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dauernder Betriebsstätte mit ständigen Anlagen be­trieben werden, ist außerdem anzugeben, ob dabei Maschinen verwendet werden.

Zutreffendenfalls ist Fehlanzeige zu erstatten. Calw, 21. April 1892.

K. Oberamt. Supper.

Tages-Neuigkeiten.

Stuttgart, 19. April. Bei andauernd sehr niederem Barometerstand haben die letzten 3 Tagen eine wiederholte veränderte Witterung gebracht; heiterer Sonnenschein wechselte mit Regen und neuerdings nun auch mit Schnee ab. Die Temperatur war durch­weg eine ziemlich gemäßigte, in den Nächten war es empfindlich kühl; glücklicherweise ist heute Nacht der Himmel bedeckt geblieben, so daß das Thermometer den Gefrierpunkt nicht erreichte. In wenig geschützten Lagen hatten wir noch einen halben Grad Kälte; der gefürchtete Frostschaden ist daher nur wohl in be­schränktem Maße eingetreten. Ueberall, wo die Blüte­periode der Birn- und Kirschbäume schon erheblich vorangeschritten war, hat der Nachtfrost Schaden an­gerichtet; doch sind hoffentlich die vielfach geäußerten Befürchtungen übertrieben. Seit heute früh ist das Barometer rapid gestiegen; es wäre daher nur zu wünschen, daß der Uebergang zu einer besseren Wit­terung sich nicht allzu rasch vollziehen möge, da sonst den blühenden Bäumen eine erhebliche Gefahr daraus erwachsen würde.

Göppingen, 18. April. Am Dienstag den 31. Mai und Mittwoch den 1. Juni ds. Js. findet hier der 7te Verbandstag der Wirte Württembergs statt und ist mit demselben eine Ausstellung von Er­zeugnissen und Bedarfsartikeln für das Wirtsgewerbe verbunden, welche in den Räumen des Gasthauses zu denDrei Königen" schon am Sonntag den 29. Mai eröffnet und bis Pfingstmontag den 6. Juni dauern wird. Die Anmeldelisten zu dieser Ausstellung sind durch Vorstand Pfeifle zu denAposteln" in Göppingen, oder durch die Expedition derDeutschen Wirtszeitung" in Stuttgart, (welche auch den Verlag des Aus­stellungskatalogs übernommen hat) zu beziehen. Bei der gegenwärtigen regen Agitation im Wirtsgewerde wird dieser Verbandstag sich eines außergewöhnlich starken Besuches zu erfreuen haben. Die Göppinger Kollegen werden Alles aufbieten, um neben dem Ernst der Arbeit auch die Geselligkeit zu ihrem Rechte kommen zu lasten. Zu diesem Verbandstage sind nicht nur die Mitglieder der dem Verbände angehörenden Wirts­vereine eingeladen, sondern an jeden Wirt im ganzen Lande ergeht die dringende Bitte, an diesen Tagen in Göppingen zu erscheinen und dadurch Interesse an

diesen, seinen Stand fördernden Verhandlungen an den Tag zu legen.

Voll, OA. Göppingen, 19. April. Unsere Ob st bäume, die teilweise schon in schönster Blüte standen, wie Kirschen, Pflaumen, Pfirsiche, Frühbirnen und Frühäpfel, bieten heute einen recht traurigen Anblick dar und brechen unter der Last der auf ihnen liegenden Schneemasse fast zusammen, wie denn auch da und dort einzelne Aeste und ganze Bäume wirklich zusammengebrochen sind. Nachdem wir gestern nachmittags 2 Uhr noch 9° 0 Wärme hatten, fing es gegen abend an zu schneien, wie dies im Dezember oder Januar nicht ärger hätte Vorkommen können. Dies währte die ganze Nacht und auch heute früh ununterbrochen fort, und es war fast nötig, daß man den Bahnschlitten geschleift hätte, was in der That auf unfern naheliegenden Alborten Gruibingen, Auen- dorf u. s. w. auch geschehen mußte. Innerhalb 12 bis 15 Stunden fielen nicht weniger als 28,4 mm Schnee, d. h. 28,4 Liter auf 1 gm, gewiß eine Selten­heit zu dieser Jahreszeit.

Hall. Die vom Schwurgericht am 29. v. M. wegen Mords zum Tode verurteilte Katharine Hoff­man n, Taglöhners Ehefrau in Hall, ist von Seiner Majestät zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt worden.

