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stattet. Ferner sind die Stunden für Obstverkäufer und Viktualienhändler ausgedehnt worden.
Bayreuth, 6. Aug. Gestern kam eine Abordnung des Ausstellungsunternehmens von Chicago hier an, bestehend aus vier Amerikanern und zwei in Chicago lebenden Deutschen. Der Zweck der Mission ist, Frau Cosima Wagner zur Aufführung des „Parsifal" in Chicago zu gewinnen. Die Erbauung eines besonderen Theaters ist hiebei geplant.
Straß bürg, 7. Aug. Mit Rücksicht auf die in den Kreisen unserer Rebbauer herrschende Besorgnis, die Traubeneinfuhr aus dem Auslande (Italien) könne eine Einschleppung der Reblaus zur Folge haben, wird regierungsseitig daran erinnert, daß zur Verhütung dieser Folge die notwendigen Vorbeugungsmaßregeln bereits in der kais. Verordnung vom 4. Juni 1883 vorgesehen seien, wonach Trauben der Weinlese nur dann eingeführt werden dürfen, wenn sie eingestampft sind und sich in gut verschlossenen Fässern befinden, die derartig gereinigt sind, daß sie kein Teilchen von Rebe oder Erde mehr an sich tragen. Auch werden auf Grund dieser Verordnung zum Versand von Trauben und Wein dienende Fässer, die mittelst Unterlage von Rebbündeln oder sonstigen, dis Verschleppung der Rebläuse begünstigenden Stoffen befestigt sind, zurückgewiesen. — Am 31. Juli d. I. hat ein furchtbares Hagelwetter die bis dahin zu den besten Hoffnungen berechtigende Ernte in zahlreichen Gemeinden des Landes gänzlich vernichtet. Der Schaden ist bis jetzt auf ungefähr '/- Mill. ^ festgestellt. Es zeigt sich bei diesem Unglück recht deutlich, wie wünschenswert es wäre, wenn die Hagelversicherung in unserem Lande größere Verbreitung fände. Dian will den von dem Unglück Betroffenen gegenwärtig durch eine öffentliche Sammlung helfen.
Wilhelmshaven, 8. Aug. Der Kaiser und Prinz Heinrich sind nachmittags 5'/, Uhr unter dem Donner der Geschütze hier eingetroffen. — Bei Norderney war der „Kaiseradler" vormittags um 11 Uhr in Sicht gekommen, worauf der Kronprinz, die Prinzen Eitel Fritz und Adalbert auf einem Torpedoboot sich an Bord des „Kaiseradlers" begaben. Ein Dampfer mit Kurgästen ging zur Begrüßung des Kaisers in See.
Berlin, 8. Aug. Was in einigen Zeitungen über neue Reichssteuerprojekte (Aenderungen der Brau-, Branntwein-, Tabakbesteuerung und dergl.) anläßlich der in Rede stehenden Militärvorlage berichtet wird, ist, so bemerkt die „Nat.-Lib. Korr.", vorläufig ohne jeden tatsächlichen Anhalt. „Zunächst ist über das Einbringen einer großen neuen Militärvorlage noch nichts entschieden, viel weniger sind bereits Entschlüsse über die etwaigen Deckungsmittel gefaßt. Auch wenn, was bisher keineswegs feststeht, die Militärvorlage bereits in der nächsten Reichtagssession eingebracht werden sollte, würden Steuervorlagen nicht gleichzeitig mit eingehen. Man würde auf alle Fälle zunächst
die Meinung des Reichstags, insbesondere der leitenden Zentrumspartei über die zweckmäßigsten Mittel der Deckung zu hören wünschen."
Potsdam, 9. August. Der Kaiser ist um 8 Uhr 10 Minuten früh auf der hiesigen Matrosenstation eingetroffen, wo er von der Kaiserin begrüßt wurde.
Königsberg, 9. Aug. Die in Eydtkuhnen, Memel, Tilsit, Insterburg, Prostken und Königsberg bestehenden Komite's für die ausgewiesenen russischen Juden haben wegen Choleragefahr vorläufig ihre Thätigkeit eingestellt. Seit Juni 1891 wurden über 100,000 russ. Juden mit Hilfe der deutschen Komite's nach den überseeischen Ländern befördert.
Saintes, 8. August. Der Expreßzug Paris-Bordeaux ist entgleist und einen Damm hinabgestürzt. Die Wagen bilden einen Trümmerhaufen. Der mit Reisenden angefüllte Speisewagen ist vollständig zertrümmert. Der Zugführer und der Lokomotivführer sind bis zur Unkenntlichkeit zerquetscht. Dem Heizer wurde ein Bein und ein Arm abgetrennt. Es gab eine große Anzahl Tote und Verwundete. Die genaue Ziffer fehlt noch.
Rom, 8. August. Der Bischof von Foligno wurde gestern bei der Ankunft des Florenzer Eilzugs in einem Wagen erster Klasse erstochen aufgefunden. Ein harter Kampf scheint vorausgegangen zu sein. Man fahndet nach einem Manne, welchen man um jene Zeit mit blutüberströmtem Gesichte querfeldein laufen sah.
