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128. Amts- und 2lnzeigeblcrtt für den Bezirk (Lalw. 68. Iahrgaag.

Erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Um­gebung 9 Pfg. die Zeile, sonst 12 Pfg.

Dienstag, den 31. Oktober 1893.

Abonnementspreis vierteljährlich in der Stadt 99 Pfg.

SO Pfg. Trägerlohn. durch die Post bezogen Mk. 1. 15, sonst t» ganz Württemberg Mk. 1. 35.

Amtliche AekaimtMachungen.

Bekanntmachung

betreffend die Beleuchtung der Fuhrwerke zur Nachtzeit.

Da die Vorschriften über die Beleuchtung der Fuhrwerke zur Nachtzeit vielfach nicht eingehalten werden, so wird hiemit wiederholt darauf hingewiesen,

daff zur Nachtzeit, d. h. vom Eintritt der Dunkelheit des Abends bis zum Beginn der Morgendämmerung, wenn die Nacht nicht vollständig hell ist, jedes auf öffentlicher Straffe befindliche Fuhrwerk vorschriftsmäffig beleuchtet sein muff.

Die Schulth.-Aemter werden angwiesen, die Einhaltung dieser Vorschrift mit aller Strenge zu überwachen.

Calw, den 28. Oktober 1893.

K. Oberamt.

Lang.

Bekanntmachung derZentralleitungdesWohl- thätigkeitsvereins, betreffend die Ehrenzeichen für weibliche Dienstboten.

Die Bewerberinnen um das von Ihrer Maje­stät der Höchstseligen Königin Olga gestiftete Ehrenzeichen für weibliche Dienstboten werden aufge­fordert, ihre Gesuche mit einem Zeugnis der Dienst- Herrschaft über Jahr und Tag des Diensteintritts, über die Art der Dienstleistung, über etwaigen Ueber- tritt zu einer anderen Dienstherrschaft auf demselben Anwesen, über etwaige Unterbrechung des Dienst­verhältnisses, über den Lebenswandel und das Ver­halten des Dienstboten, unter Bezeichnung besonders

hervorragender Leistungen, bei dem gemeinschaftlichen Amte einzureichen.

Spätestens bis zum 1. Dezember dieses Jahrs sind diese Gesuche von dem gemeinschaftlichen Amt mit einem Zeugnis über Sittlichkeit und Leumund der Bittstellerin unter Beurkundung der Angaben derselben und der Dienstherrschaft und Bezeichnung des Alters, der Konfession und des Heimatsorts der Bittstellerin der Zentralleitung des Wohlthätigkeits- vereins vorzulegen.

Für das Ehrenzeichen können weibliche Dienst­boten vorgeschlagen werden, welche im Umfange des Königreichs nach zurückgelegtem vierzehntem Lebens­jahre in einer Familie oder in demselben Anwesen ununterbrochen wenigstens 25 Jahre lang treu und in Ehren dienten.

Ist das Dienstverhältnis durch äußere Ver­hältnisse, wie Krankheit von Angehörigen und der­gleichen, ohne Verschulden des Dienstboten unter­brochen worden, so kann die vor Eintritt der Unter­brechung zurückgelegte Dienstzeit der nachfolgenden hinzugerechnet werden.

Stuttgart, den 25. Oktober 1893.

K ö st l i n.

Eages-ReuigkeiLen.

* Calw, 30. Okt. Am letzten Wochen­markt wurden folgende Preise bezahlt: 1 Pfund Sauerbutter kostete 1 ^ bis 1 ^ 10 Süßbntter 1 ^ 15 bis 1 ^ 20 Eier wurden mit 7 pro Stück bezahlt. Kartoffeln waren viele zugeführt; der Preis von 1 Ztr. stellte sich auf 2 ^ 50 bis 3 ^ je nach Qualität. Das Pfund Zwiebel kostete 10 -H. Entgegen dem Vorjahr war nicht viel Kraut

feil; die Preise bewegten sich von 67 ^ pro Hun­dert; billiger wurde nicht abgegeben, da sonst das Kraut verfüttert wird. Gänse wurden mit 2 ^ 60 A Enten mit 1 ^ 35 bezahlt. Kohlraben kosteten 8 ^ pro Stück. Obst war sehr wenig da; es wurden gefordert und bezahlt für Aspfel 2 ^ 70 bis 3 ^; der Obstmarkt dürfte jetzt sein Ende erreicht haben. Hoffen wir, daß auch im nächsten Jahr die Abhaltung eines solchen stattfinden kann; die Einrichtung hat sich gut bewährt und ist fleißig benützt worden.

Hl Deckenp fronn, 29. Okt. Fischzucht. Daß unsere im Frühjahr eingesetzten Karpfen vor­züglich gediehen sind, davon ist der gestrige Tag ein Beweis. Einer der..Seen mußte nämlich abgefischt werden, da der Wasserstand infolge des trockenen Herbstes so nieder wurde, daß zu befürchten war, die Fische nicht durch den Winter zu bringen, und so wurden aus fraglichem See ca. 40 Pfd. Fische heraus­genommen, welche unter die Mitglieder verkauft wurden. Der Erlös deckt bereits die bisherigen Auslagen. Der verhältnismäßige günstige Wasserstand der zwei übrigen Seen läßt hoffen, daß diese Fische gut durch den Winter kommen. Von der bisherigen Rentabili­tät unserer Fischzucht sind die Mitglieder unseres Fischvereins sichtlich erfreut.

