535
spiel absoluter, musterhafter Ordnung, welche trotz des überströmenden Enthusiasmus, in dem sich alle Klassen und alle Parteien zusammenfanden und der sozusagen beispiellos war, durch keinerlei Unordnung gestört wurde. Auch kein Zwischenfall ernster Natur ist vorgekommen, welcher auf den Glanz der denkwürdigen Feste irgend einen Schatten werfen konnte.
Stockholm. Die Herausgeber der schwedischen Wizblätter „Kasper" und „Söndags Nisse" haben dem Buchhändler, der den schwedischen Nachdruck der Münchener „Fliegenden Blätter" vertreibt, den Verkauf ihrer Blätter entzogen, um, wie es in einer Zuschrift heißt, das schändliche Unwesen nicht zu unterstützen und die räuberische Aneignung des Titels, Textes und der Illustrationen der „Fliegenden Blätter" durch eine dänische Firma zu bekämpfen.
Aus Amerika, 10. Okt. Ein in den Annalen der Justizpflege einzigartig dastehender Fall dürfte demnächst die amerikanischen Gerichte beschäftigen. Ein Canadier hatte zum Besuche der Vereinigten Staaten, in erster Linie der Weltausstellung zu Chicago, einRundreisebillet gelöst und war auch glücklich in Chicago angelangt. Dort aber überfiel ihn eine Krankheit, welche schnell den Tod herbeiführte. Ein Freund des Verstorbenen übernahm die Ueberführung der Leiche in die Heimat, und zwar auf das Nundreisebillet hin, dessen Giltigkeit ja noch nicht abgelaufen war und das dem Besitzer die Rückbeförderung zur Anfangsstation der Rundreise verbürgte. Aber die Eisenbahngesellschaft verlangt nun Extrabezahlung für den Transport der Leiche, da mit dem Tode des Billetbesitzsrs alle Verpflichtungen gegen denselben aufgehoben worden seien und die Gesellschaft wohl die Beförderung eines Passagiers, nicht aber den Transport einer Leiche durch llebergabe des Bil- lets zusichere.
Washington, 27. Okt. Das Repräsentantenhaus bestimmte, daß alle Offiziere amerikanischer Dampfer, einschließlich der Maschinisten, amerikanische Bürger sein müßten.
Vermischtes.
Calw, 30. Okt. Die in Nro. 126 dieses Blattes aufgeworfene Frage über den Zusatz von Most soll in nachstehendem beantwortet werden.
Schlehen lassen sich als Zusatz zu Most, namentlich zu Birnenmost, sehr gut verwenden, indem sie denselben vermehren und haltbarer machen. Man rechnet auf 100 Liter Most 12 Liter Schlehen (natürlich reife, die aber noch keinen Reis bekommen haben). Die Schlehen läßt man ungefähr 2—3 Tage liegen, zerdrückt oder vermahlt sie samt den Kernen und bringt sie so (also den Brei, nicht bloß den Saft) ins Faß. Der Most wird dadurch haltbarer, schön rötlich und von aromatischem Geschmack. —
Aehnlich lautet eine Angabe in der Schrift „Die Obstverwertung unserer Tage" von R. Goethe: Um fehlenden Gerbstoff zu geben, nehme man reife Schlehen, die gleichzeitig dem Wein einen vorzüglichen, würzigen Geschmack und eine schwach hellrote Färbung geben; man rechnet von diesen Früchten auf 100
Amtliche KekiluulmachvuM.
Revier Hofstett.
Samstag, den 4. Novbr., vormittags Uhr, wird im „Lamm" in Neuweiler die Lieferung von
ca. KV elrm
Kalksteinen
auf den neuen Kleinenzthalweg im Frohn- wald (von der Agenbacher Säge bis zur Brühlstube) in Accord gegeben.
Zavelstein.
Gefunden
1 holz. Tabakspfeife mit Rehkrone. Abholungstermin 14 Tage.
Stadtschultheißenamt.
Wiedenmayer.
Altburg.
Bei der hiesigen Schulfondspflege liegen gegen gesetzliche Sicherheit
200 Mark
zum sofortigen Ausleihen parat.
Schulfondspfleger Rentschler.
Obst 5 kx, doch dürfen sie nicht gefroren sein, weil sie sonst keinen Gerbstoff mehr haben.
