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M 33 . Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 66 . Iahrsaflß.
Erscheint Dienstag, Donnerstag und SamStag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Umgebung 9 Pfg. die Zeile, sonst 12 Psg.
Deutsches Reich.
Berlin, 14. März. Heute morgen 7 Uhr war Dr. Windthor st s Befinden schlecht, die Kräfte nahmen ab. Um 8'/» Uhr trat der Tod ein.
Der „Staatsanzeiger" widmet dem Verstorbenen folgenden Nachruf: Mit Dr. Windthorst stirbt der begabteste und erfolgreichste Parlamentarier, den das neue deutsche Reich gehabt hat; er wird gleich den Gründern des Reichs eine unvergeßliche Gestalt unserer Geschichte bleiben, denn er hat, wenn auch in anderer Weise als jene, der Neuschöpfung des Reichs seinen Stempel ausgeprägt. Das Urteil über den Mann, das vor 10 Jahren noch, von der Parteien Gunst und Haß verwirrt, die öffentliche Meinung Deutschlands in zwei Lager gespalten hätte, kann heute versöhnlich lauten, auch der politische Gegner wird, wenn er gerecht ist, an der Bahre dieses Toten seine Anerkennung nicht versagen. Nicht die Anerkennung für seine ungewöhnliche staatsmännische und diplomatische Begabung, die ihn zu einem unersetzlichen Führer für seine Partei gemacht-chat: man darf weitergehen und zugestehen, daß der einstige „Reichsfeind" Windthorst am Abend seines Lebens und seiner polit. Thätigkeit dem Vaterland in mehr als einem Falle nützliche und wertvolle Dienste geleistet hat. Als „Welfe" trat Windthorst in die politischen Kämpfe ein, welche die Geburt des neuen Reichs begleiteten, d. h. als ein abgesagter und geschworener Gegner derjenigen Führung der deutschen Dinge, die an den Namen des Fürsten Bismarck geknüpft ist. Die kirchenpolitischen Streitigkeiten brachten ihn an die Spitze einer starken Partei und er ist so im ersten Jahrzehnt des Reichs der gefährlichste innere Gegner gewesen, der dem Fürsten Bismarck am meisten zu schaffen gemacht hat. Daß die Dinge im Lauf der Zeiten sich ändern, liegt in Ursachen, die hier nicht einzeln aufzuführen sind. So lange der deutsche Liberalismus trotz seiner verschiedenen Schattierungen von der Begeisterung für die Neuschöpfung des Reichs zusammengehalten war
Dienstag, den 17. Mär; 1891.
und der Reichsleitung den Rückhalt einer festen Majorität gewährte, sah sich das Zentrum in die Rolle der Opposition verwiesen. Das wäre vielleicht bis heute so geblieben, wenn jene Elemente nicht zerbröckelt wären. Es kam jene Sezession, gemacht von kurzsichtigen Politikern; man wollte mit einer großen und allgemeinen Opposition erzwingen, was gutwillig nicht zu erreichen war. Der Wolf ließ sich in den Brunnen hinab, aber statt in den Eimer des Wolfs hinüberzusteigen, führte Windthorst die Seinigen in die Höhe, und was er für seine Kirche in der Stellung des Gegners vergeblich erstrebte, das fiel ihm nun, da man seiner Dienste benötigte, von selbst in den Schoß. Windthorst wurde der mächtigste Mann im deutschen ! Parlament und man darf heute fragen, welchen Gebrauch er von dieser Machtstellung gemacht hat? Die Thatsache, daß der einstige grimmigste Reichsfeind in den letzten Jahren im Hause des Fürsten Bismark als Gast aus und einging, daß noch in allerjüngster Zeit der Kaiser selbst den greisen Zentrumsführer in einer Weise geehrt hat, wie man nur gute Bürger ehrt, geben die Antwort darauf. Was mancher einst gefürchtet haben mag, daß Windthorst dem Reich Verderben sinne und daß er, sobald er die Macht in Händen habe, zur That schreiten werde, ist nicht eingetroffen; er hat sich vielmehr an manchem wichtigen Tage, wo Lebensfragen des Reichs in der Entscheidung des Zentrums lagen, als Deutscher seiner patriotischen Pflichten eingedenk gezeigt und sich nicht gescheut, das Odium für Verwilligungen auf sich zu nehmen und den billigen Ruhm der starren Opposition anderen zu überlassen. Ein Mann von minderer Staatsklugheit hätte vielleicht nicht so gehandelt. Und so darf auch der politische Gegner dem Toten heute nachsagen: Was Windthorst in den letzten Jahren gethan, das war ein versöhnlicher Abschluß nach unerbittlichem Kampfe.
