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Königspaar unserer Stadt zugesagt hat, am Dienstag 38. d. Mts. erfolgen. Das hohe Paar kommt von seinem Aufenthalt in Bebenhausen und wird von hier nach Stuttgart zurückkehren.

Tübingen, 14. Juni. Heute früh hat der Schreiner Ferdinand Lieb in Dettingen OA. Urach seiner Ehefrau zwei Revolverschüsse in die Brust beigebracht und sich nachher selbst in die Brust geschossen. Bis jetzt leben beide Ehegatten; die Frau ist übrigens schwer verletzt. Was das Motiv der That ist, erscheint noch unaufgeklärt. Die Ehegatten haben gestern einen Prozeß verloren und sollen über die Höhe der ihnen drohenden beiderseitigen Partei­kosten die Besinnung verloren haben. Die Frau will ihren Ehemann zur ihrer Tötung aufgefordert haben. Der letztere ist heute früh um 5 Uhr nach Urach ge­gangen, um Revolver und Munition zu kaufen. Nach seiner Rückkehr vollbrachte er die That. Untersuchung ist eingeleitet.

Kirchheim u. T., 15. Juni. Ende Mai hat die Zufuhr der Wolle bei günstiger Witterung begonnen. Das Schurgewicht bleibt hinter dem des Vorjahres zurück. Bis heute lagern ca. 5000 Zentner. Einige größere Partieen Handelswolle sind angezeigt. Die Wäsche der Wolle ist vorzüglich, ebenso läßt die Trockenheit nichts zu wünschen übrig. Käufer und Verkäufer werden darauf aufmerksam gemacht, daß der hiesige Wollmarkt, der bedeutendste Süddeutsch­lands, am Dienstag den 21. Juni beginnt und 6 Tage dauert.

Nellingen, 12. Juni. Von einem schweren Unglück wurde eine hiesige Familie gestern nach­mittag betroffen. Ein Ojähriges Mädchen war, nach der Schwäbischen Rundschau, mit einem seiner Obhut anvertrauten kleinen Kind allein zu Hause. Als Kindsmagd" machte es in einer sogenannten Kaffee­maschine eine Milch warm. Mit dem Schurz wollte es den warmen Milchbehälter abheben, ver­säumte aber, die Flamme vorher zu löschen. Der Schurz fing Feuer, und dieses verbreitete sich schnell über die übrigen Kleider, so daß das arme Kind in Flammen stand. Auf sein Geschrei kam ein Nachbar zu Hilfe und löschte so schnell als möglich. An Brust, Hals und namentlich an den Armen und im Gesicht erhielt das Mädchen schreckliche Brandwunden, so daß es wohl schwerlich am Leben erhalten bleiben wird. Dieses Unglück ist eine neue und ernste Mahnung, ein wachsames Auge auf die Kinder zu haben und dieselben nicht als Kindsmägde zu verwenden, solange sie noch selbst der Aussicht bedürftig sind.

Tuttlingen, 15. Juni. Das Fest der Ein­weihung des Schneckenburgerdenkmals ver­spricht einen großartigen Umfang anzunehmen. Bis heute sind an Militär- und Veteranenvereinen aus Württemberg, Baden und Hohenzollern etwa 4000 Mitglieder angemeldet, welche etwa 85 Vereinsfahnen mitführen. Hierunter sind die Abordnungen der württ. Infanterie- und Kavallerieregimenter, welche aus

Offizieren und Unteroffizieren bestehen, nicht mit ein­gerechnet. Die württ. Eisenbahndirecktion läßt Son­de r z ü g e von Stuttgart, Ulm und Tübingen abgehen. Aus dem Geburtsort Schneckenburgers, aus Thalheim, beteiligen sich 14 Landmädchen in der bekannten ge­schmackvollen Baarer Hippentracht an dem Festzug. Der Festplatz wird durch 2 größere hiesige Firmen, Fabriken chirurgischer Instrumente, unentgeltlich durch elektrische Bogenlampen beleuchtet. An der Festhalle, welche etwa 4000 Menschen faßt wird mit fieber­hafter Eile gearbeitet.

Berlin, 15. Juni. Die Nordd. Allg. Ztg. gedenkt in warmen Worten des gestrigen Todes­tages des Kaisers Friedrich; seine hoheitsvolle Gefaßtheit, mit der er dem Ende entgegensah, habe ein Beispiel des Heldentums gegeben, welches uns die Kraft verleihen solle, vertrauensvoll in die Zukunft zu blicken. So sei der Tag nicht nur ein Tag der Trauer, sondern auch des Gelöbnisses, auf dem Fundament der Eintracht das Reich auszubauen. Der König und die Königin von Italien treffen Montag abend hier ein. Der König von Schweden reiste von der Wilvparkstation abends 9 Uhr 45 Min. nach herzlicher Verabschiedung am Bahnhofe ab. Die Monarchen umarmten und küßten sich. 1(U/< Uhr traf der König von Schweden in Berlin ein und nahm Wohnung bei dem Gesandten Lagerheim.