Stuttgart, 26. Okt. Zum Jagdbesuch des deutschen Kaisers in Bebenhausen vom 4.-6. Novbr. erfährt man, daß der Kaiser bei dieser Gelegenheit nicht nach Stuttgart kommen wird. Ebensowenig wird I. Maj. die Königin während der Jagdtage in Beben­hausen verweilen, dagegen ist, günstiges Wetter vor­ausgesetzt, noch ein mehrtägiger Aufenthalt der Maje­stäten daselbst für die folgenden Tage in Aussicht ge­nommen.

Iserril'Leton.

Nachdruck verboten.

Aus den Papieren eines Dorfschulmeisters.

Von A. Linden.

(Fortsetzung.)

Sie fragte mich dann, wie viel Geld ich verlange, und als ich ihr die Summe nannte, versprach sie mir, dieselbe am andern Tage zu beschaffen, so lange soll ich mich hier oben verborgen halten, etwas zu essen werde sie mir schon herauf be­sorgen. Dann ging sie; mir gefiel das Ganze nicht recht, ober was wollt' ich machen. Wieder dauerte es eine Zeit lang, es war mir so sonderbar zu Mute, und es wurde mir ganz unheimlich dort oben. Ich ging zum Fenster, um zu sehen, ob ich hinaursteigen könne, aber die Höhe war zu beträchtlich; da erblickte ich auf dem Fußweg eine Frauengestalt, die regungslos stand, und wie es schien, zu mir herauf sah. Ich glaubte, es sei Frau Reinberg gewesen, und rief ihr zu, sie solle auf- machen; ich sei es müde hier oben zu warten. Zugleich aber entdeckte ich, daß ich mich geirrt, denn nun sah ich Frau Remberg unten an der Mauer durch den Garten schlüpfen, während jene andere noch auf dem Wege stand. Plötzlich drangen dichte Rauchwolken in den Raum, ein seltsames Knattern und Knistern wurve laut, und ein Heller Flammenschein zuckte am Fenster vorüber. Da auf einmal ward mir alles klar, Ihre Mutter hatte das Feuer angelegt; sie hatte den Rat befolgt, den ich ihr selbst gegeben, als sie mir früher vor meinem Fortgehen entgegen hielt, daß sie kein Geld besitze. Ich sagte ihr damals: »So schaffen Sie welches, stecken Sie die Bude drüben in Brand, die Gebäude und ihr Inhalt an Frucht sind zu doppeltem Wert versichert. Das. was die Feuerversicherung dafür zahlen muß, hilft Ihnen gind mir aus allen Nöten, und kein Mensch wird irgend einen Verdacht gegen Sie

hegen." Damals hatte sie entrüstet meinen Vorschlag von sich gewiesen, jetzt machte sie Gebrauch davon, um zugleich sich meiner zu entledigen. Sie mochte gedacht haben, ich würde das Feuer nicht eher bemerken, als bis es für mich zu spät sei. Und das Entkommen war in der That schwer. Die Thür war fest verschossen. Ich überlegte, ob ich nicht das im Hof oder im Stall noch beschäftigte Gesinde zu meiner Befreiung herbeirufen sollte; in diesem Fall aber würde man mich erkennen und alles war dann für mich verloren. Die Gefahr wuchs mit jeder Minute, ich hörte, wie draußen alles in Aufruhr geriet, wie die Leute zum Löschen herbeieilten; mir blieb leine Wahl. Dicker wurde der Dampf und heißer, glühender der Flammen­schein. So zog ich den einzigen, wenn auch gefährlichen Rettungsweg, der sich mir bot, dem sicheren Feuertods vor, schwang mich aus dem Fenster und versuchte, an dem Obstspalier zur Erde zu klettern. Gs ging besser, als ich erwartet hatte. Wohl stieß ich mich am Mauerwerk, daß ich blutete. Am Arm und in der Seite verletzt, fühlte ich starke Schmerzen, doch durfte ich an sie jetzt nicht denken, so verbiß ich sie denn und überlegte, wie ich ungesehen forlkommen könne. Zornig, daß ich nun unverrichteter Sache wieder zurückkehren müsse, schlich ich hinweg, ohne zu wisse», wohin ich meine Schritte lenken sollte. Als ich an dem Sallertschen Haus vorbei ging, sah ich die Thür offen stehen, da blitzte mir'S durch den Kopf: Der Alte ist nicht der, oder doch ganz allein, geh' hinauf und nimm dir von ihm so viel Geld als du brauchst. Was die Neinberg dir nicht geben wollte und dir noch zukommt, nimm' dir von Sallert. So ging ich hinauf; in Gallerts Schlafzimmer stand sein Pult, ich wußte, daß er darin stets eine Summe Geldes aufbewahrte."

Er holte tief Atem, und als er das tiefe Leid auf dem Antlitz Hermanns sah, lachte er höhnisch auf, bevor er in seiner Erzählung fortfuhr:

Eben wollte ich das Pult erbrechen, da stand auf einmal der Alte hinter mir.Hilfe, Räuber, Mörder!" schrie er, so laut er konnte. Zum Glück vermocht« er mich nicht zu erkennen, weil Dunkelheit im Zimmer herrschte, das nur unsicher erhellt wurde durch den blutroten Feuerschein. Die Verzweiflung ließ mich nicht