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Bataillone, für die neuen Feldartillerie-Batterien, Eisenbahntruppen und Trainbataillone. Die übrigen Parteien stimmten gegen alle neuen Formationen. Bei Z 1 erhob sich eine längere Debatte; Abg. von Bennigsen führte dabei aus: Die geforderte Heeresstärke könne nicht voll bewilligt werden, mit Rücksicht auf die wirtschaftlichen Verhältnisse. Aber auch die Angebote der Freisinnigen und des Centrums seien unannehmbar, da sie nicht die notwendige Gegenleistung für die zweijährige Dienstzeit bieten. Ein Mittelweg sei geboten für den Augenblick aber sei es nutzlos, bestimmte Vorschläge zu machen. Die Freisinnigen brachten folgenden Antrag ein: „Die Friedenspräsenzstärke wird für die Zeit vom 1. Oktober 1893 bis 31. März 1895 auf 486,983 Mann festgestellt. Die Einjährig-Freiwilligen kommen auf die Friedensstärke nicht in Anrechnung." Als Voraussetzung wurde dabei die gesetzliche Festlegung der zweijährigen Dienstzeit bezeichnet. Abg. Lieber (Centrum) lehnte die Regierungsvorlage sowohl, als den freisinnigen Antrag ab: der letztere schien ihm noch zu weitgehend. Wenn man die Aufrechterhaltung der Friedenspräsenzstärke nicht als genügenden Ersatz für die zweijährige Dienstzeit anerkenne, so sei letztere für seine Partei zu teuer. Dabei schlug dieser Redner einen schrofferen Ton an als jemals. Reichskanzler Caprivi erklärte aufs Neue den Vorschlag der Beibehaltung der bisherigen Präsenzstärke für ganz unannehmbar; damit würde die Armee nur geschwächt werden. Die Regierung wolle kein Flickwerk und habe nur das Notwendige gefordert. Zu weiteren Aufklärungen und zum Entgegenkommen gegenüber Vorschlägen, die das Ziel zu erreichen vermöchten, sei die Regierung bereit. Die Präsenzziffer der Regierungsvorlage wurde alsdann gegen die Stimmen der beiden konservativen Fraktionen, der freisinnige Antrag gegen diese und die Stimmen der Volkspartei abgelehnt.
Die nächste Sitzung zur Vornahme der zweiten Lesung findet am Donnerstag statt; sie wird ohne Zweifel mit demselben negativen Ergebnis endigen. Ueberhaupt sind jetzt die Aussichten auf eine Verständigung, insbesondere nach den schroff ablehnenden Erklärungen des Herrn Lieber nahezu vollständig geschwunden. Nach den letzten Nachrichten aus Berlin würde damit die Eventualität einer Reichstags- auflösung unvermeidlich sein. Der Rücktritt Caprivis gilt als völlig ausgeschlossen.
Berlin, 11. März. Reichstag. Weiter- beratung des Militäretats bei Kapitel 24, Titel 2. Titel 2—6 werden angenommen. Bei Titel 7, „Mannschaften," wünscht Abgeordneter Richter (deutschfr.) die Einsetzung eines obersten Gerichtshofes
zur Jnterpredation bei Streitigkeiten über das Militärgesetz. Titel 7—24 werden bewilligt, ebenso Kapitel 25—26, Titel 1 — 3. Bei Titel 4 meint Abg. Richter, die Einführung des neuen Gewehres und des rauchlosen Pulvers mache eine vollständige Umgestaltung der Bekleidung und der Ausrüstung notwenig. Generalmajor Funk: Die Regierung sei bestrebt, auch hierin Fortschritte einzuführen. Titel 4—10 werden bewilligt, desgleichen Kapitel 27 -35. Bei Kapitel 36, Etat für Württemberg, führt Abg. Haußmann (Volksp.) lebhafte Klage über die grausame Behandlung der militärischen Strafgefangenen in der Strafanstalt Ulm. Er erblickt darin einen Grund für die Soldatenselbstmorde, er sei überzeugt, in den Strafanstalten anderer Staaten herrschten ähnliche Zustände. Generallieutenant Spitz weist entschieden die letzte Behauptung des Vorredners für Preußen zurück. Württembergischer Generalmajor Matter: Die württembergische Regierung sorge für Abhilfe wenn Mißstände sich zeigten. Abg. Szmula (Centr.) nimmt die preußischen Strafanstalten gegen Haußmann in Schutz. Kapitel 36 wird bewilligt. Bei Kapitel 37, Artillerie und Waffenwesen, spricht Abg. Marquardsen (nat.-lib.) seine Verwunderung aus, daß Ahlwardt trotz der entgegenlautenden Ausführungen der Regierung seine Behauptungen, betr. die Waffen hier wiederholt. Kriegsminister v. Kaltenborn: Er habe eine Beantwortung nicht für wünschens- werth gehalten, weil die daran anknüpfenden Debatten für das Vaterland nicht vorteilhaft seien. Die Gewehre seien vollkommen kriegsbrauchbar. Die Läufestäbe zu den Löwegewehren seien durch Vermittelung der königlichen Gewehrfabrik von Krupp bezogen. Abg. Richter konstatiert, daß Ahlwardt parlamentarisch mit Unwahrheiten debütiert. Die Kapitel 37 bis 43 werden bewilligt; damit sind die fortdauernden Ausgaben erledigt, ebenso die einmaligen Ausgaben. Titel 1—19 werden ohne Debatte erledigt, ebenso der Rest des Militäretats. Montag: Zweite Lesung der Postdampfernovelle, Reichseisenbahnetat, Zölle und Verbrauchssteuern.
