Dienstmädchen. Von allen Seiten strömten Leute herbei. Durch den außerordentlichen Menschenauflauf wurden 3 Schutzleute an der Ecke der Rhein- und Wilhelmstraße auf den Vorgang aufmerksam, warfen sich geschickt den Pferden in die Zügel und brachten die Droschke samt allen Insassen nach dem benach­barten Polizeiamt. Dort wurde zunächst der Ent­führer, der sich als Vater der Kinder vorstellte (der aber getrennt von seiner Frau lebt und als Abfindung dafür, daß er die Kinder der Mutter und den Groß­eltern läßt, von letzteren eine größere Summe erhal­ten hat und eine Monatsrente von rund 300 be­zieht) von den Kindern getrennt und in einem anderen Zimmer untergebracht. Nach halbstündiger Verhand­lung, während deren die armen lieben Kleinen von 2 Mietbewohnern des Hauses, in dem die Großeltern wohnen, liebevoll beruhigt worden waren, traf der Bescheid der obersten Polizeibehörde ein. Infolge dessen ergriffen die beiden Beschützer die Mädchen und führten sie in Begleitung des Großvaters, Rent­ners Sehr., nach einer inzwischen herbeigeschafften Droschke. Bei der Uebersührung durch den Flur und Hofraum des Polizeiamts, wie auf dem ganzen Wege bis zur Wohnung an der Rhsinbahnstraße hatten die Beschützer einen heftigen Kampf mit dem Entführer zu bestehen, der sich an die Droschke angeklammert hatte und erst durch den kräftigen Schlag eines Metzgerburschen loszulassen gezwungen wurde.

Chicago, 30. Okt. Der Bürgermeister Harrison ist gestern abend von einem unbekannten Manne durch vier Revoloerschüsse getötet worden. Der Mörder des Bürgermeisters ist ein geistesgestörter Stellenjäger, namens Prendorgast. Derselbe wurde auf sein Klingeln von dem Diener eingelassen und feuerte 4 Schüsse auf den auf dem Sopha ruhenden Bürgermeister, welcher binnen 20 Minuten verstarb. Der Mörder ist verhaftet, er wurde beinahe gelyncht. Andere sagen, der Mörder sei ein Anarchist. Carter Harrison war 68 Jahre alt und sollte am 7. Nov. Miß Annie Howard heiraten, eine reiche Erbin mit 4 Mill. Dollars Vermögen. Er war schon öfters von Anarchisten bedroht worden und vor einigen Wochen war ein Attentat obne Erfolg auf ihn ge­macht worden. Der Gouverneur von Illinois hat letzthin die in Chicago eingesperrten Anarchisten be­gnadigt und freigelassen.

Vermischtes.

Die arbeitslosen Buchdrucker Berns richten in einer Eingabe an die Berner Re­gierung unter Berufung auf die Forderung, die der Staat an sie bezüglich Militärpflicht und Bezahlung von Steuern stellt, das Gesuch um Verschaffung von Arbeit in dem Sinne, es möchten Druckaufträge aus­schließlich denjenigen Offizinen zu Teil werden, die sich darüber ausweisen, daß sie bloß Schweizerbürger als Drucker beschäftigen.

ImNewyorker Schwab. Wochenblatt", Nro. 36 v. 18. Okt., liest man im Briefwechsel vom

Bärbels und Madele" folgende humorvolle Epistel von der Kaiserparade:Der Hannes vo' Kropflanga isch au hinter 'ma Kriegerverei' g'standa und Hot g'moint, wenn so viel alte Krieger ausrücket, siaht mer, daß de Dumme no' net ausg'storba send!" Des war' ehm' aber fast übel bekomma, denn se hent ehm droht, se thätet en in de Neckar schmeißa, und do Hot er schleunig Reißaus g'nomma und sich für 10 Pfennig im a Nach« über da Neckar g'fahre, daß se'n.net erwischt hent! Der Leabeslängliche vo' Hutzelburg- hausa aber isch scho' vorher in d' Kaiserparad so ver° tiaft g'', daß er im Wirtshaus, wo n er gvespert Hot a paar Glas Bier und a halb Pfund Backstoi'käs beim Fortgau' statt sei'm Schirm de Zeitungshalter mit sei'm Liablingsorgan, derschwä­bische Tagwacht" unter'n Arm g'nomma Hot und hot's net früher bemerkt, als bis er uf em Hoimweg vom Rega überrascht worda isch und Hot setzet statt sei'm Regaschirm wölle de Zeitungshalter ufspanna! Der Ma' denkt halt au z'viel über's Wohl vo' seiner G'moid noch und Hot au so arg für s' g'spart, daß se koi' richtige Stroß', koi a'ständigs Schulhaus und au sonst koi Bequemlichkeit hent, darfür aber so viel Ueberschuß in der G'moidkass', daß der Staat l 0,000 Mark darvo' an sich zoga Hot; für seine Verdienst' hat er nah bei sei'm 25jähriga Dienstjubiläum de golde' Verdienstmedaille kriagt, uf dui isch er net wenig stolz!)!

