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Amts und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw.
68. Iahr-an-.
Erscheint Dienstag, Donnerstag und SamStag. Die EinrücknngSgebühr beträgt im Bezirk und nächster Umgebung 9 Pfg. die Zeile, sonst 12 Pfg.
amstaa, den 2. September 1893.
Abonnementspreis vierteljährlich in der Stadt 90 Psg. »ick 20 Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. 1V, sonst 1» ganz Württemberg Mk. 1. 35.
Tages-Ueuigkeiten.
(Amtliches aus dem Staatsanzeiger.j Die Abiturientenprüfung haben bestanden: Würz, -Karl, Sohn des -f Tuchfabrikanten in Calw, Bräunin g, Eugen, Sohn des Landwirts in Wildberg, Herrmann, Robert, Sohn des -f Malers in Weil- derstadt.
* Neuheng st et t. Der Obstsegen in unserer Gemeinde ist in diesem Jahre ein außerordentlicher. Es können etwa 2000 Ctr. Mostobst, meist Aepfel, verkäuflich werden. Die Qualität unseres Obstes ist längst als vorzüglich bekannt.
Nagold, 29. August. In der letzten Nacht um 10 Uhr brach in Wöllhausen-Ebhausen in einer Scheuer Feuer aus. Dasselbe verzehrte drei Häuser, wodurch fünf Familien obdachlos wurden; eine ist unversichert. Ein Feuerwehrmann erlitt einen Nasenbruch. Sämtliche Gebäude liegen hinter dem „Waldhorn"; das größte gehörte Louis Schill.
Nagold, 30. August. Kaum war in Eb- Hausen vorgestern abend die Feuerwehr vom Brandplatz weggetreten, so wurde sie aufs neue herausgeblasen: zwischen Ebhausen und Ebershardt war ein Waldbrand ausgebrochen. Nach zweistündiger energischer Thätigkeit war demselben Einhalt gethan, so daß er keine größere Ausdehnung annehmen konnte. — Der Brand in Ebhausen soll durch warm gelagertes Moos entstanden sein.
Stuttgart. Die Pferdebahn zwischen Berg und Cannstatt, welche gerade ein Vierteljahrhundert bestanden hat, wird heute zum letztenmal ihren altgewohnten Weg machen, während die Arbeiten für den Geleisebau zur neuenNeckarbrücke
sofort in Angriff genommen werden. Am Brückenbau wurde gestern das Gerüst des zweiten Flankenturmes auf Cannstatter Seite entfernt, so daß nun beide Pylonen frei dastehen. Trottoir und Fahrstraße auf der Brücke sind auf dieser Seite in der Länge zweier Bögen fertig und auf einer Seite auf den Pfeilern die Postamente versetzt. Auch der Treppenaufgang vom Wasen aus ist fertiggestellt, während an demjenigen auf der Insel noch Bildhauerarbeiten fehlen. N. Tagbl.
Untertürkheim, 31. Aug. Der Güterzug 616 überfuhr gestern abend bei der Einfahrt in Untertürkheim, oberhalb des Ortes, einen bester gekleideten, etwa in den 40er Jahren stehenden Mann, ziemlich groß, mit schwarzem Vollbart, der sich in selbstmörderischer Absicht auf die Schienen gelegt hatte. Das Haupt lag, glatt vom Rumpfe getrennt, einige Fuß entfernt; abseits des Geleises lagen dessen Hut und Stock. Die Persönlichkeit des Toten konnte nicht festgestellt werden.
Langenburg, 27. August. Seine Durch!. Fürst Johannes von Bartenstein hat sich mit einer Prinzessin Oettingen-Wallerstein verlobt. — Der Wassermangel hier wird immer empfindlicher, die Brunnen sind täglich nur drei Stunden — früh. Mittags und Abends je 1 Stunde — geöffnet.
Von der Prim, 28. Aug. Wasserrecht. In dem abnorm trockenen Jahr 1893 versagen sogar bewährte Brunnenleitungen ihren Dienst und Gemeinden wie Private kommen in die Zwangslage sich neu einrichten zu müssen. Es entsteht nun in den meisten Fällen ein Streit wem das Verfügungsrecht über die neu zu fassende Quelle zusteht. Eine in letzter Zeit herbeigeführte Entscheidung des Reichs
gerichts ist deshalb von allgemeinem Interesse. Die Stadtgemeinde Balingen kaufte zum Zweck einer neuen Wasserversorgung 3 auf der Markung Lautungen an verschiedenen Plätzen aber auf dem Ge- meindeeigentum entspringende Quellen. Gegen diese» Verkauf protestierte ein interessierter Wasserwerksbesitzer weil ihm ein namhafter Teil seines Betriebswassers verloren gehe. Das Reichsgericht hat aber zu Gunsten der Gemeinde Lautlingen entschieden, indem diese als Eigentümerin von Grund und Boden» auf dem die Quellen zu Tage treten, auch zugleich Eigentümerin dieser Quellen sei.
