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Amts
und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw.
66. Jahrgang.
Erscheint Di en S ta g , Donnerstag und SamStag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Umgebung s Pfg- die Zeile, sonst 12 Pfg.
Samstag, den 21. November 1891.
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LbonnementSpreiS vierteljährlich in der Stadt BO Pfg. r »tz 3V Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. IS, sonst ir> ganz Württemberg Mk. 1. 35.
Amtkiche Wekauntmachungen.
Die GkiukilldkbklMkn
werden in Betreff der Behandlung der Nachbar- schaftsstrasten vor Eintritt des Winters zur genauen Nachachtung auf den Ministerialerlaß vom 23. Oktober 1880 — Min. Amtsblatt Seite 378 — hingewiesen. Calw, den 19. Nov. 1891.
K. Oberamt. Supper.
Deutsches Reich.
Berlin, 17. Novbr. Reichstag. Der Präsident eröffnet die Sitzung mit folgender Ansprache: „Meine Herren! Während der Vertagung des Reichstages ist am 6. Oktober ds. Js. em Mitbegründer des Deutschen Reiches, ein treuer Bundesgenosse unseres Kaisers, der Landesvater unserer schwäbischen Landsleute, König Karl v o n Württemberg, nach 27jähriger Regierung verstorben. Der Reichstag teilt nicht nur die innige Teilnahme, welche der Verlust des Königs in Württemberg gefunden hat, er beklagt auch selber den Heimgang eines deutschen Fürsten, der immer treu zu Kaiser und Reich gestanden und hiermit die Wahrung der besonderen Interessen seines Landes zu vereinigen gewußt hat. Dadurch, daß Sie sich von Ihren Plätzen erhoben haben, nehme ich an, habe Sie diesen meinen Worten Ihre Zustimmung erteilen wollen."
Auf der Tagesordnung steht die erste Beratung des Gesetzentwurfs betreffend die Bestrafung des Sklavenhandels.
In der Generaldebatte sagt
Prinz Arenberg (Zentr.): In Deutsch-Togo soll der Sklavenhandel blühen und deutscherseits begünstigt werden. Das hat erst dieser Tage wieder der Afrikareisende Krause in der „Kreuz-Ztg." behauptet. Hierüber ist vor allem Aufklärung nötig. Hierauf erwiedert Geh. Leg.-Rat Kaps er, er hoffe, solche Gerüchte ein- für allemal beseitigen zu können. Die Reichsregierung werde in ihren Anstrengungen für die Beseitigung der Sklaverei von keiner andern Regierung übertroffen. Man wolle aber von der deutsch. Regierung nach 7 Jahren Kolonialbesitz, schon Zustände, wie sie Brasilien und Nordamerika erst nach Jahrhunderten erlangt haben. Im Togo-Gebiet bestehe eine althergebrachte Sklaverei, aber nicht mit grausamer Behandlung, sondern in höchst milder Form, so daß es schwer hält, den Freien von dem Sklaven zu unterscheiden. Was Ostafrika anbelangt, so habe auch hier der Gouverneur die Sklaverei in's Auge gefaßt. Hier sei schwerer einzuschreiten, weil das arab. «Element dazwischen kommt. Dem dort schwunghaft betriebenen Sklavenhandel sei bereits Abbruch gethan; indem unsere Kriegsschiffe schon zahlreiche Dhaus mit Sklaven weggenommen hätten, so daß seit Monaten nach den letzten Berichten keine Dhaus mehr ausgelaufen seien. Die Berichte des Herrn Krause über die Verhältnisse seien absichtliche, tendenziöse Entstellungen. Krause wünsche mit der Leitung einer Expedition betraut zu werden. Kardinal Lavigerie und Pater Schynse hätten sich übereinstimmend ausgesprochen, daß die Sklaverei mit dem Neger-Charakter so verwachsen sei, daß es Wahnsinn wäre, dies in einem Tage mit den Bajonetten ändern zu wollen, es müsse hier die christliche Moral eintreten und die Missionen seien zu unterstützen, dazu sind wir gewillt. (Beifall.) Rintelen (Zentrum): Ich erkenne an, daß von Seiten unserer Kolonialverwaltung das
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Mögliche gethan ist. Was die Vorlage betrifft, so wird der Reichstag einstimmig der Ansicht sein, daß alles geschehen muß, um dem Sklavenhandel und der Sklavenjagd abzuhelfen. Eins der Mittel dazu ist auch die Ergänzung des Strafgesetzbuches. Die in dieser Beziehung bestehende Lücke füllt die Vorlage zweckmäßig aus. Ich empfehle Annahme, da es sich aber um ein Strafgesetz handelt, ist eine gründliche Prüfung nötig und ich beantrage Ueberweisung des Entwurfs an eine Kommission von 14 Mitgliedern. Dieser Antrag wird angenommen.
