Erscheint täglich «t! Ausnahme der Gönn- und Festtag».

ÄretS vierteljährlich »ter «it Trägerkubu Mt. 2.70, tm BezirkS- aatz 10-Lw-Berkehr Mt. 8.70. im übrigen Württemberg Mk. S.öo. Monats-Abonnements »,ch Verhältnis.

W. Jahrgang.

»nzeigen-Eebühr iür die eiuspakt. Zeile an« gewöhn!. Schrift »der deren Raum bet einmal Einrückung 80 Pfg bei mehrmaliger entsprechend Rabatt

Fernsprecher ist» Postschetllontv «II9 Stuttgart

.tL 212__

Wochmrundscha».

E» bieibt bei der yerbstseifion unsere» Landtags. Am 16. September tritt der Ausschuß zur Beratung de« Jugend- sürsorgegesetze» zusammen, am 23. September da« Plenum. Zwar sollen auch Truerungs-uschläg« zu den Sitzung*, gelbem der «rmeinderüte in Gesrtzessarm gebracht werden, wozu wohl wrlenMch wichtigrrr Besprechungen über de» Preisabbau auf der einen, und die ewige Lohnschraube aus der anderen Seite kommen, aber die Hauptsache ; ist doch die B-rssffung-seter. die. wie wir es schon vor acht Tagen ahnungsvoll amsprachen, wirklich und wahrhaftig im Theater abgehaltrn wird. Da, Programm ist inzwi­schen bekannt geworden. Man wird sich ein Fest daraus machen und da« Jubiläum einer Versagung begehen, die gar nicht mehr besteht. Die Meinungen über den Wert des Jubiläum, werden darum ebenso auseinau vergehen wie die Ansichten über seinen wahre» Zweck Wir haben nichts dagegen, daß dem Bslke landaus landab und besonders der .Residenz' mit allen Mitteln moderner Msssemegir die Bor- zöge der neuen Verfassung und der Respekt vor der neuen Re- gkrlMKsgkwait beigebrscht werden; aber es ist nicht recht und entspricht nicht dem Geiste schwäbischer Gradheit und Biederkeit, dasitr die alle Versagung als Kulisse »orzu- Weben und all das Gute dahinter zu verstecken, was der Träger dieser alten Versagung, das Königtum, in 100 Zähren für Württemberg» politische« und wirtschaftliches Gedeihen geleistet hat. Die Zeit scheint ohnehin nicht zum Feste feiern geeignet, «der der Opportunismus hat Offenbar die Bedeutung einer mit der Mrnschrnfeele organisch ver- blinderen Fähigkeit erlangt.

Wir wollen aufrichtig wünschen, daß bis zum 35. September «rnWens die schlimmsten Gefahren, die uns gegenwärtig geradezu an Leib und Leben bedrohen, beseitigt find i die Knappheit an Brotgetreide und die durch den beängstigenden Wassermangel noch gesteigerte Kohlennot. Unsere Ernte hat sich ja Heuer um drei Wochen verzögert, und das neue Mehl kommt deshalb schon um diese Zeit verspätet in den Verkehr. Außerdem zeigt es sich, daß die Reichsgetreideflelle sich wieder einmal gründlich verrechnet hat, denn sie klagt, daß der tägliche Eingang an Mehl nur gut 6000, der Ausgang aber über 9000 Tsnnrn be­trage. Seid zum Ankauf von ausländischem Getreide fehlt obendrein. Nun s»ll der Bauer hrlfm. Tr täte es gern, wenn er nicht noch mitten in der Haber- und Roggenernte stünde und wen» er nicht wegen des Kahlenmasgel» in der Verwendung der Dreschmaschinen, sei es durch Lokomobilen, sei es mit elektrische« Antrieb, so arg behindert wäre. Der Staatsanzeiger hat neulich von der Geldgier der Bauern gesprochen uvd von gewissenlosen Hetzern, die angeblich «ine Hungersnot Hervorrufen. Mit svlchen Beschimpfungen läßt sich der Bauer nicht zw'ngen. Gewiß ist auch in drm Stand unserer Landwirte der Wuchergetst vielfach ringe- drungen. gewiß tritt auch an unsere Bauern di« Versuchung Heran, die wirtschaftliche Zwangslage der anderen Beruss- stände zu polnischen nck fiaanzlsllen Vorteilen avszubruten; aber woher kommt dieser neue Geist? Bodenständig ist dies«, Gewächs nicht. Nein, wir wollen unseren Bauern nicht drohen, wir »ollen sie nicht schimpfen; vielmehr wollen wir st« bitten, sich durch die Bernachläsfigung ihre» Stan­de« von Seiten der Regierung und das schlecht« Beispiel des Krieg,wuchere nicht verführen zu lasten zu einer Pflicht- vrrsäumni» gegen da» ganz« B,lk. Wir appellieren an den gerecht?» Sinn de« Landmann» und versprechen ihm Treu« um Treue, wenn er ln dieser schweren Zeit über- menschliche» leistet, und nicht vergißt, daß wir Glieder eine» großen Ganzen find, das verderben muß, wenn ein so wichtige- Glied wie die Landwirtschaft versagt. Ehre drm Bauernstand-, der als erster unter allen übrigen trotz Krieg und Revolution, trotz Achtstundentag und Lohntartf. seine Arbeit in der alten Weise geleistet ,id dem ganzen Bvlke «in Vorbild für den Wiederaufbau unsere« Erwerbslebens und unserer nationalen Würde gegeben hat l Zn diesem Sinne sagen «irr Bauern tut eure Pflicht!