Berlin, 16. Juni. Zwischen Wien und Berlin und umgekehrt wird ein Distanzritt deutscher und österreichischer Offiziere stattsinden, wofür beide Kaiser sich lebhaft interessieren und hohe Preise aussetzen.

Berlin, 16. Juni. Die Vossische Ztg. meldet aus Triest: In dem Waisenhaus Görz hielten die Nonnen ein achtzehnjähriges Mädchen drei Tage an­geblich ohne Nahrung in finsterem Gemache eingesperrt. Das Mädchen stieß Hilferufe aus, welche auf der Straße gehört wurden. Das Volk rottete sich vor dem Kloster zusammen, bewarf es mit Steinen und wollte es stürmen. Die Erregung dauert an.

Eingesendet.

Calw, 17. Juni. Dem Bericht über die Hauptübung der freiwill. Feuerwehr in der letzten Nr. d. Bl. ist ergänzend und berichtigend nach­zutragen, daß nicht blos die Musterung, sondern auch die Hauptsprizen- und Steigerübung auf dem Brühl, d. h. an dem Steigerturin und der Turnhalle statt­gefunden hat und die Sprizenübung auf dem Markt­platz nur eine kurze sogenannte Sprizenparade war, bei welcher alle Standrohre auf einen Punkt concent- riert werden, um zu zeigen, welche Wassermenge im Nothfall auf einen Platz vereinigt werden kann. Tie Mitgliederzahl ist der im vorigen Jahr mit 312 Mann gleichgeblieben. Es sind 21 eingetreten, da­gegen 7 wegen Alters, 8 wegen Abreise und 6 durch Tod ausgetreten.

In Betreff der Anschaffung einer neuen Saug- und Trucksprize wurde der Versammlung mitgeteilt.

daß der Verwaltungsrat in feiner Beratung hierüber: sich mit 7 gegen 5 Stimmen gegen die Anschaffung ausgesprochen hatten, weil die Sprize der IV. Com­pagnie zu einer Saug- und Drucksprize umgeündert worden sei. Unrichtig ist, daß die Versammlung dem Vorschlag des Schriftführers, Hrn. E. Staudenmeyer,. allgemein beigepflichtet habe, denn der Commandant und der Hauptmann der I. Cdmpagnie (Steiger), Hr. , Carl Staudenmeyer, haben sich entschieden für An­schaffung einer mechan. Leiter statt einer Sprize aus­gesprochen, da viel kleinere Orte als Calw, wie z. B. Liebenzell und Horb im Besitz von mechanischen Lei­tern seien, mit welcher nach den jetzigen Anschauun­gen jede gut ausgerüstet sein wollende Feuerwehr versehen sein müsse. Unrichtig ist die Ansicht ferner, daß die mechanische Leiter in engen Straßen und- steilen Gäßchen nicht gut angewendet werden könne,, dieselbe kann im Gegenteil auf jedem Terrain im. engsten, steilsten Gäßchen so gefahrlos wie jede andere- hohe Leiter, jedoch viel rascher und leichter auf­gestellt werden. Der Commandant sprach sich- gegen Anschaffung einer weiteren Saug- und Druck­sprize hauptsächlich deshalb aus, weil im vorigen- Sommer die IV. Comp.-Sprize mit Saugvorrichtung, und die 2rädrige Metz'sche Sprize mit neuen Saug­schläuchen versehen worden seien, so daß dieselben wieder sehr gut arbeiten, was bei der Sprizenparade: bewiesen wurde. Mit diesen 2 Saug- und Druck­spritzen, der III. Comp.-Sprize, dem Hydrophor der V. Compagnie und der Wasserleitung von 75 Hydran­ten, von welchen jeder eine Sprize mit 2 Schläuchen, repräsentiere, seien wir hinreichend ausgerüstet und man müsse sparen, wo es möglich sei. Von Amts­wegen wird von uns, gerade weil wir Wasserleitung haben, eine neue Sprize nicht verlangt, wohl aber schreibt die neue Landesfeuerlöschordnung vor und wird von uns die Anschaffung von je 2 acht und zehn Metern langen Leitern mit Bockleitervorrichtung, verlangt. Dieß ist auch der Hauptgrund, warum sich der Commandant und der Hauptmann der I. Compagnie für Anschaffung der mechanischen Leiter ausgesprochen haben, weil dadurch die Anschaffung der 4 Leitern wegfällt und unsere Feuerwehr mit ihrer immerhin 25 Jahre alten Leiternausrüstung dann wieder auf die Höhe der Zeit zu stehen kommt-

Standesamt Kalis.

Gestorbene:

11. Juni. Karl Jakob Wagner, Postbriefträger hier, 36 Jahre alt.

13. Marie Pauline Baier, Tochter des Ludwig.

Bai er, Fabrikarbeiters hier, 6 Monate alt, 15. Adalbert Fleck, Sohn des Wendelin Fleck,

Portiers in Kreuznach, 6 Monate alt.

Gottesdienst

am Sonntag, den 19. Juni.

Vom Turm 272.

