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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw.
66. Iahrgavß
Erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag. Die Einrückungsgebühr betrügt im Bezirk und nächster Umgebung S Pfg. die Zeile, sonst 1L Pfg.
Dienstag» den 13. Oktober 1891.
LbonnementSpreiS vierteljährlich Kr der Stadt »0 Pfg. und Sn Pfa. TrSgerlohn, durch die Post bezögen Mk. L. 15, sonst tt ganz Württemberg Mk. 1. 35.
Amtliche Bekanntmachungen.
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An die Ortsvorsteher.
Nach den Bestimmungen ves Gesetzes vom 25. Juni 1868 (Reg.-Blatt von 1875, S. 212 ff.), betreffend die Quartierleistung für die bewaffnete Macht während des Friedenszustands, haben die Quartierkommissionen jeden Bezirks die Grundsätze und Ausführung der allgemeinen Vertheilung der Einquartierung im Oberamtsbezirk zu regeln und hiebei insbesondere die Belegungsfähigkeit der einzelnen Ortschaften nach Maßgabe des vorhandenen Raums und der sonst in Betracht kommenden lokalen Verhältnisse zu ermitteln.
Das von der Quartierkommission des Oberamtsbezirks 1885 angelegte Quartiercataster ist nun einer Revision zu unterziehen und haben die Grundlagen hiefür die Gemeindebehörden zu liefern.
Zu diesem Zweck gehen den Ortsvcrstehsrn mit heutiger Post Fragebogen über die Belegungsfähigkeit ihrer Gemeinden mit dem Auftrag zu, solche entsprechend den vorgedruckten Belehrungen und den Bestimmungen des genannten Gesetzes samt Instruktion, sowie dem Ministerialerlaß vom 4. Mai 1877 (Amtsbl. S. 169) zu beantworten und spätestens bis 31. Oktober 1891 hieher vorzulegen. Denjenigen Ortsvorstehern, deren Gemeinden aus mehreren Parzellen bestehen, gehen mehrere Fragebögen zu, da die gestellten Fragen je für die einzelnen Parzellen getrennt zu beantworten sind.
Calw, den 12. Oktober 1891.
K. Oberamt.
Supper.
Die Ansehung König Karts.
Stuttgart, 9. Okt. Unter außerordentlicher Beteiligung einer trauernden Menge wurden heute die irdischen Ueberreste König Karls zur letzten Ruhe bestattet. Ganz Stuttgart nahm Anteil an der Trauerfeier, aber auch aus den Städten und Dörfern des Landes waren zahlreiche Schwaben herbeigeeilt und bis in die entlegendsten Orte trug der ernste Klang der Glocken die Kunde von der schmerzlichen Feier.
Seit früher Morgenstunde herrscht in der Nähe des Residenzschlosses ein unbeschreibliches Menschengewühl. Der kurze Weg, welchen der Leichenzug nimmt, ist von dichten, unbeweglichen Massen besetzt. Dem Spalier bildenden Militär gelingt es nur mit großer Mühe, den Weg des Leichenkondukts frei zu halten. Um 10 Uhr nahm die Trauerfeier ihren Anfang durch einen von Oberhofprediger Prälat von Schmid vor dem Katafalk im Marmorsaal des Residenzschlosses abgehaltenen 'Gottesdienst, bei welchem die ganze königliche Familie und alle fürstlichen Gäste mit dem Kaiser anwesend sind. Die Königin Witwe Olga, umgeben von der Herzogin Wera und die Prinzessin Wilhelm von Baden, in Thränen, aber gefaßt. Um 11 Uhr verkündet allgemeines Glockengeläuts, daß der Leichenzug sich in Bewegung setzt. Die Ordnung des Zuges erfolgte genau dem veröffentlichten Programm entsprechend. Der großartige Leichenwagen überraschte allgemein. Zwischen dem Kaiser und dem Großherzog von Baden geht König Wilhelm. Es folgen die fremden Fürstlichkeiten: Erzherzog Friedrich, Großfürst Michael der Aeltere, Prinz Ludwig von Bayern, der Herzog von Leuchtenberg, Her
zog Wilhelm von Württemberg, Herzog Philipp von Württemberg mit seinen Söhnen Alfred, Robert und Ulrich, Prinz Weimar und seine Söhne, das diplomatische Korps, sämtliche Staatsminister, die Generalität, zahlreiche Mitglieder beider Kammern, die höchsten Zivil- und Staatsbeamten, der schwäbische Adel beinahe vollzählig, eine große Anzahl von Offizieren aus allen württembergischen Garnisonen, ferner die Abordnungen der preußischen, russischen, österreichischen und württ. Regimenter, deren Chef König Karl gewesen, u. s. w. Als der Zug in der Schloßkirche angelangt war, hielt Oberhofprediger Prälat v. Schmid die Trauerrede über den von König Karl zum letzten Geburtstag, der Königin gewählten Text: Zephanja 3, 17: „Der Herr Dein Gott ist bei Dir, ein starker Heiland." Der Oberhofprediger entrollte ein schönes und wahres Lebensbild des entschlafenen Königs. Alle Zuhörer, namentlich auch der Kaiser, waren tief gerührt. Während der Senkung des Sarges in die Gruft, wohin König Wilhelm folgte, und während der Einsegnung des Sarges daselbst ertönten von der Höhe hinter der Stadt mächtige Artilleriesalven, welche sich in das Geläute der Glocken mischten. Nach der Rückkehr des Königs aus der Gruft sprach Hofprediger Braun ein weihevolles Schlußgebet. Die Ordnung wurde trotz des manchmal lebensgefährlichen Gedränges nirgends gestört.
