WKMcRr^W

.VKÄ

MM

ltLketz»!

-ÄÜÄKiÄrM»^

M 128.

Arnis-

und Anzeigeblalt für den Bezirk <Lalw.

66. Jahrgang

Erscheint Di en S t a g , Donnerstag und SamStag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Um­gebung 9 Pfg. die Zeile, sonst 12 Pfg.

Donnerstag, den 29. Oktober 1891.

Lbonnementspreis vierteljährlich in der Stadt ro Pfg. u«d 29 Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1., sonst tv ganz Württemberg Mk. 1. 3S.

Amtliche Bekanntmachungen.

Amtliche Bekanntmachung.

In Dennjächt und Martinsmoos ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen.

Calw, den 26. Oktober 1891.

K. Oberamt. Supper.

Die Ortsvarsteher,

in deren Gemeinven Orts-, Betriebs- oder Hilfskran­kenkassen bestehen, werden daran erinnert, daß von ihnen bei diesen Kassen jedes Jahr zweimal unver- muthet Rechnungs- und Kassenrevision vorzunehmen und über das Ergebniß dem Oberamt zu berichten ist.

Calw, den 27. Oktober 1891.

K. Oberamt.

Supper.

Tages-Neuigtreiten.

sAmtliches aus dem Staatsanzeigerj. Seine Majestät der König haben am 24. Okt. den Amtsnotar Sapper von Obereßlingen zum Gerichtsnotar in Calw allergnädigst zu ernennen geruht.

Man schreibt dem N. Tagbl. aus Her­ren alb, 26. Okt.: Gestern hielt der von einem eng­eren Wahlkomite in Vorschlag gebrachte Kandidat für die Abgeordnetenstelle des Oberamts Neuenbürg, Säg­werkbesitzer C. Commerell in Höfen, hier und in Loffenau zahlreich besuchte Wahlversammlungen ab. Stadtschultheiß Bätzner von Wildbad begleitete den Kandidaten und erörterte ausführlich die Anforder­ungen, welche an einen Abgeordneten zu stellen sind. Herr Commerell sei der Mann, der diesem Vertrauens­

posten gewachsen sei und sich hiemit seinen Wählern empfehle. Der Kandidat selbst verwies in kurzen Worten auf sein Programm, das in allgemeinen Um­rissen gehalten ist und nicht Stellung nimmt zu irgend einer politischen Partei. Er gab übrigens die Ver­sicherung ab, daß er für eine Ausmerzung der ritter- schaftlichen Herren aus unserer zweiten Kammer ein- treten würde. Bis jetzt ist hier von einem Gegen­kandidaten nichts bekannt, weshalb seine Wahl gesichert erscheint.

Ueber den hauptsächlichen Inhalt der am 12. d. M. eröffneten letztwilligen Verfügungen Seiner Majestät des Höchstseligen Königs Karl enthält der Staatsanz. Folgendes: Umversal- Erbin ist Ihre Majestät die Königin Witwe; Seine Majestät der regierende König erhält zu­nächst im Wesentlichen das zum Privatvermögen des verewigten Königs gehörige Mobiliar; das Adjutantur- gebäude kommt zum Krongut, die beiden Anwesen Schloßplatz Nr. 1. und Königsstraße Nr. 9 zum Hof­kammergut. An sofort zahlbaren Legaten sind be­stimmt: 400,000 ^ der Zentralleitung des Wohl- thätigkeitsvereins zur Verteilung an wohlthätige An- stalten beziehungsweise zur Verwendung für wohl­thätige Zwecke, 100,000 ^ für besonders bedürftige Arme in Stadt und Land, 100,000 für die Karl-Olga-Stiftung. In einem späteren Zeitpunkt werden sodann weitere namhafte Legate zu Gunsten von Angehörigen des Königl. Hauses und zu Gunsten des Hofkammerguts fällig und der hienach noch ver­bleibende Rest des zunächst Ihrer Majestät der Königin Witwe als Universal-Erbin zugekommenen Vermögens wird dann Seiner Majestät dem regierenden König zufallen. Einige weitere Legate sind in besonderen, von Seiner Majestät Höchst­selbst verfaßten Codicillen enthalten.

Stuttgart, 26. Oktbr. Der Reuterabend August Junkermanns am Samstag im großen Königsbausaal erfreute sich guten Besuchs. Das Publikum begrüßte Hrn. Junkermann bei seinem Er­scheinen auf das wärmste. Zum Vortrag kamen Abschnitte ausUt mine Stromtid" undDer Rahn­städter Reformverein", daneben das ernsteGroßmutting hei is dod!" Der Erfolg zeigte, daß Junkermanns Vortrag von seiner hinreißenden Wirkung auf die Zuhörer nichts eingebüßt hat.

Obereßlingen, 26. Okt. Gestern abend machte sich hier ein junger Mann mit einem hinter dem Hause an der Kette liegenden Bernhardinerhund zu schaffen; das sonst gutmütige Tier reichte dem ihm unbekannten Manne willig die Pfote; als derselbe sich aber zum Weggehen anschickte, da fuhr der Hund auf, kam dem Manne ins Gesicht und biß ihm eine Wange durch, ohne jedoch Fleisch auszureißen. Die Wunde wurde sogleich ausgewaschen, dem Verletzten aber der Rat erteilt, sich alsbald nach der nahen Stadt zu einem Arzt begeben.

