worden. Kap. 73. Besoldungen der Lehrer an Gymnasien, Lyceen und andern Lateinschulen wird angenommen, ebenso Kap. 77 Turnwesen je 59,155

Berlin, 14. März. DerReichsanzeiger" berichtet: Se. Maj. der Kaiser empfing heute mittag um 12°/. Uhr im Rittersaal des K. Schlosses die Deputation des LandeS-Ausschusses für Elsaß- Lothringen. Eingeführt durch den Ober-Hof- und Hausmarschall Grafen zu Eulenburg, verlas der Präsident des Ausschusses Dr. Schlumberger, die Adresse. Se. Maj. der Kaiser, umgeben von dem Reichskanzler, dem Staatssekretär des Innern, dem Minister des König!. Hauses, den Chefs der Kabinette und dem Allerhöchsten Hauptquartier, erwiderte, wie folgt:Es gereicht Mir zur Genugthuung, daß der Landes-Ausschuß sich einer für die Interessen Elsaß- Lothringen- wichtigen Frage unmittelbar an Mich ge­wendet hat. Ich erblicke in dieser Thatsache ein mir wertvolles Zeugnis für das fortschreitende Verständ­nis, welches Mein Wohlwollen und Meine Teilnahme an der Entwicklung Ihres Heimatslandes im Kreise seiner Vertreter findet, auch nehme Ich gerne die Versicherung entgegen, daß die elsaß-lothringische Be­völkerung, auf dem Boden der bestehenden staats­rechtlichen Verhältnisse beharrend, jede Einmischung fremder Elemente zurückweist, und den Schutz Ihrer Interessen nur von dem Reiche gewärtigt. Indem Ich Ihnen für diesen Ausdruck reichstreuer Gesinnung Meinen Dank entbiete, bedaure Ich, für jetzt Ihre Wünsche nicht erfüllen zu können. Ich muß Mich darauf beschränken, die Hoffnung auszusprechen, daß in nicht allzuferner Zeit die Verhältnisse es gestatten mögen, im Verkehre an der Westgrenze wiederum Erleichterungen eintreten zu lassen. Diese Hoffnung wird um so früher in Erfüllung gehen, je mehr sich die elsaß-lothringische Bevölkerung von der Unlösbar­keit der Bande überzeugt, welche sie mit Deutschland verknüpfen, und je entschiedener sie den Entschluß bethätigt, allezeit treu und unerschütterlich zu Mir und zum Reich zu halten."

Kaiser Wilhelm hat nach einer Ber­liner Meldung der HamburgerReform" ein Werk, die Geschichte Kaiser Wilhelms I. beendet, welches aus zwei Bänden besteht. Das Werk, welches nur in 200 Exemplaren erscheinen soll, ist ausschließlich für die regierenden Fürsten Europa's und die könig­lichen Familienglieder bestimmt. Außerdem werden die deutschen Staatsbibliotheken je ein Exemplar er­halten. Der Kaiser hat den Text unter Geheimrat Hinzpeters Beihilfe fertig gestellt und vielfach handschriftliches Material des Fürsten Bismarck zu Grunde gelegt.

Berlin Dienstag 17. März, Nachm. Dem heutigen feierlichen Requiem in der Hedwigskirche zum Gedächtnisse Windthor ft s wohnte eine sehr zahlreiche Versammlung hochgestellter Personen bei: als Vertreter der Majestäten die Grafen Mirbach und Wedel, ferner die Minister v. Caprivi, v. Bötticher, Miquel, v. Goßler, Hausminister v. Wedell, viele

Abgeordnete. Der mit Kränzen, darunter die des Kaisers und des Prinzregenten von Bayern und des Windthorst'schen Wahlkreises, reich bedeckte Sarg war auf einem Katafalk vor dem Hochalter aufgebahrt. Fürstbischof Kopp von Breslau hielt das Hochamt und schloß daran eine Gedächtnisrede, worin er die Eigenschaften des Entschlafenen als Menschen, Poli­tikers und gläubigen Christen feierte. Hierauf wurde der Sarg in feierlichem Zuge, unter Begleitung studentischer, kaufmännischer und anderer kathol. Vereine, zahlreicher Abgeordneter und Leidtragender, nament­lich aus der Geistlichkeit, zum Lehrter Bahnhöfe über- geführt. Hinter dem 4spännigen Leichenwagen schritt die Zentrumsfraktion, an ihrer Spitze wurden die Orden des Entschlafenen getragen.

Rom, 17. März. Dev Zustand des Prinzen Napoleon läßt nichts mehr zu hoffen. Der König ist seit 9'/» Uhr früh bei ihm. Abbö Puyol spendete um 6 Uhr morgens die Sakramente. Im Lauf des Vormittags trat Schlafsucht ein.