Mergentheim, 21. April. Am Samstag den 14. Mai d. I. wird die vor 4 Jahren gegründete Fohlenweide Apfelhof bei Herbsthausen eröffnet werden. Als Weidegeld wird für die Periode vom 14. Mai bis 14. Oktober von den Mitgliedern der landwirt­schaftlichen Bezirksvereine Gerabronn, Künzelsau und Mergentheim für 11 '/-jährige Fohlen 70 für ältere Fohlen 80 erhoben; Nichtmitglieder bezahlen 10 mehr pro Stück. Fohlenbesitzer, die ihre Fohlen zur Weide bringen, können den Haber in natura liefern.

Waldsee, 19. April. Eine Diebsbande, welche es hauptsächlich auf fette Stiere abgesehen hat, treibt zur Zeit ihr Unwesen im Bezirk und macht den Sicherheitsorganen zu thun. Einem Einödhofbauer wurde nächtlicherweile ein wertvoller Stier aus dem Stall abgeführt, in anderen Fällen wurden die Diebe verscheucht, ohne daß sie ihre Absicht erreicht hätten.

Mainz, 19. April. Gestern abend fand in der Weinthorstraße ein Zusammenstoß zwischen Sol­daten und Zivilisten statt; einer oer letzteren erhielt einen Säbelhieb über den Kopf, worauf die Soldaten flüchteten; es gelang jedoch, einem derselben den Säbel zu entreißen, so daß es möglich wird, die Thäter zu ermitteln.

Frankfurt a. M., 20. April. Der Haupt-" kassiere! des Hauses M. A. v. Rothschild u. Söhne Namens Jäger, fehlt seit mehreren Tagen. Er­mittelungen im Bankhause Rothschild stellten das Vor­handensein eines Fehlbetrages fest, dessen Höhe noch unbestimmt ist.

Berlin, 19. April. Der Kaiser begiebü sich nächsten Donnerstag nachmittag nach Eisenach und zur Jagd auf die Wartburg. Nach einem Besuch bei. dem Grafen Görtz-Schlitz wird der Kaiser den Schieß­platz bei Meppen inspizieren. Sodann wird er am: 29. April in Oldenburg und.Wilhelmshaven eintreffen. Der Rückkehr nach dem Neuen Palais wird zum 1. Mai entgegengesehen. Die Kaiserin wird mit den Prinzen Ende dieser Woche nach dem Neuen Palais, übersiedeln.

Aus allen Teilen Frankreichs werden er­hebliche Wetterschäden gemeldet: In Paris und Um­gebung sind Reben, Spargeln, junge Erbsen, frühe Obstsorten erfroren. In fast ganz Burgund sind die Reben erfroren. Auch aus der Dauphins und Savoyen kommen schlechte Nachrichten. Aus Gard und Herault meldet man Frostschäden, ebenso aus Bordeaux, Cahors, dem Anjou und der Touraine. In Tours hatten die Reben dem ersten schlechten Tage gut widerstanden, obgleich Schnee fiel, aber die Nacht vom 16. auf 17. April zerstörte der Triebe. Dies wird aus Chinon, Chüteaurenault, Cognac,- rigueux und anderen berühmten Weinorten gemeldet. Nicht einmal auf die zweiten Triebe rechnet man. Obst hat weniger gelitten als der Wein, nur darf das kalte Wetter nicht fordauern. Die Bevölkerung, ist trostlos.

Standesamt ßalw.

Geborene:

12. April. Hermann, Sohn des Christian Adolf Traut-- wein. Kaufmanns hier.

15. Emilie Marie, T. d. Wilhelm Sckwämmle,.

Schrannenmeisters hier.

19. Johanna, Tochter des Ernst Wünsch,.

Steuerwachtmeisters hier.

Gestorbene:

19. April. Christof Friedrich Keller, gewes. Ziegler hier, 72Jahre alt.

Gott-sdl-nst

am Sonntag, den 24. April.

Vom Turm: 330.

Vorm.-Predigt: Herr Stadtpfarrer Eytel. 1 Uhr Christenlehre mit den Söhnen. 2 Uhr Missionsstunde im Vereinshaus: Herr Missionar Seeger.

Montag, 25. April.

Vorm. 8 Uhr Schulgottesdienst im Vereinshaus - Herr Stadtpfarrer Eytel.

mit dem Vagabunden gesessen und eben stieß sein Fuß an das zerschmetterte Gewehr, daß cs einen klirrenden Laut gab. Er hob es auf und betrachtete cs einen Augen­blick mit stierem Blick, dann schleuderte er es, wie von einem Fieber geschüttelt, von sich und schritt weiter durch pfadlose Büsche, zwischen dichten, unwegsamen Bäumen weiter.