Cagrs-Neuigkeiten.
— Mit dem 15. März 1^893 treten folgenve Fahrzeitänderungen ein. BeiPersonenzug 178a Werktags:
Calw ab . . .
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vorm.
Hirsau ....
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Liebenzell . . .
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Unterreichenbach .
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Weißenstein . .
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Brötzingen . .
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Pforzheim an
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Bei Personenzug 185a Werktags: Pforzheim ab . . 6?° abds.
Brötzingen Weißenstein . Unterreichenbach Liebenzell . . Hirsau . . . Calw an . . Der Personenzug Wildbad ab Pforzheim an
6.-° „
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7.vs 7 >2
'' §
7.20
36a Werktags: 6?t vorm.
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kommt am 14. März letztmals zur Ausführung..
Auf der Strecke Pforzheim—Neuenbürg kommt Werktags ein weiterer Personenzug mit folgenden. Kurszeiten zur Ausführung:
Pforzheim ab . . 6 ?« abds.,
Brötzingen . . . 6 .^ „
Birkenfeld . . . 6 ?» „
Wärterhaus Nr. 11 6 .°° „
Neuenbürg an . . 7 .»o „
Dieser Zug führt nur Wagen III. Klasse und- hält am Wärterhaus Nr. 11 nur zum Aussteigen an.
Altensteig, 14. März. Heute Abend fiel ein 4'/- Jahr altes Kind in einen Nebenkanal der Nagold und wurde vom Wasser fortgeschwemmt. Am Rechen der Schill'schen Mühle wurde es tot herausgezogen. Die Mutter des verunglückten Kindes hat noch 2 Kinder, vor 4 Jahren verlor sie ihren Mann, ebenfalls durch einen Unglücksfall, indem derselbe von einem umgestürzten mit Reis beladenen Wagen erdrückt wurde.
— In Salmdorf bei München ist ein vierfacher Mord nebst Brandstiftung verübt worden. Am Sonntag nachts ungefähr um 11 Uhr sah man den zu Salmdorf gehörigen Kleinbauernhof in Flammen stehen. Die zu Hilfe geeilte Feuerwehr fand die Parterreräumlichkeiten offen. In der Stube lagen 4 Frauenzimmer — die verwitwete Besitzerin und deren drei Töchter — bewußtlos. Sie waren sämtlich durch auf den Kopf geführte Hiebe mit einer Hacke sehr schwer verletzt. Sie wurden zwar dem Feuer entrissen und ärztliche Hilfe herbeigerufen, aber die Verletzungen erwiesen sich tötlich, der Geistliche spendete ihnen die letzte Oelung. Alle vier sind- ihren Wunden erlegen. Ein Raub war jedenfalls beabsichtigt, doch ist noch nicht ermittelt, inwieweit er zur Ausführung kam. Spuren von nackten Füßen auf den angrenzenden Grundstücken sind vorhanden,, ein Thäter ist aber noch nicht ermittelt.
New-Jork, 14. März. In den nördlichen Staaten der Union sind durch Ueberschwemmungen arge Verwüstungen angerichtet worden. Die Etablissements der Elektrizitätsgesellschaft und dasjenige Edisons stehen unter Wasser, der Schaden beträgt eine halbe Million. Viertausend Personen sind beschäftigungslos.
Amtliche Kekallutawchilugkll.
Revier Langenbrand.