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^ 7 ; Zur Kirchmeihe irr Kellenzell.

Das Bauwerk unsrer Kirche ist zu Ende Stolz hebt sie sich aus andrer Häuser Reihn Und höher noch als früher reckt die Wände Ihr schmucker Turm ins Himmelblau hinein.

Auch schöner noch, in neuen Harmonien Erklingt der Glocken süß melodisch Spiel Und wie die Töne sich zum Himmel ziehen,

Zieht's unsre Herzen an ein schönes Ziel. Dorthin, wo nun durch schön gebaute Hallen, In denen heilig hehre Weihe lauscht.

Der Orgel Klänge herzerhcbend schallen,

Wozu Gesang in frommen Weisen rauscht. Dorthin, wo alle Seelen sich erfreuen An ernster Predigt, laut'rem Gotteswort.

Dorthin zur Kirche, die wir heute weihen Als des dreieinigen Gottes Haus und Hort. Uns, die wir ja der alten Kirche Schwellen Den größeren der neuen weichen sah'n.

Muß tausendfacher Dank die Herzen schwellen Wenn heute wir dem Gotteshause nah'n.

Ja tausendfacher Dank dem Himmel droben.

Der uns den schmucken Bau gelingen ließ Und uns damit so schöne neue Proben Von Gottes Vaterhuld und Güte wies.

Dann aber Dank dem Mann in unsrer Mitte, Der nun seit zwanzig Jahren bei uns weilt.

Auf besten dringend wiederholte Bitte Der Landtag uns die Mittel zugeteilt.

Vermöge deren wir den Bau beginnen.

Vollenden konnten wohl zum größten Teil.

So schlecht nicht steht's um eines Volkes Sinnen, > Das so noch sorgt für seiner Seelen Heil.

Ja Dank dem Mann, denn schwere Mühelasten Hat ihm der Bau zu seinem Amt gesellt.

Er mußte sorgen, schaffen ohne Rasten Bis in drei Jahren war der Bau erstellt.

Und Ruhm dem Mann, des Rat gar oft beseitigt Manch plötzlich aufgetauchte Schwierigkeit.

Und waren die Gefühle auch beleidigt Durch Grabverlegung, ihm war's herzlich leid Er weiß ja wohl, daß Blumen und Cypressen Man gerne um der Lieben Grabmal flicht,

Doch hindern 'mal die Blumen das Vergessen Der einstens uns so lieben Toten nicht.

Was aber uns mit ihnen stets verbindet.

Das ist der Glaube an ein Wiedersehen:

Wo immer auch die Asche sich befindet.

Die Seele wird zur ewigen Heimat gehen.

Ob wir zur Kirche über Gräber schreiten.

Gewiß, den Toten raubt es nicht die Ruh, Dagegen wird es ihnen Trost bereiten,

Geh'n betend oft wir nur der Kirche zu.

Dank auch dem Mann, der heischte milde Gaben Zu schönem Kunstwerk, das die Kirche schmückt. Woran wir können Herz und Sinn erlaben Und reich ward er aus nah und fern beglückt.

So steht die Kirche fertig aufaerichtet In schlichter, ernster Schönheit vor uns da.

Wir freuen uns und Gott sei Dank gepflichtet, Daß Alles ohne Unglücksfall geschah.

Zu unsrem Dank mag noch der Wunsch sich fügen: Dem Manne, der so viel für uns gethan,

Mög es zu wirken immer hier genügen Bis an das Ende seiner Lebensbahn.