Ueber die Beimischung von Wein st einsäure schreibt ein Einsender im „Wochenblatt für Landwirtschaft" , daß er dieses Verfahren mit vollem Recht empfehlen könne, da ihm durch Beimischung von 30 Gramm Weinsteinsäure zu 3 Hektoliter Birnenmost und 20 Gramm zu 3 Hektoliter Apfelmost seit über 20 Jahren noch nie ein Most durch Zähwerden oder irgend eine andere Krankheit verdorben worden sei. —
Palmisch- oder Knausbirnenmost, welcher bekanntlich weniger haltbar sich zeigt, kann ebenfalls durch Zusatz von Weinsteinsäure und Tannin verbessert werden. Man nimmt 60—80 Gramm Weinsteinsäure und 30 Gramm Tannin zu 100 Liter süßem Most. Am besten ist es aber, wenn diese Birnensorten nicht für sich allein, sondern mit Bratbirnen oder sauren Aepfeln gemischt gemostet werden. Wer die Gärung des Obstmostes verstärken will, nehme 20 Gramm Salmiak auf 100 Liter.
— Verhängnisvolle Patronen. Der jüngst über Prag verhängte kleine Belagerungszustand wäre einem unserer Landsleute fast übel bekommen. Kaum hatte er sich im Hotel installiert, als ihm zwei Polizisten seine Verhaftung notifizierten. Erstaunt forderte unser Landsmann Aufklärung. — Nach dem Tische hinzeigend, auf dem die eben angekommenen Briefe lagen, entgegnete ihm der Anführer: „Mein Herr, Sie haben eine Korrespondenz erhalten, nach welcher Ihnen aus der Schweiz eine Million Patronen avisiert sind und ....!" — Laut auflachend unterbrach unser Landsmann die stutzig werdenden Gens- darmen und erklärte ihnen, daß es sich ja um nichts anderes, als um Maggi's Fleischextrakt-Patronen handle, von welchen ein Prager Großhandlungshaus 1,000,000 Patronen bestellt habe. Tableau!
— Der Ruhm des Eiffelturmes läßt die Ingenieure nicht schlafen. In Chicago hat man zwar darauf verzichtet, Eissel zu übertrumpfen und hat das Ferrisrad an seiner Statt gebaut, aber in London ist man zum Turm zurückgekehrt und baut jetzt im Wembley-Park ein eisernes Ungetüm, das noch 175 englische Fuß höher sein soll als das Pariser Vorbild. Der neue Turm, dessen Bau Ende 1894 fertig sei» soll, ist als Hauptanziehungspunkt eines großen Vergnügungsetablissements gedacht, das dem Krystall- palast Konkurrenz machen soll. Auf der Spitze erhält der Turm ein Observatorium und eine riesige elektrische Lampe. Die Kosten des Baues sind aus 4 Millionen ^ berechnet.
Auf nach Spanien! In Spanien herrscht in diesem Jahre großer Weinüberfluß. 16 Liter guten Rotweins kosten gegenwärtig in Spanien 80 -A Der Wein ist gar nicht an den Mann zu bringen. In der Provinz Valencia scheint sich der beteiligten Kreise ein wahrer Galgenhumor bemächtigt zu haben. Nicht weit von Liria steht ein Karren, auf welchem ein Fuder Wein liegt, und dieses trägt eine große Aufschrift mit folgenden Worten: „Wanderer! Hast du Durst, so trinke herzhaft und vergiß nicht, darnach den Krahnen zu schließen." Der Eigentümer des Weines zieht es vor, anstatt diesen, wie viele andere
es thun, auf die Straße zu schütten, damit durstige Passanten zu erquicken.
— Trotz elektrischen Lichts und sonstigen „Aufklärigts" blüht, wie die „Köln. Ztg." sarkastisch schreibt, der Jnseratenschwindel immer üppiger, und in allerneuster Zeit treiben es die Jndustrieritter so weit, die Zeitungsleser für Idioten zu halten; sonst würden sie nicht mit einer nur für Blödsinnige nicht erkennbaren Schwindelei Vorgehen, indem sie den Lesern ein Rätsel aufgeben, das zur Not em Pferd schon erraten kann. Die Häufigkeit und der große Umfang solcher Annoncen lassen aber erkennen, daß recht viele Leute auf den Schwindel hereinfallen, daß mithin die Menschen immer dümmer werden. Alan sollte speziell diesen Schwindel in den Lokalblättern gehörig geißeln, etwa nach folgendem Rezepte des „Ulk":
Großartige Chancen.