Weughotz-Ierkauf
am Mittwoch, den 22 . März, auf dem alten Rathaus in L angenbrand aus Abt. Hengsthalde, des Distr.
Hengstberg:
1 Rm. buchene Prügel, 41 Rm. tannene Scheiter, 5 Rm. dto. Prügel, 4 Rm. Laubholz- und 208 Rm. Nadelholz- Anbruch ;
aus Abt. Siebeneichen des Distrikts Ueberrück:
11 Rm forchene Prgl., 7 Rm. dto. Anbruch;
aus Abt. Brünle, des Distr. Rippberg:
2 Rm. weißbuchene Roller, 46 Rm. buchene Scheiter, 6 Rm. dto. Prgl., 138 Rm. Laubholz und 58 Rm. Nadelholz-Anbruch.
Sämtliches Holz ist angerückt.
Revier Calmbach.
Alangen-Verklmf
am Montag, den 27. März, vorm. 11'/, Uhr, auf dem Rathaus in Calmbach aus den Abt. Viehtrieb und Hengstbergkopf, Distr. Hengstberg,
Ailesteich, Schanzenmiß und Hütte, Distr. Meistern, Eyachhalde, Pflanzgarten, Braxenstich, Jägerhütte und Mördergrube, Distrikts Eiberg, Greinerdt, Buckel, Rotwiesen, Buchbusch, Hintere Jägerhütte und Calmbächle, Distrikts Kälbling:
1125 Werkstangen I. bis IV. Klasse, 9100 Hopfenstangen I. bis V. Kl., 10100 Reisstangen III. Kl., 14680 Reisstangen IV. Kl. und 17760 Reisstangen V. Klaffe.
Die Stangen sind von schöner Qualität, größtenteils Fichten. Tann, und sichten« Hopfenstangen kommen in getrennten Loosen zum Verkauf. Die Abfuhr ist günstig.
Loos-Verzeichnisse sind bei dem K. Kameralamt Neuenbürg erhältlich. Die Schläge sind 4 bis 6 km von der Station Rothmbach entfernt.
Calw.
Arennhotz-Herkauf
am Montag, den 20 . ds. Mts., vormittags '/,10 Uhr, in der Bierbrauerei vonJ. Dreiß hier aus Hardtwald, Abt. Schaffst und Spital-
^m. Scheiter, Prügel und Anbruch: 11 eichene, 1 buchene, 26 birkene, 116 Nadelholz;
aus Scheerwäldle Abt. Schiebberg, Hardtwald Abt. Schaffot und Spl- talberg:
geb. Wellen: 250 eichene, 1210 bu-
chene, 240 birkene, 1350 Nadelholz und 4 Flächenlose Schlagraum.
Gemeinderat.
Liebenzell.
Lang- und Arennyolz- Werkauf.
Die Stadtgemeinde verkauft am Freitag, den 17. März , d. I., von vormittags 8 Uhr an auf dem . Rathaus in Liebenzell aus dem Steinachwald und der Sommerhalde :
173 Fstm. tann. Lang- und Sägholz, sodann von nachmittags 1 Uhr an: 60 Stück Werk- und Wagnerstangen, 42 Rm. tannene Scheiter, 31 Rm. tannene Prügel, 76 Rm. tannenes Anbruchholz,
wozu Liebhaber eingeladen sind.
Den 13. März 1893.
Gemeinderat.
Münklingen.
Langtzolz-Oerkaus.
Am Mittwoch, den 22 . März, vormitt. 10 Uhr, werden aus dem Gemeindewald?
_ renwald Markung Nruhausen
532 Stück Säg- und Baumstämme^ worunter eine Partie starker Rotforchen,
auf dem Platz verkauft.
Zusammenkunft vormittags 10 Uhr bei der Hütte Abt. 4 beim Schlag.
Schultheißenamt.
Gann.
Breitenberg.
Arennhotz-Werkaus.
Am Montag, den 20 . März, vormitt. 10 Uhr, kommen, auf hies. Rathaus aus dem Gemeindewald
zum Verkauf:
65 Rm. buchenes Scheiter- und Prügelholz und 71 Rm. Nadelholzscheiter.. Den 13. März 1893.
Gemeinderat.
Oberreichenbach.
Ein gelber
Dachshund
mit weißer Brust,, schwarzer Schnauze und gelbem Messinghalsband ist dem Hirschwirt Kirchherr dahier zugelaufen. Der rechtmäßige Eigentümer wolle denselben gegen Futter- geld und Einrückungsgebühr innerhalb 8 Tagen bei genanntem abholen.
Schultheißenamt.
Keppler.