— In Astrachan werden die aus dem Lazaret als gesund entlassenen Cholerakranken, im ganzen ungefähr 200 Personen beiderlei Geschlechts, wie vom Tod Auferstandene angestaunt, und die Frauen bekreuzten sich vor ihnen. Sie sind leicht kenntlich an der Tracht, die ihnen von der Lazaret- verwaltung für die ihnen abgenommenen und verbrannten Kleider mitgegeben wurde. — InNischnei - Nowgorod sieht es mit der diesjährigen Messe traurig aus. Die Ausländer blieben dem Jahrmarkt fern; aus dem Innern Rußlands fanden sich nur wenige Kaufleute ein, und ihr erstes Geschäft in Nischnei besteht meist im Ankauf von Desinfektionsmitteln, welche die Meßverwaltung an mehreren Stellen zum Einkaufspreis abgiebt. Das erste schwimmende Cholerahospital ist vollständig mit Kranken gefüllt, das zweite noch nicht ganz vollendet; daher wurden viele Kranke in die zu einem Hospital umgewandelte Dienstwohnung des Gouverneurs General Baranow im Kreml gebracht. Der Gouverneur erließ darüber einen Tagesbefehl, worin er sagt: In Anbetracht der allbekannten großen Liebe des Zaren zu seinem Volk hoffe er auf die allerhöchste Genehmigung der eigenmächtig von ihm getroffenen Anordnung, seine im kaiserlichen Kreml gelegene Wohnung zu einem Cholera- Lazaret herzugeben. Des weitern fordert der General die Bevölkerung auf, freiwillig au der Krankenpflege
teilzunehmen, da das vorhandene ärztliche Personal die Arbeit allein nicht mehr bewältigen könne. Zwei Bauern, die das Märchen vom „Lebendig-Begraben- Werden" weiter verbreiteten, ließ der Gouverneur 100 Rutenhiebe aufmeffen und sie dann in ihre Heimat abschieben. (Köln. Ztg.)
Vermischtes.
— Zwischen dem 9. bis 14. Aug. bewegt sich die Erde durch die Bahn eines Sternschnuppenschwarms (Schwarm der Perseiden) und werden häufige Slern- schnuppensälle zu beobachten sein.
Raffinement im Betteln. Unter den Personen, die dem Wiener Bezirksgericht vorgeführt wurden, befand sich jüngst auch der 68jährige Martin Gr über, angeklagt wegen Bettelns. Wenn ein wohlhabender Mann des Weges kam, trat Gruber auf ihn zu, zog tief den Hut und sagte: „Herr, denken Sie an die Cholera!" Und wenn der Passant überrascht stehen blieb und in das verwitterte Gesicht des Alten starrte, sagte dieser: „Haben Sie Mitleid!" Die Wirkung war eine gleichmäßige; fast jeder griff dann in die Tasche. Bei dem Bettler wurden bei seiner Festnahme über 3 Gulden gefunden. Der Richter fragte ihn, wie er auf die Idee/gekommen, die Cholera zum Betteln auszunutzen. Mit ironischem Lächeln erwiderte der Angeklagte: „Herr Richter, ich kenne die Menschen; die wohlhabenden Leute haben meist nur dann Mitleid, wenn sie Angst haben; ich habe sie durch meine Zurufe geängstigt." Und mit Behagen setzte er hinzu: „Nun ja, die Neichen haben mit diesem Leben etwas zu verlieren, wjr Armen nichts." Gruber wurde mit Rücksicht auf seine Vorstrafen und auf das „besondere Raffinement" zu drei Wochen strengen Arrests verurteilt.
Das Schwein in der Wohnstube. Vor einigen Tagen kaufte, wie der N. Albb. erzählt, ein Bürger in M. im Oberaml Sulz ein Schwein; da aber kein Stall hergerichtet war, wurde es vorläufig in der Wohnstube untergebracht. Der Mann, froh, vorerst sein Schwein in Sicherheit zu haben, ging wiederum an seine Arbeit. Nicht lange ging's, und ein Schwein raste durch das Dorf. Als der Mann drauf aufmerksam gemacht wurde, meinte er ruhig: „'s mei ist's net, i hau's mei in d'Stub g'sperrt." Als er das Tier aber sah und den mehligen Rüssel, der es auszeichnete, traute er der Sache ooch nicht und ging straks nach Hause, und — o weh! — welcher Anblick bot sich ihm: Kleider, Stiefel, Schuhe, Möbel, Mehl und Backmulde, alles in größtem Durcheinander. In diesem Wirrwarr mag's selbst dem Rüsseltier nicht mehr gefallen haben; das Fenster war geöffnet, die goldene Freiheit winkte. Mit einem Satz war's auf der Bank durchs Fenster hinaus anderthalb Stock hoch hinab, wo es unversehrt anlangte und alsbald seine Promenade durch den Ort antrat. Für den Spott brauchte der gute Mann natürlich nicht zu sorgen.
Gerichtstag
wird vom K. Amtsgericht Calw am Montag, den 15. d. M., vormittags 1V bis 12 Uhr, auf dem Rathaus zu Neuweiler abgehalten werden. Calw, den 8. August 1892.
Amtsgerichtsschreiber
Nagel.
Privat-Anzeigen.
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im Vereinshaus fällt aus.
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Nächsten Mittwoch abends 8 Uhr wird
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vE Haß ausgeschänkt.
Einige ordentliche und fleißige Mädchen finden als
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bei uns Beschäftigung.
Schiss L Wagner.
Gute
Frühkartoffeln
verkauft
G. Haydt, Brauerei.
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ist eingetroffen bei
K. Heorgii, Kat».
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bei L. Osorgü, Oslw.
Ernstmühl.
Hochzeits-Einladung.
Wir erlauben uns, Freunde und l ! Bekannte zu unserer am
Sonntag, den 14. d. M.,
I stattfindenden Hochzeit in das Gasthaus z. „Anker" höflichst einzuladen. Wilhelm Morgeneier. Luise Oelschläger.
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