Sturmes von außen und schwerer innerer Fehler zusammengebrochene SLaatsgebäude wieder auszubauen.
Paris. 8. OKI. WTB. Agence Havas. Die franzö- fische Presse bringt reichliche Besprechungen der Rede des Prinzen Max von Baden und seiner Vorschläge wegen ein s Waffenstillstandes. „yomme Livre" erklärt, alle» hänge von der Frage ab, ab die Feinde die von Wilson ausgestellten Grundsätze und Bedingungen vsrbe- Hal los annehmen oder nicht. Dazu bedarf es keines Waffenstillstands noch langer Verhandlungen ober des Markten«, noch einer Verständigung. Wilson hat im voraur geantwortet. Da« Blatt d« Nationalsozialisten erklärt, im voraus voll und ganz zu unlerschrerhüp- was derjenige tun und sagen werde, dessen edler Geist und hohe moralische Ehrlichkeit lhn zum Schiedsrichter der Wrlt mache. .France Lidre" endlich «»klärt zu der lösten Rede Wilsons seine Zustimmung und schließt mit der Frage, ob Wilson durch sie bereit» geantwortet habe.
Bern. 8. Okt. WTB. Dis meisten französischen Blätter vertreten den Standpunkt, da« Lngebot de« Waffenstillstands sek unannehmbar, well di« Mittelmächte die Vorschläge Wilson» nicht »ordehattlos annehm»», sandern ledigl ch als Grundlage zu Verhandlungen machen wollen. Der „Temp «" polemisiert gegen dm Prinz-Kanzler und stellt seinen Äußerungen die Grundsätze Wilson« gegenüber. Wir verstehe» fährt das Blatt fort, daß der deutsche Generalstab die Politik des Prinzen gut geheißen hat, aber brr -.cur Kanzler mit seinen Aejutanten ffndendnrff und Scheidemann dms nicht glauben, daß Wilson so nai» sei. — Der „Mat in" findet gleichsall» nur Ausfliichk in der Kanzlerrede. — „H»m»e Libre" «»klärt i Wt» können nur mit einem autonomen Frieden Elsaß nicht zusrieden geben. Wir fordern alle Wiedergutmachung sü» die Vergangenheit und Sicherheit für die Zukunft. Ueb« diesen beiden wichtigen Punkte bleibt der Kanzler stumm. Der Krieg d auert fort.
Slawischer Zerstörungswille.
Der „Tägl. Rundschau" wird aus Wien ge- schrieben: Die Kapitulation Bulgariens hat prompt die gesamte Hochverrätsrfippe auf de» Pia» gerufen. Mit schamlosem Zyximiu« haben Tischchen, Slowene» und Aüpolen auch die letzte Maske fallen gelassen. 3n Hellem Frohlock« über die vermeintlich nunmehr un- vermeidliche Niederlage der Mittelmächte haben diese Bundesgenossen der Entente nunmehr ihr« wahren und letzten Ziele offen gedeckt. Da» find keine mchr oder minder deklamawrischen staatsrechtlichen Deklarationen mehr, das ist di« glatte Lossagung »om Staate, der unnrrhüllte Zettrümmemnzsrvills. Die Rede, welche der Tschechen- häuptling Stanec im österreichkschm Abgeordnetenhaus« gehalten hat, ist wohl da» Unerhörtest«, was jemal« in einem Parlamente gewagt rvnrden ist. Mit dieser Rede hat Stanec selbst die Schantzlaten eins« Kramarsch und Masaryk noch in dm Schatten gestellt. Mit zynisch»« Brutalität schleuderte er tn das österreichisch« Bolkshaus bas krasse, aber leider wahre Geständnis, daß vnn den Tscheche» nicht sin Blutstropfen freiwillig für die Zentralmächts wergqsssn wsrden ist. Dagegen hätten die Tschecho-Slowaken bei allen Heeren der Entente ihr Blut für die. wie er behauptete, idealsten Rechte der Menschheit vergaffen. Der Tapferkeit der Tschechoslowakei: sei es zu »eidank«», daß der kostbare Boden Frankreichs nicht nsch mehr von den deutschen Truppen auegeranbt worben und daß Paris, das Herz Frankreich», und Calais nicht den Deutschen zur
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Der Tramn irr FeindesLänD.
Roman van Justus Schoenthal.
31 (Nachdruck verboten.)
„Kcwt'n, Ihren Arm!" bat sie dann.
Dery Atterley trat auf sie zu. „Mylady, meine Person bitte ich zu entschuldigen. Ich muß leider noch etwas GeV nerdienen."
Er »rrabschiedete .sich von der Dame und von dem Her« des Horstes und reichte dann auch dem Offizier die Harch. Lsngford schüttelt« sie kräftig und freute:
,M»n sieht Tie »»HL öfter in diesem .Hanse?"