Göppingen, 24. Okt. Ein schweres Unglück ereignete sich letzten Donnerstag nachmittags in der Lederfabrik von Otto Bader hier. Beim Auskochen des Gerbstoffs schlug der Dampf das an dem Extracteur angebrachte Thürchen hinaus. Durch den Druck wurde der Arbeiter Ludwig Uebele mehrere Meter weit hinweg in eine Gerbgrube geschleudert und von dem ausströmenden Dampf schrecklich verbrüht. Er erlag bald darauf seinen Verletzungen. Noch drei andere Arbeiter, welche ziemlich weit von dem Extracteur entfernt arbeiteten, wurden, jedoch weniger erheblich, verbrüht, auch sämtliche obere Fensterscheiben der aus­gedehnten Werkstätte eingedrückt. Der getötete Uebele war Vater von fünf Kindern.

44 - Nachdruck aerbot-n.

Nur unter einer Bedingung.

Von Hans Wachenhusen.

(Fortsetzung.)

Sie unterbrach ihn im Weiterschreiten mit überraschtem Blick, aber wieder nur denselben flüchtigen Moment . . .

Als ich das Glück hatte, Sie gestern wieder zu sehen," fuhr er neben ihr schreitend fort, immer mit dem Hut in der Hand,ward mir ein freundlicher Em­pfang; heute Mittag zeigte mir der General eine so zurückweisende Kälte. . . ."

Sie lächelte vor sich hin und schüttelte launhaft das Köpfchen.

Darf ich erfahren, was ich ahnungslos . . ?"

Er blickte lange auf das schöne Profil an seiner Seite, aber keine Bewegung in demselben gab ihm Antwort. Bitter erregt preßte er die Lippen zusammen, blieb plötzlich stehen, eine Antwort ertrotzend, und verbeugte sich gemessen mit niederge­schlagenen Augen. Sie ihrerseits aber hielt nicht inne; eine Handbewegung for­derte ihn auf, und schneller schritt sie in den Laubgang hinein.

Sie wissen, Herr von Lehnin," vernahm er endlich,daß ich erfreut war, Sie wieder zu sehen! Was sollte mich heute anders stimmen? Der General ist so unnötig besorgt um meine Stellung zur Welt . . ."

Die Niemand mehr respektiert als ich!"

So bin ich überzeugt!" Sie lächelte, als sie hinzusetzte:Es war eben ein Wiedersehen, und der General verlangt, daß Alles streng in Reih und Glied."

Ottomar verstand sie.

Verzeihung, wenn ich, der ich eben aus der Ferne zurückgekehrt, mich in freudiger Ueberraschung vergessen haben sollte." .. .

Die gesellschaftliche Ferne zählt ja nicht nach Meilen!" Sie betonte ihre Worte, die ihm auch seine Stellung zu ihr andeuten sollten.

Einige vorübergehende Damen, die überrascht die schöne Frau musterten, ließen sie verstummen; hastiger schritt sie dem Ausgang des Parkes zu.

Ottomar biß sich auf die Lippe.

Sie befehlen also gnädigste Frau . . . ?" Er hielt wieder inne, da sie eben vor den zur Straße hinabführenden Stufen angelangt, und blickte sie so recht traurig an.

Daß Sie mir nicht ausweichen sollen, selbst wenn Ihnen der General ein brummiges Gesicht zu zeigen beliebt!"

Mit einem Lächeln reichte sie ihm hastig die Hand, eHzog sie ihm wieder, als er dieselbe an seine Lippen führen wollte, und schritt in die Straße hinab.

Ottomar stand regungslos da, ihr nachschauend, bis sie um die Ecke ver­schwand. Er sah nicht, wie die Farbe ihres Gesichts so schnell wechselte, wie sie an der Promenade in den Vorgarten eines der nächsten Häuser eilte, in diesem der Wärterin das Knäbchen aus den Armen hob. es herzte und küßte und mit ihm über der Veranda verschwand.

Vor sich hinsinnend, den weichen Reisehut zwischen den Fingern zerdrückend, stand er noch immer im Schatten des Laubgangs. Er hatte sie gestern nach so langer Zeit wieder gesehen als Wittwe sie, die er geliebt, die ihm damals untrügliche Zeichen der Neigung gegeben, auf die er aber hatte verzichten müssen, als er plötz­lich im Beginn seiner Karriere durch den Verlust seines väterlichen Vermögens mittellos dagestanden und sein Oheim im Auswärtigen Amt ihm eine rettende Hand bot und ihn an die Gesandtschaft eines südamerikanischen Staates schickte. Und heute, da er in die Residenz, in das Auswärtige Amt berufen worden, da er hier eingetroffen, um sich seinem zur Kur anwesenden zukünftigen Chef vorzustellen, wie war dieses Wiedersehen? . . . Was hatte sie ihm soeben gesagt? . . . Fem und fremd wollte sie ihm bleiben . . . Und dieser flüchtige Handdruck ....