iMSWs

WlWZM

lSWMW

el-Liesa.'

W

MM

MM!

WWMU

4G§^ZK'

?ÄS«

^ s

jLMK.

lvMM

.ML4-

MÄl

LE

^S 130. Amts- und Anzeigeblalt für den Bezirk (Lalw. 68. Iahrga«-.

Erscheint Dirn «tag, D«nner«t»z und komitng. Die EinrütkungSzebühr betrtql in, Bezirk und nächster Um­gebung s Psg. di- Zeile, s-nst IS Big.

Samstag, den 4. November 1893,

AdonnementSpreit vierteljährlich in der Stadt SV Pfß. urd LO Pfq. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. 15, sonst i, ganz Württemberg Mr. 1. 35.

Taqer-Neuigkeiten.

Calw. In der Plenarsitzung der hiesigen Handels- und Gewerbekammer vom 16. v.M. wurde über die Vorschläge des preuß. Ministers für Handel und Gewerbe für eine reichsgesetzliche Regelung der Organisation des Handwerks und des Lehrlings­wesens im Handwerk beraten. Nach der einstimmigen Ansicht der Kammer, so schreibt man demStaatsanz.", ist bei dem württ. Handwerkerstand ein Bedürfnis für Reformierung des Handwerks im Sinne der Vor­schläge nirgends hervorgetreten, es ist im Gegenteil zweifellos, daß ein Zwang zum Eintritt in Fachge­nossenschaften mit idealen thatsächlich aber nicht erreich­baren Zielen, dagegen verbunden mit einer neuen Auflage von Beiträgen, nur als eine neue Belästig­ung empfunden würde. Die Stimmung unserer Ge­werbetreibenden würde durch das, was in den Vor­schlägen geboten wird, keineswegs gebessert. Ihre Beschwerden sind anderer Art, sie beziehen sich nicht auf mangelnde Organisation des Handwerks, sie rich­ten sich vielmehr gegen den nach ihrer Ansicht zu wenig eingeschränkten Hausierhandel, den Geschäfts­betrieb der Detailreisenden, der Wanderlager und der Konsumvereine, sowie deren ungenügende und zu wenig kontrollierte Besteuerung. Die Kammer erklärte sich dagegen einverstanden mit den von dem Gesamt­kollegium der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel in seiner Sitzung vom 6. Juni d. I. (Gewerbeblatt Rr. 27) vertretenen Ansichten, insbesondere der vor­geschlagenen Aenderung in der Zusammensetzung der Handels- und Gewcrbekammern, zum Zweck entsprechen­der Vertretung des Kleingewerbestandes in diesem Kollegium. Bezüglich der Deckung der Kosten der neu zu organisierenden Handels- und Gewerbekammern ist die Kammer der Ansicht, daß dieselben nicht ge­sondert, sondern mit der Gewerbesteuer auf sämtliche tIewerbesteuerpflichtigen der Kammerbezirke umgelegt

werden sollen. In Betreff des Lehrlingswesens (kauf­männische und Handwerkslehrlinge) wünscht die Kammer den Erlaß von Bestimmungen, welche deren Ausbild­ung in ausreichender Weise regeln. Von dem deut­schen Handelstag zu einer Aeußerung für die Bezeich­nung einer Gewichtsmenge von 100 lrx veranlaßt, gab die Kammer dem AusdruckMeter-Zentner" den Vorzug, weil er gleichlautend ist mit der in unseren Nachbarländern Oesterreich und der Schweiz gesetzlich eingesührten Bezeichnung und volkstümlicher als die Bezeichnungen Hekto-Kilogramm und Quintal. Das von dem Verband reisender Kaufleute Deutschlands ausgesprochene Verlangen, daß den Gewerbelegiti­mationskarten für den Großbetrieb reisender Kauf- leute ein Inhalt und eine Form gegeben werden soll, der jene von den Hausierern und Kolporteuren unter­scheidet, wurde als sehr begründet bezeichnet. Der Ausdruck: der Karteninhaber sei berechtigt, imUm­herziehen" Geschäfte zu machen, paßt wohl für den Hausierer, nicht aber für den gebildeten Kaufmann.