Zu einer Anzahl Petitionen, betr. Revision des Wuchergesetzes beantragt die Kommission Ueberweisung an den Reichskanzler als Material.
Berlin, 19. Nov. Der Reichstag berät über die Krankenkassengesetz-Novelle. Die in Z 1 ausgesprochene Erweiterung der Versicherungspflicht beabsichtigen verschiedene Anträge mehr auszudehnen, am weitesten den Antrag Auer (Soz.) Abg. Goldschmidt (freis.) spricht gegen die Zwangs- Versicherung der Handlungsgehilfen. Staatsminister v. Bötticher rechtfertigt die Vorschläge, welche die freien Hilfskassen nicht einschränkten, jedoch den Mittellosen die Wohlthat der Versicherung gewährten. Abg. v. Strombeck (Centr.) befürwortet seine Anträge im Interesse der Klarheit. Die Abg. Bruns und Singer (Soz.) sind für möglichst weite Ausdehnung des Versicherungszwanges. Die freis. Abg. Eberty, Schräder und Hirsch sprechen gegen jede Ausdehnung des Zwanges. Die Abg. Spahn, Giese (kons.) und Möller (nation.) erklären sich für die Vorlage.
Berlin, 18. Nov. Die heute eingetroffene Kolonialpost meldet, daß Major v. Wiß mann an akuter Lungenentzündung erkrankt ist. Ein günstiger Verlauf der Krankheit sei wahrscheinlich, eine Reise nach Europa oder Ostafrika jedoch dadurch ausgeschloffen. — Die Nachrichten aus Ostafrika lauten fortdauernd beruhigend. Mit dem Dczember- schiff wird von der Lewa-Plantage Tabak vorzüglicher Qualität eintreffen.
Ausland.
— Bei der Eröffnung der Ausstellung in Palermo sagte der ital. Handelsminister u. a.: Dank der ausgezeichneten Weizen-Ernte erspare Italien 200 Millionen Lire, welche sonst in das Ausland gewandert wären. Die Seidencocons stellen einen Wert von 240 Millionen Lire dar; die Weinlese habe 40 Millionen Hektoliter (13 Millionen mehr als im Anfang der Achtziger-Jahre) geliefert, und gleichzeitig sei der Konsum ausländischer Weine von 312,000 auf 14,000 Hektoliter zurückgegangen. Die Baumwollspinnereien weisen 1,800,000 Spindeln auf (um das doppelte mehr als 1880); die Wollwebereien beschäftigen 10,000 Webstühle. Der Ausfuhrhandel endlich sei von 562 Millionen im Jahr 1862 auf mehr als eine Milliarde gestiegen. Als der Minister die günstigen Aussichten des Ausfuhrhandels für das laufende Jahr und den unmittelbar bevorstehenven Abschluß des Handelsvertrages mit Oesterreich ankündigte, erschollen lebhafte Bravo-Rufe und allgemeiner Beifall, und der König drückte dem Minister die Hand.
Tages-Neuigkeiten.
