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M 49. Amts-

und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 66. Jahrgang.

Erscheint Dien S tu g , Donnerstag und Samstag. Die Einrückungsgebühr betrögt im Bezirk und nächster Um­gebung S Psg. die Zeile, sonst 12 P'sg.

Samstag, den 25. April 1891.

Abonnementspreis vierteljährlich in der Stabt ro Pfg. nrr SO Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. 15, sonst ganz Württemberg Mk. 1. 3b.

Amtliche Aekanntmachungen.

Deutsches Reich.

Die OrtsmAeher

werden beauftragt, die ihnen mit der Post zugehen­den Loosungsscheine den Militärpflichtigen gegen Empfangsbescheinigung unter Hinweis auf die jedem Loosungsschein beigedruckte Belehrung auszu- folgen.

Vor der Abgabe der Scheine an die Militär­pflichtigen des Jahrgangs 1891 sind die in den Scheinen eingetragenen Loosnummern in der Stammrolle vor­zumerken.

Die Empfangsbescheinigungen sind in der Orts­registratur aufzubewahren.

Calw, den 23. April 1891.

K. Oberamt.

Supper.

Amtsverfarnrnlungsttusschuß.

Am Montag, den 27. d. M., vorm. 9 Uhr, findet hier eine Sitzung des Amtsversammlungs­ausschusses statt, wozu die Mitglieder hiemit geladen werden.

Calw, 24. April 1891.

K. Oberamt.

Supper.

Amtliche Ke!r«lilntmllchllng,

betreffend den Ausbruch der Maul­und Klauenseuche.

Unter dem Rindvieh in den Gemeinden Ober- kollwangen und Liebelsberg ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen.

Calw, den 23. April 1891.

K. Oberamt. Amtmann Bertsch.

Stuttgart, 21. April. (105. Sitzung der Kammer der Abgeordneten.) Anfang nach­mittags 3 Uhr. Am Ministertisch: v. Nenner mit 3 Kommissaren. Die Tribünen sind überfüllt.

Auf der Tagesordnung steht die Frage der Herabsetzung der Malzsteuer, angeregt durch zahl­reiche Petitionen aus Brauerkreisen. In Verbindung damit wird die Steuerfreiheit des Haustrunks behandelt.

Die Kommission beantragt: 1) die Eingabe des Württ. Brauerverbandes der K. Regierung zur Kennt­nisnahme zu übergeben; 2) die Petitionen aus den Bezirken Gaildorf, Biberach rc. der K. Regierung zur Berücksichtigung mitzuteilen und dabei den Wnnsch auszusprschen, daß die neuen Steuersätze schon im nächsten Etat Anwendung finden (Antrag vom 20. Mai 1890); 3) die erste Kammer zum Beitritt ein­zuladen.

Berichterstatter v. L uz. Gegenüber der Er­mäßigung zu Gunsten der kleinen und mittleren Brauer hält die Regierung für wahrscheinlich, daß der Kon­kurrenzkampf der großen gegen die kleineren Brauer sich noch mehr verschärfe. Auch der Einwand der Regierung, daß die kleineren Brauereien ihr Erzeug; nis namentlich im eigenen Lokal ausschenken, sei nicht ganz zutreffend. Der Ausschank vollziehe sich in der Hauptsache über die Straße und da müsse ein größeres Maß gewährt werden. In Bayern sei die Abstufung der Malzsteuer schon durchgeführt. Redner stellt so­dann verschiedene Berechnungen über die Ermäßigung an, welche sich ergeben bei 1 Nachlaß per Zentner für die ersten 1000 Zentner, oder 50 Pfg. Nachlaß für die ersten 1000 bis zum Verbrauch von 3000 Ztr. rc. Bei Annahme des letzteren Falles rechnet Redner einen Ausfall von 390000 heraus.

Sachs unterwirft die Einwendungen der Re­gierung gegen die Herabsetzung der Malzsteuer einer

scharfen Kritik. Wenn sie u. A. sage, daß die Wirk­ungen der Staffelsteuer in Bayern sich noch nicht über­sehen lassen, so hat Redner, der an der Grenze Bayerns wohnt, die Erfahrung gemacht, daß die Staffelsteuer auf den Betrieb der kleineren Brauer sehr günstig gewirkt habe. Was den Ausschank im eigenen Hause durch die kleineren Brauereien anbelangt, worauf die Regierung auch Hinweise, so erzielen sie damit keines­wegs höhere Preise. Die kleineren Brauer hätten auch unter der Ansicht des Publikums zu leiden, daß dasselbe nun einmal glaube, das von auswärts kommende Bier sei besser als das einheimische. Wir haben jedenfalls die Pflicht, den kleineren Brauereien zu helfen.

Brodbeck spricht für Herabsetzung der Malz­steuer für alle Brauer und macht den Vorschlag, die Steuer für die ersten 1000 Ztr. für alle Brauer aus 4 ^ herabzusetzen.

Storz äußerte sich demgengenüber zustimmend.

