Dir eben erwähnten Worte des Präsidenten bilden natürlich eine Bedingung, die vor dem Frieden erfüllt werden muß, wenn der Frieden durch dar Vor­gehen (d^ ide des deutschen Volker selbst kom­

men soll. Der Präsiden; hält sich verpflichtet, zu erklären, daß die deutscheSurrhfützrungdes Friedens seiner Ansicht nach von der Bestimmtheit und dem befriedigenden Charakter der vürtg- schäften abhängen wird, die in dieser grundlegenden Frage gegeben werden können, es ist unumgänglich, daß die gegen Deutschland assozkrisn Regierungen unzweideu­tig wiffen, mit wem sie verhandeln.

Der Präsident wird eine besondere Aalwort an di« kaiserlich-königliche Regierung von Oesterreich-Unzarn ab- senden.

Empfangen Sie. mein Herr, die neuerliche Versiche­rung meinee Hochschätzung. Rvbert Lanstng.

Berlin. 15. Okt. Aus dem Reichstag wird gemeldet r Die Mehrheit der soz. dem. Fraktion hat in ihrer heutigen Nachmtttagsfitzunx beschlossen, daß der Brief des Prinzen Max an den Prinzen zu Hohenlsh« kein ausreichender Grund zum Austritt der Sszialdtmokraten au» dem Ka­binett des Prinzen sei. Somit steht dem Verbleiben des Leichsdauzleyr in seinem Amt nichts im Weg».

Ta« Eintreffen der amerikanischen Note, dir im Reichst«» schon um dis Mittagsstunde bekannt war, hat jedoch all« anderen Fragen in den Hintergrund ge­drängt und alle Dürpafitionrn des Reichstags und des ein- zelnm Fraktionen über de» Hausen geworfen. Der Ael- testrnausschuß de« Reichstags hat dem Präsidenten Voll­macht erteilt, die für Morgen angesetzte Sitzung de» Reichs­tags wieder «bzudestelles und eine neue Sitzung »ach eige­nem Ermessen einzuberussn, sobald die Zettumstände ihm dies als geraten erscheinen lassen. Auch die für heute an- gesetzte Sitzung des interfraktionellen Ausschusses wurde wieder vertagt.

In allen RrzisrrmgsMrn wird die Lanstng sche Note besprochen. Bei alle« parlamentarischen Parteien ist dis Erregung gleich groß. Ein abschließende« Urteil über die Aichsahm« der Rots läßt sich zur Zeit jedoch noch nicht feststen»». Die Auffassung herrscht oor, daß zu­nächst mit d:n militärischen Ratgebern Fühlung ge­nommen werden muß und deren Meinung über dir irr der Note enthaltenen militärischen Punkte vorher einzrheles ist. ehe die Rricharegierung und der Reich»tag wieder da« Won erzreisen. Der Passus der Wiisonschen Note über .die Macht, die bisher da» Schicksal der deutschen Nation in Händen halte", wird dahin ausgefaßt, daß Wilson dem deutschen Volk eine bestimme«?)« Einflußnahme ans Krisg «- «rklärung und Friedensschluß in erster Leihe nahe zu legen sucht. Es wird darauf hingewiesen, daß noch vor dem Eiatrrffen der Note also unabhängig von Wilson, bereits eine Gesetzesvorlage zur Abänderung des Art. 11, der deutsche«-- Leichaverjäflunz vom Bundesrat genehmigt worden ist. Diese Vorlage, di« dem Artikel, der bisher das Recht znr Kriegserklärung und Friedens­schluß ausschließlich dem Kaiser vorbehielt, derart «bändert, daß beide Stnataaitte an die Zustimmung des Reichs­tags gebunden sind, ist fertiggestellt, so daß der Leichs- lag sich sofort um ihr befasse« kan». Man kann anneh- men, daß oer u«freundliche Ton der Rate, der in Berlin unliebsam auffallen muß. auch auf unsere Antwort nicht ohne Einfluß wrrden kann.

Die Kämpfe an der Westfront.

Berlin. 15. OKI. WTV. Auch am 14. Oktbr. lag die Stadt Dona! wieder unter schwerem Feuer englischer Geschütze.

