Sktchewl täglich «stt Ausnahme der Soun- und Festtag«.
ttreiS vierteljLhrlrch »rer «il Trägerlohv Mk. 2 . 70 , im Bezirks, und 10-Lw-Berkehr «k. 2.7V. im übrigen Württemberg Mk. L.8V. M onatS-Abonnemenls nach BerhLltviS.
83. Jahrgang.
üuzergemrrcbühk rur die einspatt-Zeü» au« zewühnl. Schrift »der bereu Raum bei einmal. Einrückung 20 Big bei mehrmaliger emiviecheiid Rabat,
Aerniprecher ur- Postscheckloutl, ^ll3 Stuttgart.
Mittwoch, den 17 . September
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weitere» Beträge
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Während also der Höchstsatz mit 100°/° bei R.. mit 501000 ^ einttitt. tritt er bei 8t. «st bet 1501 000 ein, dagegen bei AV. schon bei 376000 Vermögen«, zuwachs. Bei U. wurde der Bermögenszuwach« ganz weggesteuert o»n 501 060 ^ an, bet 8t. o»n 1 SOI 000 Mark an, bei blV. schon von 376000 Mark an. Dir Wirkung ist, daß nach k(V. dem Steuerpflichtigen bei einem Deimögrnszuwachs von 376000 Mark noch 175000 ^ verbleiben, wogegen nach 8t. v»n 1 500OM Mark noch 435 500 Mark verbleiben und nach kt. von 500 000 -4t noch 199 500 oder von einer halben Million bleiben noch übrig nach U. 199 500 nach 81. 268 500
und nach drv. nur 167 5M -4k. Was über 375 MO Zuwachs hinausgehl, wird garz weggesteuert Die Nationalversammlung hat somit den Tarf ganz gewaltig erhöht. Die starke Erhöhung und volle Wegfteuerung des Ver- m-geriszuwachse» schon bei orrhSttnismäßtg niederer Der- mögen,Vermehrung wirst bedenkliche Schatten aus da» Erträgnis de» Nrichsnotopser» voraus. Die Krtegssteuer 1919 ist oerschärtt auf Kasten der großen Vermögensabgabe.
TigeSueuigkeiten.
Regiernugsfkage».
Das osfizielle Parte'organ des Zentrums, die „Zrntrums- Parlamentarische Korrespondenz". nimmt Stellung zur Frage der Regierungsbildung in Anknüpfung an die Ankündigung Scheidemanrs in Kassel, daß eine Regierung ohne nie Sozialdemokratie heute undenkbar sei. Aus der SteLu lgnahmr des Zevtrumsorgans geht, wie die .Deutsche Allg. Zrttg." schreibt, hervor, daß es im Zentrum zum
mindesten wette Kreise gibt, die einem Wiedereintritt der Demokraten in die Regierung sehr geneigt find. Offenbar seien nach dieser Richtung heute starke treibende Kräfte nötig. Ob sie einen Erfolg haben würden, hänge von Be- dingungen ab. »brr die heute «och nicht entschieden sei.
3«« »bda« der Zwangswirtschaft.
Der Reichrwirtschastsmintfler sagt in einem Artikel, in dem Stellung zur Frag« de» Abbaus der Zwangswirtschaft genommen wird. Gäbe man die Bewirtschaftung völlig frei, so wie es, wenn auch nicht allgemein, in Agrarkreisen gefordert wird, so würden sich sehr bald Zustände Herausstellen, über deren Wirkung diejenigen, die heule diese Anforderung erheben, lebhaft überrascht mären. Die deutsch« Boldswirtschaft wird für absehbare Zeit noch eine Mischung von freier Wirtschaft und Zwangswirtschaft ertrage» müsse«. Auf drm Lebensmittelmarkt kann gegenwärtig der weiter« Abbau in den wichtigsten Nahrungsmitteln nicht erfolgen. Ein jeder Versuch, Liefe Grundlage der Srvährungswirt- schasl zu erschüttern, müßt« notwendig zur Folge habe», daß wir in schwere Differenzen kämen, dt; zu vermeiden i« aller Interesse liegt, gezen diejenigen, die aus gewinnsüchtiger Absicht das Brotgetreide nicht ablirf rn wollen, muß mit aller Schärfe vorgegangen werden. Das gleich« gist von der Bewirtschaftung für Vieh und Kartoffeln.