Ts gibt noch mehr Stände, di« heute über Bemach- läsfigung durch die Regierung zu Klagen haben. Ls ist wohl nicht unbescheiden, wenn wir darunter auch einmal uns selbst, die Preffe, auszähleo. Der Besta»d der Zeittmge» wird fortgesetzt bedroht. Er ist ein Opfer falscher Maß­regeln der Regierung wie irgend ein anderer. Die neueste Gesetzmacherei zeigt keine Spur von Verständnis für die Ausgaben und den Einfluß der Press«. Cs geht thr wie den Bauern r man lädt ihr Lasten um Lallen auf. will jetzt die Anzeigen besorzders besteuern, hat die Postdestell- Abkihren in unerhörter Welse verteuert und andere Lebens- sädrn des Zeitungsweseu« geradezu unterbunden; aber

Samstag, den 13. September

helfen sollen wir doch, die Preste der Regierung, der Bauer dem Volk«ganzen. Und wir wollen auch helfen, wollen unsere eigenen Nöte und Beschwerden zurückstellen für eine bester? Zeit, im Vertrauen darauf, daß wir doch noch zu unserem Recht- komme». Das ist die Sache des Landtags, der die Zeichen der Zeit endlich verstehen muß. Auch die Nationalversammlung hat da versagt. Di« Neu­wahlen mögen noch so lang« hinausgeschoben werden man spricht jetzt vom April 1920, einmal kommen sie doch. Wahltag aber ist Zahltag. Die neu« Staaissorm kann nur Bestand haben auf der Grundlage der Gerechtig­keit. der Sparsamkeit und der Abkehr von einer einseitigen Parteihenschast.

Die deutsche Antwort auf den Einbruch Tlemencraus in unsere verfassungsmäßigen Beziehungen zu Deutsch- Besterreich ist trotz unseres demütigen Entgegenkommen« ungenügend befunden worden. Deutschland soll aus die Kniee gezwungen werden und mit ihm Oesterreich. Die Brudernattvn hat am 10. September den Frieden von St. Termain unke/zeichnet Dir Rumänen und Südslaven haben nicht mitgetarr. Die schlimme Wunde im deutschen Herzen durch die Schmach von Versailles ist durch den Schimpf ovn St. Germoin wieder ausgeriffsn und vergrößert worden. Es ist ein kümmerliche« Pflaster, daß wenigstens unsere Gefangene« au« englischer Hand rascher heimgesavdt »er- de». Und e« ist noch nicht einmal da« Sude unserer natio­nalen Schmach, dir zum schlimmste» Teil nicht an den Feinden, sondern an uns selbst liegt. Dagegen gibt es nur «in Heilmittel: Arbeit und Gvitoertrsmu Wer am württ. Berfassungsfskrtag diese beiden hohen Ziele sich und seinen Nächsten ins Herz vrrseskt, wird das Fest nicht vergeblich feiern.

Hintze gegen Mendorfs.

