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93- Jahrgang.

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SsililtMr M das srmde Geld

Montag, den 10. März

8. 3m Jahre 1916, am 57. Gedu.tsMgMilh-nn II. erschien zvm erstrn Male einer der oiklgrnannten Sparta­kus »Biese". Zunächst halte man aus begreiflichen Gründen diesen mit Schreibmaschine hergeftellt. Versandt wurde der Spartikutwies an führende Parteigänger de? sozial- denwdrailschen Oppo sil-on. Der Inhslt beschüstizte sich tm wefentiiche-t mit einer durchgreifenden Umgestaltung des gesamten sozialistischen Parteiweseas aus internal» tonaler Grundlage. Zunächst wußte man nicht, wer der Autor der Spartakusbriefe, die nun prriodisch folgten, sei. Später, am Al. September des gleichen Jahres, verzichtete man aus die Hektographierunq und gab sie als Zeitschrift heraus. Nun sickerte es Lurch, daß Liebknecht der Ver­fasser sei. der milllerrortle zu Zuchthausstrafe verurteilt worden war.

Dis Briefe wurden immer schärfer und tendenziöse: und richteten sich besonders gegen die Führer der deutschen MchchrltssoMlstkn. Zu gleicher Zeir verweilet? man an der Front die mit Schreibmaschine hergestelltkn und dann oer- MkMrigten .Iudar-Leistuntzkn". Heimlich wurden sie unter dre Soldaten verteilt.

Eng mit der Lieddnechtschen Propaganda arbeitete die revolutionäre, internationale Berner Richtung, die immer und immer wieder versuchte, ih esozialdemokratischen Weckstimmkn für das arbeitende Volk" nach Deutschland einzuschmuggelv. Auch hier wurde wüst gegen die Führer der Mehrheitssozialisten gehetzt. Man suchte sie bei den A» btitern in Drrrus zu bringen und dir Arbeiter selbst durch Las Schlagwort trrezusührrn:Me Arbeiter haben kein Vaterland zu verteidigen!" Der Prozeß gegen die Obersten Egli und Walienwyl brachte den Beweis, daß die revo­lutionäre internationale Berner Richtung in Verbindung mlt der englischen Gesandtschaft in Bern stand und von dieser finanziell unterstützt wurde.

Auch die Amerikaner begannen hier ihre Wühlarbeit, nachdem die Franzosen cs sich auch nicht nehmen iklßen, ihrem Verbündeten England gieichzulun. Die silbernen und goldenen Enteniekugeln rollten auf das vom russischen Bolsch wismus beackerte spartakistlsch; Feld de« veraschen Bodens.

Es ist sestzestellt. daß der englisch« Militärattache in Kopenhagen sich mit dem berüchtigten österreichisch-polni­schen Anarchisten Euchy in Verbindung sitzt«, der auch vald im Gebiet der Zmtraimächle seine Hetzpropaganda ausnahm. Die Hetzflugblätter verfaßte etn slawischer Deserteur.

Schließlich nahm die Entente aus dem vorbereiteten Boden die Arbeit selbst vor. Man braucht nur an das englische Welüeis büro Tqoma - Cook zu denken, Las seien Agenten nach Deutschland sandte, um die herrschende deutsche Unzufriedenheit dm zur Siedehitze zu schüren. In deutscher Mtlitäruntsorm, geschmückt mit dem Bande des Eisernen Kreuzes, ausgerüstet mit englischem und ameri­kanischem Geld, versuchten sie hier bei uns, Soldaten zur Desertion zu verleiten. Als Reisende im Eisenbahnwagen 3. und 4. Klasse bearbeiteten sie dis Mtsahrende». Also auch hier arbeiteten Spartakisten mit fremdem Gelds. Diese Tatsachen sind durch die Aussagen von solchen abzefaßten Landesverrätern einwandfrei festgestellt worden.

Bald lu- te auch drohend kus russische Bolschrwisten- gespeanst im Osten hervor, das zuschsnds wuchs und wuchs. Schon im Anfang des oer angsrren Jahre« entsandte die Moskauer reoolutunionäre Partei drei Anarchisten nach Oksterretch um Mitglieder de» österreichischen Kaiserhauses zu ermorden. Auch auf das Leben Wilh lms II. hatte man es abgesehen. Man hatte ganz genau bereit« die Verhärmtste tm deutschen Hauptquartier erkundet.

