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roß. Die Feuerwehr war während der ganzen Nacht eschäftigt. Ueber die Entstehungsursache des Feuers ist Sicheres nicht bekannt.

Bamberg, 4. Juli. Von drei Extrazügen Berlin-München entgleiste einer in Eggolsheim heute vor 7 Uhr früh. Die Waggons sind umge­stürzt, vier davon teilweise zertrümmert. Eine Dame, Frau Dupont, ist tot, 14 Personen sind schwer und leicht verletzt. Zwei Hilfszüge, die mit Aerzten der freiwilligen Sanitätskolonne sofort dort­hin abgegangen sind, brachten um halb 11 Uhr 11 Verwundete ins Krankenhaus hierher, darunter meh­rere Damen und einige Kinder; die meisten Verwun­deten haben Beinbrüche und Verletzungen am Kopfe.

Am letzten Dienstag Vormittag nahm in Bonn in dem Eisenbahnzuge nach Koblenz ein junges, sauberes Mädchen Platz, das seinen Mitreisenden gegenüber äußerte, es fahre nach Guls an der Mosel und sei Ladenmädchen. In Koblenz stieg die Schöne um und fuhr mit der Moselbahn we ter. Einem Schaffner dieses Zuges fiel es auf, daß die Ladnerin so merkwürdig große und plumpe Schuhe trug. Bei genauerem Zusehen erkannte er, daß die betreffenden Schuhe auf's Haar denen glichen, welche die Sträf­linge im Zuchthause zu Köln tragen. Er sah sich jetzt das Fräulein mit krititischem Auge an, und sehr bald kam er zu der Ueberzeugung, daß die Ladnerin ein verkleideter Mann sei. Man telegraphierte nach Köln und erhielt die Antwort, daß in der That am Montag nachts ein Sträfling aus dem dortigen Zucht­haus ausgebrochen sei. Das Ladenfräulein wurde alsbald in Cochem verhaftet, und entpuppte sich als der entsprungene Zuchthäusler.

Bei dem Gewitter, das am 25. Juni an der Mosel wütete, fanden die beiden Kinder des Dorfschäfers zu Spang ihren Tod. Sie hatten sich vor dem Regen in ein Marienkapellchen geflüchtet. Aber das nachströmende Wasser füllte das Gottes­haus an und die beiden Kleinen fanden den Tod, während sie krampfhaft die Statue der Muttergottes umklammert hielten.

Elberfeld, 1. Juli. Im hiesigen Zoolo­gischen Garten kroch am letzten Sonntag nachmittag ein Kind unter der zum Schutze des Publikums vor dem Bärenzwinger angebrachten Messingstange durch und streckte den Bestien das Händchen entgegen. Schon hatte der große Bär das Kind mit der mäch­tigen Tatze veim Genick gepackt und an das Gitter herangezogen, als im kritischen Augenblicke mehrere Personen hinzusprangen und der Bestie ihr Opfer entrissen. Die Verwundung des Kindes scheint nicht erheblich zu sein.

Berlin, 3. Juli. Der gestern hier ausge­brochene Streik der Omnibus kutsch er ist durch gütliche Vereinigung beendet. Die Kutscher erhalten eine Zulage von 50 täglich und 4 freie Tage monatlich.

Nim es, 30. Juni. Ein Ueberfall L lu Tscherkeßkoi setzte letzten Samstag die gesamte hiesige Bevölkerung in Bewegung. Zu einem Kaufmann, Namens Faure, in der Rue Neuve, kam der Brief­träger. Kaum hatte dieser das Zimmer betreten, als

