Beilage zum „Calwer Wochenblatt"
Nro. 14«.
6 ^ 2 ^ n» Nachdruck verbaten.
Neujahrszauber.
Novelle von Marie Bernhard.
(Schluß.)
Nun hätte ich doch von Rechts wegen ungeheuer erfreut sein und dem Schöpfer danken sollen, daß dies Abenteuer zu Ende war. Aber nichts von alledem! Ich fühlte mich beklommen und unbehaglich, und die Scherze, ,die ich machte, klangen erzwungen. Ich beschloß die Gastfreundschaft des Herrn Witte noch für ein paar Stunden in Anspruch zu nehmen und dann, so früh es irgend anging, auf dem inzwischen ausgeruhtcn Grauschimmel zur Stadt hinüberzureiten. Meine Begleiterin hatte diesen Plan für mich entworfen, und ich nahm ihn hastig an.
Nach dem ersten Hin und Her mit dem fremden Kutscher und Christian und nachdem unser Schlitten sammt den Pferden ins Schlepptau genommen wurden, wandte ich mich beim Hellen Lichtschein nach meiner Leidensgefährtin um, nahm meine Pelzmütze ab und machte ihr eine tiefe ceremoniöse Verbeugung. Sie riskierte gleichfalls eine Reverenz auf dem Schnee, die anmutig genug ausfiel, und sah schelmisch zu mir in die Höhe. Ich blickte in- ein reizendes, kleines, brünetes Gesicht mit zwei großen, flammenden dunkeln Augen, unter dem beschneiten Käppchen ringelten sich lustig schwarzbraune Löckchen, denen selbst das Schneewasser nichts von ihrem krausen Übermut hatte rauben können, die Gestalt war kräftig und leicht zugleich'
Herrn Wittes Kutscher bestellte uns, sein Herr meine, wir müßten halb erfroren ein, er sende die» hier zu unserer Herzstärkung. „Dies hier" erwies sich als eine Reiseflasche feurigen alten Portweines, der uns auf das angenehmste erwärmte. Sie trank auf mein Wohl, ich auf das ihre, ich fühlte, daß mir das Blut in das Gesicht stieg und sah, daß auch meine schöne Gefährtin errötet war, oder konnte er die rote Laterne sein?
Nun saßen wir Seite an Seite, mit zahllosen Pelzdecken, Fußsäcken und Plaid» verhüllt, im geschloffenen Schlitten und jetzt sprachen wir wenig. Ich fragte sie, ob sie müde und schläfrig sei, sie erwiderte ein etwas, entrüstetes „Nein!" Auch ich war hell wach und sehr munter.
Der Portwein und die vielen Hüllen machten warm, sie nahm den Shawl fort und zog die Pelzhandschuhe ab. Jetzt sah ich da» Händchen, dak ich bis dahin
nur gefühlt hatte. Wie es reizend klein und zart aussah! Und wirklich Rezepte — unmöglich! Ich nahm es vorsichtig in meine beiden Hände und küßte es. ES zuckte, aber es blieb wo es war. Ich habe das Händchen dann noch mehr geküßt — wie oft, daS weiß ich jetzt nicht mehr zu sagen.
Am Neujahrstage war ich dann, wie das Ehepaar Althaus einmütig versicherte, ein merkwürdiger Gastgeber, jetzt übersprudelnd fröhlich, ausgelassen, wie der jüngste Student, gleich darauf einsilbig, vor mich hingrübelnd, Fragen überhörend, verkehrte Antwort gebend, volle Gläser füllend und so weiter. Namentlich bemerkenswert soll ein Toast auf die Liebe gewesen sein, den ich wie ein Inspirierter urplötzlich ausbrachte und der jedenfalls, wie Frau Heldwig später sagte, in seiner Art wie ein Kuriosum war. Ich weiß kein einziger Wort mehr davon.
Thatsache ist, daß ich an nichts dachte, nichts weiter überlegte, daß keine Skrupel, ob blond oder schwarz, echt weiblich oder emancipirt, gelehrt oder unwissend, wirtschaftlich oder nicht, mein Gemüt mehr trübten. Mich erfüllte nur ein Gedanke, eine Besorgnis: würde sie mich lieben, wie ich sie liebte: blindlings, kopflos, über alles, und würde sie mich nehmen?
Ja, Gottlob, sie liebte mich, und sie nahm mich auch! Und heute sind wir ein glückliches Paar, und Frankfurt an der Oder und mein Heim haben sich gewaltig zum Vorteil verändert. Meine Frau studiert keine Schädellehre und keine medizinischen Zeitschriften mehr, wir sind gesund, und unsere kleine Hedwig ist es auch, die soll aber keine abnorme Erziehung bekommen, die reizende, schwarzäugige Puppe!
Das ist die Geschichte „woans ick tau 'ne Fru kam," nachdem ich sechs Wochen lang auf vergeblicher Brautschau war. Gesegnet die Neujahrsnacht, gesegnet der Schneesturm, die mir zu meinem Glück verhalfen! Es ist wunderschön, eine geliebte und kluge Frau zu haben, die teilzunehmen und Verständnis darzuthun weiß an vielem, was ihres Mannes Geist beschäftigt, und insofern segne ich meines alten Schwiegervaters Erziehungsresultate. Der alte Herr lebt in unserm Hause ein stilles, zufriedenes Dasein mit seinen Studien und Büchern.
„Was schreibst du, Edmund?" fragte Olga soeben, als sie, Klein-Hedwig auf dem Arme, einen kurzen Besuch in meinem Studierzimmer abstattete. Ich gab eine ausweichende Antwort. Zu ihrem nächsten Geburtstage will ich ihr die kleine Geschichte, die ich für sie niedergeschrieben habe, als Angebinde verehren. Was sie doch sagen wird, daß das alles gedruckt zu lesen steht!
Ende.
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