Millionen übe- Millionen geraubter Rudel find mittler» weile nach Deutschland gerollt. An dieses sparkadistische Mutgeld reihen sich würdig die Dollars, Souvereigns und Franken der Entente. Sie haben dazu beigetragsn, unser Vaterland dorthin zu bringen, wo es sich heute befindet: An den Abgrund.

Die Arbeiter haben kein Vaterland zu verteidigen", dieses Wort hat bei den Spartakisten ein Echo gefunden, die jetzt in der unsagbar schweren Zrit Deutschland in «inen Schutthaufen verwandeln wollen.

Deutsche Nationalversammlung.

SS. Sitzung.

Weimar, 7. März. (WTB.) Die Sitzung wurde 3 35 Uhr nachmittags eröffnet Die Interpellation über dieStcherftellung der Er nährung Deutsch­lands wird die Regierung am Montag beantworten.

Erste Beratung des Sozialisierung«. Gesetze» und desKohlenwirtschafisgesetzes.

Reichsminister Wissel: Die Regierung muß Erfüll» baren Wünschen gegenüber hart siin. Die ooti-i che Um­wälzung gab drm werkläNgen Volke die Zuoerstcht, es werde ur naher Zukunft auch sein winschaftlichrs Zukunft», ideal verwirklicht werden. Das wrrktSiige Volk will jetzt Tatm sehen und schr.itlt überall selbst zu Taten. Schon droht die Anarchie, die zu Tod und U-.tcrzang führt. In dieser Wirrnis hält es die Reich-regienmg einmütig für ihre Pflicht, durch die Gesetzgebung dem sozialistischen Streben ein legale; Feld der Betätigung zu e öffnen. Aber die neue Zeit kann nicht nur Freiheit dringen, st: muß auch Pflichten ouserlrgsn, Dem entspricht da« Rrcht auf Arbeit und die Pst cht der Gesamtheit, arbeitswilligen Arbeitslosen den notwendigen Unterhalt zu geivährrn. Dem Gesetz über die Kohlenwlrtschast wird unmittelbar einer über die Kalt- wirischast folgen. Zur geschäftlichen Regelung reif ist die Kohienwirtschast. Ais Sachwalter der Allgemeinheit werden die unmittelbar beteiligten Kreise zur Verwaltung heran­gezogen. Finanzpolitisch muß man möglichst hohe Ein­nahmen dr« Reiches aus der Kohlen Wirts Haft erstreben. Das Reich wird sich nicht scheuen, in die sogenannten wohl­erworbenen Recht« oder in das PrioatbergweMezol eirzu- greissn. In der Kokerei und der Eisen» und Stahlindustrie, die mit den Zechen eng verbunden sind, sind überstürzte staatliche Eingriffe zu vermeiden, da sie zu Mißerfolgen führen müßten. Die Voraussetzung für die Wettbewerbs­fähigkeit aus 8rm Weltmarkt ist dis möglichste Steigerung der Wirtschaftlichkeit. Die neue Organisation wird den Aufstieg der Tüchtiqfie fordern Sie werden Wunder er- leben, welche Energie sie zum Woh'e unserer wirtschaftlichen Zukunft frei machen.

Hus (Soz): Bon einer sogenannten Verstaatlichung der Kohlmwktschaft ist abzusehrn. um dir Schäden der Dureaukratisterung zu vermeiden. Die wilden Sozialisier­ungen in einzelnen Betrieben find das Gegenteil von So­zialismus. Betriebs- und Zechemätr zur Kontrolle Über die ganze Proüudttorr der Zeche halten wie für durchaus notwendig. Eine Kommijfioasberatuirg wird nicht ersorder- lich sein. Das Prioaiinteieffe muß sich auch dem Gemein- imerrsse beugen.

