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regierung, mit der Minderung der äußeren Autori­tät des Reiches, mit dem Aufgeben des schönen Traums von der zweijährigen Dienstzeit? Das Traurigste sei, daß an der Verschuldung, ein ver­hängnisschweres Schicksal herauszufordern, die Libe­ralen teilnehmen', denn sie allein werden dieselbe zu fühlen haben. DasFremdenblatt" sagt dann wei­ter, das traurige Wort des Abgeordneten Lieber, daß der Fortbestand des Zentrums das Wichtigste sei, erinnere an die schlimmen Zeiten der deutschen Reichsstände, die dem Kaiser das Geld verweigerten, um die Türkeneinfälle abzuwehren. Hoffentlich werde die Neuwahl eine bessere politische Schulung der deutschen Nation darthun.

Paris, 6. Mai. Zur deutschen Militärvor­lage sagt dasSiecle" :Niemals seit 23 Jahren hatten die Elsaß-Lothringer eine schönere Gelegenheit, ihre unbesiegbare Anhänglichkeit an ihr wahres Vater­land zu zeigen, welches das französische ist, und die unüberwindliche Abneigung, welche ihnen der Erobe­rer einflößt, der nicht verstanden hat, sich auch nur erträglich zu machen. Mögen die Elsaß-Lothringer ihre Stimmen mit denen der Opposition vereinigen. Das ganze Frankreich wird ihnen Beifall spenden und ihnen für diesen neuen Liebesbeweis Dank wissen." Hiezu sagt dieStraßb. Post" : Dieser unerhörten Frechheit des Pariser Blattes werden die Elsaß-Lothringer die tiefste Verachtung entgegen stellen.

Die engl. Blätter wissen schon wieder aus der Umgebung hes Zaren von einem unliebsamen Zwischenfall zu erzählen. Daily Chronicle erfährt aus Moskau:Nach einer Meldung aus der Krim entkam das Zarenpaar und die Großfürstin Tema mit genauer Not dem Tode des Ertrinkens. Der Wagen, worin sie fuhren, stürzte auf der Brücke um und Alle wurden in den Fluß geschleudert. Die­ser Unfall, sowie die jüngste Meuterei der Kosaken werden so geheim als möglich gehalten."

Tayes-Ueuigkeiten.

* Calw, 8. Mai. Das gestrige Lieder­kranzkonzert hatte sich eines recht zahlreichen Be­suches zu erfreuen. Das Programm bot in seinem I. Teil 3 Männerchöre, 1 Quartett, 1 Tenorsolo und 1 Violinstück; der II. Teil umfaßte die 6 alt­niederländischen Volkslieder von Kremser. Die Auf­

führung war im ganzen sehr gelungen und der Bei­fall der Zuhörer steigerte sich von Nummer zu Nummer. Besondere Anerkennung fanden die altniederländischen Lieder, die "wegen ihres «Inhalts, ihrer feurigen Me­lodien und ihrer flotten Wiedergabe in jeder Bezieh­ung großen Eindruck machten. Wir glauben, daß diese hundertjährigen, ehrwürdigen Weisen, welche weit und breit großen Erfolg gehabt haben, bei einem späteren Konzert wieder dankbarst begrüßt würden.

Stuttgart, 5. Mai. Heute früh halb 3 Uhr hat sich ein verh. Versicherungsbeamter, welcher von seiner Frau getrennt leben soll, in seiner Wohnung in der Thorstraße erschossen. Derselbe hatte vorher sein Wohn- und Schlafzimmer mit in Erdöl ge­tränkten Papierfetzen angezündet, auch sämtlichen In­halt der Schränke rc. rc. mit Erdöl übergossen. Es brannten sämtliche Möbel, der Inhalt der Wäsche- und Kleiderschränke, Kommode und Betten. Die Be­rufsfeuerwache wurde gerufen und löschte das Feuer rasch, so daß dieselbe um 3 Uhr 17 Min. wieder einrücken konnte. Ein Feuermann wurde als Sicher- heitSwache bis 5 Uhr Morgens an Ort und Stelle belassen. Der Grund zu dieser That ist unbekannt.

Eßlingen, 4. Mai. Schullehrer a. D. Herrigel von hier sandte dem Altreichskanzler Fürsten Bismarck zu dessen Geburtstag am 1. April d. I. einen Glückwunsch in Form eines kur­zen, sechszeiligen Gedichts, das eine freundliche Auf­nahme fand, indem Herrigel heute aus Friedrichsruh einen von dem Fürsten Bismarck selbst geschriebenen Brief erhielt, der also lautet:Für ihren freund­lichen Glückwunsch und dessen ansprechende poetische Fassung bitte ich meinen verbindlichsten Dank entge­genzunehmen. v. Bismarck."

