30. Amts-

und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw.

67. Iahrga«-.

Erscheint Di en s t a g , Donnerstag und SamStag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Um- -ebun- S Psg. die Heile, sonst 12 Pfg.

Donnerstag, den 10. Mar; 1892.

L-onnemeutSpretS vierteljährlich 20 Pfg. Trägerlohn, durch die Post ganz Württemberg Mk. 1. Sk.

in der Stadt »0 Pfg. v » bezogen Mk. 1. 1b, sonst in

Amtliche Bekanntmachungen.

K. Amtsgericht Calw.

Als Gerichtsvollzieher

für die Gemeinde Oberkollbach ist der Schuhmacher und Gerichtsvollzieher Wilhelm Schlee von hier, mit dem Wohnsitze in Calw, gewählt und bestätigt worden.

Den 8. März 1892.

Oberamtsrichter D e ck i n g e r.

Au die GemkindkbkhSrdkU.

Seine Königliche Majestät haben am 4. Febr. ds. Js. allergnädigst zu genehmigen geruht, daß den Gemeinden des Oberamtsbezirks Calw auf Grund der revidirten, festgestellten Liquidationen des durchschnitt­lichen jährlichen Aufwands für Unterhaltung der Nachbarschastsstraßen, von Etterstrecken solcher und von Etterstrecken der Staatsstraßen in dem Zeitraum vom 1. April 1886/89 ein Staatsbeitrag von 13 370 ^ für das Etatsjahr 1891/92 aus dem Vermögen der Restverwaltung zugewendet wird.

Nach der vorgenommenen Vertheilung des auf die einzelnen Gemeinden fallenden Staatsbeitrags trifft es nach Verhältniß des von denselben liquidirten und festgestellten durchschnittlichen jährlichen Aufwands Pro 1886/89 auf 1 28,99 und die Gemeinden:

Calw

2223

^ 54

Agenbach

273

09

Aichhalden

280

04

Oberweiler

187

86

Altbulach

322

66

Altburg

227

28

Weltenschwann

129

88

Althengstett

339

18

Bergorte

547

92

Breitenberg

135

67

Dachtel

106

98

Deckenpfronn

409

^ 34

Dennjächt

24

35

Emberg

225

25

Ernstmühl

10

15

Gechingen

507

33

Hirsau

213

08

Holzbronn

213

37

Hornberg

233

37

Liebelsberg

280

63

Liebenzell

630

24

Martinsmoos

186

41

Monakam

94

51

Möttlingen

270

77

Neubulach

297

44

Neuhengstett

Neuweiler

133

518

57

34

"

Hofstett

188

44

Oberhaugstett

163

79

Oberkollbach

75

§

67

Oberkollwangen

198

§

Oberreichenbach

144

*

08

Ostelsheim

196

55

Ottenbronn

128

14

Röthenbach

246

71

Schmieh

210

47

Simmozheim

214

53

Sommenhardt

278

89

Speßhardt

47

84

Alzenberg

76

53

Oberriedt

23

19

Stammheim

350

20

Teinach

162

35

Unterhaugstett

188

44

Unterreichenbach

263

52

Würzbach

739

25

Zavelstein

225

83

Zwerenberg

220

33

Die Amtspflege ist angewiesen, vorstehende Beträge an die Gemeinden auszubezahlen.

Die Concepte der Liquidation sind zur Er­gänzung hieher vorzulegen. Dieselben werden hernach

zur Aufbewahrung in den Gemeinderegistraturen zurück­gegeben werden.

Calw, 7. März 1892.

K. Oberamt. Supper.

Tager-Ueuigkeiten.

Calw, 9. März. Der heutige Viehmarkt war außerordentlich stark befahren. Zugeführt wurden 1075 Stück Rindvieh, 78 Pferde, 20 Körbe Saug­ferkel und 103 Stück Läufer. Der Handel in Rind­vieh ging anfangs stockend, doch zeigte sich später bei rückgängigen Preisen mehr Kauflust, so daß die Mehr­zahl der zugeführten Tiere abgesetzt werden konnte. Höchster erlöster Preis für 1 Paar Ochsen 1050 Der Pferdemarkt war wenig belebt. Saugferkel stiegen im Preise, während Läuferschweine einen Preisrück­gang erfuhren.

Stuttgart. Auf Befehl Ihrer Majestät der Königin-Witwe wurde den Besuchern der beiden Volksküchen zum Andenken an König Karl, wie bei Höchstdessen Lebzeiten, am 6. März ein Gratisessen verabreicht. Ueber 1000 Portionen kamen zur Ver­teilung.

