffnungslos unterlegen, und nun bleibt mir nichts anderes übrig, als das offene Bekenntnis, daß ich nicht mehr die Kraft habe, aus freien Mücken zu- rückzutreten."
„Wer sprach auch davon! Meine Liebe für Helene ist zu aufrichtig und wahr, als daß ich ihr nicht von ganzem Herzen eine Vereinigung mit dem Manne wünschen sollte, dem sie ihre Neigung zugewendet hat. Und daß sie Dich liebt, ist doch wohl gewiß?"
„Ich hoffe es, obwohl wir uns in klaren Worten noch nicht darüber ausgesprochen haben." *
„Wie könnte eS auch anders sein! — Aber Du bist aus einer reichen, angesehenen Familie, und Helene ist ganz mittellos. Eine derartige Verbindung gilt in Euren Kreisen ja wohl für eine Mesalliance, und es wäre vielleicht nicht unmöglich, daß Deine Eltern sich dagegen sttäubten. Hast Du Dich darüber vergewissert, und bist Du bereit, mir Dein Ehrenwort zu verpfänden, daß Du sie allen Hindernissen zum Trotz zu Deinem Weibe machen wirst?"
„Das also war es, was Du von mir begehrtest?« rief Gerdinger in wirklicher Rührung aus. „O, Du guter, wackerer Mensch, wie tief beschämt mich dieser selbstlose Edelmut! Wie klein uud erbärmlich stehe ich jetzt neben Dir da!«
„Es war mir nicht um Deine Anerkennung zu thun, Lorenz!" unterbrach ihn Martin kalt. „Ich begehre nichts als eine offene unzweideutige Antwort auf meine Frage!"
„Und kannst Du zweifeln, wie dieselbe ausfallen wird? Ja, ich schwöre es Dir bei meiner Ehre und bei meinem Leben, daß ich Helene Winterfeld zu meinem Weibe machen werde, sobald sie selbst mir ihre Zustimmung dazu gegeben haben wird!«
„ES ist gut!« sagte der andere kurz, indem er seinen Arm aus demjenigen Verdingers löste. „Du wirst diesen Schwur nicht brechen? Doch Du sagtest vorhin, daß Du es eilig hättest! Ich will Dich nicht länger aufhalten. Lebe wohl!"
Noch ehe Gerdinger sein Erstaunen über die seltsame Art der Verabschiedung überwunden hatte, war Martin um die nächste Straßenecke gebogen und in dem lebhaften Gewühl eines Menschenstromes verschwunden. (Schluß folgt.)
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