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100. Amts-
und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 68. Iahrgau-.
Erscheint Di-nStag, Lonnerlt-g und Samstag. Die Einrückungsgcbühr beträgt im Bezirk und nächster Umgebung g Psg. die Zeile, sonst lL Psg.
Samstag, den 26. August 1893.
ÄbonnementSpreis vierteljährlich in der Stadt SO Pfg. u>ch 20 Pfg. TrLgerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. 1ö, sonst i» ganz Württemberg Mt. 1. 3S.
Tages-Ueuigkeiten.
Neuenbürg, 21. Aug. Gestern abend halb 10 Uhr glaubte der Maschinist des Zuges 146 zwischen den Stationen Calmbach und Höfen einen Mann bemerkt zu haben, der sich in selbstmörderischer Absicht vor den Zug geworfen habe. Er brachte den Zug zum Stehen; das Zugspersonal konnte aber niemanden finden. Ein Passagier im Zuge gab im Aerger über den Aufenthalt den Befehl zur Weiterfahrt und ahmte dabei auch das Pfeifen des Zugmeisters nach. Das ziemlich hinter dem Zug noch befindliche Zugspersonal blieb deshalb zurück und mußte, wie die „N.-Ztg." berichtet, in Höfen übernachten. (Schw. R.)
Herrenberg, 23. Aug. Vor einigen Tagen wurde der diesjährige Grasertrag von der 116 Morgen großen Farrenbergebene in Thalheim an dortige Bürger um den Preis von 3000 ^ verkauft. Der Morgen kommt also durchschnittlich auf 26 Voriges Jahr wurden 600 weniger erlöst.
— Die Obsternte des Landes wird, — nach dem Bericht des „Staatsanz." — besonders an Aepfeln, aber auch an Birnen, immerhin besser als mittel ausfallen. In mehreren Bezirken des Neckar- und Schwarzwaldkreises und zwar gerade den hauptsächlichsten Obstgegenden, steht ein guter bis sehr guter Ertrag in Aussicht. In Höhelagen ist der Stand durchweg besser als in den Tieflagen. Wegen der Trockenheit im Untergrund reift das Obst rasch heran, bleibt aber an manchen Orten etwas klein. Auch für das Obst wird Regen sehr gewünscht.
— Obstpreise in Stuttgart am 23. ds. 2.60 bis 2 ^ 80 ^ per Ztr. Zufuhr 800 Ztr. In Eßlingen Zufuhr 300 Ztr., Preis 2.80 bis ^ 3. Kraut löste 15—20 ^ per 200 Stück.
Eßlingen, 20. Aug. Blitzschlag. Nachdem schon heute früh ein Gewitter über unser Thal hingezogen, ohne jedoch den gewünschten Regen oder die erhoffte Abkühlung zu bringen, kamen nach 6 Uhr Abends mehrere Gewitter, von denen eines sich in wohlthätigem Regen entlud. Der Blitz schlug in das Elektrizitätswerk, was zur Folge hatte, daß sämtliche elektrische Lichter mit einem Schlag erloschen. Darob großer Schrecken in allen Wirtschaften. Der angerichtete Schaden war aber nicht erheblich, denn nach Verfluß von kaum einer halben Stunde war überall wieder elektrische Beleuchtung.
Derdingen, OA. Maulbronn, 23. August. Eine Schreckensnacht liegt hinter uns. Gestern nacht 11 Uhr brach in der Freudensteinerstraße Feuer aus, welches so rasch um sich griff, daß binnen kurzer Zeit fünf Wohnhäuser und sechs Nebengebäude dem wütenden Elemente zum Opfer fielen. Das Vieh konnte gerettet werden. Die Geschädigten sind bis auf zwei versichert.
Besigheim, 23. Aug. Heute nachmittag kurz nach 2 Uhr schreckte uns das Feuerzeichen der Glocken. Es brannte in einem eng zusammengebauten alten Teile der Stadt. In einem von 4 Familien bewohnten Doppelhause, das teilweise als Scheuer diente, stand der ganze Dachstuhl in Flammen. Da die Bewohner auf dem Felde und nur kleine Kinder zu Hause waren, wurde der. Brand erst so spät entdeckt. Die rasch herbeigeeilte Feuerwehr hatte große Mühe, das Feuer auf das Doppelhaus zu beschränken, obwohl auch die angrenzenden Häuser stark gelitten haben. Da die meisten Leute auf dem Felde waren, so fehlte es anfangs an Wasser; doch schickte die Trikotfabrik, die ihren Betrieb einstellte, sofort die Arbeiterinnen zu Hilfe, die sich dann durch rühmlichen Fleiß auszeichneten. Beinahe wären zwei kleine, allein in ihre Kammer eingesperrte Kinder verbrannt. Solange man noch auf der Treppe hätte zu ihnen
gelangen können, wußte sie niemand von den fremden Leuten aufzufinden, und erst als der Vater vom Feld heimkam, konnten sie noch mit knapper Not durchs Fenster gerettet werden. Ueber vie Entstehungsursache verlautet nichts Bestimmtes.
Balingen, 22. Aug. Die Lokomotiven der Hohenzollernbahn, die vorschriftsmäßig hier Wasser fassen sollten, müssen seit etwa 10 Tagen in Ebingen gespeist werden, da die meisten hiesigen Brunnen versiegt sind und die wenigen, die noch spärlich Wasser liefern, von Tagesanbruch bis in die späte Nacht hinein förmlich belagert werden, so daß das bei der gegenwärtig tropischen Hitze für Menschen und Vieh so nötige Wasser kaum zu beschaffen ist.