Stuttgart. 6. März. Für die III. inter­nationale Ausstellung von Jagd- und Luxushunden, welche von dem Verein zur Züchtung reiner Hunderaffen in Süddeutschland in den Tagen vom 12.15. Mai in München abgehalten wird, hat Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern das Protektorat übernommen.

Blaubeuren, 6. März. Ein Zögling ves hiesigen Seminars, O. S. aus F., entfernte sich ge­stern abend heimlich, fuhr mit der Bahn nach Ulm und machte dort in einem Gasthof mit einem Revolver seinem jungen Leben ein Ende. Der unglückliche Jüngling soll in jüngster Zeit ein verändertes Wesen gezeigt haben und man vermutet geistige Gestörtheit.

Aeui^etorr. «-chd»,«»«»«««,.

Der Schwedenhof.

Novelle von Fritz Brentano.

(Fortsetzung.)

.Weib," unterbrach er sie heftig,nenne mich nicht so. Du weißt, das macht mich rasend! Nenne mich bei meinem ehrlichen Namen, den ich noch nie von dir hörte."

Bei Deinem ehrlichen Namen!" sprach sie höhnisch.

Ja." fuhr er heftig fort,bei meinem ehrlichen Namen. Was that ich, daß er eS nicht wäre? Doch freilich, einen Flecken Hab' ich ihm7angehängt damals, wo ich meinen Eid brach, als ich Deinen Vater, da ich ihn bei dem gewilderten Hirsch abfaßte, nicht der Gerechtigkeit überlieferte"

Um welchen Preis!" seufzte fast stöhnend die Försterin.

Ja." entgegnete er, bitter lachend,um welchen Preis! Was hoffte ich zu finden und was fand ich in der That!"

WaS hofftest Du was durftest Du hoffen?" fragte sie höhnisch.Wie, als Du nächtig mit dem gefangenen Vater in unser HauS tratest, wo ich verzweifelnd der Heimkehr desselben harrte, als Du mir die Wahl ließest, Dein Weib zu werden oder den Greis der schrecklichen Strafe überantwortet zu sehen, als mir dieser auf den Knieen daL Opfer meiner Liebe abnötigte meintest Du da, daß ich dasselbe mit aufrichtigem Herzen darbrachte? Meintest Du, daß ich meine Liebe, dm Ulrich vom Schwedenhof, so leichthin zu den Toten werfen würde?"

Sprich den Namen nicht mehr auS!" rief der Förster und sprang von dem Stuhl auf, in welchen er sich geworfen hatte,sprich ihn nicht au» in meiner Gegen-

I wart, sonst geht meine mühsam erkämpfte Geduld zu Ende, und eS geschieht etwas I Schreckliches! Ich weiß es," fuhr er knirschend fort,daß Du ihn im Herzen trägst, daß er Tag und Nacht Dein einziger Gedanke ist, wo Du gehst und stehst, hier, im Wald, an der Wiege unseres toten Kindes überall! Das kann ich Dir nicht wehren. Aber hörm will ich aus Deinem Munde den verfluchten Namen nicht das kann, das will ich Dir wehren!"

Und doch sollst Du ihn hören," entgegnete heftig die Försterin,heute sollst Du ihn hören, an dem Tage, wo Du unS auseinanderriffest. Ja, ich denke seiner nach wie vor fest jener Stunde, und wenn Du mir damals den Schwur abpreßtest, daß er nie aus meinem Munde erfahren sollte, warum ich ihm die Treue brach im Herzen Hab' ich ihm die Treue gehalten und will sie halten, bis das elende Da­sein zu Ende geht!"

Dime!" schrie der Förster auf und griff nach der Flinte, welche neben ihm an der Wand lehnte.

Nur zu!" rief die Försterin, die noch blässer geworden war. in höchster Er­regung fort,nur zu! Töte mich und kröne so das Werk Deines Lebens mit dem Mord deS Weibes, das Du gewaltsam an Dich gefesselt! Nun, warum drückst Du nicht los? Triffst ja so sicher draußen das Grab des allen Ulrich kann davon zählen."

Der Förster ließ die erhobene Flinte sinken und stöhnte tief auf.

Gertrud," sagte er. und der Schmerz des starken Mannes klang ergreifend, mahne mich nicht daran. Ich that meine traurige Pflicht die Notwehr lenkte dm Schuß aus meinem Rohr. Gott ist mein Zeuge, daß ich diese That am jüngsten Gericht mit freier Stirn verantworten kann."

Am jüngsten Gericht!" sprach dumpf dir Frau.Ja. dort treffen wir uns