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113.
Amis- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw.
68. IahrM-.
Erscheint Di-nStag, Donn-rSt-g und Samstag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Umgebung S Psg. die Zeile, sonst 12 Psg.
2-Ek" Um die beim Quartalswechsel eintretenden Störungen im Bezug zu vermeide«, ersuchen wir unsere verehrlichen Postabonnenten, schon jetzt die Erneuerung des Abonnements pro IV. Quartal 1883 bei den betr. Postanstalten bewerkstelligen zu wollen.
Amtliche Bekanntmachungen.
Floß sperre.
In Folge des derzeitigen niedrigen Wafser- standes wird hiemit verfügt:
1. Die Flößerei auf der untern Nagold (von Calw abwärts) darf je nur die andre Woche betrieben werden; die Flößerei ist gestaltet vom 24. bis 30. Sept., vom 8. bis 14. und vom 22. bis 28. Okt., sowie vom 5. bis 11. Nov. je einschließlich,
2. für die gesamte Nagold ist das Beladen der Flöße mit gesägtem Bauholz und sonstigen Schnittwaren für die Dauer dieses Herbstes vollständig untersagt.
Bestimmungen über die Flößereizeit für die obere Nagold werden demnächst veröffentlicht werden.
Calw, den 25. September 1893.
K. Oberamt.
Lang.
Tayes-Ueuitzkeiten.
** Calw, 23. Sept. In der letzten Nummer d. Bl. ist die Mitteilung enthalten, daß der Schreinergeselle Andreas Diehm beim Schulhausbau „dadurch verunglückt sei", daß er seitens des den Spreng- schuß bewerkstelligenden Arbeiters am Verlassen des
Dienstag, den 26. September 1893.
Schulhauses verhindert wurde. Die an und für sich nicht ganz klare Mitteilung ist überdies auch völlig unrichtig, es ist vielmehr nach den angestellten Erhebungen der Hergang folgender gewesen: Es war bestimmt, daß am 14. ds. abends nach 7 Uhr noch ein Stück Felsen mit schwacher Ladung gesprengt werden sollte. Das Bohrloch hatte eine Tiefe von 1,45 m und eine Füllung bis zu 0,35 m. Das Bohrloch war mit Reisach und Dielstücken bedeckt. Vor 7 Uhr wurde ein Arbeiter im Bau herum geschickt, um den hier Beschäftigten anzukündigen, daß nach 7 Uhr geschossen werde, es wurden in der Badgaffe Wachen ausgestellt um das Publikum vom Begehen derselben abzuhalten. Als es um 7 Uhr den Arbeitsschluß läutete, verließen die meisten Hand- werksleute das Schulhaus, darunter Diehms Arbeitgeber Schreinermeister Ietter, welcher auch seine Arbeiter zum Gehen aufforderte. Erst als ein Arbeiter von Hirsau, der gleichzeitig mit Jetter wegging, beim badischen Hof angekommen war, wurde der Schuß entladen. Andreas Diehm und einige weitere Schreinergehilfen blieben im Bau, weil sie das Schießen mitansehen wollten. Ein anderer Meister blieb in gleicher Absicht mit 2 seiner Arbeiter unter der hintern Hausthüre stehen, bis der die Sprengung besorgende Arbeiter König ihnen vom Felsen herunter zurief: „Machet daß ihr fortkommet oder gehet in's Haus zurück, es wird jetzt gleich geschossen". Dieser Meister ging mit seinen Arbeitern dann in's Haus, zurück, um von oben herunter den Schuß mitanzusehen. Auf der Treppe in den ersten Stock, begegnete ihnen Andreas Diehm, welchem dann von dem Meister (Müller) mitgeteilt wurde, man dürfe nicht mehr zum Haus hinaus, es werde jetzt bald geschossen. Darauf sagte Diehm: ja das wolle er auch mit ansehen und fragte ob es schon angezündet sei. Im hintern Saal des
Abonnementspreis vierteljährlich in der Stadt SV Psg. Urch Lv Psg. Trägerlohn, durch die Posr btzvgen Mk. 1. 1b, sonst 1» ganz Württemberg Mr. 1 . 35.
ersten Stocks in gerader Richtung dem zu sprengenden Felsen in einer Entfernung von 22 m gegenüber, schauten diese Personen zu, wie der Arbeiter König den Schuß vollends fertig machte, die Zündschnur an» zündete, und dann mit lauter Stimme rief: „Achtung, Feuer giebts." Schreinermeister Müller sagte darauf, wir wollen doch da Weggehen und uns mit Deckung aufstellen, es könnte etwas da hereinfliegen. 3 der Zuschauer stellten sich dann hinter eine Wand, 2 nahmen Deckung in einem Thüren-Eingang, Andreas Diehm und ein weiterer Arbeiter blieben ohne Deckung im Saal stehen. Beide sahen nach der Entladung des Schusses einen Stein in wagrechter Richtung gegen sie fliegen, Diehm der gleich dem andern Arbeiter seitlich ausbiegen wollte, wurde getroffen. Cs ist ein bedauerliches Unglück dem ein braver junger Mann zum Opfer fiel, die Beschuldigung eines dritten ist aber von keiner Seite angezeigt.
