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bulachs erhalten wir von zuständiger Seite folgend« Erklärung: Der Artikel enthält eine Reihe von Be­hauptungen, welche richtigzustellen sind. 1) Die außer­gewöhnliche Trockenheit des verflossenen Sommers hat außergewöhnlichen Wassermangel erzeugt nicht allein auf der Neubulacher Höhe, sondern auch in den Thälern und in vielen andern, im übrigen mit guten Wasserleitungen versehenen Orten. 2) Es ist richtig, daß die Neubulacher Wasserleitung während ihres 4jährigen Bestehens sich aufs beste bewährt hat. Thatsächlich wurde dort von maßgebender Seite stets, und geflissentlich vor und während des Baues Altbulach, betont, Neubulach sei mit Wasser über­reichlich versehen, und nie wurde bei Projektierung und Ausführung der Wunsch laut, das neue Alt- bulacher Pumpwerk auch für Wasserabgabe nach Neu­bulach einzurichten. 3) Das Altbulacher Pumpwerk wurde demnach dem Bedarf dieses Ortes allein angepaßt; andernfalls würde letzterer sich einer für ihn überflüssigen Verstärkung auf seine Kosten mit Recht widersetzt haben, da er zur Abgabe von Wasser keineswegs verpflichtet ist. Neubulach hatte kein Recht, seine Rechnung, wie sich nun hinterherheraus st ellt, aufdie Altbulacher Maschine zu stellen. 4) Das für die Alt­bulacher gewählte Triebgesälle steht im Einklang mit dem für diesen Ort ver­langten Förderquantum, dem Triebwasser der Stollenquelle bei kleinemStand und der (sehr bedeutenden) Förderhöhe. Die letzthin in Gegenwart von Urkundspersonen stattgehabte offi­zielle Prüfung des Pumpwerks ergab eine Mehrleistung von 29 Proz. über die Bestimmungen des Vertrags.

5) Es ist nicht richtig, daß Altbulach das von der Neubulacher Maschine heraufgeführte Wasserver­schlinge" ; es ist vielmehr, da die Quellen von Neu­bulach mehr als diejenigen von Altbulach abgenommen haben, nachweislich das Umgekehrte der Fall.

6) Es ist nicht richtig, daß nach geschehener provisorischer Beiziehung anderweitigen Wassers auf das Altbulacher Pumpwerk die Annahme, nun werde mehr Wasser zu Berg gefördert, sich nicht bestätigt habe. Nach genauer Messung fördert die Maschine im Gegenteil nunmehr reichlich das ver­tragsmäßig verlangte Wasserquantum.

7) Der Streit der beiden Gemeinden wird nicht eher sich legen, bis Altbulach sich ganz von seinem Nachbar trennt und sein eigenes Reservoir baut; es wird sich dann zeigen, wer den andern im Wasserbezug benach­teiligt hat.

Stuttgart. In Wilhelmsdorf ist nach schwerem Leiden Rechtsanwalt Th. Georgii d. Aelt., früher in Eßlingen, 67 Jahre alt, gestorben. Derselbe war ein Viertel-Jahrhundert hindurch der Führer der deut­schen Turnerschaft.

Stuttgart. Eine 18 Jahre alte Frauens­person in der Herzogsstraße schlitzte ihrem neugeborenen , Kinde, vermutlich in mörderischer Absicht, beide Mund- >

winke! auf. Mutter und Kind wurden in die K. Landeshebammenschule verbracht.

Stuttgart, 27. Sept. Kartoffelmarkt am LeonhardSplatz: Zufuhr 500 Ztr., Preis per Ztr. 2 ^ ^ bis 2 80 A Krautmarkt:

Zufuhr 2000 Stück Filderkraut, 16 bis 18 ^ per 100 Stück. Ob st markt am Wilhelmsplatz: 2000 Ztr. Mostobst. Preis für württembergisches 5 ^ 30 -rH bis 5 ^ 50 für nichtwürttembergisches 4 ^ 40 bis 5 ^ ^ per Ztr.

Epsendorf, OA. Oberndorf, 25. Septbr. Heute nachmittag wurden auf der Bahnstrecke zwischen hier und Thalhausen von dem Schnellzug Stuttgart- Zürich drei Rinder überfahren, die in der Nähe auf einer Wiese geweidet hatten und nicht genügend beaufsichtigt worden waren. Zum Glück für den Zug war die betreffende Bahnstrecke rin« durchaus gerade, so daß der Unfall ohne weitere schlimme Folgen verlief.