Neresheim,21. August. Heute und morgen weilen hier Oberroßarzt Walter aus der Garnison Hagenau und Jntendanturasfistent Kosse aus Mainz» um im Auftrag der deutschen Militärverwaltung Schlachtvieh aufzukaufen. Trotzdem daß die Bekanntmachung nur eine äußerst kurze war, so wurde doch ziemlich viel Vieh beigetrieben. Angekauft wurden 30 Stück, jeves Stück von ungefähr 8—12 Zentner, und es wurde für den Zentner lebend Gewicht durchschnittlich 25 ^ bezahlt. Die kulante Geschäftsbehandlung der Kommission hat allenthalben sehr gefallen, und dürfte die Zufuhr für morgen infolgedessen noch eine viel bedeutendere werden. Diese neue Art des Bezugs von Schlachtvieh für das Militär hat in den landwirtschaftlichen Kreisen so gut gefallen, daß der allgemein» Wunsch ausgesprochen wurde, es möge diese Art des Aufkaufs auch fernerhin festgchalten werden, wodurch die landwirtschaftliche Bevölkerung unterstützt und der Militärverwaltung viel Geld erspart bleiben würde, das seither nur in die Taschen der Zwischenhändler und Lieferanten floß. Auch für einen Kriegsfall wäre dieser Vorgang sehr zu beherzigen, und wie man in diesen Zeiten Pferderemonten ausschreibt, so könnte man auch Schlachtviehremont»
Jeuikketon.
Brandkäthe.
Aus den Papieren eines Dorfschulmeisters.
Von A. Linden.
(Fortsetzung.)
Prächtig hatte ich geschlafen in dem hochschwellenden Bette der einfachen, doch freundlichen Gaststube des Bordmannschen Hauses. Sonnenglanz, Hahnenruf und Vogelgezwitscher weckten mich. Sobald ich mich angekleidet, trat ich an daS mit kleinen, weißen Vorhängen geschmückte Fenster, öffnete eS «»d lehnte mich hinaus, um die frische, würzige Morgenluft einzuatmen. Glockengeläut und Böllerschüsse klangen übers Dorf dahin, einzelne Fahnen wehten von den Häusern, und auf dem Hügel zur Sette des Dorfes erhob sich, über die Dächer und Baumwipfel.schauend, die große, schlanke Stange mit dem Festvogel, der heute den Schützen von Nordenkirch zur Zielscheibe dienen sollte.
„Ach, wie ist's möglich dann,
Daß ich Dich lassen kann.
Hab Dich so herzlich lieb,
Das glaube mir.'
tönte es leise, von einer wohlklingenden Männerstimme gesungen, zu mir hinauf. In den Garten, auf den mein Fenster hinausging, niederschauend, gewahrte ich Bernhard, wie er auf dem kiesbestrruten Wege auf- und abging zwischen den Gurken- und Kohlbeeten des großen Gemüsegartens und hinüberblickte über den dichten, grünen Hagedornzaun in das kleine, wohlgepflegte Gärtchen, das an den Bordmannschen Garten stieß. Dort stand die Weberin von gestern, ein hübsches, frisches M ädchen mit langen, braunen Flechten, im reingewaschenen Kattunkleide und pflückte
sich einen Strauß Levkoyen, Nelken und Reseda. Dann trat Hermann an de« Zwergbirnbaum, der dicht am Zaun stand und besah anscheinend mit prüfender Miene die dicken, saftstrotzenden Früchte, während das Mädchen sich tiefer hinabbückt« und einige Unkrautpflänzlein entfernte.
„Wär' ich ein Vögelein,
Wollt' ich bald bei Dir sein!'
klang es weiter. Doch jetzt schien's mir, als habe der junge Bursch mich gewahrt, und ich trat schnell vom Fenster zurück, um die Beiden nicht zu stören, und ging hinunter.
Da der Morgenkaffee noch nicht fettig, zeigte mir Bordmann inzwischen seinen Hof, die gutgefüllten Scheunen, die großen, sauber gehaltenen Stallungen mit prächtigen, glänzenden Pferden und wohlgenährten Aühen. Ich lobte die Ordnung und Reinlichkeit, die mir überall so wohlthuend entgegentrat hier draußen ebenso wie im Hause.
„Ja," meinte Bordmann, „die Frau hat jetzt alle Händ' voll zu thun, seit unsere Älteste, die Mine, geheiratet hat, na, wenn jetzt auch hier mal eine Schwiegertochter in'S Haus kommt, wird sich'S wohl machen."
„So wird auch Ihr Sohn bald heiraten?" fragte ich überrascht.
„Ja, er foll'S, will bloß nicht recht, ist ein bitt'ken dösig bei den Frauenzimmern. Mögen thun sie'n wohl alle, aber der Jung will noch nicht anbeiße». Am liebsten wär mir die Lena Reinberg. Wenn die Alte auch ein verrücktes Frauenzimmer ist, der Lena hat's nicht geschadet; dann sind auch noch so'n drei oder vier tüchtige Bauerntöchter, die er wohl haben könnt'."
„Die Schwiegertochter braucht ja auch nicht gerade reich zu sein, wenn fi« nur fleißig, brav und tüchtig ist, wird sie schon den Bernhard glücklich machen," sagte ich forschend.
Der Alte sah mich mü sehr unwilligem Stirnrunzeln an.
„Brav und tüchtig! Das muß sie sein, aber reich auch dazu! Gleich unb