— Unter Bezugnahme auf obige Berichtigung teilen wir nachstehend die Schilderung mit, die uns über den Unglücksfall von mehreren Seiten geworden: „Der den Sprengschuß abfeuernde Arbeiter König hatte den Schreinergehilfen Diehm am Verlassen des Schulhauses — in welchem doch auch niemand sicher war — gehindert und erst nachher die Zündschnur angezündet. Alle im Bau noch zurückgebliebenen Leute hätten Zeit gehabt sogar in die Stadt zu kommen. Die Bohröffnung ist unbedeckt geblieben und als daS Unglück geschehen, wurde der Verletzte von König auf dem Rücken in's Krankenhaus getragen, eine Beförderung, die bei der Art der Verletzung am allerwenigsten angezeigt war." — Die Fassung unserer Notiz konnte am ehesten zu einer sofortigen Untersuchung führen, die um so angezeigter war, als der Fall bereits als geeigneter Stoff Verwendung fand.
Calw. In der Nacht von Freitag auf SamS«
Aerriirelorr.
Brandkäthe. """""""
Aus den Papieren eines Dorfschulmeisters.
Von A. «Linden.
(Fortsetzung.)
„Aber sei doch nicht so erschrocken, Schwesterchen!" sagte er, als er Käthes Bestürzung bemerkte, ich finde ja leicht wieder anderswo Arbeit. In der Fabrik zu C., wo ich auf Herrn SallertS Wunsch eine Zeit lang war, bot man mir schon damals einen schönen Lohn, wenn ich bleiben wollt. Morgen will ich gleich dorthinfahren, an den Festtagen kann ich dann doch immer einmal hierher kommen."
„Wißen Sie schon das Neueste?" sagte an diesem Abend Frau Bell, als sie zur gewohnten Stunde in mein Zimmer trat, „denken Eie sich, der Konrad Schirmer ist nicht mehr beim Sallert, der hat ihn fortgeschickt so auf der Stell, und kein anderer hat es fertig gebracht als der Winkelbach."
„Warum der denn? Hat der denn irgend einen besonderen Haß auf den Konrad?" fragte ich.
„Ja, sicher hat er den, und ich weiß auch warum. Wißen Sie, Herr Schulmeister, ich wollt's Ihnen wohl sagen, aber Sie müssen ganz reinen Mund halten und gegen keinen was davon verlauten lassen, die Liesbeth kam' sonst um ihren Dienst."
Sie sah sich um, ob Thür und Fenster wohl verschlossen waren, kam dann ganz dicht zu mir heran und sagte mit gedämpfter Stimm«:
„Wißen Sie, ich sagte Ihnen neulich schon, daß der Winkelbach hinter dem Klärchen her ist, der hat nun aber gemerkt, daß das Klärchen ihn nicht mag, weil"
— sie sah sich nochmals nach allen Seiten um — „weil der Konrad schon Bekannt schaft mit ihr hat."
„Was! der Konrad?" rief ich.
„Ja, ich Hab' erst gemeint, eS sei nicht wahr, denn früher sah der Konrad keinen an aus dem Reinberg'schen Hause. Mit dem Klärchen war er aber scharr früher gut bekannt, weil er viel zu ihrem Vater, dem alten Schulmeister ging, daß die Zwei sich aber gern sahen, wußte kein Mensch, es heißt, beim Schützenfest hätt'S angefangen und dann hat sich'S so gemacht, ganz heimlich und still. Wenn der Konrad aus der Fabrik kam, war das Klärchen im Garten und da haben sie miteinander gesprochen, wißen Sie und da ist die Bekanntschaft gekommen, wie'L den» einmal so geht, wenn zwei junge Leute sich gern sehen. Der Winkelbach, der überall herumspioniert, der hat's dann auch herausgekriegt, daß die Beiden sich ger» haben, und da hat er den Konrad angeschwärzt bei dem Herrn Sallert. 's ist schändlich, leid thut es mir eigentlich auch um Sie, Herr Schulmeister!"
„Um mich? weshalb denn um mich, Frau Bell?"
„Ei nun, das Klärchen ist 'ne Seele von einem Mädchen, und ich halt' mir gedacht, sie thät für keinen bester paffen als für Sie."
Ich beruhigte lachend die gute Frau dieser Betrübnis wegen.
„Ja," wandte sie sich nochmals nach mir, während sie eifrig ihr Wischtuch handhabte, „es giebt 'ne Schlechtigkeit in der Welt, davon machen sich brave Menschen, wie Sie einer sind eigentlich gar keinen Begriff. Wißen Sie, ich Hab' Ihne» ja neulich erzählt, wie ich so spät kam, was da draußen am Dornenberg mit der Käth' passiert war, und ich nach dem Hermann Reinberg gerufen Hab', daß der ihr half, wißen Sie, wie . . . ."
„Ja, ja, ich weiß Frau Bell!'
„Nun denken Sie sich mal, nun gehen diese wüsten Burschen, der Heinz aus der Thalmühle und der Christian, wißen Sie, kein anderer ist's nämlich gewesen^ der so was ausbringt — nun gehen die hin und machen im Dorf ein Geschwätz,