Gerstellen, 28. August. Eine hiesige 4L Jahre alte Frau, Mutter von sieben Kindern, stürzte während der Abwesenheit ihrer Angehörigen in einem epileptischen Anfall bei ihrem Hause in eine gar nicht tiefe Wasserpfütze. Allein da kein Mensch in Nähe war und sie gerade mit dem Gesicht in dem Wasser lag, ist sie erstickt. Bei der Nachhause» kunft ihrer Familie war sie bereits tot.
Waldsee, 29. Aug. Von Dornbirn aus erhielt eine hiesige Dame, deren Gatte sich für einige Tage in Lindau befand, ein Telegramm mit dessen Unterschrift versehen, welches sofortige Zusendung von 300 erheischte. Da der Herr Gemahl mit Geld reichlichlich versehen von zu Hause fortgereist ist, ihr auch die Ausdrucksweise in dem Telegramm fremd erschien, traute die Dame der Sache nicht recht. Sie telegraphierte daher nach Dornbirn: „Telegramm unverständlich; Geld geht erst morgen ab!" Zugleich ließ sie ein Telegramm an den Hotelier, bei welchem ihr Gatte Wohnung genommen, abgehen. Von Dornbirn kam umgehend wieder eine Depesche an: „Habe mein Geld verloren; sende das Verlangte
Je »ritte ton.
Brandkäthe.
Aus den Papieren eines Dorfschulmeisters.
Von A. Kuben.
(Fortsetzung.)
In diesem Augenblick richteten sich die Blicke aller nach dem Eingang des Zeltes. Hier erschien Käthes Bruder und schritt schnell durch die Menge dem Sitze des Königspaares zu. Die enganliegende Sonntagsjacke hob den ebenmäßigen kräftigen Wuchs des jungen Mannes noch mehr hervor, als die Arbeitskleidung, in der ich ihn gestern gesehen. Zornig schaute er erst seine Schwester, dann Hermann Reinberg an. Darauf stieß er heftig, doch mit gedämpfter Stimme hervor:
„Wenn auch die Käthe hier so schön neben Euch sitzt und es nicht einsieht, daß Sie Euch blos gut genug ist, Euren Spott mü ihr zu treiben, ich begreif's doch zmd ich lass' es nicht gutwillig geschehen. Mit mir habt Jhr's dämm zu thun!'
Da sprang Käthe auf und legte die Hand auf seine Schulter.
„Sei still, Konrad!" sagte sie laut und ruhig. „Meinst, ich hätt' das nicht eingesehen, warum der Herr Reinberg g'rad mich zur Königin geholt hat. Und doch bin ich mit ihm gegangen, nun gerade darum und weil mir's so gefiel, und die Brandkäthe ist und bleibt in diesem Jahr die Schützenkönigin von Nordenkirch!"
Hochaufgerichtet stand sie da, lachte hell und spottend, warf mit einer stolzen Bewegung den Kopf zurück, daß die roten Haarmassen wie eine Flammenwoge ihr über Schulter und Rücken hemiederfiel, und ließ die blitzenden Augen übermütig hinschweifen über alle die, welche kurz vorher noch ihren Spott an ihr aus- Hulassen gedachten.
„Aber jetzt ist's genug, jetzt will ich mit Dir heimgehen, Konrad," sagte s» dann, sich zu ihrem Bmder wendend.
„Bleib', bleib' hier, Käthe!" rief Hermann, ihre Hand festhaltend und mit warmem Blick sie ansehend.
„Konrad, ich Hab' schon Deine Schwester um Verzeihung gebeten für dir Absicht, in der ich zuerst zu ihr kam, dann Hab' ich sie in allem Emst und weil sie allein von allen andern haben wollte, gefragt, ob sie meine Königin sein will und sie hat zugesagt; laß uns auch nun Freunde sein, Du und ich!"
Er bot ihm die Hand, in die jedoch Konrad nicht einschlug, obwohl er m Hermanns Augen las, daß dessen Worte ernst und aufrichtig gemeint waren.
„Ihr seid ein Reinberg und Ihr wißt selber wohl, was wir denen zu danke» haben!" entgegnete derselbe finster.
Da trat schüchtern Klärchen zu ihm und reichte ihm die Hand. .Konrad» Du hast uns gestem das Leben gerettet, ich dank Dir's aus ganzem Herzen uüd will's nie vergessen, wenn ich Deiner Schwester mal dafür eine Lieb' anthun kann, dann thu ich's mü Freuden."
Er sah herab auf ihre kleine, zarte Gestalt und in ihr sanftes, liebliches Gesicht. und seine Züge erhellten sich. Mit seiner braunen, kraftvollen Hand umschloß er die ihre, obwohl er augenscheinlich erst mü sich gekämpft hatte, sie anzunehmen» dann sagte er freundlich:
„S' war ja nicht der Rede wert."
„Auch ich danke Dü, Konrad! Lena erzählte mir. was Du gestern getha» hast," bemerkte Hermann, „und was an mü liegt, möcht' ich jetzt nichts mehr wünsche»» als daß es anders würde zwischen uns, und die alte Feindschaft begraben und vergessen sein möchte. Bleib jetzt hier bei uns, Konrad, mü Deiner Schwester und setz' Dich zu uns."
(Fortsetzung folgt.)