! NKerley zögerte etwas mit der Antwert. Er war ! »erle>e«. Gerade vor Lengsord wollte er nicht Nein er- ! schein, und es demütigte ihn das Bewußtsein, in diesem reichen Hause nur der (4-eduldete zu sein.
. Der Hauptmann schien aber sein Schweigen gar nicht
zu brrnerken.
E „Ach störte vorhin andeutungsweise, Sie seien ein «Dichte'.-. Daß Sie kein alltäglicher Sterblicher sind. Hatte ich bereits ans unserer Esienbahnfahrt heute «,r,en zu sbeod»«che!l 8-lezensteit. Seien Sie überzeugt, mir sind -'die r-rkannten Dichter immer lieber als die erfolgreichen. lJB »urbe es daher begrüßen, wenn unsere auf so sönder- ibare Weise begonnene Bekanntschaft mit dem heutigen ^Tag nicht ihren Abschluß fände."
. In Atterley stieg eine Welle der Freude hoch. Da war endlich jemand, dem er Zuneigung eingestößt zu haacn, der seine fernere Bekanntsckait zu begehren schien. Er richtete seine im Hause Southriffe allzeit etwas gebückte, fast unterwürfig niedergedrückte Gestalt höher und versetzte:
„Auch ich würde es mir zur Ehre anrechnen, weiterhin Ihrer Ehre gewürdigt zu werden. Sie treffen mich am besten im Literatur.silub. Ich bin heute nach dem Diner gegen neun Uhr dort. Ich würde Sie gerne hier abholen und dort einführen . . . das. heißt, wenn Lady Edith Sie freigidt."
Beule geworden sei. Hohnvoll lief er den Beriretrrn des österreichischen Staatsgedankens zu: .Mit diesen tschechoslowakischen Legionen, nichr mit uns, werden Sie über die böhmische Frage verhandeln müssen. Wir verhandeln nicht mit Ihnen. Diese Frage wirb anderswo gelöst werden als ia Oesterreich. Gleichzeitig lehnte dieser offizielle Wortführer Ser Tschechen jeden Zusammenhang mit dcm politischen System der österreichisch-ungarischen Monarchie im Name» der politischen Wohlanständizkeit (?I) ab. und pro« kiamirrie namens der Tschechen und ihrer südslawischen und allpolnischen Verbündeten folgendes Programm: „Wir wollen die Front der drei slawischen Staaten von Danzig über Prag bis zur Adria! Ein frei?« Sitbslmvien, ein '.madhänglges Grrtz- polen (!) und ein tschecho-slnwnkischer Sisal find schon jetzt im Entstehen begriffen, enx verbrüdert und Schulter an Schulter in eine Kampffront gestellt."
Bestätigend erklärte der Slowenenführer Dr. Koroschee, unter Ablehnung jeder den Südslawen von habsburgtscher Seils angebolsr-en Autonomie: „Freiherr s. Hüssarek komme zu spät damit. Volle Freiherr oder Tod! Es gibt keine Künsteder Welt mehr, welche die Kroaten und Serben von den Slowenen trennen kö.men. Es gib: auch keine Künste mehr, um die Slowenen non den Kroaten und Serben jenseits der Grenze abzuttennen."
Auch de« Polen ist der Kamm nicht minder geschwollen. Aus den Trümmern des Habsburgerreiches sollen also die Träume des enteittiskschm Slawentum» zur Wirklichkeit gestaltet werden. Er ist eins Pnlitik ohne Feigenblatt, eine Politik, aus der auch dis letzte Spur von Staatskswuhtsein «urßetilgt ist, die da von drn Wortführern dsr Entente in Oesterreich proklamiert worden ist, unter gleichzeitigen Ausbrüchen wilden und wütenden Hasse« gegen die Deutschen, diesseits »nd jensrit« der Grenzen. Als die Deutschen gegen die Rede- orgien rtnes Stanec vrntefliettm, wurden sie non den fanatischen Tschechen tätlich angegriffen, und Ministeraktrn- mapprn und andere Gegenstände von dsr Minlsterbank flogen durch die Lust. Während da« Präsidium des Hauses Vollkommen »ersagte, wies der österreichische Ministerpräsident. der erst gerufen werden mußte, sehr nachträglich dies« Verherrlichung von Hochnrr at und Felonie und dies« Beschimpfungen de» Deutschen Reiches und seines Oberhauptes zurück. Bitter macht sich Mange! an Energie und Zielbewußtsein jetzt hier fühlbar.