Calw. Der Schwarzwald-Bezirks­verein Calw hielt am Mittwoch abend seine General­versammlung im bad. Hof hier ab. Den Rechen­schaftsbericht erstattete Hr. Zoeppritz, wonach der Verein mit 60 ^ Kapital ins neue Jahr eintritt. Seit 1888, in welchem Jahr die letzte Generalver­sammlung stattfand, sind durch den Verein an Neuer­ungen geschaffen worden die Wege durch's Schwein­bach- und Mohnbachthal, ferner eine kleine Brücke im Kohlbachthal, ein Weg durch die Brandhalde zur Ernstmühler Platte, woselbst 12 Wegweiser aufgestellt und auch Sitzbänke angebracht wurden; ein Weg wurde auf dem Welzberg geschaffen, der Alzenbrunnen gefaßt und der vom Wasser beschädigte Mohnbach­thalweg verbessert. Früher hcrgestellte Wege im Be­zirk wurden verlängert oder in guten Stand gebracht. Der Vorsitzende, Hr. E. Stälin erbat hierauf De-

charge für den alten Ausschuß und forderte zur Wahl des neuen auf. Gewählt wurden die HH. Rektor vr. Weizsäcker, Fabrikant Zöppritz, Oberförster Plochmann - Liebenzell, Or. Wurm- Teinach, Ober» förster Koch-Hirsau, Professor Haug, Priv. W. Federhaff, Fabrikant E. Stälin und Fabrikant Baumann. Für die Herstellung des Schwein» bachthalwegs und des Wegs am Welzberg, welche be» reits fertig sind, ist vom Hauptverein noch ein Bei­trag von 300 ^ zu erwarten. Dem Wunsche des Hauptvereins, dem verstorbenen Baurat Reinhardt eine Gedenktafel aufzustellen, deren Kosten der Haupt­verein übernimmt, wird entsprochen werden. Als ge­eignete Stelle wurde die Ruine Waldeck bezeichnet. Mehrere Vorschläge über künftige Neuanlagen, An­bringung von Sitzplätzen rc. fanden die Zustimmung der Anwesenden. Die Versammlung war sehr gut besucht.

ZZ Liebenzell, 2. Nov. Eben noch be­günstigt vom kühlen Herbstwetter, das zwar keinen Hellen, warmen Sonnenschein, immerhin aber einen regenlosen, freundlichen Tag gewährte, durfte die Gemeinde Liebenzell am vergangenen Sonntag, den 29. Oktober, ihr Kircheinweihungsfest feiern. Durch die freundliche Fürsorge der K. Staatsfinanz» Verwaltung, die schon unter dem früheren Hrn. Finanz­minister v. Renner die Mittel zum Umbau unserer Kirche im Etat der Finanzperiode 1889/91 vorgesehen und von den Landständen bewilligt erhalten hat, ist nun die hiesige Gemeinde im Besitz eines schönen, würdigen Gotteshauses. Das Fest, das jetzt hinter uns liegt, hatte einen wohl für alle Teilnehmer be­friedigenden Verlauf. Die ganze Stadt prangte in niegesehenem festlichem Schmuck. Als frühmorgens die Bedeutung des Tags durch Festläuten und Choral­blasen der Gemeinde angekündigt wurde, herrschte als­bald eine gehobene Stimmung in allen Häusern und

Ileuicketon.

Brandkäthe.

Aus den Papieren eines Dorfschulmeisters.

Von K. Linden.

(Fortsetzung.)

