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M 105. Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk Lalw. 67. Jührgaus.
Erscheint Dien « t° g , Donnersiag und SamitLg. ! Di« Einrückungsgebühr betrügt im Bezirk und nächster Ilm- !! gebuug » Psg. die Zeile, sonst IL Psg. j
Dienstag, den 6. September 1892.
kbonnementrpreir vierteljährlich tu der Stadt »0 Pfg. und 20 Vfg. Träoerlohn, durch die Post bezogen Mt. 1. Id, sonst in zoni Württemberg Mt. 1. Sb.
Amtliche Nekauntmachrmgen.
Au die Herren Anhader und Betriebsleiter non Spinnereien.
In mehreren Zeitungen wurde vor einiger Zeit die Behauptung aufgestellt, daß nach dem 1. Oktober 1892 junge Leute in Spinnereien nicht mehr beschäftigt werden dürfen. Diese Behauptung ist unrichtig.
Auf Grund des Art. 9 Abs. 4 des Gesetzes vom 1. Juni 1891 in Verbindung mit der Ziffer II der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 20. Mai 1879 können junge Leute, welche bereits vor dem 9. Juni 1891 in Spinnereien beschäftigt waren, Zur Zeit noch unter gewissen Bedingungen mit Hilfeleistung bei dem Betriebe der Spinnmaschinen 11 Stunden täglich beschäftigt werden, während junge Leute, welche erst nach dem 9. Juni 1891 eingestellt wurden, nunmehr 10 Stunden beschäftigt werden dürfen.
Die Vergünstigung der Ilstündigen Arbeitsdauer tritt mit dem 1. Oktober 1892 außer Kraft. Cs dürfen also nach diesem Zeitpunkt junge Leute in Spinnereien täglich nur noch 19 Stunden beschäftigt werden.
Calw, 2. September 1892.
K. Oberamt.
vr. Schönmann, A.-V.
Die Ortsvorstkhkr
werden beauftragt, die Ausstandsverzeichnisse der Gemeindepfleger pro 1891/92 in zehn Tagen hierher vorzulegen.
Calw, den 3. September 1892.
K. Oberamt.
vr. Schönmann, A.-V.
Au die Ortsvorstehrr.
Von einer Reihe von Ortsvorstehern ist der im Amtsblatt Nr. 100 einverlangte Bericht betr. Quartier- rc. Entschädigung dezw. eine Fehlanzeige noch nicht eingekommen.
Es wird an sofortige Berichterstattung erinnert.
Calw, 5. September 1892.
K. Oberamt.
vr. Schönmann, A.-V.
Tllges-Neuiykciten.
Calw. In den letzten Tagen wurde dem pensionierten Herrn Rektor vr. H. Müller hier von der philosophischen Fakultät der Universität Tübingen das vor 50 Jahren erteilte Doktordiplom erneut und zugleich vom Dekan der Fakultät deren herzliche Glückwünsche übermittelt.
Calw. Aus mancherlei Gründen war dieses Jahr von einer offiziellen Feier des Sedantages abgesehen worden, und beschränkte sich hier die Erinnerung an diesen Festtag des deutschen Volkes auf das auf dem hohen Felsen stattgehabte Abbrennen eines mächtigen Holzstoßes, zu welchem die hiesige Jugend durch vielerlei Feuerwerk einen nicht ungern gesehenen Beitrag spendete. Am Tage selbst ertönten Tagwache, Böllerschüsse und ein Choral vom Turme, Abends fand ein Konzert durch die hiesige Stadtmusik im Garten des bad. Hofes statt, das recht zahlreich besucht war.
Münklingen, OA. Leonberg, 2. September. Kaum ist die letzte Glut des Brandes in Heimsheim erloschen und schon wieder wird ein großer Brand
gemeldet und zwar von Münklingen. Das Feuer brach in der Nacht vom Donnerstag auf Freitag, Nachts 12 Uhr aus, und zwar in der Scheuer der Kronenwirt Klings Witwe und sofort stand auch die Krone selbst in Flammen, so daß nicht einmal die wichtigsten Papiere gerettet werden konnten. Ein Reisender, welcher übernachtete, soll durch Einschlagen der Thüre gerettet worden sein. Das Feuer verbreitete sich mit großer Schnelligkeit auf die umliegenden Gebäude; im Ganzen wurden 9 WohnhäusSt,
5 Scheuern und 8 weitere Nebengebäude ein Raub der Flammen; betroffen sind 14 Familien. Der Gebäudeschaden berechnet sich auf 37000 der Fahrnisschaden ist noch nicht festgestellt. Versichert sind alle Abgebrannten bis auf einen. Zu Hilfe eilten die Feuerwehren von Merklingen, Mett- lingen, Neuhausen, Hausen und Meimsheim. Es wird Brandstiftung vermutet, Wassermangel soll geherrscht haben.