Winnenden, 26. Sept. Als ein Beweis für die ausnahmsweise warme Witterung des heurigen Nachsommers wird die Thatsache dienen, daß gestern im hiesigen Walde ein Sträußchen schöner reifer Heidelbeeren gepflückt worden ist. Auch mehrere lebende Maikäfer wurden gefangen. Am 24. September hatte ein hiesiger Feldhüter das Unglück, daß ihm beim Laden seines eben abgeschossenen Pistols die Ladung zu bald losging und dabei dem Bedauerns­werten drei Finger der linken Hand abgerissen wurden.

Geislingen, 26. Sept. In Kuchen wurde am Samstag-Nachmittag ein Keller fertiggestellt, die Verschaluung herausgenommen und dann das Gewölbe mit Schutt überschüttet und eingeebnet; plötzlich stürzte das Gewölbe und die auf dem Widerlager aufgesetzte Mauer in sich zusammen. Drei Männer, die auf dem Gewölbe standen, stürzten in die Tiefe; der eine mußte sofort in das Spital verbracht werden, die beiden andern kamen mit leichteren Verletzungen davon.

Ulm, 26. Sept. Am Samstag abend lief bei der Polizei ein Telegramm ein, nach welchem ein mit dem Oberländer Abendzuge ankommender Passagier einen Koffer mit verdächtigem Inhalt bei sich führe. Solcher wurde abgewartet und es stellte sich heraus, daß aus einem grünen Holzkoffer Blut floß. Solcher wurde mit Beschlag belegt und ein Bahnbediensteter, welcher solchen ^ Stunden nach Ankunft des Zuges im Aufträge eines Fremden abholen wollte, zu diesem Fremden begleitet, der in einer Wirtschaft auf sein Eigentum wartete. Nach Oeffnung des Koffers fanden sich in demselben drei frisch geschossene Rehgaisen, so­wie ein Hase vor. Der Eigentümer gab sich für einen Jagdpächter und Wildbrethändler aus Biberach a. R. aus und ist wegen Verfehlung gegen die Hegezeit zur Anzeige gebracht worden, da er nach den eingezogenen Erkundigungen thatsächlich Pächter einer Jagd ist. Derselbe Jagdpächter hat am letzten Donnerstag

ebenfalls zwei Rehgaißen, wie die angestellten Nach­forschungen ergaben, in gleicher Verpackung hieher verbracht und in hiesiger Stadt verkauft und wird- sich auch wegen dieser unerlaubten Verpackungsweise zu verantworten haben.

Ulm. Premier!. Karl Cramer vom Grenadier- Reg. König Karl (5 württ.) Nr. 123 ist an den, Folgen des Sturzes vom Pferde verschieden.

Künzelsau. Die Eisenbahnlinie Waldenburg- Künzelsau wird Samstag, 1. Oktober nach Ankunft des Stuttgarter Zugs in Waldenburg vormittags- 11 Uhr 55 Minuten in Gegenwart des Staats­ministers Dr. Frhr. v. Mittnacht feierlich eröffnet.

Berlin, 27. Sept. DieKreuzztg." erfährt. aus Wien, der deutsche Kaiser werde erst für dem 11. Oktober erwartet.

Berlin, 27. Sept. Die Vossische Zeitung meldet aus Ehristiania: Tauchern ist es gelungen,, die kürzlich beim Verladen ins Wasser gestürzte Krupp 'sche Kanone aufzufinden. Der Boden soll! ausgebaggert, das Geschütz mit starken Ketten um­schlungen und emporgewunden werden.

Luzern, 26. Sept. Auf der Gotthardbahn- bei Sisikon fuhr am Samstag Abend ein Güter­zug mit voller Kraft in ein Sackgeleise. Die Loko­motive und 3 Wagen sind vollständig zertrümmert^ der Führer und der Heizer wurden unversehrt unter- dem Trümmerhaufen hervorgezogen.

Paris, 26. Sept. Die Cholera trat der Bologne am Meer auf; 23 Erkrankungen, 18 Todes­fälle.

Petersburg, 23. Sept. Da die Cholera- überall in Rußland zurückgeht, nachdem sie bis jetzt 190,000 Opfer gefordert, ist auch schon von Aufhebung verschiedener seinerzeit ergriffener Maßregeln die Rede, so z. B. auf den Eisenbahnen. An mehreren Steilem sind die Cholerahospitäler bereits geschlossen worden, und u. A. steht auch hier in der nächsten Woche die Schließung einiger Cholerabaracken in Aussicht; der letzte Ausweis verzeichnet nur 19 neue Erkrankungen.. Im Ganzen sind hier bis jetzt 3573 erkrankt, von denen 1068 gestorben, 2290 genesen und 215 in Behandlung verblieben sind. Nunmehr beginnt auch Rußland Sperrmaßregeln zu ergreifen, um eine Wiebereinschleppung der Cholera von der andern Seite zu verhüten; es wird die Einfuhr von Lappen, getragenen Kleidern und gebrauchter Bettwäsche ver­boten.