Herr Faure die Thüre fest verschloß, einen Revolver aus der Tasche zog, sich alsbald auf den verblüfften Postboten stürzte und ihm Hände und Füße band. Darauf setzte er dem Gefesselten in aller Ruhe aus­einander, daß er ihm nichts anhaben wollte, nur werde er ihn als Geisel behalten, bis der Justizminister oder der Präsident der Republik die Summe von 30,000 Francs, die er, Faure, in einem Prozeß ver­loren, als Lösegeld erlegen würde, brieflich setzte er den Postdirektor von der Gefangennahme seines Be­amten in Kenntnis. Dann verbarrikadierte Herr Faure Thüren und Fenster und bereitete sich zu einer regel­rechten Belagerung vor. Bald erschienen denn auch die Stadtbehörden und verlangten Oeffnung der Wohnung. Herr Faure erklärte indes, daß er auf 8 Tage mit Lebensmitteln versehen sei, daß er im Uebrigen bei dem geringsten Gewaltversuch sich an seinem Gefangenen vergreifen würde. Was thun? Man beriet 3'/- Stunden lang, man bat, beschwor den sonderbaren Räuber, immer in der Furcht, daß der offenbar Wahnsinnige den armen Postboten nieder­schießen könnte. Natürlich war bald halb Nimes vor dem Hause versammelt. Endlich erschien der Polizei­chef mit 6 Gendarmen, ließ kurzer Hand die Thüren einbrechen und Schreckschüsse abgeben, die auch wirk­lich den Erfolg hatten, daß Herr Faure sich ergab. Er wurde von zwei Gendarmen abgeführt in die Irrenanstalt, denn tatsächlich hatte man es mit einem Wahnsinnigen zu thun. Der Gefangene wurde, noch unverletzt, befreit. Daß er mehr tot als lebendig war, kann man sich denken.

Vermischtes.

Dr. Koch's Tuberkulin hat, wie die von Prof. Dieckerhoff und Dr. R. Schmalz redigierte Berliner Tierärztliche Wochenschr." ausführt (vergl. Landw." Nr. 1 pro 1891) vorzugsweise eine diagno­stische Bedeutung. Dies wurde neuerdings wieder durch Impfungen aus dem Viemarkte zu Mannheim bestätigt. In der ersten Hälfte des Mai wurden dorten 28 Rinder mit Dr. Koch's Tuberkulin geimpft. Die Procedur wurde als Versuch auf Veranlassung des landwirtschaftlichen Vereins durch den Oberregie­rungsrat Dr. Lydtin in Karlsruhe vorgenommen. Anschließend hieran hielt derselbe einen Vortrag über die Anwendung dieses Mittels bei Tieren. Der Referent bemerkte, daß nach seinen bisherigen Probe- Impfungen an 32 Tieren immer diejenigen Tiere reagiert hätten, welche nach der Abschlachtung Perl­sucht (Tuberkulose) gezeigt hätten. Bei gesundem Vieh hat sich keine Reaction gezeigt.

König Humbert und die Mailänder Presse. König Humbert spendete dem Pensions­fonds der Mailänder Presse gelegentlich eines vom dortigen Journalisten-Verein veranstalteten Wohlthätig- keitsfestes, zu dessen Gelingen zahlreiche dortige Maler, Bildhauer, Schriftsteller und einige liebenswürdige darstellende Künstlerinnen beitrugen, die Summe von 5000 Lire. Die Spende war von einem Schreiben begleitet, in welchem die besondere Sympathie des

Königs für die Presse Ausdruck fand! Bei Gelegen­heit dieses Festes, das aus einer getreuen Reproduktion des bekannten traditionellen Volksfestes von Piedigrotta bestand, wurde eine originelle Riesenzeitung feilgeboten, welche die erste Seite der ersten Nummer aller in Mailand erschienenen Blätter enthielt und die Porträts der gegenwärtigen Chefredakteure aller Mailänder Tagesjournale und der hervorragendsten Wochenblätter, begleitet von je einer Selbstbiographie der betreffenden Redakteure. Dieses interessante Dokument, das so manchen bezeichnenden Widerspruch vor Augen führte, fand großen Beifall.

Ein 7jähriger Knabe zum Tode ver­urteilt. Vor dem Gerichtshöfe zu Leevs in Eng­land stand in diesen Tagen ein 7jähriger Knabe unter der Anklage, seinen gleichalterigen Spielkameraden ermorvet zu haben. Da die Beweisaufnahme ergab, daß der jugendliche Thäter den Leichnam des von ihm erschlagenen Genossen in einem mit großer Schlau­heit ausgewählten Versteck zu verbergen gesucht hatte, so kamen die Geschworenen zu der Ueberzeugung, daß der Knabe mit voller Kaltblütigkeit den Mord vollführt, worauf seine Verurteilung zum Tode er­folgte. Trotz alledem wäre in jedem anderen Lande ein derartiger Urteilsspruch unmöglich gewesen. Anders in England. Britannien hat bezüglich jugendlicher Verbrecher geradezu die strengsten Gesetze. Bis zum 7. Jahre kennt das englische Gesetz keine Verantwort­lichkeit für verbrecherische Handlungen. Von da aber bis zum 14. Lebensjahre kommt allein die Frage in Betracht, ob der jugendliche Thäter mit voller Ueber- legung gehandelt habe oder nicht. Wird die Frage bejaht, dann ist das Alter kein Grund, selbst von dem Verhängen der Todesstrafe Abstand zu nehmen. Dennoch ist ein Fall wie der vorliegende von Leeds ein außerordentlich seltener. Die Vollstreckung eines Todesurteils jedoch an einem Menschen unter 16 Jahren ist seit Menschengedenken nicht vorgekommen.

