Beilage zum „Calwer
Nro. 48.
Uermischtes.
Prozeß Ravachol. Der Pariser „Eclair" berichtet, man habe große Mühe, die Geschwornen für den Prozeß Ravachol zusammen zu bekommen. Unter vielerlei Vorwänden suchen die hiezu Bestimmten sich zu entschuldigen.
— Viel belacht wird zur Zeit in Mainz der Irrtum einer Pariser Firma, von der dieser Tage ein Brief mit folgender Adresse einlief: „Madame Reichsbank stelle, Mayence." Die Post lieferte das Schreiben an den Vorsteher der Reichsbanlstelle ab, der aus dem Umschlag eine Empfehlung von — Korsetts hervorzog. „Madame Reichsbankstelle" dürfte nicht in der Lage sein, auf die Offerte einzugehen.
— In der Schweiz soll das Schächten der Schlachttiere abgeschafft werden. Die Behörden haben sich bis jetzt geweigert, diesem aus grauer Vorzeit übernommenen rohen Gebrauch entgegenzutreten und versuchen nun die Tierschutzvereine 50,000 Unterschriften aufzubringen, wodurch das Volk den end- giltigen Endscheid in der Hand hat.
Versicherungssache. In den ersten 3 Monaten des laufenden Jahres wurden bei der Lebensversicherungs- und Ersparnis- Bank in Stuttgart neue Versicherungs-Anträge über ^ 10,483,060. eingereicht, gegen ^ 6,646,100. in derselben Zeit des Vorjahres. Das laufende Jahr brachte also ein Plus von 3,836,960. Die Sterblichkeit hält sich in mäßigen Grenzen. Die im Jahre 1892 an die Versicherten zur Rückvergütung kommende Dividende beträgt 40°/o der lebenslänglichen und extra 20°/» der alternativen Zusatzprämie oder 3"/» aus der Gesamtprämienzahlung (steigende Dividende). Versicherungsstand derzeit rund 350 Millionen Mark.
Das Aluminium. Bereits am Anfänge dieses Jahrhunderts kannte man die vorzüglichen Eigenschaften des Aluminiums, jedoch war dessen Gewinnung ebenso schwierig als kostspielig; in der Buchbinderei wird es als Blattmetall verwendet, wenn es sich darum handelt, einen Silberdruck oder Silberschnitt herzustellen, der nicht schwarz wird. Erst der neueren Zeit, nachdem es gelungen war, das Aluminium mit Hilfe des elektrischen Stromes aus der Thonerde, welche uns die Natur in so überaus reichem Maße bietet, zu gewinnen, war es Vorbehalten, dasselbe in unser praktisches Leben einzuführen. Ob jemals dieses
Metall voll und ganz die Rolle des Eisens übernehmen wird, bleibt der Zukunft überlassen, da es noch am Anfänge seiner Laufbahn steht. Versuche nach dieser Richtung hin werden noch längere Zeit bedürfen, um als abgeschlossen betrachtet werden zu können. Neuerdings machen sich zwar immer mehr Erwerbszweige dieses Metall dienstbar, und wenn — was wir nicht bezweifeln — die Fortschritte der Technik zur Gewinnung des Aluminiums den Preis desselben immer mehr sinken lassen, dürfte es in einigen Jahren schon eine wesentliche Stellung in unserem Alltagsleben einnehmen, denn die geringe spezifische Schwere, und die große Geschmeidigkeit dieses silberweißen Metalles machen es schon jetzt für chirurgische Instrumente und für künstliche Gebisse etc. geeignet. Es ist auch bereits in Vorschlag gebracht worden, sobald erst das Aluminium — wie jedes andere Metall — mit Erfolg gelötet werden kann, die Helme und Waffenbeschläge bei der Armee aus diesem Metall anzufertigen, wodurch die Ausrüstung der einzelnen Mannes um ein bedeutendes herabgemindert werden würde. Diese Vorschläge beginnen in der That eine greifbare Gestalt anzunehmen, da es der neuesten Technik gelungen ist, das Metall in überraschender Weise absolut haltbar zu löten, was bisher wegen seiner fettigen Beschaffenheit unmöglich schien. Infolge dieser neuesten Errungenschaft ist der Aluminiumbranche ein weiterer Spielraum eröffnet; Kunst- und Gebrauchsgegenstände aller Art können nunmehr aus diesem Metall gefertigt werden, und deshalb wird das Aluminium auch in kurzer Frist die aus Zinn, Eisen rc. hergestellten Gegenstände nach und nach verdrängen.
