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uud Pyrmvnt eingetrvffen und infolge hievon ist es Seiner Majestät unmöglich geworden, seine Absicht auszuführen, da die Beisetzungsfeierlichkeiten mitte nächster Woche stattfinden. Dagegen behält sich Seine Majestät vor in einigen Wochen mit Ihrer Majestät der Königin die Stadt zu besuchen, auch werden Seine Majestät anläßlich der Parade der zum Württ. Kriegerbundestage versammelten Krieger-Vereine in Eßlingen anwesend sein und kurze Zeit vor Beginn der Parade die bürgerlichen Kollegien auf dem Rat­hause begrüßen. Ein offizieller Empfang Seitens der Stadt findet hiebei nicht statt, da der König mit der Königin in nächster Zeit der Stadt, wie andern Städten auch, seinen offiziellen Besuch machen wird.

Marbach, 9. Mai. Letzten Sonntag fand im Gasthof zum Hirsch eine von etwa 60 bis 80 meist größeren Bauern des Marbacher Oberamts besuchte Versammlung für den Bund der Land­wirte statt. Oekonom Schremp von Gollenhof er- öffnete die Versammlung mit einem Hinweis auf die Notlage der Landwirtschaft. Hierauf wurde von zwei weiteren Rednern die Bewegung unter den Land­wirten Deutschlands eingehend besprochen, Zweck und Ziel des Bundes klargelegt und zur Aufstellung von Ortsobmännern für den Bund der Landwirte ge­schritten. Die Organisation «schreitet in allen Ober­ämtern rasch und sicher voran und es ist zu hoffen, daß es dem Bund der Landwirte gelingt, in alle ländlichen Kreise die Erkenntnis dafür zu tragen, daß nur ein festes Zusammenhalten mit den Ordnungs­parteien uns den Frieden und die ruhige Entwicklung garantieren kann, dessen wir so notwendig bedürfen.

Aalen, 12. Mai. In der Papierfabrik der Gebrüder Palm in Neukochen kam im Magazins­gebäude, in dem große Vorräte von Lumpen und leicht entzündlichen Gegenständen aller Art auf- gespeichert waren, Feuer aus. Nur den guten Lösch­einrichtungen in der Fabrik selbst, vor Allem aber dem schnellen und thatkräftigen Eingreifen der Feuer­wehr llnterkochen mit ihren 2 Spritzen, zu der sich in kürzester Zeit die hiesige Feuerwehr mit 3 weiteren Spritzen gesellte, ist es zu verdanken, daß nicht das ganze schöne Anwesen in Trümmern liegt und der Betrieb seinen ungestörten Fortgang nehmen kann. Ueber die Entstehung des Feuers konnte bis jetzt nichts Zuverlässiges ermittelt werden. Da an Brand­stiftung oder Feuerverwahrlosung nicht zu denken ist, bleibt die Möglichkeit einer Selbstentzündung des Lumpenvorrats nicht ausgeschlossen.

München, 11. Mai. Der Ernst der Zei­ten hat den Münchnern den fröhlichen Durst nicht geraubt. In 8 Tagen haben sie den Hofbräuhaus- Bock (50,000 Liter) vertilgt. Es geniert sie dabei nicht, daß im Hofbräuhaus auf die Bedürfnisse des Publikums wenig Rücksicht genommen wird. Ob­wohl man dort weiß, welche Massen von Trinkern täglich kommen-, find die vielbegehrten Bock- und

Weißwürste um 10 Uhr regelmäßig schon vergriffen, und man fühlt sich nicht bemüßigt, das nächstemal mehr in Vorrat zu halten. Eingeschenkt wurde der Bock, namentlich im Hofbräuhauskeller, so schlecht, daß von der Eiche des Halbliters häufig ein halber Schoppen fehlte.

Berlin, 11. Mai. Nach einem vielfach ver­breiteten Gerücht würden die bisherigen Pläne der Nordlandreise des Kaisers durch die Auflösung des Reichstages und den Zusammentritt des neuen Reichstages in etwas abgeändert werden; der Kaiser, so heißt es, lege Wert darauf, den Reichstag selber zu eröffnen. Wie weit dies richtig ist, bleibt abzu­warten; in Hofkreisen wenigstens will man wissen, daß endgiltige Bestimmungen über die Reise über­haupt noch nicht getroffen seien. Dagegen wäre be­züglich der Abhaltung der Kaisermanöver und der längst geplanten Reise des Kaisers nach Elsaß- Lothringen mit Aufenthalt in Schloß Urville keinerlei Veränderung zu erwarten.