Es war ein großer Umschwung eingetreten in den Gesinnungen Sallerts gegen seinen Neffen, Hermanns streng rechtliche Handlungsweise hatte ihn schon zu dessen Gunsten gestimmt, und des jungen Mannes ganzes ferneres Auftreten nahm ihn noch mehr ein. Wider Erwarten auch hatten die guten Nordenkirchener noch immer keine Ahnung, wer der eigentliche Urheber des Verbrechens sei, dessen man fälschlich Käthe angeklagt.

Die Untersuchung gegen Winkelbach hätte die Wahrheit in die Öffentlichkeit bringen müssen, doch war derselbe, ehe die Verhandlung begann, nachdem seine Ver­letzungen im Gefängnis geheilt, plötzlich verschwunden. Er hatte Gelegenheit ge­funden, seine Flucht zu bewerkstelligen. Und bald darauf war die Untersuchung «ingestellt worden, nachdem die Nachricht eingelaufen, daß Winkelbach in einer Hafenstadt beim Betreten eines Auswandcrcrschiffes verunglückt sei und seinen Tod in den Wellen gefunden habe. Beide Schuldige hatte der Tod erreicht. Allgemein hielt man nur den Verwalter für den Thäter; daß Frau Reinberg die Hauptschuld trage, wußten außer den Herren des Gerichts nur wenige. So entschloß sich denn Hermann, dem Wunsche Sallerts zu folgen und in die Heimat zurück zu kehren. Er erwarb sich denn bald das Vertrauen und Wohlwollen seines Oheims in so hohem Maße, daß man ihn mit Recht wieder wie vorher als künftigen Erben und

Herrn des Gutes anschen durfte. Er und seine Schwester Lena, die bis dahin bei Salieri gewohnt hatte, bewirtschafteten dasselbe mit Fleiß und Umsicht und an der Stelle des früheren vornehmen Scheins trug das Ganze nun das Gepräge einer gediegenen Wohlhabenheit.

Hermanns Wesen atmete zwar nicht mehr den sorglosen Frohsinn von früher» doch lag in seinem Blick wieder etwas Heiteres, Hoffnungsvolles; umso mehr war ich erstaunt, ihn plötzlich wieder verändert, finster und mißgestimmt zu finden. Und bald gestand er mir denn auch die Ursache. Hermann hatte sich jetzt Käthe wieder zu nähern versucht. Als ehr- und heimatloser Mann hatte er nicht hintreten wollen vor sie, die er einst mit kalter Verachtung von sich gewiesen und die doch bereit ge­wesen war, Ehre und Freiheit für ihn zu opfern. Nun aber, da seine Verhältnisse sich geändert und er wieder reich und angesehen war, durfte er wohl versuchen, sein früheres Unrecht gut zu machen. Die Liebe, die er gewaltsam erstickte, war von Neuem erwacht, aus der kampfverdunkelten Gegenwart stieg das leuchtende Bild einer glücklichen Zukunft vor ihm auf. So hatte er denn Käthe aufgesucht und sie in herzlichen Worten gebeten, ihm zu verleihen, die Vergangenheit zu vergessen und sein geliebtes Weib zu werden. Da aber hatte sich das Mädchen stolz emporzerichtet und kurz und kalt seinen Antrag abgewiesen.

Ich verstand sie wohl. So sehr sie Hermann liebte, wollte sie doch nicht gleichsam als Lohn für den gegen ihn bewiesenen Edelmut, ein Opfer von ihm an­nehmen. Denn, daß cs ein solches sei, daß er nur aus Mitleid und Dankbarkeit sie zu seiner Frau machen wollte war ihr fester Glaube.

Zwischen Käthe und mir bestand eine herzliche Freundschaft. Wohl war mir die Erkenntnis, daß sie meine Liebe nicht erwidere und nicht aufhören würde, Hermann zu lieben, bitter und schmerzlich gewesen, doch hatte ich's nun überwunden und mich bescheiden gelernt mit dem Vertrauen und der schwesterlichen Zuneigung,