Dr. Brauns (Z)i Die private Gewinnsucht Hot im Krieg; wahre Oigten gefeiert. Als Gegenströmung gegen diesen Geist des Mammonisrnu« ist eine gewisse Soziali­sierung durchaus berschttzt. Sozialisierung bedeutete für die Arbeiter nicht Kloß ei«e Geldfrage, sondern ber Mensch will auch als solcher im Produktionsprozeß beachtet werden. Sofern der Gesttzrntvurf diesen Gedanken zur Grliu g bring», st mmeu wir ihm zu. Dem an zweiter Stelle stehen­den Gesetz fehlt der praktische Nachdruck. Die Erfahrungen der Kriegswirtschaft ermutigen nicht dazu, alle» in den Ein- Hellslops der Reichszukunst zu werfen. Die Annahme des Sozialisterungsgesetzea wird als eine Tat in der Kultur­geschichte der Menschheit verzeichnet werden.

Württ. Landesversammlung.

Siuttga 1. 7. März. In der heutigen Sitzung wurde nach kurzer Pause in den Verhandlungen die Wahl des Staatspräsidenten oorgenommen. Der Namens» aufrus ergab die Anwesenheit von 129 Mitgliedern. Da« Ergebnis der Wahl ist: Abgegeben werden 129 Stimmen, davon find ungültii 28. gültig 101; von den letzteren fielen aus Bios 100 Stimmen, aus Ltademann 1 Stimme. Bios ist also mit unbedingter Stimmenmehrheit zum Staats» Präsidenten gewählt.

Auf die Anfrage des Präs. Keil erklärt sich Blos zur Annahme der Wahl de re kt. Darauf führt Präs. Keil aus: Ich halte mich für l «nächtigt, in Ihrem Namen und im Namen des Volke» dem neugewähllen Hrn. Staatspräsidenten zu seinem hohen und verantwortungs­vollsten Amt die wärmsten Glückwünsche auszu» sprechen. (Beifall und Zustimmung.) Das hohe Hau« hat den bisherigen Ministerpräsidenten, nunmehrigen Staats­präsidenten gemeinsam mit seinen Mitarbeitern bereits am 29. Jan. mit der Wetterführung der Regierungsgeschäfte betraut, nunmehr aber ist di« Wahl de« Staatspräsidenten nach den Vorschriften der vorläufigen Verfassung vollzogen worden. Zum ersten Mal in seiner Geschichte hat da» württ. Volk das höchste Amt tm Staat durch den Willen seiner au« freiester Wahl hervorgegangener Vertreter be­setzt. Diese Wahl drückt da« Siegel unter den 800jähr. Geschichtsabschniti, in dem die Erbuwnarchie dem Staats- wesen da» Gepräge gab. In dem Slaalrpräfidenten, drr die mit seinem Amt verbundenen Rechte nicht einem un- persönlichen Erbrecht, sondern der Bewertung seiner Persön-

1919

lichkrit durch die erwählte»! Vertrauensmänner de» Dolde« verdankt, verkörpert sich das demokratische Prinzip, aus dem seit der großen Umwälzung unser« Staatsordnung k» ruht. Aber die Rechts, die dem StaakprästdrMen zu» stehen, sind zugleich auch schwere Pflichten. Die Er- süllung dieser Pslichien erfordert die ganze, volle Kraft eines Mannes, der die geschichtliche B -deuiung unserer e^eig- nisrsichen. nach Freiheit ringenden Zeit in ihrer ganzen Tragweie erfaßt hat. Wir freuen uns. im Hrn. Staats» Präsidenten eine Persönlichkeit zu besitze?, die mit der au» gereifter Lebenserfahrung gewonnenen Staatsklugheil, trotz ihres grauen Hauptes. die Willenskraft vereinigt, unsere« Volk in derZeit der ttefstenNot zu dienen. Seit 4 Monaten schon hat der nunmehrige würtl. Staats­präsident dem württ. Volke große Dienste geleistet, die Umwandlung der alt.n überlebten Slaatiform in den freie» demokratische r Dolkestaar und die Anerkennung des So­zialisierung« Prinzips ist unter seiner Führuna ersvlci. Daß dem Eiaarspräsivrnien auch Künftig die Gesundheit und Kraft desch'eien sein mögen, führend miizuwirken an dem Ausbau des Boldsstaais Württemberg zu einer sozialen Demokratie, dar ist unser aller Wunsch. (Beifall).