Hamburg, 12. Mai. Auf Helgoland fand gestern die feierliche Enthüllung der Inselals er­neutes Zeichen seiner Gunst" vom Kaiser geschenkten, durch Reinhold Begas ausgeführten Büste Kaiser Wilhems II. statt. Die Büste wurde durch den Kommandanten, Contre-Admiral Mensing, überreicht.

Zürich, 11. Mai. Seit gestern Vormittag ist die hiesige Kriminalpolizei in ununterbrochener Thätigkeit. In Außersihl wurde nämlich in un­mittelbarer Nähe der etwas abgelegenen städtischen BesitzungHardhüsli" in der Morgenfrühe die Leiche einer auf grauenhafte Weise ermordeten jugend­lichen Frauensperson aufgefunden. Man hat Anhaltspunkte, daß der Mord in der Stadt verübt worden ist. Die Leiche wurde dann von dem Mörder nach Außersihl gebracht.

Rom, 9. Mai. Der deutsche Kaiser hat dem Sindako der Stadt Rom 10,000 Lire zur Vertei­lung an die Armen der Stadt übermittelt.

Vermischtes.

Fürst Bismarck ist vor kurzem von dem Feuilleton-Redakteur und Chicago-Reisenden derNeuen Züricher Zeitung", dem Schweizer Albert Fleiner, in Friedrichsruh aufgesucht worden. Fleiner schreibt: Fürst Bismarck ist ein müder Greis geworden. Sein Gesicht ist tief durchfurcht und trägt die deutlichen Spuren körperlichen Leidens und schwe­ren Seelengrams. Aus den Muskeln ist die Spann­kraft gewichen, die leichte Nöte ist aus den Wangen geflohen, und der ganze Eindruck, den dieses Antlitz macht, ist überraschend greisenhaft geworden. Nur aus den großen vorstehenden Glaskugeln der mäch­tigen Augen sprüht noch das alte Feuer unter den buschigen Augenbrauen hervor.

Weltausstellung in Chicago. Die Weltausstellung in Chicago hat bei vielen Touristen,

die bereits Europa und die Länder des Orients ge­sehen haben, den Wunsch angeregt, neben der Wett­ausstellung selbst auch die Vereinigten Staaten etwas näher kennen zu lernen. New-Avrk mit seinem Welt­hafen und großartigem Verkehr, das Capitol in Was­hington, die Niagarafälle, die Felsengebirge, Colorado, der Salzsee, San-Francisko, das Nosemite-Thal, die Riesenbäume, der Aellowstone Park u. s. w. sind Punkte, welche auch dem Vielgereisten Neues zu bieten vermögen. Der Norddeutsche Lloyd in Bremen, dessen Dampfer wegen des sicheren Verkehrs, des hervor­ragenden Comforts und der ausgezeichneten Küche hinlänglich wohl bekannt sind, hat neben seiner be­reits erschienenen BrochureLloyds Touren" eine neue herausgegeben, welche sich auf Gesellschaftsreisen in Amerika bezieht und mit Carl Stangen's Reise- Bureau, Berlin W., Mohrenstraße 10, das durch seine reichen, langjährigen Erfahrungen auf dem Ge­biete des Reifens und durch seine allgemeine Reellität der Touristenwelt tatsächlich nützlich ist, ein zweck­entsprechendes Abkommen getroffen. Hierüber giebt die neu erschienene Brochure, die bei allen Agenten des Norddeutschen Lloyd, sowie in dem oben genann­ten Reisebureau gratis verteilt wird, Auskunft.

Literarisches.