Vorm.-Predigt: Herr Stadtpfarrer Eytel. 1 Uhr Christenlehre mit den Töchtern. 2 Uhr Missionsstunde im Vereinshaus: Herr Missionar Hesse.

Mittwoch früh 7 Uhr Betstunde.

Hannah schaute drein wie dir gekränkte Unschuld, während Frau Lindsay sagte:Paul auf was hatten die Papiere Bezug; lag es im Interesse Deines Besuchs von gestern Abend, dieselben an sich zu bringen?"

Paul Hargrove hatte noch nie in seinem Leben eine Lüge ausgesprochen, die Antwort indes, die er seiner Schwester gab, fiel entschieden unter die Rubrik der Unwahrheiten".

Nein, sagte er gelassen, die fehlenden Dokumente bezogen sich auf da» Berg­werk in Missouri, von welchem wir neulich sprachen ich hatte zwei Anteilscheine desselben erworben und die Mappe enthielt die betreffenden Papiere. Außerdem fehlt die Police der Feuerversicherung; ich werde sofort nach dem Frühstück in die Stadt gehen und mir ein Duplikat der Police ausstellen lassen vielleicht spreche ich auch bei unserem Advokaten vor und frage ihn hinsichtlich der Bergwerks-Aktien um Rat."

Eine Stunde später befand sich der Pfarrer auf dem Wege, indes begab er sich nicht auf das Bureau der Feuerversicherung und stattete auch seinem Advokaten keinen Besuch ab sein Ziel war der Bahnhof, der Stationsbeamte rieb sich den Schlaf aus den Augen, als der Pfarrer ihn in seinem Bureau aufsuchte; das Städt­chen V. war ziemlich unbedeutend, und nur selten geschah es. daß sich ein Fremder dorthin verirrte dis Bahn dient« hauptsächlich dem Güterverkehr. Im Laufe des Gesprächs indes, welches Doktor Hargrove mit dem Beamten anknüpfte, erfuhr er, daß der gestrige Abendzug, der nach Süden fuhr und da» Städtchen um 11 Uhr hätte passieren sollen, durch die Entgleisung eines Güterzugs eine vierstündige Ver­spätung erlitten habe und erst nach 3 Uhr Morgen» eingetroffen sei. In Folge dessen habe eine junge Dame, die gegen Abend in V. eingetroffen sei und an der Station sofort einen Wagen bestiegen habe, um einen Besuch zu machen, bei ihrer Rückkunft kurz vor 11 Uhr sich entschließen müssen, vier Stunden im Wartesaal zu verbringen, denn bereits um 10 Uhr sei auf der Station ein Telegramm eingetroffen, welches den Zug erst für 3 Uhr Nacht» in Aussicht gestellt.

Die Beschreibung, welche der Beamte von der Dame machte, entsprach voll­kommen der Persönlichkeit der jungen Frau, welche gestern Abend im Pfarrhaus« erschienen war, und als der Geistliche ferner erfuhr, daß der Beamte, welcher der­selben den Wartesaal geöffnet, das Gemach um Mitternacht leer gefunden hatte, schwanden Doktor Hargrove's letzte Zweifel völlig. Wie der Stationsvorsteher ferner berichtete, war die Dame gegen 3 Uhr in größter Hast wieder auf dem Bahnhof angelangt und dann mit dem endlich eintreffenden Zug nach dem Süden weitergefahren-

Hat die Dame hier ein Billet gelöst?" frug der Pfarrer.

Nein, Herr Doktor offenbar hatte sie ein Retourbillet," war die Antwort. Der Geistliche nickte zerstreut und schritt dann langsam weiter; bevor er indes einen Entschluß hinsichtlich der zur Wiedererlangung der entwendeten Mappe nötig wer­denden Schritts gefaßt hatte, stürmte der Postbote hinter ihm her und übergab ihm einen mit zahllosen Marken und Poststempeln bedeckten Brief, der seine Adresse trug. Laut beigefügtem Vermerk Seitens der Postbehörde war der Brief seiner Zeit mit dem zwischen Havre und New-Aork verkehrenden PassagierdampferAdler" expediert worden, und als derAdler" bei einem heftigen Sturm gescheitert war, hatte ein nach Tasmanien bestimmtes Segelschiff die Mannschaft wie die Postsachen geborgen. Durch einen unliebsamen Zufall waren die Postbcutel vergessen worden, als das Schiff an seinem Bestimmungsort angelangt war, und hatten in Folge dessen eine zweite Reise an die spanische Küste mitgemacht. Hier waren die weitgereisten Brief­schaften endlich weiter expediert worden und als der Pfarrer das Schreiben kopf­schüttelnd öffnete, fand sich's, daß dasselbe fast ein Jahr unterwegs gewesen war. Dasselbe war datiertParis, am 1. Februar 18. . ." und lautete wie folgt:

Hochwürdiger Herr Pfarrer!

Ohne es zu wissen und zu wollen haben Sie einen schwerbekümmerten Vater durch den Vollzug einer Trauung fast zur Verzweiflung gebracht; gestatten Sie mir Ihnen nachstehend mitzuteilen, inwiefern das geschehen ist.

(Fortsetzung folgt.)