SiaattPräsident Blos erwiderte: Ich danke Ihne» für den Beweis, es Vertrauen«, den Sir mir durch ihre Abstimmung gegeben haben und danke auch dem Hr». Präsidenten für seid? herzlichen Warle. Ich habe rr cht viel zu sagen. Die Grundsätze, nach denen ich dar ne» üdertcsgLne Amt füh-en werde, werden dieselben fein wie bisher; es find dirjmigen. weiche in der Reoolutton von der Rrgiernnq in einer Kundgebung im Verein mit den A.- und S.-Räten oerkündigt wurden. Diese Zeit bringt jrde.i Tag neue Probleme, die zum Teil fast unlös­bar find, und ich künn deshalb nichts welte.es sagen, als daß ich sest entschlossen bin. unter diesen Umständen meine Pflicht zu tun, war auch an uns huantreten möge. (Lek» Hafter Beifall )

Nächste Sitzung r Samstag 9*/, Uhr: Antrag Bazile betr. die Kriegsgefangenen. 3. Lesung des Gemeindewatzl- rechtsgejrtzea usw. Schluß der Sitzung I V, Uhr.

Erde dv Generalstreik i» Berlir.

Berlin, 8 März. In dem heute wieder zum erste«- male erschienenen Berliner Morgenzeitu.igen kommt sichtlich die Befriedigung darüber zum Ausdruck, daß der General­streik gestern ab nd abgebrochen worden ist.

Im Berliner Tagblatt heißt er r Von Anfang an bestand für uns kein Zweffel darüber, daß die Mehrhell der Arbeiter den Streik nichi wollte. Die Urabstimmung in den Betrieben usd Werkstätten, die nachträglich oorge- nomm.'n wurde, hat das nur weiter bestätigt. Die Rolle, die die Unabhängigen in dem Generalstreik gespielt haben, ist oußerordrntiich traurig, da ste den Streik auch van» noch zu verlängern und sogar zu verschärfen versuchten, al­bte Bestätigung der Weimarer Beschlüsse in ihren Händen hatten, mochten ste sich eist recht zu Mitschuldigen jener Aufrührer und jener wüsten Banden, die wiederum die Grlegenheit benützten, um zu plündern und durch einen wohlorganisterten Angriff uns das Polizelprästdium in den Besitz der Macht sich zu setzen. Die Spartakisten ihrer­seits, wahrscheinlich von Herrn Eichhorn aus dem Ver­steck gkleitet, haben alles, was ste noch an Monnschafte» und Waffen aufbringen konnten, zu diesem Putsche aus­geboten. Nur die Umficht Noske» und seiner Mitarbeiter und dem tapferen Eingreifen der regierungstreuen Truppe» ist es zu verdanken, daß der Aufstand nie d-rgeschlagrn und daß den Rrubunternehmungrn de» Gesindel« wenigsten« einigermaßen Einhalt getan werden konnte. Alle diejenigen, denen das Wohl des Volkes am Herzen liegt und die nichi gewissenlos genug sind. imme:U'von neuem Krisen z» - erregen, um ihr doch nur untergeordnete« Parteitniereffe zu fördern, müssen jetzt gemeinsam dahin wirken, daß vor allem gearbritet wird.

Die Schäden, die durch die Kämpfe an den Häusern. Gebäuden, Läden usw. in den betroffenen Stadtgegende» angerichtet worden sind, übersteigen bei weitem diejenige» der früheren Kämpfe, die doch schon bis zu 40 000 000 ^ betragen haben. Am schwersten beschädigt wurde da« Polizeipräsidium. Das Warenhaus Ttetz wurde vollständig auegeplündert und arg heimgesucht wurde das Warenhaus Wertheim.

Aus Befehl der Regierung wurde gestern mittag, wie die Morgenblätter berichten, der anarchistische Schriftsteller und Herausgeber derAktion" Franz Psemfert t» seiner Wohnung verhaftet. Er stand im Verdachte, de» letzlen Putsch mit vorbereitet und organisterl zu haben