Berlin, 15. OKI. WTB. In der Morgenfrühe des 14. Okt. setzt« bei dichtem Nebel in Flandern von Hand- zame b» Werwick Trommelfeuer ein, das sich in schweren Welen nach Norden hin bis znr Küste fartsetzte. Von See her griffen Manitor« ein. die die Küste beschaffen. Auch der gegnerische Fliegereinsatz war außerordentlich stark. Segen Mittag gelang es den Deutschen, den hef- tigen Ansturm «ufzusangeu und ihn in kleine Leilangriffe aufzulösen, weil die Belgier. Franzvsen und Engländer Krisen größeren Erfolg mehr erzielen konnten. Mit Ar- tillerievvrberettung griffen zwischen Olizg und Termes Franzosen und Amerikaner wiederholt an. Es gelang ihnen zunächst, westlich Olizy die Aisu« zu überschreiten, aber was hier nicht im Abwehrfeuer von ihnen vernichtet wurde, geriet in Gefangenschaft. Nur bei Mouron und Terme» konnte de, Gegner örtliche Erfolge erzielen. Ame­rikanische Angriffe, durch schwerste« Artillerieseuer alle« Kaliber ovrberettet, hielten unter Einsatz von Tank« zwi­schen Schelde und Maas bi« in die Dunkelheit an. Im Verlause de» gestrigen Lage« wurde eine größer« Anzahl Maschinengewehre und über 800 Gefangene eingebracht.

Berlin. 15. OKI. WTV. Durch di« gestrigen An­griffe der Entenietruppen in Flandern hat die bereits seit einiger Zeit begvnneve Maffenflucht der Bewohner nament­lich im dichtbevölkerten Belgien eine außerordentliche Ber- stä-kung erfahren. Das ist für di« i« Bereich des Fern- seuers der Entente liegenden Städte wie Thourout, Thielt, Kortrijk sowie Lille und Roubaix verständlich, greift »brr auch in die weiter zurückliegenden Gebiet« in erschreckender Weise Über. Die nach vielen Tausenden zählenden Flücht- lingrströme fluten gegen Osten. Wenn auch alles geschieht, um das los dieser von Hau« und Hos vertriebenen Bel­gier. die aus Wasser durchweichten Straßen, mU dem Not­

dürftigste» verfthen, weite Wegstrecken zu Fuß in ständk- gen Etappen zurücklegsn müssen, zu erleichtern, so bedingen doch die für eine derartige Maffenflucht nicht zu schaffen­den Birkehrsmittel und die Verpflegung der aus den bisherigen Organisattonsrahwen Hrrausgeriffenen sin unge­heure» Elend. Aehnlich sind die Verhältnisse in Nord­srankreich. Bon den vernichteten Werten der bereits Ver­triebenen abgssrhen, gestaltet sich der Augenblick für das Schicksal aller, die noch flüchten zu müssen glauben, über­aus befargnlserregend. WMKMM8LP MM

oas VeroflveinmNLMgnreq? ssr m Anspruch. Wir

wollen deutsch bleiben immerdar I Der Magistrat: (Gez.j: Dr. Bail, Bürgermeister.

§

ZV

ReichgLag-erfatzwahl in Berlin I.

Berlin, 15. Akt. WTV. Be? der Ersatzwahl für den verstorbenen Beichstagsabgeordnsten Dr. Kämpf im Reichstagswahlkreis Berlin 1 wurden ittagesamt 4764 Stimmen abgegeben. Davon erhielt der Geh. Iustizr«t Kempner (T. B.) 2294, der Stadtverordnete Hugo Heimann (Soz.) 1720, der Metallarbeiter Richard Müller (unabh. Soz.) 513, der Beamte Geller (Antisemit) 178 und der Pole Korsanty 4 Stimm. S Stimmen waren zersplittert und 47 ungilttg. Es ist also Stichwahl zwischen Krmpner und Heimann notwendig. Die Stichwahl ist aus üsn 29. Oktober festgesetzt. __

Gegen die polnische Propaganda.