Stuttgart, 3. Sept. Das N. Tagbl. schreibt: - In Bestätigung und genauerer Ausführung über den Einfluß des Föhns auf unsere Trauben erhalten wir heute folgende Zuschrift: An Mariä Himmelfahrt den
15. Aug. hatten wir die ordentliche Sommertemperatur, die mit 14° L. beginnend sich zu 20 Grad und darüber steigerte. Diese Temperatur hielt auch am
16. August an, bis sich in der Nacht zum 17. August ein heißer Südwind erhob, wie er sonst nicht erlebt wurde in unfern Zonen. Es war ein reiner Samum, der glühend heiße Wüstenwind wie ich nur an den Ufern des roten Meeres schon erlebt hatte. Vor diesem Glutwind wirft sich der Araber in seinen wollenen Mantel gehüllt zu Boden und bleibt ruhig liegen, bis er aufhört zu wehen, was bis zu drei Tagen zuweilen anhält. Dieser Samum versenkt
^ ^ 11? 1? 6 1 O ^1» Nachdruck verbot«,.
Dolorosa.
Roman von A. Wilson. Deutsch von A. Geisel.
(Fortsetzung.)
„Mein Herz, als ob ich ein solches hätte! Ach da tönt MamaS Stimme; schnell Regina und vergessen Sie meine Weinchokolade nicht."
Sie hatte das Mädchen niedergezogen und herzlich geküßt; Regina gab Hettie den gewünschten Auftrag und bestieg dann mit Frau Palma den Wagen. Während der Fahrt schwiegen beide und als der Wagen an Frau Broughton'S Hause hielt und die Dame ihnen bedauernd mitteilte, daß der Professor die Probe auf den Nächsten Tag verschoben habe, fühlte sich Regina entschieden erleichtert — sie war heute nicht in der Stimmung zu singen.
„Sobald ich an Frau St. Clare's Haus ausgestiegen bin, können Sie nach Hause zurückfahren, Regina", sagte Frau Palma, als Beide wieder im Wagen saßen.
„Ich möchte am liebsten gleich aussteigen und Frau Mason besuchen", meinte Regina; „von hier aus ist's nicht weit von ihrer Wohnung — ich sagte Ihnen schon neulich, daß si- ausgezogen sei."
„Fragten Sie Elliot, ob Sie allein gehen dürsten?"
„Nein, doch denke ich. da der Weg nicht weit ist —"
„Fragten Sie ihn denn zuvor. Sie wissen wie eigen er ist. Warten Sie lieber bis morgen, Regina."
„Morgen habe ich zuviel Stunden und außerdem soll die Probe stattfinden."
- „So fahren Sie zu Elliot's Bureau und fragen Sie ihn — um diese Zeit ist er meistens dort zu treffen. So — hier ist St. Clare'S Hau» — Farley. fahren Sie Fräulein Orme zu Herrn Palma'S Bureau und Holm Sie mich pünktlich um vier Uhr wieder ab. Adieu, Regina."
Nur ungern fügte sich Regina Frau Palma'S Wunsch, und im Stillen hoffend, der Advokat möchte nicht anwesend sein, betrat sie sein Bureau. Mehrere Schreiber saßen eifrig arbeitend an ihren Pulten; Regina, welche noch nie im Bureau gewesen war, sah sich schüchtern um und fragte nach Herrn Palma.
„Herr Palma ist ausgegangen." sagte ein junger Herr, indem er ihr einen Sessel bot; „bitte, nehmen Sie Platz — er wird bald wiedcrkommen."
„Ich habe keine Zeit — wo ist Herrn Palma'S Schreibtisch — ich möchte ihm gerne einige Zeilen zurücklafsen."
„Herr Palma arbeitet stets hier nebenan in seinem Privatkabinet," war die Antwort; „bitte, hier rechts! Dort auf dem Tisch finden Sie Schreibmaterial, gnädige» Fräulein."
Regina war so froh, ihren Vormund verfehlt zu haben, daß sie es für ein Leichtes hielt, ihm in einer Zeile mitzuteilen, weßhalb sie ihn ausgesucht, als sie jedoch vor dem kostbar geschnitzten Schreibtisch saß und die Feder in der Hand hielt, wußte sie absolut nicht, wie sie anfangen sollte, sie hatte noch niemals an Herrn Palma geschrieben und schon die Anrede machte ihr Kopfschmerzen. Während sie überlegte, ob sie „Lieber Herr Palma," oder „Lieber Vormund" schreiben sollte, fielen ihre Blicke auf ein über dem Kaminsims hängendes Bild; im nächsten Augenblick sprang sie überrascht auf und trat vor den Kamin. Kein Zweifel — es war ihr eigenes Bild — eine Kopie dessen, welches ihre Mutter erhalten, aber mit einzelnen kleinen Aendrrungen. Ajax fehlte auf diesem Porträt und Regina's gemaltes Konterfei hielt einen Strauß weißer Lilien in den Händen.
Regina hätte kein junge« Mädchen sein müssen, wenn es ihr nicht geschmeichelt hätte, ihr Bild im Arbeitszimmer ihres Vormunde» zu finden, und unter dem Eindruck dieser Empfindung schrieb sie jetzt ohne Zögern:
„Lieber Herr Palma!
Die Probe ist abgesagt worden und da ich sonst für heute frei bin. möchte ich den Nachmittag gern bei Frau Mason, welche jetzt in der Oststraße Nr. 900