Unter den bedeutenden Dichtern und Schrift­stellern der Gegenwart erfreut sich wohl keiner einer gleich großen Beliebtheit wie Georg Ebers. Seine trefflichen Romane, die zuerst die Geheimnisse des alten Wunderlandes der Pyramiden dem stau­nenden Laienpublikum erschlossen, haben ihren Triumph­zug durch die ganze zivilisierte Welt gehalten. Um so willkommener wird für alle die zahlreichen Ver­ehrer und Verehrerinnen des genialen Mannes die in der Deutschen Verlags-Anstalt in Stuttgart erschei­nende Ausgabe seinerGesammelten Werke" sein, von der soeben die erste Lieferung ausgegeben wurde. Dieselbe bringt den Anfang des prächtigen histori­schen RomansEine ägyptische Königstochter", des ersten Werkes von Georg Ebers, das seinen Ruhm als Schriftsteller begründete. Heute wie bei seinem ersten Erscheinen nimmt uns die wunderbare Schilderung, des Zauberlandes Aegypten wieder gefangen und die Gestalten der Rhodopis und Sappho, des Ama- sis und Bartja erstehen vor unserem geistigen Auge. Was den Werken von Ebers die beispiellose Ver­breitung verschafft, das liegt in der genialen Ver­schmelzung der Ergebnisse der strengen Wissenschaft mit der luftigen, immer leichtbeschwingten Dichter­phantasie, und nicht zum geringsten auch in der edlen, reinen Form, in der alle seine Werke gehalten sind. Diese Vorzüge geben vor allen den Schriften von Georg Ebers die Berechtigung, in der Bücherei eines jeden deutschen Hauses den Ehrenplatz eingeräumt zu bekommen, und der ungemein billige Preis von 60 Pfennig pro Lieferung ermöglicht es jedem, sich diesen herrlichen Schatz zu erwerben. Die erste Lie­ferung ist in jeder Buchhandlung zur Ansicht zu er­halten.

Amtliche Kekaulltmachllnsen.

Calw.

Namensänderung.

Der Schreinermeister Friedrich Schaible in Calw hat um die Erlaubnis nachgesucht, seinem Pflegekind Emilie Hagele, geboren am 9. Juli 1886 zu Schönau bei Heidelberg, feinen FamiliennamenSchaible" beilegen zu dürfen.

Dies wird mit dem Anfügen zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß zu dieser Namensänderung von der K. Regierung des Schwarzwaldkreises die Er­laubnis gegeben werden wird, wenn nicht innerhalb der Frist von 3 Monaten bei dem Oberamt begründete Einsprache hiegegen erhoben werden sollte.

Den 13. Mai 1893.

K. Oberamt.

Lang.

Revier Stammheim.

Grasverkauf.

Am

Freitag, IS. Mai, vorm. 8 Uhr,

wird imRößle" in Stamm heim das Gras von den Wegen in den Staatswaldungen verkauft.

Revier Stammheim.

Ghausstrungsaccord.

Die Chaussirung des im vorigen Jahr gebauten, 812 w langen Holzab­

fuhrwegs im Staatswald Baiersbach wird vergeben. Vollendungstermin 1. Oktober d. I. Ueberschlag (2780 ^), sowie die dem Accord zu Grunde liegende Bedingungen können beim Revieramt eingesehen werden. Den Weg wird Forstwächter Wiedmann hier auf Ver­langen vorzeigen. Schriftliche, in Pro­zenten des Ueberschlags ausgedrückte Gebote sind verschlossen und mit ent­sprechender Aufschrift versehen bis Dienstag, 23. Mai» nachm. 2 Uhr, beim Revieramt in Stammheim ein­zureichen, um welche Stunde die Eröff­nung auf dem Amtszimmer stattsindet.

Neuhengstett

Oberamts Calw.

Veraecordicrung von Bauarbeitcn.

Die beim Umbau des Schulhauses und bei Erstellung eines Nebengebäudes vorkommenden Arbeiten wcrden im Wege schriftlicher Submission vergeben. Die Ueberschlagssummen betragen:

Maurerarbeit

Schulhaus: 1350

L. Neben­gebäude : 790 ^5.

Zimmerarbeit

1050

581

Gipserarbeit

500

68

Schreinerarbeit

780

91

Glaserarbeit

160

11

Schlosserarbeit

310

61

Flaschnerarbeir

272

75

Anstricharbeit

290

50

Pläne, Kostenvoranschlag, sowie die Accords- und Terminbestimmungen liegen auf dem Rathaus in Neuhengstett zur Einsicht auf, woselbst auch die Angebote längstens bis

Dienstag, den 23. d. M., nachmittags 5 Uhr,

kostenfrei eingereicht werden wollen.

Den 15. Mai 1893.

Schultheißenamt.

A y a s s e.

Privat-Anzeigerr.

E. Kcoryii, Calw.

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ist z» haben imSchiff".

Eine Ziege

samt Jungen.

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Orts-istameu-

Verzeichnijfe

für den Bezirk Calw sind in übersicht­licher Zusammenstellung neu gedruckt zu haben im Compt. d. Bl.