Zn der .Vosstschrn Zeitung' veröffentlicht der frühere Staatssekretär des Arutzerrr, von Hintze. einen ersten Artikel über seine Beteiligung an den Vorgängen anläßlich de« Waffenstillstaadsangebots. Der Verfaflrr erklärt barin unter Berufung auf seine Schrift .Vorgeschichte de« Waffen­stillstandes'. er habe, als er General Ludendorff Mitte Juli 1918 die förmlich« Frage vorgelegt habe, ob er sicher wäre, mit der jetzigen Offensive düi Feind entscheidend zu be­siegen, rin brstimmte« Ja zur Antwort erhalten, was die Grundlage seiner Politik bis zu drn ersten Augusttagen gewesen sei. Segen den 17. August habe ihm Ludendorff erklärt, er besitze diese Sicherheit nicht mehr. Diese von ihm als dienstlich angesehene Mitteilung des Generals habe die Unterlage für die Politik von Grund aus geändert. General Ludendorff habe im Keonrat vom 14. Aug. nicht« von der Kriegslage gesagt, so daß er gezwungen gewesen wäre, die Mitteilung über die fehlende Sicherheit unter Anführung »es Chef» des Seneralfiade, der Feldarmee als Quelle selbst oorzabringen. Ec so. H.) bestreite ferner die Wahrheit der Ludendarff'schen Behauptung. Gr (L ) habe ihm (o. H.) gegenüber die Notwendigkeit einer Be- endigung des Kriege« aus diplomatischem Wege betont. Er berufe sich ans das Zeugnis des Rittmeister« yrrtling, wo­nach weder tm Mai nach ln der ersten Hälfte de« August an besten Vater von der »bersten Heervskltung di« Mah- nung ergangen sei. unter Verzicht aus irgendwelche Kriegs- ziele an den Frlsdensschluß zu denken. D!« Ermächtigung zu einem Friedensangebot sei nicht erteilt worden. Auch »er Reichskanzler habe nochmals betont. der Krieg müffe ohne Friedensangebot zu Ende geführt werden. Der Her- fass« stellt fest, daß durch keine seiner Antworten aus die Anfrage de» Reichskanzlers betreff« der Kriegelage General Ludend» ff drn Eindruck hrroorgerusen habe, als ob die oberste Heeresleitung amtlich« Friedensschritte fordere, oder auf Beschleunigung der Einleitung von Friedensschritten dränge. Erft am 1>. Sept. habe sich di« oberst« Heeres­leitung mit einem sofortigen amtlichen Friedensschluß elu- oerstanden erklär!. Am 11. 9. drahtet« Herr v. yivtzr in diesem Sinne aus dem Großen Hauptquartier an da» Auswärtig« Amt.

Zn einem zweUen Artikel berichtet Herr v Hiutzr üb« rin Gespräch, da» er im April 1919 mit General Luden- dorff hatte. Bon Hintz? erklärte dabei, er HM gehört, daß Ludendorff in seinem Werk zu schreiben beabsichtige, er hebe schon Mitte August Friedensschritt« angeregt oder dazu gedrängt. Einer solchen Darstellung würde er, von Hintze, nicht zustimmen können. 3m Verlaus der Erörte­rung hierüber habe Ludendorff geäußert, er werde sein Buch daraufhin durchsetzen und event modifizieren. Hm v. Hintze bestreitet dann, daß Ludendorff am 13. August gesagt Hab«, durch Verteidigung allein sei e» nicht zu errrichen, den Feind frtedenswillig zu machen; wir müßten demnach die Beendigung de, Krieges aus diplomatffchrm Wege herbei-

ISIS.

»»WN>Wl>««^aWNM»M>>««WW»Mt«»E> 'WÜ7M > !»N«»»I> »««Illllll > »»t«w M« i,

führen. Bon Hinge fährt fort, er kvrume ihm svgar vor. a!« ob nach jemand gesucht würde, der die Schuld für de» Umschwung von Siegeszuversicht zum Waffenstillstandsoer­tangen auf sich nehmen solle und als ob man glaube, die­ses schuldig« Haupt in ihm gefunden zu haben. Dagegeu wehre er sich. Weiterhin bestreitet der Staatssekretär di« Richtigkeit der Behauptung Ludindsrff'». daß da» Friedens­angebot des Grasen Burian der Obersten Heeresleitung erst am 8. und 9. September bekannt gewordr» sei. Bon Hintze erklärt, daß die Oberste Heererleituug schvn Ende August oerschtedentttch über das Burianprosekt unterrichtet worden sei und schließt: Biel wichtiger als diesen Irrtum nachzuweisen ist «kr die Folgerung, daß General Luden­dorff au« und über dem Hin und Her detteffend die Buriannote und unseren Plan Gelegenheit und Anlaß ge­habt hat. wen« e« ihm nötig erschien, zu sagen r Da« Tempo entspricht nicht der Verschlechterung der Kriegslage, beeil« dich! Da» ist nicht geschehen. Ich kann bislang nicht finden, daß Herr Srneral o. Ludendorff irgend»» und irgendwie erklärte, da» sei geschehen.