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In tiefer Bewegung blickte Herr Palma auf das verzweifelnde Mädchen und jetzt sagte er sanft und leise:

»Lilly warum wollen Sie mir nicht vertrauen?"

Der weiche Ton seiner Stimme ließ sie erbeben und fast unhörbar stammelte sie leise:

O, daß ich es könnte!"

Regina's gefallenen Hände erfassend, flüsterte Herr Palma bittend:

Lilly Ihr Geheimnis soll bei mir gut aufgehoben sein sprechen Sie!"

Ich darf nicht", stöhnte sie.

Sie sind eben so treu wie tapfer, kleine Lilly", sagte Herr Palma mit plötz­lich verändertem Tone, indem er Regina sanft emporzog,und wenn Sie dereinst Ihren Gatten eben so mutig verteidigen, wie Ihre Mutter, ist er ein glücklicher Mann! Ich kenne Ihr Geheimnis, Lilly, und ehre Ihr Schweigen, wenn ich Ihnen auch kaum verzeihen kann, daß Sie sich jenem Elenden genähert haben."

Entsetzt starrte sie ihn an, und er fuhr fort:

Wissen Sie, daß Sie Ihre Gabe an Ihren wie Ihrer Mutter schlimmsten Feind verschwendet haben? Peter Patterson ist'S, der seit Jahren zwischen Ihnen und Ihrem rechtmäßigen Namen steht."

Regina schwankte; sie umklammerte krampfhaft den Arm ihres Vormunds und flüsterte heiser:

So ist's nicht wahr, daß er mein" Sie vermochte nicht zu vollende» und erst als Herr Palma hastig sagte:

Peter Patterson hat Ihre Mutter verleumdet und verdächtigt," drang es sich wie rin erlösender Aufschrei aus ihrer Brust:

,O, Gott sei Lob und Dank so ist er nicht mein Vater!"

Er ist so wenig Ihr Vater, wie ich «S bin also damit hat er Sie armes Kind geängstigt! Ich habe endlich" Er hielt erschreckt inn« Regina war mit geschlossenen Augen zusammengesunken und als er sie hastig aufrichtet«, meint« er­

das Herz müsse ihm zerspringen vor Weh, den starr und regungslos wie eine Tote lag sie in seinem Arm.

Herr Palma trug die Ohnmächtige zum Sopha und hielt ihr dann ein Glas Wasser an die Lippen, aber es währte lange, bevor Regina's Bewußtsein wieder­kehrte. Endlich schlug sie die Augen wieder auf und verwirrt umherblickend, fragte sie matt:

Habe ich gekäumt, oder Us Wahrheit Patterson ist nicht mein Vater, Herr Palma?"

Er ist es nicht, Lilly," bestätigte Palma ernst;er ist ein Betrüger, der schlau genug war. Sie durch erlogene Mitteilungen gefügig zu machen."

Gott Lob und Dank, daß er nicht mein Vater ist," sagte Regina innig.

Lilly Sie müssen jetzt zu Bette gehen und zu schlafen versuchen," bat Herr Palma,Sie werden sonst noch krank."

O Herr Palma wie vielen Dank schulde ich Ihnen! Aber darf ich noch eine Bitte aussprechen?"

Was ist's Lilly?"

Sagen Sie mir, wer ich eigentlich bin und wer mein Vater war oder ist."

Einstweilen bin ich noch zum Schweigen verpflichtet, Lilly ich kann Ihnen nur soviel sagen, daß ich den Namen Ihres Vaters kenne."

Ich will mich bescheiden," flüsterte Regina endlich leise,aber eins muß ich wissen, Herr Palma war mein Vater von guter Familie war er ein Gent­leman ?"

Die Art und Weise, wie er Sie und Ihre Mutter behandelt hat, dürften ihm das Recht, Gentleman genannt zu werden, füglich streitig machen; in den Augen und nach den Begriffen der Welt ist er eS freilich er entstammt sogar einer aristokratischen Familie. Und nun muß ich Sie ernstlich fortschicken, kleine Lilly gute Nacht und Gott segne Sie!"

(Fortsetzung folgt.)