Beilage zum „Calwer Wochenblatt"
Rro. 1 ött.
6 ^ ^ 1 ^ . Nachdruck verboten.
Der Schiffbruch der „Felicitas".
Erzählung von Ferdinand Herrmann.
(Schluß.)
„Welch' eine Ueberraschung!" rief sie ein Mal über das andere. „Ist es nicht gerade, als wenn Papa zurückgekehrt wäre, um Alles so wiederherzustellen, wie es in unfern glücklichsten Tagen gewesen! Dorthin hatten sie nach seinem Tode einen häßlichen Schuppen gebaut; dorthin einen Vorratsspeicher oder eine Wagenremise ! Und nun ist das Alles verschwunden, als hätte ein guter Geist es über Nacht hinweggezaubert, und Alles ist grün und lauschig wie zuvor. Wahrhaftig, da sind sogar die lieben alten Sandsteinfiguren mit den abgebrochenen Nasen, die in jener Zeit der Verwüstung wie hinderliches Gerümpel an die Mauer geworfen worden waren! Sie mögen mich schelten, Mama Hertenstein, oder mich auslachen; aber wenn der wackere Mensch, der hier so feinsinnig gewaltet hat, mir jetzt in den Weg käme, so könnte ich ihm geradezu um den Hals fallen vor lauter Dankbarkeit und Freude."
Höchlichst erschrocken drückte die Matrone den Arm ihrer entzückten Begleiterin, denn in diesem Augenblick tauchte hart neben ihnen eine hohe Männergestalt aus dem Halbdunkel des umschatteten Seitenweges auf. Er war sehr einfach gekleidet, und die Höflichkeit, mit welcher er vor den Damen seinen Hut zog, ließ Madame Hertenstein darauf schließen, daß er nur eine untergeordnete Stellung bekleide. Er wollte augenscheinlich stumm vorübergehen; aber der Weg war so schmal, daß ihn Felicitas fast mit ihrem Kleide streifen mußte. Und unwillkürlich senkten sich dabei ihre Blicke in einander. Für die Dauer einer Sekunde verharrten sie Beide regungslos, dann kam es gleichzeitig — wie ein einziger Ausruf — von ihren Lippen: „Sarnow!" — „Felicitas!" — und die Glut, die Jedem von ihnen über die Wangen lohte, sprach noch hundertmal deutlicher, als der halb ungläubige, halb jubelnde Ausdruck jenes einzigen Wortes.
In wortlosem Erstaunen sah die alte Dame dieser überraschenden Begegnung zu. Dann aber gewann der stattliche Herr, der da gleichsam vor ihnen aus der Erde gewachsen war, seine Fassung zurück und begrüßte die Witwe des einstigen General- Konsuls mit der vollendeten Höflichkeit eines Weltmannes. Felicitas fand nicht so leicht den gewöhnlichen Gesprächston wieder, und es war noch immer ein merkliches Zittern in ihrer Stimme, als sie vorstellte:
„Herr Ludwig Sarnow, ein alter Bekannter aus der Zeit meiner Verheiratung — Frau Cäcilie Hertenstein, meine liebe mütterliche Freundin, bei der ich in den Tagen der bittersten Not und Verzweiflung eine zweite Heimat gefunden, und der ich dafür behilflich sein darf, ihre Schülerinnen zu unterrichten."
.Welch ein glücklicher und wunderbarer Zufall", sagte Sarnow, indem er an ihrer Seite weiterging. „Sie kamen, um den Stätten Ihrer Kindheit einen kurzen Besuch abzustatten?"
„Ja, Mama Hertenstein hatte die große Güte, mir ihre Ferien zu diesem Zweck zu opfern. Und Sie, Herr Sarnow? Halten auch Sie sich vorübergehend hier auf, oder haben Sie auf Dreilinden eine Anstellung gefunden?"
Der Gefragte schaute angelegentlich zu Boden, während er mit einem kleinen Zögern erwiderte:
„Ich habe da eine Anstellung gesunden — wenn man es so nennen darf."
„So kennen Sie auch den Besitzer? Sie kommen öfter mit ihm zusammen?"
„Ich sehe ihn täglich, ja, fast zu jeder Stunde!"
„Dann bitte ich Sie herzlich, ihn unbekannter Weise von mir zu grüßen und ihm zu sagen, daß er mir durch seine Wiederherstellung des Parkes eine große — eine sehr große Freude gemacht hat."
In Sarnow's treuen Augen leuchtete es wie ein Strahl des Glückes auf, um seine bärtigen Lippen aber zuckte es wie eine lustige Schelmerei.