Das Erste ist ein N,
Nimm noch ein a dazu.
Zwei r noch hinterdrein.
Das Ganze bist dann Du.
„Wer dieses schwere Rätsel lösen kann und die Auflösung nebst 3 M. bar an die Firma Anschmierinski u. Co. einssndet, erhält einen Ring von echtem Blechmetall, worin sich ein schön gefärbtes Glasstück befindet. Außerdem hat der Einsender die Ehre, die schundigsten Waren bei der Firma zu höchsten Preisen kaufen zu dürfen. Die Klugen werden um Diskretion gebeten."
— Bei den letzten Manövern in der Schweiz sieht ein englischer General erstaunt einem Appenzeller Schützen zu, der fortwährend Mannstreffer schießt. „Na," sagt der General endlich, „habt Ihr in der Schweiz viele solche Schützen, mein Sohn?" — „Oeppe füfzgtusig (50000), Herr General!" — „So, so! Was würdet Ihr aber machen, wenn ich mit 100 000 Engländern Euch angreifen würde?" — „Gad (gleich) no' emol lade'!"
N u r i m m e r h ö f l i ch! In Nr. 244 des „Ellwanger Tagblattes" findet sich folgende Annonce: „Anfrage. Bei den betreffenden Kraut- und Rübendieben möchte ich anfragen, ob sie bald genug haben? Espachweiler, den 22. Okt. 1893. Bäcker Schimmel."
Eingesandt.
Die Futter- und Streunot und der damit verbundene Geldmangel der ländlichen Bevölkerung ließ den Mangel einer Anstalt recht fühlbar werden, die dem kleinen Mann mit Darlehen gegen Bürgschaft in kleineren Beträgen, unter die Arme zu greifen berufen ist, cs ist in unserem Bezirk der Mangel einer Oberamtssparkasse. Nicht jedermanns Sache ist es, einer Bank oder Darlehenskasse beizutreten, aber an einer Oberamtssparkasse kann sich jeder betheiligen. Damit sollten Schulsparkassen verbunven werven und manches Stückchen Geld würde der Familie erhalten bleiben, um in solchen Notzeiten segensreich zu wirken. Mögen die Vertreter der Aints- körperschaft recht balv ein solch wohlthätiges Institut ins Leben rufen, der Nutzen wird nicht ausbleiben.
G. Z.
..-er,.-?-,.-?-
Sonntag, den 5. November, vormittags S'/- Uhr, findet in der kath. Stadtpfarrkirche
die feierliche Investitur
des hochwürdigen Herrn Stadtpfarrer Schwaier statt.
Hiezu werden die Gemeindemitglieder freundlichst eingeladen. Calw, den 30. Oktober 1893.
Der kath. Kirchenstiftungsrat.
Aus Anlaß dieser Investitur findet am
Sonntag, den 5. Aovemöer, mittags 12 Ahr.
im Gasthof zum Waldhorn ein
Festessen
statt. Die Mitglieder der kath. Gemeinde, sowie sonstige Freunde und Bekannte des Hrn. Stadtpfarrers werden hiezu ergebenst eingeladen.
Herren, welche an diesem Essen — trockener Tisch L 2 —
teilnehmen wollen, werden gebeten, spätestens bis Freitag, den 3. Nov., abends, sich im Waldhorn anzumelden.
Von nachmittags 4 Uhr an ist gesellige Vereinigung im badischen Hof.
Calw, den 30. Oktober 1893.
Der Irath. Kirchenstiftungsrat.
Weltenschwann.
Bei der hiesigen Ortsgemeindepflege sind bis zum 11. November
600 Mark
gegen gesetzliche Sicherheit zu 4'/- "/>» auszuleihen.
P f r o m m e r.
Krivat-Anzeige«.
Ev. Man nerverein.
Monatszusammenkunft Dienstag, den 31. Oktober, 8 Uhr, Bierbrauerei Haydl.
Möblierte Zimmer
werden sofort zu mieten gesucht. Angebote an die Rev. erbeten.
2000-2500'Mark
sind gegen gesetzliche Sicherheit zu 4 auszuleihen.
Zu erfr. im Compt. d. Bl.