TageSnerrigkeiteu.

Umtriebe i« München.

In München wurde amtlich bekannt gegeben, daß dort rin Mann au» einem auf dem Hose der Tärkenkasrme stehenden Geschütz, da» er selbst geladen halte, «inen schar- srn Schuß aus die Kaserne abgegeben hat. durch den «in Artillerist und 2 Pferde gelötet wurden. Der Mann wurde von Angehörigen der dort untergeb:achten Reichswehr ver­haftet. Ts steht nach der sosart eingelettete« Untersuchung sest. daß ein Anschlag aus di« Kasern« geplant war. Wahr- schriuUch fällten die tn der Näh« lagemden Munittonsvar- räte zur Explvfivn gebracht »erden.

Französische Gorge».

In der Sitzung der französischen Kammer am 9. S. über die Ratifizierung des Friedens vertrage« sagte Laut» Dubais, wie der .Temps' heroorhebt. noch folgendes: Nach einige» Jahren können einige unserer jetzigen Ver­bündeten ein materielles Interesse ich sage nicht mora­lische» Interesse und nicht Ehrenintereffe daran haben, daß wir nicht bezahlt wrrden. Geschäftlich« Verbindungen werden sich zwischen Deutschkmd und unseren Verbündete» viel leichter als zwischen Deutschland und uns anknüpfe». Unsere Alliierte» find aus alle Fäll« viel eher in b« Lage, Geschäfte mit Deutschland zu machen, als wie. Aber es ist klar, daß die. di« mit Deutschland Geschäft« machen; bezahlt sein »ollen. Und je mehr Elenbogenfrei, hell Deutschland wirb, um s, leichter wird es bezahle» können. Es kann als» wvhl der Fall eintrelen, daß nach einigen Jahren eine gewisse Gegensätzlichkeit der Inter- essen zwischen den Alliierten van heute oarhanden sei» wird.

Pfälzer Traue.

Laut Meldnng der Pfalzzentrale wurde in Landau ein« Versammlung abgehalteu. die eine Entschließung faßte, in der es heißt > Ueder 2000 zu Landau versammelte Bürger und Bürgerinnen der Stadt und de» Bezirkes Landau, Pfälzer und Pfälzerirrnen aller Parteien, all« Berufe uvd aller Bekenntnisse geloben unentwegte Treue dem deutsche» Volke heule und immerdar. St« weisen mit Empörung dt« Schmach ab. mit d« die berüchtigten ,31'. zumeist deine Landauer, an de» bi, jetzt stets mU Ehren genannten Stadt der deutschen Pfalz gehandelt habe». Sie bitte» ihre brutschen Mitbürger im Reiche die Reichslreue der Landauer Pjäizer nicht nach einem kleinen Häuflein selbst- süchtiger Verführter und Abtrünniger zu bemessen. Deutsch- land und di« Psalz aus ewig ungeteilt.' Wie gemeldet wird, fand keiner der Anhänger des vr. Haas und Genossen den MM kn der Versammlung als Redner aufzMreten.

Klarstellung der Vorgeschichte de- Kriege-.

Berlin. 11. Sept. Laut .Boflischer Zeitg.' Hot da« Relchsmwtsterlvm Proseffor o. Mendrlssohn-Bartholdy tn Würzburg, General Grasen Montgela« und Proseffor Schücking brauftragt, die Veröffentlichung aller Urkunden über die diplomatische Vorgeschichte des Kriege« unter val- lrr Benutzung der von Herrn und Frau Kauft» kq gesam- mellen Materialien zu bearbeiten. Praseffor Mrndelesoh» soll die Urkunden über die politischen Vorgänge in den letzten Jahren vor drm Kriege gesammett herausgeben. da- mit die Zusammenhänge der österreichisch.serbischen Krise, di« zum Kriege geführt hat. mit dem Srsamikomplez der Palitik «sichtlich werden. Die Arbeit drs General« Grafen Montgela» wird sich auf dl« Dinge, die mtt dem Augenblick der russischen Gesamtmobilisation sich entwickelten, beziehen. Professor Schücking wird die diplomatischen Verhandlungen