Vom Algäu. Der Bäcker W. in L., evang. Konfession, war mit einer Frau, welche der kathol. Konfession angehörte, verehelicht. Nach dem Willen des Vaters wurden die aus dieser Ehe entsprossenen Kinder in der evang. Konfession erzogen; dies ge­schah auch nach dem Ableben des Vaters. Als die Witwe später krank wurde und ihrem Ende entgegen­sah, kam der kath. Geistliche mit derselben auf die fernere Erziehung der Kinder zu sprechen und schließ­lich willigte sie ein, daß ihre 2 jüngsten Kinder, de­ren älteres, ein Knabe, die eoangel. Volksschule be­suchten, fernerhin in der kath. Religion erzogen werden sollen. Demgemäß wurde der Knabe sofort der kath. Volksschule übergeben. Er wurde aber von

der Ortsschulbehörde und der Vormundschaftsbehörde wieder in die evang. Volksschule überwiesen und nunmehr in eine evang. Erziehungsanstalt verbracht. Hiergegen erhob der kath. Kirchenrat Beschwerde bei dem Oberlandesgericht; die Beschwerde wurde abge­wiesen, weil bezüglich der konfessionellen Erziehung der Kinder der Wille des Vaters auch nach dessen Tod und insolange maßgebend sei, bis die Kinder die sogen. Unterscheidungsjahre erreicht haben.

Könitz (Westpreußen), 1. Mai. Ein inte­ressanter Prozeß um ein Brautbouquet wurde dieser Tage hier zu Ende geführt. Der Lehrer H. hatte bei einem Gärtner ein Brautbouquet bestellt, welches 7 ^ kosten sollte. Da es im Herbste aber wenig Rosen u. s. w. gab, so nahm der Gärtner weiße Geor­ginen dazu. Als der Lehrer seiner Braut das Bouquet überreichte, machte sie ihm die bittersten Vorwürfe über die Georginen, weil diese Blume für eine Braut zum Kirchgänge eine Beleidigung sei. Der Lehrer schickte das Bouquet sofort zurück und verweigerte die Bezahlung. Der Gärtner verklagte nun den Lehrer. Dieser aber schlug Sachverständige vor, welche bekundeten, daß die Blume nicht in ein Brautbouquet gehöre. Kläger war mit dem Ur­teil nicht zufrieden und legte Berufung ein. Aber auch jetzt lautete das Urteil dahin, daß die Georgine nicht ins Brautbouquet gehöre. Das Landgericht erkannte demgemäß in zweiter Instanz auf Abwei­sung der Klage und legte dem Kläger alle Kosten zur Last, welche die Summe von etwa 300 ^ er­reichten.

Handels u.Gewerbekammer (Lalw.

Auf Grund des Art. 21 des Gesetzes vom 4. Juli 1874 wurden von der Kammer in der Sitzung vom 29. vor. Mts. folgende Mitglieder der Kammer beigewählt.

Karl Staelin, Fabrikant in Calw, in Firma I. F. Staelin L Söhne.

Otto Wagner, Fabrikant, in Firma Heinr. Hutten's Nachfolger.

Calw, den 6. Mai 1893.

Der Vorstand: Secretär:

Kommerzienrat Louis Wagner. Haffner.

Amtliche Kekalmtnlschilugeu.

Kgl. Amtsgericht Calw.

Der nächste

Gerichtstag

wird am Montag, de« 15. d. M., von S11 Uhr vormittags auf dem Rathaus zu Neuweiler abgehalten.

Den 8. Mai 1893.

Gerichtsschreiber

Bauer.

Emberg.

Mennholz-Aerkauf.

Am Frei­tag, den 12. Mai d. I., mit­tags 1 Uhr, werden aus dem Gemeindewald 126 Rm. Nadel­holz im öffentlichen Aufstreich verkauft. Kaufsliebhaber sind eingeladen. Emberg, den 4. Mai 1893.

Gemeinderat.

Zwerenberg.

Arennhotz-Ierkauf.

Am Frei­tag, den 12. Mai d. I., von mor­gens 10 Uhr an, verkauft die hies. Gemeinde aus

ungen:

ca. 150 Rm. Scheiter- und Prügel­holz, worunter 21 Rm. buchenes, auf dem Rathaus dahier, wozu Lieb­haber freundlich eingeladen werden.

Auf Verlangen wird der Gemeinde­waldschütz das Holz vorzeigen.

Gemeinderat.

Vrrval-Anzergen.

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