X Calw. Freunde der Natur, spez. dem Lepidopterologen, dürfte vielleicht die Mitteilung von Interesse sein, daß am Donnerstag nachmittag von einigen Spaziergängern, welche auf dem.grünen Weg'
(auch Klein-Davos genannt) lustwandelten, ein in den Lüften sich fröhlich tummelnder Schmetterling bemerkt wurde, welchen ohne Zweifel der prächtige Herbsttag und die kräftigen Strahlen der Mittagssonne aus seinem schon längst bezogenen Winterversteck hervorgelockt hatten. Zwar nur ein Proletarier unter den Schmetterlingen, ein gewöhnlicher Weißling, muß ein solcher Gast immerhin als eine für die vorgeschrittene Jahreszeit höchst seltene Erscheinung angesehen werden. Es ging ihm allerdings wie der Taube des Noah, er flog mit weifelndem Flügel hin und wieder, aber er fand eine Ruhestätte für seinen Fuß in Gestalt einer Blume, ob wohl sein voreilig verlassenes Nest nieder, ist eine Frage, die sich unserer Beantwortung entzieht.
— Vom 19. November an lauft der Personenzug Nr. 171 Calw ab 4.»o, Stuttgart an 5?» nachm., 10 Minuten später als im Fahrplan angegeben ist.
-o- Liebenzell, 18. Nov. Der Gemeinderat und die Ortsarmenbehörde dahier befand sich am 12. ds. Mts. in der ungemein günstigen Lage, den neuen Stadtarzt aus der großen Zahl von 34 Bewerbern, die um die Stelle sich bemüht und in den vorangegangenen Tagen zum Teil auch persönlich sich vorgestellt hatten, auswählen zu können. Wir geben uns der Hoffnung hin, daß die Wahl, so wie sie jetzt geschehen ist, unserer Stadt und ihrer Umgebung zum Segen gereichen wird. Dem Vernehmen nach ist der Gewählte, dem der Ruf eines Arztes von hervorragender Befähigung und eines Karakters von bewährter Gediegenheit vorangeht, bereits auch seitens der Amtskorporation Neuenbürg zum Distriktsarzt für die Liebenzell benachbarten Waldgemeinden designiert worden, wie dieses Verhältnis zwischen Stadt Liebenzell und Oberamt Neuenbürg schon bisher bestand. Die Bestätigung des Gewählten durch die K. Kreisregierung ist noch abzuwarten. Nachdem in letzter Zeit die hiesige Arztstelle von mehreren Norddeutschen nach einander begleitet worden ist, die bei all ihrer Tüchtigkeit in unseren schwäbischen Verhältnissen nicht recht heimisch werden und besonders bei der ländlichen Bevölkerung der Waldorte das nötige Vertrauen nur schwer sich erwerben konnten, hat sich bei der neuerdings ganz unversehens^ eingetretenen Erledigung der Stelle der Wunsch geltend gemacht, es sollte wieder einmal ein geborener Württemberger auf diesen Posten berufen werden. Daß dabei zugleich auf einen schon älteren, verheirateten Mann, und auch aus einen solchen, der dem evangelischen Bekenntnis angehört, Bedacht genommen wurde, dürste wohl niemand befremden. Alle diese Erwägungen haben vazu geführt, daß zum hiesigen Arzt vr. Hans Schloßberger aus Tübingen mit Einstimmigkeit gewählt wurde. Derselbe hat nach Vollendung seiner Studien und nachdem er zu seiner weiteren Ausbildung teils in Paris sich längere Zeit aufgehalten, teils auch als Schiffsarzt eine überseeische Reise ausgeführt hatte, 5 Jahre lang die Stelle eines Ortsarztes in Alpirsbach bekleidet, von wo aus er Anfangs dieses Jahrs nach Villingen übersiedelte. Ende dieses Monats gedenkt er nun in sein neues Arbeitsfeld hier einzutreten. Möge es ihm gegeben sein, die Erwartungen, die auf ihn gesetzt werden, zu rechtfertigen! Möge es ihm gelingen, durch seine Kunst und durch seine humanen Eigenschaften sich dasjenige Vertrauen bei der hiesigen Bevölkerung zu erwerben, bei welchem sein längeres Verweilen in unserer Mitte für beide Teile ersprießlich sein wird!
Marienwahl, 18. Nov. Gestern hatte der Kommandeur der 26. Division, Generallieut. v. Linde- quist, die Ehre, zum Gabelfrühstück bei Ihren König!.