Berlin, 15. OKI. In der letzten Zeit hat im Zusam- menhang mit dem deutschen Friedensangebot und mit der Annahme der Wiissnschen Punkte durch die deutsche Re­gierung in den preußisch-polnischen Provinzen eine gefähr­liche Bewegung eingesetzt. In Ausrufen und Plakaten, in Reden und Zeitungsartiksln treten Pvlen, die preußische Saatsangehörige find, offen und in landssverräterischer Weis« für eine Lostösung der deutsch.poinischen Gebiets von Preußen und von Deutschland sin. Wie wir hören, ist die Legierung, im Einvernehmen mit der Obersten Heeresleitung, nunmehr entschlossen, diesem empörenden Treibe» ein End» zu bereiten und gegen die unberufe­nen Propagandisten mitallerTtrengevorzugehen.

Gefangenennn-tansch.

Konstanz, 15. Okt. WTB. Am Donnerstag Morgen 8.58 Uhr trifft ein grvßer Transport deutscher KrisKsge- sangen« aus Frankreich hi« ein. Ferner werden am 19.. 24., 26., 31. Oktober, am 2., 7. und 9. Nonsmb« zur selben Zeit js 750 unverwundete deutsche Krie;sge* sangene aus Frankreich hier ankommen. Am 18. Oktober, voraussichtlich 4 50 Uhr kommen 30 internierte Offiziere und 230 internierte Mannschaften aus der Schweiz.

Singen, 15. Okt. WTB. Gestern Montag 8 32 Uh» trafen, im Sor-derzug aus der Schweiz kommend. Ist? Rückwand«« eigentlich sollten 500 kommen hier ein, die in der üblichen Weise festlich begrlltzt wurden.

Die Frage der »polnischen" Provinze«.

Danzig, 16 Okt. WTB. Der Magistrat hat an den Reichskanzler, sämtliche Staatssekretäre, dem Reichstag, dem Hauptausschuß und dem Letchstagsabzeordneten Wein- Hausen folgendes Telegramm gesandt, Präsident Wilson will alle Länder unzweisrlhast polnischer Bevölkerung zu einem unabhänigen, neuen polnischen Staat vereinigen. Demgegenüber stellen wir fest, daß Danzig nimmermehr diesem Polen angehören darf. Unsere alte Hansastadt Danzig ist durch deutsche Kulturkraft entstanden ung ge­wachsen. Sie ist kerndeutsch. Wir nehmen für uns

Grnennnng Gonrad Hanßmanns zn« TtsatSsekretär.

Berlin, 15. Dkt. Leichatagsabxeordneter Conrad Hauß- mann ist nunmehr zum Staatasekreiür ohne Pvrirsruille ernannt worden und ist damit Mitglied des engeren Kriegs- Kabinetts geworden. _

«nndgednUge» der Entschlossenheit.

Berlin. 16. Okt. Sie .Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt. Dem ReichaksnMr sind von den verschiedensten Setten telegraphische und briefliche Kundgeb­ungen zugegangen, in denen die Entschlossenheit zur Ver­teidigung de» Vaterland«« ausgrsprvchen wird. Bei der großen Zahl der Kundgebungen ist es dem Relchrkmrzlsr nicht möglich, jede einze? nezu beantworten. Tr wünscht daher di« Absender auf diesem Wege davon zu unterrich­ten, daß er mit besonderem Dank von dem Krkskvoll zum Ausdruck gekommenen Willen Kenntnis genommen habe» für da» Vaterland in seiner schwersten Zeit mit aVen Mit­teln einzustehen.

Weitere Prefsestimme«.

Berlin, 16. Okt. DerBorwärta" gibt den ame­rikanischen. Staatsmännern zu bedenken, daß das deutsche Volk heute friedensgenergt wie noch nie ist, daß es an seiner demokratischen Erneuerung arbeite und bereit ist, dem Gedanken eines durch den Völkerbund gesicherten Friedens grvße Opfer zubringen. Ein Rückschlag dieser Stimmung sei nicht unmöglich, wenn sich der Eindruck verstärke, daß man aus der anderen Sette nicht geneigt ist, dem deutschen Volk einen letzien TergWeiflungskamps Zu ersparen.