Wie dieFrance" berichtet, hat der Dampfer Saghalien" aus Tonking die Nachrichten mitge­bracht, Freibeuter haben die französische Station Cho Bo genommen. Der Resident Bongery sei ent­hauptet, die Stadt in Brand gesteckt, Europäer und ' Milizen auseinander getrieben worden; ein Postbeamter und ein Stationsbeamter haben sich im Hemd retten können. Cho Bo war nur mit 40 Mann besetzt. Der Kommandant Baylie nahm die wichtige Stellung von Ko-Dinh am rechten Ufer des Roten Flusses mit ernstem Kampf. Lieutenant Cramongerand, ein Unter­offizier und mehrere Schützen seien gefallen. Eine Feuersbrunst habe in Hanoi 208 Häuser und 4 Pagoden zerstört.

fAmtliches aus dem Staatsanzeiger.s Am 13. März wurde von der evangelischen Ober­schulbehörde die Schulstelle inAgenbach, Bez. Calw, dem Unterlehrer Hildenbrand in Niedernhall, Bez. Künzelsau, übertragen.

Rottweil, 14. März. Heute abend hat sich in einer hiesiger, angesehenen Familie ein trauriger Fall ereignet, während des Badens eines kleineren Kindes setzte man einen 4jährigen Knaben auf den Deckel eines Waschkessels, in welchem das Wasser strudelte. Jedenfalls war das Kind unruhig, in Folge dessen der Deckel ruschte, und es dabei mit den Füß­chen in das siedend heiße Wasser fiel, dieselben derart verbrühend, daß sich das Fleisch von den Knochen ablöste. Trotz der schweren Leiden und großen Schmerzen, die der bedauernswerte Knabe zu erdulden hat, hofft man doch, denselben am Leben zu erhalten. Wieder eine ernste Mahnung, derartige Vorkommnisse durch größere Aufmerksamkeit zu vermeiden!

Von der Stein lach, 13. März. Auch in diesem Frühjahr scheint der Zug nach Amerika ziemlich bedeutend zu sein. Aus mehreren Orten der

Alb und Steinlach wandern am nächsten Dienstag 32 Personen nach New-Iork und Philadelphia. Und zwar sind es weniger arme alsermögliche Leute, meist in jugendlichem Alter. Sie nehmen die Reise um so leichter, als vielfach von amerikanischen Ver­wandten die Ueberfahrtskosten vorgeschoffen oder ganz bezahlt werden. Viele der jungen Leute find ganz nahe dem militärpflichtigen Alter. Nach dem Bericht der Auswanderer-Mission in Bremen: vom Januar d. I. sind im vorigen Jahre 140410- Personen allein von Bremen aus in ferne Weltteile gezogen. Die Zahl der Auswanderer von Hamburg: aus wird wohl eine nahmhaft größere gewesen sein.

Nach einer Eingabe der Besitzers des Schlachtenpanoramas Champigny-Villiers der Herrn Eckstein und Esenwein in Backnang, an den württ. Kriegerbund, worüber die württ. Kr.-Ztg. be­richtet, hat Prof. Braun in München weitere Bilder^ Episoden aus der Teilnahme württ. Truppen im Feldzug 1870 darstellend, gemalt und beabsichtigt nun, dieselben an den größeren Orten des Landes zur Ausstellung zu bringen, wozu die Unterstützung des Präsidiums erbeten wird. Das Präsidium des Kr.-B. wird mit Rücksicht auf den patriotischen Zweck des Unternehmens und im Hinblick auf die in Aus­sicht gestellte Zuweisung eines Teils der Einnahmen an die Witwen und Waisenkasse des Bundes gerne hiezu die Hand bieten.

Künzelsau, 13. März. Letzten Sonntag gab es in einer außerhalb Etters gelegenen Wirtschaft Händel, wobei vom Messer ausgiebig Gebrauch gemacht wurde. Ein 18 Jahre alter Arbeiter aus Morsbach wurde lebensgefährlich verletzt; an seinem Aufkommen wird gezweifelt. Der Schuldige, ein junger Bursche von hier, sitzt hinter Schloß und Riegel. Ein bei dieser Sache beteiligter 30 Jahre alter Bauernknecht aus Morsbach hat sich gestern aus Furcht vor Strafe erhängt. Derselbe war schon einmal wegen Rauf­händel drei Monate in Rottenburg gewesen.

Lau-wirlhschaftUcher Verein.

Die Wanderversammlung findet am Freitag (Mariä Verkündigung), den S0. März 1801, Nachmittags V-2 Uhr,

im Adler in Ostelsheim statt. Herr Landwirtschafts- inspektor vr. Wiedersheim von Reutlingen, wird einen Vortragüber die Anwendung der künst­lichen Düngmittel auf der Muschelkalkformation" halten und, wenn die Zeit reicht, auchüber Errichtung von Zuchtviehgenossenschaften" sprechen.

Die Vereinsmitglieder und sonstige Freunde der Landwirtschaft werden zu zahlreichem Erscheinen eingeladen.

Der Vereinsausschuß tritt eine Stunde vor: Beginn der Versammlung zusammen.

Calw, den 13. März 1891.

Vereinsvorstand: Supper.