Die Eiuzieh««g der SO - M«rk. ReichSba«k«»te» do« 20. Oktober 1018
Da« Reichsbonkdirektorium erläßt nachstihende Be- kanntmachung. Die Verordnung betreffend die Einziehung der Rrichsbanknoten zu 50 -4k mit dem Datum vom 20. Oktober 1918 ist trotz der mehrfachen Veröffentlichung«« durch di« Presse noch vielfach unbrkaant oder falsch verstanden worden. Diese 50 -4k-Noten hatten di» zum 10. September bkr Eigenschaft als gesetzliche Zahlungs- mttttl. Mit diesem Tage ist nur noch die Rrichsbank- hauptkafl« zur Einlösung verpflichtet. Diese Ltt.lösungs- Pflicht erstreckt sich aber bis zum 10 September nächsten Jahres, so daß die direkte Einsendung an die Reichsbankhauptkaffe nicht äberstürzt zu werden braucht. Sen Besitzern der Noten stehen zur Einlösung zwei Weg« offen und zwar die Uebersendung unmittelbar an die Reichsbankhauptkaff« oder mittelbar durch ihre eontosiihrendrn Geldinstitute. die Bankgeschäfte, Sparkassen, Tenoffrnschasten oder Gemeinde-Girokaffe«, soweit sie dazu derelt sind. Im letzteren Falle würden die Noten angrsammelt und in größeren Posten ein gesandt. Die Besitzer werden au« Be- quewlichdettsgründen bester tun. den zweiten Weg einzuschlagen. Den Einsendern ist im eigenen Interesse zu empfehlen. di« Nummer des Postschrckkonlo, oder das Reichs- bankgirokonto anzugeben, auf welches die Rrtchsbankhaupl-
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tkriessst«« lSlü.
Boy Konsta .Un Miller. Kaureraiorrwalter a. D. in Stuttgart.
Die Kriegssteuer 1919 zerMI in die Steuer von Mehreinkommen und Berwögenszirwachs. Da» Mehrein- kommen, d. i. der Unterschied zwischen Kktegsrinkommin und Fi jedem ein kommen, wurde schon 1918 best-ueit, der Bermögen«zuwschs schon 1916, Als Kriegsunkommen gilt das aus 1. April satierte und veranlagte Einkommen, als Friedenreinkommen wird mindestens 10 OM ^k festge- stellt, sonst gilt der blaue Zettel aus 1. April 1914. Di« Steuer vom Mehreinkommen sollte nach dem Regierung»- entwurs in derselben Höhe erhoben werden wie 19!8. Die Nationalversammlung hat aber den Tarif verschärft. Bon 10 MO ki« 3M M0 >4k wurde der Regierungstaris belassen. Bon 301 OM >4k Mehreinkommen ab setzt die Verschärfung ein. Nach dem Regierung«taris zahlte man z. B. von 310060 1l7 SOO. jrtzi 118 5M 400000^ Mehr-
ei»komme», zahlen stall grwollter 162500 ^k infolge Br- 'ch'ussrs der Nationalversammlung 172500 »4t. Die» ist immerhin noch erträglich. 500 OM >k zahlten nach dem Entwurs 212 500 -4k. nach der Verabschiedung 242 5M -4k Mrhretnkommensteuer. Bon 301000 ^k zahlt jedes Tausend Mehreinkommen SOO X, von 401 MO ab 700 ^k mehr Steuer, wogegen der Regirrungrentwurs schon bei 201 OM X mit 500 X mehr für das Tausend Mehreinkommen die Staffelung de» Tarifs sinflellte. Die Nationalversammlung hat di« Pragresfion intensiver ausgebaut und besonders heftig zugrfaßt bei der Besteuerung von Ver- mögenszuwach». Der Unterschied tritt am besten in Erscheinung bei der Gegenüberstellung der Tarife. Es sind deren drei im Laufe der Entwicklung der Gesetzgrbung geworden : der Aegieeungvtaris, der Tarif des Staaten»»«- schufst« und der Tarif der Natiönaloersammlung, welch letzterer angenommen wurde. Wir wollen dieselben mit R, 8t und UV bezeichnen.