Berlin, 13. März. Reichstag. Beim Etat des Reichskanzlers kommt Richter auf die
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Bevorzugung des Wolff'schen Bureaus in der Depeschenbeförderung zurück, er fragt an, ob es wahr sei, daß Wolff's Bur. einmal die Thronrede 2 Stunden früher verbreitete als sie gehalten worden sei. St.-Sekr. v. Bötticher: Wegen Vorbereitung der schnelleren Verbreitung empfange das Bur. die Thronrede allerdings 2 Stunden früher, jedoch mit der ausdrücklichen Bestimmung mit der Publikation zuzuwarten, bis dieselbe gehalten. In dem von Richter angeführten Falle habe die Untersuchung keine Anhaltspunkte zum Einschreiten ergeben. Der Gegenstand wird verlassen. Jebsen (Apenrade) fragt an, warum kein Kriegsschiff nach Chile geschickt werde, worauf der Reichskanzler Caprivi erklärt, daß weder von der australischen Station noch von Samoa Kreuzer dorthin gesandt werden konnten und Schiffe aus der Heimat hätten vor 3—4 Monaten nicht an Ort und Stelle sein können. Die Anwesenheit englischer Kriegsschiffe habe dort auch nicht verhüten können, daß englisches Eigentum beschädigt worden sei. Ohne mehrere Schiffe märe nichts auszurichten gewesen und andererseits habe man sich nicht in ein Gefecht mit der chilenischen Flotte einlassen dürfen. Er habe den Etat nicht überschreiten wollen. Jebsen: Sehr erfreulich wäre die Einrichtung einer südamerikanischen Station. An einer Etatsüberschreitung würde der Reichstag wohl keinen Anstoß nehmen. — Reichsgesundheitsamt. Barth: Seit man seinen Antrag wegen Aufhebung des Verbots der Einfuhr amerikanischer Schweine- prodnkte abgelehnt habe, sei in Amerika ein Gesetz erlassen worden, welches den Export gesundheitsschädlichen Fleisches hindern wolle; ferner habe Frankreich sein Einfuhrverbot aufgehoben. Alan habe auch erwogen, ob nicht in deutschen Häfen eine Untersuchung stattfinden könne. — Staatssekr. v. Bötticher: Wir werden das Verbot aufheben, sobald wir eine Sicherheit für die Unschädlichkeit der Produkte haben. Diese Sicherheit liegt nicht vor, denn das amerikanische Gesetz läßt nur die freiwillige Untersuchung zu, die
^ ii 6 1 O rr . Nachdruck verboten
WerfeHmL.
Nach amerikanischem Motiv frei bearbeitet von A. Geisel.
(Schluß.)
L'lly hatte freilich anfänglich nicht an die Geschäftsreise glauben wollen und den Versuch gemacht, Fritz sehr kühl zu behandeln, aber es blieb bei dem Versuch und da Fritz es verstanden hatte, sich Fidos Freundschaft durch verschiedene Leckerbissen zu erkaufen, verliefen die Strandpromenaden in einer, sämtliche Teilnehmer befriedigenden Weise.
Auch an dem Tage, an welchem Herrn Wapping's Telegramm in Old-Point- Comsort eintraf, stand Lilly gerade im Begriff, zum Strand hinab zu gehen und dort mit Fritz zusammenzutreffen.
Nachdem das junge Mädchen die kurze Depesche gelesen, begab sich etwas ganz Unbegreifliches — Lilly vergaß den ihrer Obhut anvertrauten Fido völlig und anstatt mit ihm zum Strande hinab zu gehen, schlug sie dem darob höflichst erbosten Hund die Thüre vor der Nase zu und eilte allein davon, während der verwöhnte Liebling ein wütendes Gekläff ausstieß und sich erst beruhigte, als Fräulein Patterson, in Shawl und Decken gehüllt, in dem Hausflur erschien und das so schnöde vernachlässigte Tier auf den Arm nahm und hinauf auf ihr Zimmer trug. Während sie angesichts des rücksichtslosen Benehmens Fräulein Maitland's den Ent
schluß faßte, die junge Dame sofort zu entlassen, stand Lilly bleich und zitternd neben ihrem Verlobten, welcher seinenFahiplan studirte und endlich tief aufatmend sagte „Ich werde jetzt Fräulein Pattersohn benachrichtigen, daß eine unaufschiebbare Reise Dich nötigt, sie und den teuren Fido zu verlassen, und inzwischen packst Tu Deine Siebensachen zusammen und verabschiedest Dich dann von der Dame. Der nächste Zug nach Richmond geht in 10 Minuten von hier ab, und will's Gott, liegst Du noch heute Abend in den Armen Deiner Mutter! An Onkel Wapping telegraphiere ich, daß wir sofort reisen; und nun komm, mein Liebling, wir haben keine Zeit zu verlieren."
Das von Fritz Wilton aufgestellte Programm wurde pünktlich durchgesührt, trotz der nicht gerade liebenswürdigen Form, in welcher Fräulein Patterson die betreffende Mitteilung aufnahm, und die Reise des jungen Paares verlief ohne irgend welche Fährlichkeiten. Herr Wapping nahm Beide am Bahnhof von Richmond in Empfang; auf Lilly's schluchzende Frage nach ihrer Mutter teilte der alte Herr dem jungen Mädchen so schonend als möglich mit, was sie doch erfahren mußte, und schloß mit der Thatsache, daß sie als Besitzerin des Rockwald'schen Vermögens unstreitig die reichste Erbin der Provinz sei.
„O weh," meinte Fritz kläglich, „nun wird sie mich nicht mehr mögen; weißt Du, Onkel Wapping, daß es ganz gegen die Abrede ist, daß Tu ein Vermögen für Lilly entdeckt hast? Es handelt sich nur um einen Namen ircl. Stammbaum zur Beruhigung meines geehrten Vaters und nun —"
„Und nun willst Du mich für das Unglück, anstatt einer armen Klavierlehrerin eine reiche Erbin zu heiraten, verantwortlich machen?" fiel der Advokat ihm trocken ins Wort ein, „ich hoffe, Du erträgst die Schickung mit männlichem Mute.