Das Zentrumsblatt .Germania" meint zwar, daß die Antwort Wilson» «inen Tek der werdenden Friedens- Hoffnungen wieder zerstört habe, daß «ber »och nicht jede Möglichkeit aurgeschlvssen scheine, zu einer Verständigung zu kommen, und noch weniger dir Möglichkeit Zu weite- rrn Verhandlungen.

Auch dis fortschrittliche .Boss. Z>§." will sich sinsr gewissen Zuversicht noch nicht verschließen. Wilson zeige ja mit seinen sachlichen Erörterungen, daß sr die Fort­setzung ber Verhandlungen selbst wünsche, d«h«lb bedeute seine Note wshl eine Verlangsammung. aber keinen Abbruch.

Dis rechtsstehenden Blätter wie dis .Kreuzzig.", die Deutschs Tagcsßtg., dir Lägt. Rundsch. usw. heben hervor, daß Wilson nicht« mehr und nicht» weniger oerlanHS als di« Kapitulation de« deutschen Heeres und die Be» seitig ung der Mvnarchte. Unsere tapferen Käm­st! sollen, so meint die «Krenzztg.", Gewehr bei Fuß stehen, um den letzien Streich unserer Gegner zu erwarten das derrtschs Heer ergebe stich aber nicht ohne Kamps, da» wäre gegen dir deutsche Ehre, für die wir Kämpfen. Unsere tapferen Soldaten aber werde die Empörung über die beleidigende Zumutung Wilsons zu neuen Heldentaten begeistern. Bleibe der Präsident taub gegen jegliche Vor­schläge, so bleibe nicht« übrig als Kamps oder Unterzang, aber ein Untergang in Ehren.

Dir .Deutsch« Ta ge LZ lg." schreibt: Sie som Tage von Jena dadiertr Antwart Wilsons muß endlich dem ganzen deutschen Volk klar machen, w«raus der Präsi­dent der Ver. Staaten hinaus will: daß es ihm weniger um den Weltfrieden an sich zu tun ist. als darum, seinen Völkerbund auszubauen auf der Vernichtung der Ehr« und der LebsNSMözlichkeiten des deut­schen Volke«-.

Nagold, 17. Oktober ISIS.

Unterossizier Wieland, Präzeptor an de» Lateinschule hier, er­hielt das Eiserne Kreuz II. Klasse.

Srieg-verlnfte.

»1e «kr«, »erlnftliste Nr. 717 verzeichnet:

Ade, Franz, 3.10. Obert«lhetm, bisher »ermißt (B.L. 5S7), gefalle«, Baur (nicht Bauer), Karl, 2.». Ergenzingeu, gesallen, (B.L. 6S1), Gauß, Michael, Sergt., 11.3. Enztal, l. ver».,

Klink, Georg, 25.4. Griindringen, l. verw.,

Leins, Joseph, 25.6. Bollmaringen, zuletzt in der Schweiz (V S. 2/306/623), jetzt Stuttgart.

Mast, Georg, 10.2. Griimbach, zuletzt in der Gchweiz (B.L. 1«/2?r/ 536), setzt Stuttgart.

Lautier, Marlin, Sergt., 12.«. Bandorf. verw. in Gefangenschaft, Stöffler, Friedrich, ». 2. Oberjesingen. ins. Brr», gestorken,

Walz. Heinrich, «efr., ».7. Altenstrig Stadt, l. verw.

An die Redseligen.

Wir haben die Gutmütigkeit.' die wir jedem Auslände» bi, in die letzte Zeit bewiesen haben, teuer bezahlen müsse». Ein groß« Teil der Erfolgs unserer tapferen Truppen ist durch die Redereien urteilsloser Schwätzer zunichte ge- warben. Dis Feinde haben mit Hilfe ihre» ausgedehnten Spionagegesetzes alles erfahren, was ihnen dienlich sei» konnte. Jetzt horchen ihre Agenten erst recht aus jedes Wort, da« sie uns als Schwäche «uslegen könnten. Darum heißt es mehr denn je, jede unbedachte Aeußerunz zu Unterlasten. Der Feind soll erfahren, daß Deutschland