Di« Krlegsabgabr beträgt vom Bermögrnrzuwachs nach Tarif
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nächsten
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weiteren
! Beträge
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j Qui-eb enge Gassen.
i Original-Roman von Käte Lubowski.
Lvs (Nachdruck verboten.)
Trude Tuch nahm ihre Hand nicht fort. Sie spielte tapfer ihre Rolle zu Ende:
„Da gratuliere ich schön . . . aber zu sagen wüßte ich beim besten Willen nichts." — Noch gab Helea Holtmann ihre Sache nicht verloren.
„Seien Sie barmherzig, ich habe keine Mutter mehr." „Ich auch nicht", gab die kleine Trude ganz leise .zurück . . . „Nur eine Stiefmutter, die mir niemals was (Lrebes getan, ist da . . ."
„So werden Sie mich auch verstehen."
i „Das schon."
i Mollen Sie mir jetzt vertrauen?"
- ., .Die Träne, die schon geboren werden wollte, durfte ! nicht tropfen.
! Trude Tuch blieb Siegerin.
^ ..-Ich bin auch Braut, Fräulein ... und ich will eine Ehrliche, treue Frau werden."
! Das klang wie ein Schwur. Die Hände falteten sich und die klaren Augen schauten starr auf den breiten Ring nieder.
! Helea Holtmann sah ein, daß sich ihr diese Tür nie- smals öffnen werde. Und sie mußte doch Gewißheit haben. jEin Gedanke kam ihr. . . Die Stiefmutter. . . Sie vergaß den Abschiedsgruß und hastete fort, ohne auf ihren Weg zu achten . . .
8. Kapitel.
m ^au^Ludwika Pirl stand, den einen Fuß in ihrem „Boudoir", den andern auf der Schwelle zu dem ^Eigen- öwnner" ihres Mannes, und weinte . . .
Wenn Frauen wie Ludwika Pirl weinen, so tun sie oas gewöhnlich, um etwas zu erreichen, was ihnen bisher unmöglich gewesen. Denn sie wissen genau, daß die runden, "laufen Tropfen, die nicht ans dem Herzen kommen und oarum auch keine Furchen eingraben, wie der Frühlings- regen sind, -er alle Blüten erfrischt. — Wilhelm Pirl
aber, der mit dem üblichen Phlegma zu ihr hinüberschielte, stand fernab von allen poetischen Vergleichen. Er gualmte tuhig weiter, und zwar ein Kraut, das seinen Rauch in beißenden Wogen zur Decke schickte und Frau Ludwikas Tränen erheblich förderte. — Sie wartete nun schon eine geraume Weile auf irgend etwas — auf ein Zugeständnis — oder auf ein Versprechen. Als nichts dergleichen geschah, begann sie zu reden:
„Sei doch nicht so schrecklich verstockt, Wilhelm. Etwas hast ou doch vor mir zu verbergen . . . Weshalb saßest du zum Beispiel während der letzten Monate stundenlang in meinem Atelier? Hast du nicht hier die ganze Villa zur Verfügung? Kannst du dich denn nicht schön rasieren lassen, die neue braune Sammetjoppe anlegen, ein Journal aus dem großen Lesezirkel zur Hand nehmen und so den Damen, die mich besuchen, guten Tag sagen? — Das ist dock wahrhaftig nicht zu viel verlangt. Statt dessen kommst du überhaupt nicht zum Vorschein. Ich bin ja gerade wie eine Witwe. Alle lachen schon darüber. — Gott, wie habe ich mir das schön gedacht, als wir endlich von der schrecklichen Domäne loskamen. Ich wollte so gern, daß du dich ein bißchen bilden solltest. Und wenn auch bloß in der schönen Literatur, damit du dich an der Unterhaltung beteiligen kannst. — Du hast doch jetzt nichts anderes im Kopf und Geld ist auch genug da. . ."