Er möge lang noch an der Heilgen Stätte,

Die heute wir bei frohem Fest geweiht,

Die ohne ihn die hies'ge Stabt- nicht hätte.

Im Segen wirken für die Ewigkeit.

Für seine viele Thaten ihn zu lohnen.

Wir können's nicht, der Himmel wird es thun. Doch wird er ferner nicht mehr bei uns wohnen Als Fremder, näher noch steht er uns nun.

Drum laßt die Gläser freudig uns erheben Und unser Hochruf schalle laut und hell:

Lang möge der Herr Stadtpfarrer Weit brecht

leben

Als Ehrenbürger der Stadt Liebenzell!"

Bei nur 1 Pfg. täglicher Ausgabe kann man die Schönheit des Antlitzes, Weiße der Hände, des Halses, Zartheit der Haut nicht allein konservieren, sondern auch erlangen und zwar dadurch, daß man zu seiner Toilette ausschließlich Toering's Seife mit der Eule verwendet, die in Dualität, Güte und Wirkung unvergleichlich ist. Durch diese Toiletteseife vermeiden wir nicht allein das Nissig- und Sprüdewerden der Haut, sondern geben ihr auch die Frische und Zart­heit, die selbst ein weniger hübsches Antlitz so an­ziehend, so wohlgefällig macht. Zu haben ä 40 Pfg. in Calw bei I. C. Mayers Nachf., Emil Sänger a. Markt, A. Schaufler, Wieland H Pfleiderer (Federhaff'sche Apotheke).

Ln-Zros-Verkauf: voering L Oo., Frankfurt a. M.

H

Sonntag, den 3. November, vormittags 9'/- Uhr, findet in der kath. Stadtpfarrkirche

die feierliche Investitur

des hochwürdigen Herrn Stadtpfarrer Schwaier statt.

Hiezu werden die Gemeindemitglieder freundlichst eingeladen. Calw, den 30. Oktober 1893.

Der kath. Kirchenstiftungsrat.

Aus Anlaß dieser Investitur findet am

Sonntag, den 5. Dovemöer, mittags 13 Ahr,

im Gasthof zum Waldhorn ein

Festessen

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statt. Die Mitglieder der kath. Gemeinde, sowie sonstige Freunde und H Bekannte des Hrn. Stadtpfarrers werden hiezu ergebenst eingeladen. H

Herren, welche an diesem Esten trockener Tisch L 2 ^ teilnehmen wollen, werden gebeten, spätestens bis Freitag, den 3. Nov., > abends, sich im Waldhorn anzumelden. H

Von nachmittags 4 Uhr an ist gesellige Vereinigung im H badischen Hof. ^

Calw, den 30. Oktober 1893. ^

Der kath. Kirchenstiftungsrat. E

-_ ^

Revier Calmbach.

Verkauf vou Tamren-

und

Rotforchen-Stamucholz

auf dem Stock

am Dienstag, den 7. Novbr., vormittags 11'/- Uhr, im Gasthof zur Sonne in Calmbach, aus dem Distrikt

Kälbling und Eiberg:

1 Forchenlos von 13 Stämmen mit 23 Festm. Stammholz und 19 Tannenlose von 1117 Stämmen mit 1294 Festm. Stammholz. Das Holz fällt zu ca. 20°/o in die I. und II. Langholzklaffe, ist von sehr schöner Qualität und hat sehr günstige Abfuhrverhältniffe.

Jede weitere Auskunft erteilt das Revieramt.

Im Vollstreckungswege verkaufe ich am

Mittwoch, den 8. November, mittags 1 Uhr,

im Hause der Witwe Volz, Salzgaffe, gegen bare Bezahlung:

1 Pappfcherre,

1 Papierfchneidrnafchinr,

2 Pressen,

eine Partie (8St) Fileten, eine Partie Schriften,

alles noch in sehr gutem Zustande.

Biedermann,

Gerichtsvollzieher.

Altburg.

Bei der hiesigen Schulsondspflege liegen gegen gesetzliche Sicherheit

200 Mark

zum sofortigen Ausleihen parat.

Schulfondspfleger Rentschler.

Donnerstag abend 8 Uhr

Bibelstunde

im Bcrcinshairs

Hustcrv-Adolf- Ir cruenver^ein

Freitag, de» 3. November, nachmittags 3 Uhr,

im Dekanathaus.

ML