Die „Franks. Ztg." berichtet über das Leichenbegängnis ; Die Begräbnisfeier des Königs ist von dem herrlichsten Herbstwetter begleitet. Stuttgart liegt im prächtigsten Sonnenglanze, der mit dem düstern Trauerschmuck seltsam kontrastiert. Von allen Türinen
, Nachdruck verboten.
Nelly's Herkoöung.
Eine nächtliche Geschichte von Reinhold Ort mann.
(Fortsetzung.)
„Aber bei uns armen Leuten ist das alles anders. — Wir haben nicht eher Zeit krank zu sein, als bis es uns auf's äußerste gepackt hat, und dann ist's freilich zum Helfen meist hohe Zeit. Glücklicherweise sind wir von gutem Schlage, und mein Mann und ich, wir hatten noch keinen Doktor gebraucht, bis zu der Nacht, da es unserm August ganz aus heiler Haut so schrecklich überkam und da wir mit keinem von unseren Hausmitteln etwas gegen den fürchterlichen Husten ausrichten konnten!"
„Und der August war Ihr Sohn, nicht wahr?"
Die Alte nickte.
„Fünf Jahre war er alt und unser Einziger! — Weil er so zart war und so viel Verstand hatte für seine Jugend, sollte er nicht zu unserer harten Arbeit erzogen werden, sondern nach seiner Konfirmation sollte er in die Stadt und etwas ordentliches werden. Wir hatten schon für ihn gespart, und es wäre zusammengekommen, o gewiß, es wäre zusammengekommen, wenn er nur am Leben geblieben wäre! — Nun. was soll ich Ihnen sagen! — Als wir in jener Nacht nicht mehr wußten, was wir mit ihm beginnen sollten, da sagte ich zu meinem Manne: Du mußt gehen und einen Doktor holen! Und ich sehe eS noch, als wenn'S gestern gewesen wäre, wie er seine Mütze nahm und hinausrannte in die Finsternis. Es war ein Wetter nicht viel bester als heute, und es vergingen drei volle Stunden, bevor er wieder kam. Sie misten nicht, Mamsell, was für eine Zeit das war!" — Sie können sich nicht vorstellen, was drei Stunden sein können in einem Menschenleben, was man erdulden und erfahren kann in einer so winzigen Zeit! Drei
Stunden lang kämpfte mein armer kleiner August mit seiner Krankheft. Manchmal packte es ihn, als wenn es das Ende sein müßte. Er hatte keine Lust mehr und röchelte und sein Gesicht wurde so blau wie mein Kopftuch da! Dabei hielt er meine Hand immer in seinen beiden Händchen fest und drückte sie und streichelte sie
— und wenn es ihn für ein paar Augenblicke zu Atem kommen ließ, rief er ganz leise: „Mutter, liebe Mutter!" — So dauerte es drei Stunden lang, und ich kniete die ganze Zeü neben dem Bett und hielt meine Thränen zurück und das Angstgeschrei, daS mir auf die Lippen wollte, und nur in meinem Herzen betete und schrie ich zu Gott, mir eine Hülfe zu senden! Dann endlich kam mein Mann zurück; aber er kam allein! — Sein Gesicht war verzerrt, von seiner Jacke tropfte das Master, und wie er sich aufrichtete, rang sich ein Stöhnen aus seiner beengten Brust, dann starrte er, der sich sonst von nichts anfechten ließ, regungslos zu Boden. „Wo hast Du denn den Doktor?" fragte ich ihn immer und immer wieder. „Wann kommt er denn? — Warum ist er denn nicht da?" — Aber es währte lange, bis er mir eine Antwort gab. „Kommt nicht!" ächzte er zuletzt, „kommt nicht — nicht vor morgen früh! — Wagt sich nicht hinaus in das schlechte Wetter auf den weiten Weg, weil er einen Schnupfen hat! Habe mehr als eine Stunde vor seinem Fenster gejammert und gewinselt und gedroht, bis mich der Nachtwächter davon gejagt hat!"
— Und dann legte er sein Gesicht neben das unseres kleinen August auf das Kisten und weinte bitterlich. Noch eine Stunde ging dahin, ganz langsam, als wär's ein ganzer Tag. Die Anfälle wurden immer schrecklicher, der Atem unseres Kindes war nur noch wie ein leises, ängstliches Pfeifen, und dann hörte er mit einem mal auf. Mein Mann warf sich auf die Erde und raufte sich das Haar und stöhnte und fluchte Gott und den Menschen. Ich hatte keine Thräne und blieb neben dem Bett auf den Knien liegen und sah nichts weiter von Allem, was um mich her war, als August's Gesicht und seine kleinen Hände, die immer noch meine Hand gefaßt hatten und die zuletzt so kalt waren, so eiskalt."
Die Aste hielt inne. Nelly war totenbleich geworden und verwandte keinen