In dieser schwere« Stunde Nationaler Bedrängnis gs- enüber d«n konzentrischen Ansturm des Slawentum« von orde», Oß'n und Süden sind nnn alle deutschen Parteien Oesterreich«, «inschlirtzlich der brutschen «ozialdrmo- krati«, zasammengetreten. um bei einem möglichen allgemeinen Zusammenbruch wenigstens das Selbstbestimmung»:,cht der Deutschen zu wahrM. In der ersten Erregung über bis schamlose Rede des Stare« wurde sogar ein Exedus brr Deutschen aus dem österreichischen Parlamente und die Konstituierung als deutsche Rational- »ersammlurrg angeregt, aber dafür ist wstzl die Stunde noch nicht gekommen. Dagegen ist es höchste Zeit, daß die Deutschen sich zu einer eigenen nationalen Phalanx zusammenschlirßen.' Denn „Bold in Not" ertönt ber Rus. Selbst die drutsch-tsterrsichische Sozialdemokratie, bisher der Hott de» Internationalismus, beginnt sich aus ihr Volkstum zu besinnen. Sie hat, wie gemeldet, den anderen deutschen Parteien eine Entschließung sorgelegt, in der »erlangt wirb, daß alledeutschsnGebieteOsster- reich» zu einemdsutsch-Ssterreichischsn Staate oer einigt werden. Dis anderen deutschen Parteien werden diese sozialdemokratische Entschließung einer ge-
wifsenhasten Prüfung unterziehen. Soweit darin dsr Wille zu einem Zusammenschluß der Deutschen und die entschiedene" Ablehnung jeder Zwangseinoerletbung deutscher Bolksteile in den lschecho-siowakischen, polnischen oder südslaoischm Staat erhalten ist. wird sie gewiß die Grundlage zur Bildung einer deutschen Einheitsfront abgeben können. Zu einer au«drüchitchsn Anerkennung der groß, tschechischen, grsßpolnischen und südslaoischen Smalsgrün- dungspline dürften aber die deutschbürgerlichen Parteien nicht zu haben sein, ebrnsowrnig wie sie der Anerkennung dieser Zukunslafiaalen für ihr eigenes Selbstbestimmung», recht zu bedürfen Stauben. Freilich, sollte der österreichische Staat sortsahren, gegenüber allen Zertrümmerunzsplänea auch weiterhin sich einer fatalistischen Passivität zu befleißt- gen. so könnte leicht geschehen, was die „Neue Freie Presse" heute iu ihrem Jeitatttkel schreibt: „Ws«n jese« Volk in Oesterreich seinen Staat bekäme, so könnie die Umwandlung mit einem nationalen Bürgerkrieg beginne«."
Dem „Berliner Tageblatt" wird aus Wie» gedrahtet: Dis Vertreter dsr tschechischen Nation, di« tschechischen Reicherst- und Landtagsabgeordneten. sowie die Vertreter der polnischen Organisation und dis Vertreter dsr Slowakei Hellen für Dienetag eine National«rrsamm» lung nach Prag einbsruser.', die sich als einzige Bsttretung der tschechischen Nation konstituiere« und zugleich den Beschluß fasten sollte, daß die Reicharatai^sordnAen nicht mehr in den Reichsrat zurückkehren sollen. Die Nationalversammlung ist bis znm Eintreffen der Antwort Wilson» aus die Noten der Mittelmächte verschoben worden. Aus Paris wird dem tschechischen Kreis gemeldet, daß eine dort aufgelegte tschechische Nationalanleihe son 500 Millionen Kronen Gold achtfach überzeichnet worden sei. Kus sicherer Quelle erfährt der Korrespondent des ^Ber- linrr Tageblatt«", daß dieOrganisationde, tschechi« scheu Staates bis in die kleinsten Detail« vorbereitet ist. EärMche Verfügung«*, die zur Einführung des nationalen Eisenbahn-, Telegraphen» und Geldwesens notwendig siad, sink von Len leitenden Personen de« tschschi- schm Volkes aasgearbriiei und die entsprechenden Anweisungen osrbereitet worden. Man nimmt an. daß auch dis Südslaoen in ähnlicher West» vovgehen wsllen und dringt dis Anwesrnwett d«s Vertreter der vlanen. Korosez, in Agram mit diesen Vorbereitungen in Zusammenhang. Ems ähnliche Nationalversammlung, wie die in Prag, soii auch in Agram durch Zusammentretm de« National- Konsens» stattfinden. Die Vorbereitungen der Süd- slaneu für ihren selbständigen Staat sind zwar nicht so de- .tailliert und einheitlich, doch auch da sind weitgehende Vor- brrsttrmgen getrosten. Diesen Vorgängen gegenüber be- g'nrck sich auch in Ungarn ein Umschwung der öffentliche« Meinung anzukündigen. Angesichts der drohenden Gefahr werden immer mehr Stimmen laut, daß anch Ungarn seine amtlichen Beziehungen zu Oesterreich lösen und sich gleichfalls als selbständige« Staatswssen der ungarischen Naiion konstituieren muffe. E« ist zu erwarten. daß diese Strömung in den nächsten Tagen infolge der wetteren Entwicklung der österreichischen Verhältnisse stark zunehmen wird.