„Es ist so gut, als ob es schon ausgerichtet wäre", sagte er ganz ernsthaft. „Doch vielleicht bereitet es den Damen ein kleines Vergnügen, auch das Innere des Hauses zu durchwandern."
„Um's Himmelswillen!" wandte die alte Dame in einer neuen Regung von Aengstlichkeit ein. „Sie haben doch auch die Erlaubnis zu einer so eigenmächtigen Handlung?"
„Ich glaube wohl, sie verantworten zu können. Und überdies ist es gewiß, daß uns der Hausherr nicht stören wird. Sie sind also einverstanden?"
„O, mit tausend Freuden!" rief Felicitas. „Es ist ja ein wahrer Glückstag für mich!"
„Auch für mich!" erwiderte er leise, und als sie sich jetzt ansahen, da wußte Jedes, was im Herzen des Anderen vorging, und es wurde für eine geraume Weile nichts Weiteres mehr zwischen ihnen gesprochen.
Sie gingen unbehelligt durch das Haus, durch alle Zimmer, bis in die kleinsten Kammern hinein. Felicitas war immer vorauf; doch nur abgerissene Ausrufe der Rührung, der Wehmut und des Entzückens kamen über ihre Lippen. Ihr war, als wandle sie mitten in einem süßen Traum. Dies Alles, was sie hier sah, mutete sie ja an, wie wenn sie es erst vor wenig Tagen verlassen hätte. Das waren die Möbel, die Teppiche, die Bilder — das waren all' die hundert kleinen Liebhabereien ihres armen toten Vaters! In ihrer Erregung bemerkte sie nicht einmal, daß die alte Dame totmüde auf einen Stuhl gesunken und zurückgeblieben war. Sie erkannte erst, daß sie mit Sarnow allein sei, als er mit einem Schlüssel, den er in der Tasche getragen hatte, die Thür des traulichen Erkerzimmerchens öffnete, das sie selber dereinst viele Jahre lang bewohnt hatte, und als er mit leiser zitternder Stimme fragte:
„Kennen Sie auch dies?"
Ja, sie kannte cs; denn da war auch nicht der kleinste Gegenstand verschwunden oder von seinem Platze gerückt. Die Thränen stiegen ihr heiß in die Augen, und als es nun an ihrer Seite mit einer unbeschreiblichen Fülle von Zärtlichkeit und Liebe erklang: „Felicitas! — Meine teure Felicitas! — Das war mein Heiligtum bis zu diesem Tage! Willst Du es wieder in Besitz nehmen? Willst Du es mit mir teilen?" — da vergaß sie Alles um sich her, da schwammen ihr Erde und Himmel in Eins zusammen, und laut aufschluchzend in Jubel und Seligkeit warf sie sich an des geliebten Mannes Brust.-
Das war keine geringe Ueberraschung für die wackere Madame Hertenstein, da ihre junge Freundin nach beängstigend langer Abwesenheit als eine strahlende, überglückliche ^raut zurückkehrte, und da sich der vermeintliche Gärtner oder Aufseher als der Besitzer von Haus und Park und Gut mit allen dazu gehörigen Fabrikanlagen entpuppte. Sie mußte nun lange, rührende Geschichten hören von einer heimlichen, uneingestandenen Liebe, die seit dem gemeinsamen Spaziergange durch Röhrsdorf's Treibhäuser, ach, so heiß in den jungen Herzen gebrannt, — von schweren Seelenkämpfen und bitterer Entsagung! Sie mußte hören, wie Sarnow in der neuen Welt durch ein einziges glückliches Unternehmen binnen wenig Jahren zum reichen Manne geworden sei, wie er nach seiner Heimkehr Dreilinden gekauft und das seit dem Bankerott des General-Konsuls unbewohnt gewesene Herrenhaus eingerichtet habe — für die Herrin, deren Spur er nicht wiederfinden konnte trotz allen Forschens und Suchens, bis der allgütige Zufall oder die liebende Vorsehung, wie Felicitas leuchtenden Auges sagte, sie ihm ganz ohne sein Zuthun in die Arme geführt.
Dies Alles mußte sie hören und noch viel mehr! War es da ein Wunder, wenn auch sie nach Frauenweise manch' heißes Thränlein der Rührung und Freude vergoß und wenn sie von ganzem Herzen einstimmte in den jubelnden Ruf der endlich Vereinten:
„Die Nacht ist zu Ende, und der Tag des Glücks ist gekommen!"
Ende.
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