Mantel, der andere, etwas bester gekleidet, einen dunklen Paletot. Er glaubte be­merkt zu haben, daß der Mann im Soldatenmantelden bösen Blick" habe. Das sollte heißen, daß er schiele. Das war Alles, was ich aus dieser Quelle erfahren konnte.

Nach dem Polizeibureau!" sagte ich, nachdem dies erste Verhör beendet war. Die beiden Polizisten faßten den Koffer an und, von einigen Neugierigen be­gleitet, zu denen die seltsame Kunde bereits gedrungen war, schlugen wir den Weg nach dem Polizeibureau ein, das wir in wenigen Minuten erreichten.

Hier wurde die Leiche auf einen Tisch gelegt und im Beisein eines Arztes genau untersucht. Es wurde Folgendes festgestellt:

Die Ermordete mochte eine Frau von ungefähr fünfundzwanzig Jahren sein. Eine klaffende Wunde an ihrer Brust zeigte uns, daß der Tod durch einen Stoß miHeinem breiten, scharfen Instrumente herbeigeführt war, das geradelins Herz ge­drungen war. Die Mörder hatten dann, um die Entdeckung des Verbrechens da­durch zu erschweren, daß sie das Opfer desselben unkenntlich machten, den Kopf ab- schnitten, den sie leicht bei Seite schaffen konnten, und den Rumpf in den Koffer gepackt, den sie in Jelagin zurückgelassen hatten. Die Kleidung und die Wäsche, die nicht gezeichnet war, verrieten, daß die Ermordete dem vornehmen Stande ange­hörte. Noch ein anderer Umstand sprach dafür, der uns gleich bei Beginn der Untersuchung ausgefallen war. AIS wir den linken Aermel des Kleides zurück- streisten, wurde ein kostbares Armband sichtbar, das sich vielleicht bei dem Kampfe des Opfers mit seinen Mördern so weit zurückgeschoben hatte, daß es ganz den Blicken der Verbrecher entgangen war.

Das Armband, aus massivem Golde gebildet, stellte eine Schlange dar, die sich selbst in den Schwan, beißt. In dem Kopfe der Schlange, gleichsam an Stelle des Auges, saß ein Brillant, der, als wir ihn gegen das Licht hielten, im pracht­vollsten Lichte strahlte. Ich ließ einen Juwelier rufm, der auf der Hauptstraße von Krestowsky seinen Laden hatte; er schätzte das Armband zu dreihundert Rubel.

Ich blieb noch eine Stunde lang auf dem Polizeibureau von Krestowsky.

um das Protokoll meiner Wahrnehmungen niederzuschreiben, das ich dem Polizei­meister einzuscnden hatte. Dann suchte ich nacheinander eine Theestube, eine Bier­kneipe und eine Schnapsbude dieses Stadtteils auf. Ich war in Gesellschaft des Kommissärs, der den ganzen Abend nicht von meiner Seite gekommen war, und wir hatten beide, um unerkannt zu bleiben, Bärte vorgenommen und die Kleider von Fuhrleuten angelegt. Ich faßte jeden der Gäste dieser Lokale scharf ins Auge, um möglicherweise bei ihm das zu entdecken, was der Fährmann denbösen Blick" genannt hatte. Aber es gelang mir nicht einmal, einen Schielenden herauszufinden den ich schärfer hätte aufs Korn nehmen können.

Ich wurde den ganzen Abend von jener fieberhaften Unruhe umhergetrieben, die jeden Polizei-Agenten ergreift, welcher mit der Untersuchung eines Verbrechens betraut ist. Je dürftiger die Anhaltspunkte sind, an die unsere Nachforschung an­knüpfen kann, desto größer die Erregung, in welcher wir uns befinden. Ein Ge­heimnis zu enträtseln, gewährt stets einen eigentümlichen Reiz; schmeichelt es doch schon unserer Eitelkeit, wenn wir ein Rätsel glücklich erraten haben, mit dem eine Zeitschrift ihre Leser zu unterhalten sucht. Und nun gar ein Geheimnis, welches um ein vcrabscheuungswürdigeS Verbrechen einen scheinbar undurchdringlichen Schleier geworfen hat! Der Pflichteifer eines Polizeiorganes wird dann zu einer Leidenschaft, an deren Befriedigung er alle Energie seines Willens, alle Kräfte seines Verstandes setzt; der Ehrzeig spornt uns ebenso wie das Bewußtsein, daß wir ein Werkzeug der sühnenden Gerechtigkeit sind. Seltsamerweise hat das Fieber, das mich ergriff, sobald ich die Untersuchung eines schwierigen Falles in die Hand nahm, bei mir nie länger gedauert, als bis sich das Dunkel, in welches sich die verbrecherisch« Thal. gehüllt hatte, für mein Auge zu lichten begann; dann kehrte mir alsbald die Ruhe und Besonnenheit des Geistes zurück, die ich so nötig hatte, um die gefundene Spur weiter zu verfolgen.

(Fortsetzung folgt.)