Gemeinnütziges.

Riechendes Fleisch zu reinigen. Um etwas angegangenes Fleisch, sei es welches immer, zumal Wild, von dem üblen sogenannten Haut-Gout zu befreien, empfiehlt man bekanntlich eine Waschung oder kurzes Einlegen in eine zweiprozentige Lösung von übermangansaurem Kali. In der Zerstörung des Geruchs wirkt das Salz wohl recht gut, hat aber den üblen Nachteil im Gefolge, daß durch ausgeschiedenes Manganoxyd leicht eine Färbung des Fleisches, zumal bei Fisch, eintritt. Längeres anhaltendes Abwaschen des Fleisches ist unbedingt nötig, und dennoch wollen unsere Hausfrauen von einem längeren Waschen nichts wissen. In einem kräftigen Kamillen-Jnfusum, d. h. einem gewöhnlichen Kamillenthee, haben wir, wieChem. u. Drog." schreibt, aber einen sehr guten Ersatz für das übermangansaure Kali. Bei auch stark angegangenem Wild wirkt ein Waschung resp. Abbrühen mit heißem Kamillenthee ganz vorzüglich desodorisierend (geruchlos machend). Eine Färbung des Fleisches kann nicht stattfinden, ebenso wenig eine Geschmacksveränderung, da man den Kamillenthee mit wenig Wasser abspült. Man findet dieses Mittel in vielen Hof- und feineren Küchen, cS scheint aber von Seiten der Herren Mundtöche mehr als Geheim­nis gehütet zu werden, denn öffentlich bekannt ist es nicht, oder doch nur in gewissen Kreisen.

Amtliche Kekauutumchuugeu.

Gerichtstag

wird vom K. Amtsgericht Caliv am Montag, den 13. Juli 1881, vor­mittags 1812 Uhr auf dem Rathaus in Neuweiler abgehalten werden. Calw, den 6. Juli 1891.

Amtsgerichtsschreiber

Keller.

Forstamt Neuenbürg.

Die waldöesihenden Körperschaften

mit Staatsbeförsterung werden darauf aufinerksam gemacht, daß zufolge hohen Erlasses K. Forstdirektion vom 3. November 1876, über etwaige im Laufe des vergangenen Jahres eingetretene Aenderungen im Waldbesitzstand je auf den 1. Juli Anzeigen hieher zu erstatten sind, was zutreffenden Falls von den noch rückständigen Gemeindebehörden nunmehr zu geschehen hat.

Neuenbürg, den 3. Juli 1891.

K. Forstamt. Uxkull.

Agenbach.

Kaus- und Liegen- schasts-Herkauf.

Witwe Herter hier ist gesonnen, ihre sämtliche Liegenschaft am

I-,

Samstag, den 25. Juli d. mittags 12 Uhr, aus freier Hand zu verkaufen.

D»r Zuschlag kann sofort erfolaen.

Aus Auftrag: Schultheiß Wurster.

Revier Stammhelm.

Verkauf von Fichten- siavgeu und Reisig

am Montag, den 13. Juli, im Staatswald Brühlberg: 28 Flächenlose (5 sta) des Fichtcn- gestängs der Brandfläche, und 41 Lose unausbe- reitctes Schlagreisig. Termin zur Abräumung 1. Februar 1882.

Zusammenkunft vormittags '/-8 Uhr aus dem Totenweg beim alten Totenwegle.

MEZ

Prwat-A«zeigeu.

Simmozheim.

Einige Wagen

verkauft

Fritz Nutzte.

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Wertloser Nachahmungen wegen »erlange man stet»

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Donnerstag, den 9. ds., verkauft schöne

reine

^Wilchschweine

F. Schaub z. Stern.