Polnische Aumatzrmg.
Warschau. 7. Okt. WTB. Der polnische Regent- schastsrat erließ an Vas polnische Volk eiaen Ausruf, worin er unter Hinweis aus die von Wilson kundgegebenen allgemeinen Friedensgmndsätze. dis jetzt «o« der ganzen Wett als Grundlage für ein« Neueinrichtung des Zusammen-
Edith zog die Stirn kraus. Es lag etwas in Atter- leys Werten, was ste verletzt«. Aber sie wird der Antwort überHoLen.
Mit jener ruhigen Überlegenheit des Alters, die keinen Witzerspruch aufkommen läßt, warf Lard Southriffe ein: »B.ipt'n Lnugford wirb vermutlich kein allzu heftiges Ver- danach verspüren, in Ihren Literaturkreisen «ufzu- Iret-u. Wenn KnMt'n Lengforb einen Londoner Klnb be- iusven ivilk, so eiKVkt sich seinem Rang und feiner Stellung am ehesten Her „Ermq and Nav» Club" dafür; es wird mir ei« Ber^ck»-eu untz ein« Ehe« fein, Kapt'n, Sie noch heut« dnrt emomMren."
Der frenbiae Glanz in Atterleys Augen »ar er- losciae'i. Er srEe da» Haupt und schien mit einem Male viel keiner als vorher. Stumm, die Brust von Gram und (3- oll zernagt, verbeugte er sich und verließ kmsk«en Schrittes das Gemach.
S. Kapitel.
After Lunch.
Um ins Rauchzimmer zu a-langen, mußte man das Musikzimmer nochmals durchichreiten. Lady . Edith ließ den Nrm deS Offiziers fahren und ging voraus. Sie klappte die Notenyeste zusammen und schloß den Flügel.
Leng'ord hatte das Gefühl, sie tue das alles in der Absicht, von ihm über Musik befragt zu werde». Tr tat ihr den Gefallen.
„Mylad» sind Pianistin?"
„Piainstln ist vielleicht etwas zu viel gesagt. Aber ich gehöre jedenfalls zu den wenigen Engländerinnen, die ernsthaft musikalisch sind."
Longford warf einer: Blick auf das Notenheft.
„Und Sie spielen, wie ich sehe. Beethoven, also deutsche Musil?"
Edith schob den schweren Perser zur Seite, der als Behang den Durchgang zum Rauchzimmer sperrte.
Das fahrbare Motkatischcheu stand bereits im Zimmer. Sie goß die schwarzbraune Flüssigkeit irr drei der zierlichen
LiinogcS-Täßchen und ließ sich dann i» eine« der schwerfälligen safsianbezogenen Sessel nieder.
„Ja, Mister Longford, ich spiele deutsche Musik, am liebsten Be^hsven."
Der Lord unterbrach: „Bekanntlich Haben sie in Paris kürzlich festgestellt, daß Beethoven gar kein Deutscher war."
„Aber, Papa, er ist doch in Köln am Rhein geboren!"
Longford entfuhr es: „Verzeihung. Mylady wollten wohl sagen: in V»nn."
Der ZeitungSkonig lachte.
„Siehe da, die Schulweisheit der Herren von der
Front!"
Longford errötete. Dieser alte Herr war ihm ent- ^ schieben überlegen. Es Hielt schwer, in seiner Gegenwartß die Selbstsicherheit nicht zu Verliere». ß
Lord Seuthriffe schien die Verlegenheit des jungend Han-ytmannS nicht zu bemerken; er besch«fti»te Kch weiter? mit Beethoven. z
„Ja, Beethoven war der Abstammunr nach nicht A»-k gehöriger einer feindlichen, nicht einmal einer »eutralenf Macht. Er ist sozusagen unser Verbündeter. Ar itzst nämlich ganz simpler Belgier gewesen."
„DaS ist «»Hl wieder einer deiner beliebten Scherz«. Papa?"
„Ich berichte nur, was der Pariser „Fiaars" über Beethovens Nbstammuna in Erfahrung gebracht hat. Der Name selbst, „van Beethoven", klingt ja allerdings nicht! deutsch, eber holländisch. Die Beethoven sollen aber eine, alte Musikerfamilie sein, die schon im siedsehrrtrn Jahrhundert in Löwen, demselben Löwen, dem Misere Herren Feinde im August »erigen Jahres so übel mitgespielt, ihren Wohnsitz gehabt haben."
„Muß man unbedingt glauben, «aS der „Figaro" erzählt?" fragte Lady Edith leichthin.
„Muß? — Neust" erwiderte der alte Herr gutgelaunt» .es ist aber keinesfalls verboten." ,
(.Fortsetzung folgt.)