Nußbaum er will namentlich die Kleinbrauer entlastet haben.

Rath verwendet sich ebenfalls für dieselben. Sie müssen die weniger zur Malzbereitung geeignete einheimische Gerste verwenden, während die großen Brauer die ausländische kaufen können.

Es sich weist auf die Handarbeit der Klein­brauer gegenüber der viel billigeren Maschinenarbeit der Großbrauer hin.

Frhr. v. Ellrichshausen wünscht die Er­mäßigung bis zu 4000 Ztr. Verbrauch ausgedehnt.

v. Bockshammer und Egger sprechen noch zu Gunsten der Kleinbrauer' woraus Minister v. Renner das Wort ergreift. Er bespricht zuerst die in Bayern eingeführte Staffelsteuer, die zur Folge gehabt, daß in größeren Städten das Bier aufge­schlagen. Die Lage der Brauereien sei durchaus nicht so schlimm, als sie hier geschildert wird und was die Ausbeute anbelangt, so könne nach dem Ur­teile der Sachverständigen der Kleinbrauer, nament-

ölrrHötl) ri. Nachdruck »erboten.

Die Spionin.

Roman aus dem russischen Nihilistenleben.

Nach den Aufzeichnungen eines Petersburger Polizeibeamten.

Von Willibald Mencke.

(Fortsetzung.)

»Vielleicht", sagte ich, geheimnisvoll lächelnd. »Man protegiert diesen jungen Mann von sehr einflußreicher Seite und man hat ihn sür eine Stellung ausersehen ich rede nicht von derjenigen, die ihm zunächst bestimmt ist für die seine Ver­heiratung eine unerläßliche Vorbedingung ist."

»Ah?"

Und zwar seine Verheiratung mit einer Dame, die durch ihre äußeren Vor­züge und durch ihre Bildung befähigt ist, sich in der vornehmen Welt zu bewegen.

Vraiwenr?" Anna Sergejewna sah einen keinen Augenblick sinnend dem Rauch ihrer Cigarette nach.

»Wissen Sie", sagte Sie dann, daß ich anfange, mich mit Ihrem Projekte zu befreunden?"

»Das freut mich."

»Aber es fragt sich doch, ob Paul Zwetajeff bereit ist, zur Verwirklichung desselben das Seinige beizutragen."

»O» daran ist kein Zweifel."

»Er hat mir seine Liebe erklärt, aber er hat mir keinen Heiratsantrag gemacht."

»Sie müssen ihn etwa» enkouragieren, Anna Sergejewna."

»Ich werde cs versuchen."

»Schicken Sie jetzt gleich zu ihm und ich bin überzeugt, daß er auf Flügeln der Lieb« zu Ihnen eilen wird", sagt« ich, indem ich mich erhob.

Ich werde sogleich Ordre geben."

Aber sagen Sie ihm, bitte, noch nichts von der Veränderung, die in seinen Verhältnissen eingetreten ist. Ich will ihn nach dem Souper mit dem Dekret des Polizeimeisters überraschen."

»Wie Sie befehlen."

Sie lassen uns nach dem Souper eine Viertelstunde allein, ja? Ich bitte Sie ausdrücklich darum."

Ganz wie Sie wünschen. Ich werde Sie Beide in den Salon führen und erst nach einer Viertelstunde erscheinen."

Auf Wiedersehen also."

,,.4u rsvoir, won ami, au rsvoir! 4. neut bsurs8, u'ost es pas?"

Ich empfahl mich und eilte auf mein Bureau, um mein Tagewerk abzuschließen. Ich war kaum zwanzig Minuten dort, als Paul Zwetajeff die Einladung der schönen Witwe erhielt. Er bat mich um die Erlaubnis, das Bureau heute etwas früher verlassen zu dürfen eine Bitte, die ich ihm natürlich nicht abschlug.

Mein Sekretär Paul Zwetajeff, dem die Umstände eine so außerordentliche Beförderung in den Schoß warfen und für den das Glück bestimmt war, die Hand der schönen und so heiß von ihm angebetenen Anna Sergejewna in die seinige legen zu dürfen, hatte sich aus den niedrigsten und armseligsten Verhältnissen emporge­arbeitet. Er war der Sohn eines Bauern auS dem Gouvernement Kiew, den seine Herrschaft als Diener mit nach Moskau genommen hatte. Hier erregte der kleine Paul Einer jener prädestinierten Glücksmenschen, die vom Schicksal auf den Händen getragen werden das Wohlgefallen emes alten Saffchniks (Brothändler»), der ihn in seine Dienste nahm, das Schulgeld für ihn zahlte und sür ihn sorgte, als sein Vater im Spital gestorben war. Schon in dem Knaben trat eine unbe­zähmbare Wißbegierde und ein ehrgeiziger Drang hervor, der ihn unablässig antrieb, sich au» jener dunklen Masse zu erheben, in die da» Schicksal seiner Geburt ihn ge­worfen hatte. Der Tod seines WohlthäterS förderte nur seine ehrgeizigen Projekte,