Sein Fuß strauchelte über die knorrigen, zu Tage liegenden Wurzeln einer uralten Eiche und er stürzte. Aber er raffte sich auf, nicht achtend des Blutes, welches warm über sein Gesicht strömte und setzte seinen ziellosen Weg fort, bis der rasende Sturm so gewaltig zwischen den Stämmen einherfuhr, daß er ihm den Atem versetzte und er abermals keuchend zur Erde sank, unfähig, sich noch einmal zu erheben.

Hei, wie tobte cs um ihn her!

Er sah die wirbelnden Blätter nicht, aber er fühlte wie sie auf ihn niedersanken und sich kalt und feucht auf sein brennendes Antlitz legten. Um ihn krachten die Äste und das wilde Rauschen und Wogen derselben übertönte sogar auf Augenblicke die gewaltige Stimme des Sturmes. Mit einer krampfhaften Anstrengung raffte er sich nochmals von der Erde auf und rannte blindlings weiter. Eben erreichte er eine kleine Lichtung, als wieder der Mond zwischen den geborstenen Wolken hervortrat und mit seinem Licht die Gegend um ihn her erhellte.

Allmächtiger Gott! Vor ihm lag der kleine See, den er sechzehn Jahre lang geflohen über ihm wölbte die Mordeiche ihr Blätterdach und ihm war plötzlich als erblicke er aus weit klaffendem Riß das Angesicht des Jägers und er winke ihm mit der Hand zu er wollte entsetzt weiter fliehen aber ein mächtiger Anfall des Sturme» ein furchtbarer Krach und von einem schweren Schlag gekosten, sank der Mörder betäubt zur Erde.

Eine Stunde wohl tobte dar wilde Wetter noch um den leblosen Körper, dann brach sich seine Wut, der Friede kehrte in der Natur zurück langsam ver­flogen die gespenstischen Wolkenzüge am Himmel oben und siegreich strahlte das Mondlicht herab auf den blutüberströmten Mann da unten, der mit zerschmetterten Gliedern, schwer atmend, mit dem Tode rang.-

Ein frischer, heiterer Herbsttag war auf die wilde Sturmnacht gefolgt. Die Gutsleutr hatten am Morgen die Schwedenhofbäuerin gefunden, wie sie noch immer bewegungslos durch das Fenster stierte. Aber ihre trotzige Kraft war gebrochen und willenlos ließ sie sich von de» Mägden zu ihrem Lager geleiten.

Die Knechte aber begaben sich hinaus auf die Suche nach ihrem Herrn und die Fußspuren, welche er in dem aufgeweichten Boden hinterlassen, als er durch das regendurchnäßte Stoppelfeld geflohen war, führten in den Wald und nach langem Umherirren auch zu der verrufenen Stätte, wo sich ihnen ein schrecklicher Anblick bot.

Der Sturm hatte die Mordeiche mitten von einander gerissen; das stürzende Vorderteil hatte den Ulrich halb unter sich begraben, während der Hauptast ihn tötlich am Kopfe getroffen hatte. Aus der klaffenden Öffnung des hohlen Baumes aber grinste ihnen ein Skelett entgegen, welches noch stellenweise von den verfaulten Lumpen einer Försteruniform umkleidet war, während zwei vollständig verrostete Jagdgewehre ihm zur Seite staken.

Der Ulrich lebte noch, als sie hinzutraten. Seine weit geöffneten Augen stierten auf die grauenvollen Überreste seines einstigen Todfeindes, langsam hob er seinen linken Arm die Rechte, mit welcher er einst den tötlichen Schuß abgedrückt, lag zerschmettert unter dem Stamm und deutete auf die Eiche, während sich seinen blaffen Lippen mühsam die Worte entrangen:

Ich Hab'» gethan! Der Wald hat ihn gerächt!"

Noch einmal streifte sein brechender Blick seinen halbbegrabenen Körper die Linke griff krampfhaft nach dem zerschmetterten Haupt, dann schloffen sich die Augen für immer, er war tot!

Schaudernd wandten sich die Umstehenden von dem Toten ab und am Nach­mittag bereits durchlief das Dorf die Kunde von dem furchtbaren Gericht, welches da draußen an der Mordeiche die göttliche Gerechtigkeit gehalten hatte.

* *

*

Die Gertrud siechte langsam dahin und eS dauerte noch Jahre, bis der Himmel sie aus der Geisternacht erlöste, die sich seit jener Stunde um ihre Sinn« gelegt hatte.

Den Mörder de» Förster» aber hatten sie neben den Resten der Mordeiche eingescharrt. Und die Jahre zogen dahin, die Welt ging ihren gleichmäßigen, gleich- gütigen Gang, der Wind rauschte wie immer über die Bäume und sie sangen das geheimnisvolle Lied voll Blut und Thränen da» Schmerzenslied von der Rache de» Walde»!

End».