Er blieb stumm und rauchte weiter. Da wurde ihre Stimme Heller und schärfer. Die rechte Hand streckte sich vor und hielt einen blanken Schlüssel hoch. Die Augen glänzten wie die eines Siegers, der seinen Triumph voll auszukosten gedenkt.
„Hier habe ich ihn. In mein Atelier kommst du so bald nicht mehr hinein. Du hast ja die alten, unmodernen Möbel aus der Junggesellenzeit behalten. Sei doch damit zufrieden, wenn dir die anderen Räume zu elegant und zu modern erscheinen."
Er schob die Zigarre von einem Mundwinkel in den anderen und ließ die Augen in der Stube umhergehen.
Zu den hochroten Vorhängen an Tür und Fenster, auf denen übergroße Sonnenblumen aus gelbseidenen Zigarren-
bändern starrten — zu dem riesigen Bild, das unter glaS Hellem, kaltem Himmel ein wogendes Kornfeld ohne Perspektive zeigte ... zu all den anderen kleinen, von seiner Frau gemalten Sächelchen, die wie steife chinesische Stickereien in massigen, vergoldeten Rahmen klebten. — Das war seine stumme Antwort:
... „Du drängst dich doch überall hinein . . . und verdrängst mich!"
Frau Ludwika verstand auch, waS er meinte. Sie spann darum diesen Faden nicht weiter. — Indem sie nun vollends in sein Zimmer trat, vorwärts trippelte und sich dicht vor dem breitschultrigen Hünen aufstellte, griff sie einen anderen aus dem wirren Durcheinander der bereits gehaltenen:
„Und ich will hören, wo du gestern gewesen bist!!. Gleich auf der Stelle sagst du es mir. Ich war nämlich - gar nicht zum Kaffee bei der Rechnungsrätin. Ich tat: nur io. — Ich wollte um jeden Preis wissen, ob deine! Kopfschmerzen wirklich so groß waren, daß du daheim! hocken mußtest . . Und ich sah, daß du mich belogen t hattest. Sobald du mich aus dem Hause wähntest, gingst» du fort! — Aber du bist weder in der Loge, noch im» Schwarzen Adler gewesen. Lüge also nicht länger." s
Seine breiten Daumen zuckten hin und her. Seines Augen wirkten wie zwei schmale Ritzen in dem Gesicht,? das die graue Farbe des Stubenhockers und die reichliches Rundung des starken Essers zeigte. Er wußte auS Er» j sahrung, daß er sie durch dies fortgesetzte Schwaigen am( tiefsten kränkte. — Und er schwieg ...
Sie wußte sich keinen Rat mehr. Ihre Stimmung schlug um . . . wurde weicher.
„Wilhelmchen... sei doch nicht sol Sieh, ich möchte dich so gern ein bißchen feiner machen. Tu mir den Gefallen und richte dich hier endlich ein. Mein Vater hat sich's doch wahrhaftig schweres Geld kosten lasten und getan, was in seinen Kräften stand, weil ich seine Einzige war und nicht von dir lösten wollte. Wenn er noch lebte, was würde er wohl jagen, daß ich so unglücklich geworden bin."
(Fortsetzung folgt.)