Humoristisches. Verfängliche Annonce. „Dem Gesangverein „Lyra" meinen besten Dank für den erhebenden Gesang, als meine Frau begraben wurde, was mich ungemein erquickt hat. Th. Schlauberg Schuster und Witwer." — Akustische Täuschung. Dichter (zu dem ihn besuchenden Verleger): „Ah, guten Morgen, bitte, treten Sie ein." Verleger: „Ja, aber thun Sie erst Ihren Hund fort." Dichter: „Ich habe ja gar keinen Hund!" Verleger: „Was knurrt denn dann so?" Dichter: „Ach, verzeihen Sie, das ist — mein Magen!"
Sichere Kennzeichen. Soldat (der mit seinem Bild zum Photographen kommt): „Sie, Herr Photograph, Sie müssen mir schon noch ein anderes Bild von mir machen — meine Kameraden sagen alle, das sei ich gar nicht!" — Photograph: „Na,
zeigen Sie einmal her! — Haben Sie Handschuhe angehabt?" — Soldat: „Ja!" — Photograph: „Haben Sie eine Zigarre gehabt?" - - Soldat: „Ja!" — Photograph: „Na, dann sind Sie's ja auch!"
Aufsehen erregende Neuheit.
Die Jerusalemer Kirsche. (Vb^sallo peruviana.) Wiederholte Versuche haben den Beweis geliefert, daß diese großartige Frucht die beste Neuheit unseres Zeitalters ist und daß sie sich ihres Wertes wegen rasch über alle Kulturländer der Erde verbreiten wird. Diese Pflanze gehört zur Familie der Himbeeren, wächst rasch und kräftig, der Samen dieser Pflanze im April oder Anfang Mai ausgesäet, gibt Pflanzen, welche noch in demselben Jahre und zwar im Frühsommer sehr schmackhafte, aromatische, goldgelbe Früchte bringen, die anderen Kirschsorten in nichts nachstehen; dieselben stehen in großen Trauben oft 75—100 beisammen, sie sind in der Entwicklung bis zur Reife in eine Hülle eingeschloffen, welche durch den Kelch gebildet wird und die Frucht vollständig einhüllt. Wenn die Früchte reif sind öffnet sich die Hülle und zeigt eine große Beere von glänzend goldgelber oder weinroter Farbe. Die Blütenkelche und Ranken sind stark mit rötlichem Moos bedeckt, ähnlich wie bei den Moosrosen. Sie wird nicht von Insekten angegriffen. Der Geschmack der Frucht ist ganz und gar verschieden von dem jeder anderen Beere, er ist sehr herzhaft, kräftig, süß und aromatisch und hat kein unangenehmes Sauer, im Gegenteil ein überaus delikates Aroma gibt ihr den Vorzug von gleichartigen Früchten. Die Samen sind sehr klein und werden beim Essen nicht mehr bemerkt, als Samen der Erdbeeren. Auch eingemacht ist sie allen anderen Früchten vorzuziehen, denn sie ist die einzige Frucht, welche ihr frisches Aroma nach dem Abkochen behält und zum kochen in jeder beliebigen Form läßt keine andere Frucht sich mit ihr vergleichen. Sie ist sehr saftig und liefert mithin vorzüglichen aromatischen Wein. Die Zeit der Reife beginnt Anfang Juli und es dauert eine Zeitlang bis alle Beeren geerntet sind. Es ist die ergiebigste Frucht, die mir bekannt ist und die Büsche sind buchstäblich mit schönen Früchten bedeckt. Dazu kommt, daß die Pflanze vollständig winterhart ist und ebensogut nordische Kälte wie südliche Hitze widersteht. Samen, sowie Pflanzen dieser Neuheit liefert die Landwirtschaftliche Samenzüchterei des Herrn Adolf Theiß in Darmstadt.
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