davon war. daß großzügige PlSn« der Erschließung dieses naiionalen Reichtums verhindert wurden. Auch wurde nur mit großer Mühe eine Einigung über den Bau der Röhrenleitung nach Konstanza zwischen den verschiedenen Interessenten zustande gebracht. Die in Rumänien arbel- lenden Petroleumgesellschasten wurden, gleichgültig welcher Rationalität sie waren, »on den Regierungsstellen und den lokalen Behörden schikaniert, um wiederum Trinkgelder herauszuprefsen. Nicht das Land Rumänien, sondem ein­zelne bevorzugte Gruppen zogen den Nutzen aus den Pet- roleumschätzen. Dieser Art Wirtschaft ist sitzt ein für alle mal ein Riegel vorgeschoben dadurch, daß eine einzige Pacht gesell schüft die Berwaltung der gesamten Pelrvleum- erzeugung in ihre Hand nimmt. Rumänien ist in hohem Grade an der Pachtgesellschaft beteiligt, wie die Einzel­heiten des Vertrages erkennen lassen. Es erhält nicht nur den namhaften Anteil von 25 Prozent aus dem Kapital der Gesellschaft, sondern auch hohe Gebühren von der Pet- roleumbeförderung aus den Staatsländereien, schließlich «och einen Gewinn an den Verdiensten der Gesellschaft. Alle diese Etnuahmen fließen nun freilich nicht mehr ln die Tasche von Politikern, »on Flnanzgruppen. sondern in die rumänische Staatskasse und «Assen dort öffentlich zum all­gemeinen Wohl »errechnet «erden. Die einzelnen Interes­senten haben davon freilich einen Nachteil, das rumänische Volk einen Vorteil. In Zukunft »ird der gesamte Reich­tum des Lande» an Petroleum mobilisiert. Die Bohrung und Prtroleumgewinnung wird nach einem einzigen großen Plane vsrgenommen, dem sich alle Beteiligten im Interesse des Ganzen fügen müssen. Der Transport geschieht nach einheitlichen Gesichtspunkten, ebenso die Rasfiuieruag des Erdöls. Da die rumänischen Petroleumoorräte auch bei intensiver Bearbeitung noch auf kaum absehbare Zeit reichen, so bringt ihre Mobilisierung dem Lande keinen Verlust an Bodenschätzen, dagegen in großem Umfange Kapital ins Land. Kapital, das zur Gründung anderer sSr Rumänien so notwendiger Industrien dienen wird. Je stärker die Petroleumserzeugung Rumäniens oorschreitet. je mehr sich die deutsche Wissenschaft mit der beste« Aus­nutzung des Erdöls beschäftigt, desto größer ist auch der Vorteil Rumän en» gegenüber dem Zustand vor dem Kriege. Mit einem Schlage hat die Kriegsgewalt die Sonder- interessen, die verfehlten Ausbeulungsgefahren, die ungün­stigsten Konzessionen, die Zersplitterung der Bohrungen und des Petroleumtransports beseitigt. An die Stelle vieler gegeneinander arbeitender Unternehmen «ird eine einzige einheitliche rumänische Petroleumindustrie treten. Die Vorteile einer modernen großindustriellen Lcganisation find für Rumänien mindestens ebenso groß wie für dis Mittelmächte.

TageSrrenigkeite».

Die deutsch englische Kriegsgefaugenenkonforevz.

Haag. 9. Juni. WTB.

(Korr.-Bureau) Gestern nachmittag 2.45 Uhr wurde die Konferenz über die Kriegsgesangenenangelegenheiten im Trewes-Saal eröffnet. Der Minister des Auswärtigen London leitete die Zusammenkunft. In Zukunft wird London durch den in Holland »eilenden Gesandten für die skandinavischen Länder Ionkherr Dr. oan Bredenburgh vertreten werden. Zuerst kamen die deutschen Delegierten, die von einem niederländischen Gesandtschaslsattachee nach den für sie bestimmten Räumen geleitet wurden. Sine Viertelstunde später kamen die britischen Delegierten, die ebonsalls von einem niederländischen Gesandtschaslsattachee nach ihren Räumen gebracht wurden. Sodann oersammel- ten sich die Delegierten beider Länder zu einer gemein­

samen Sitzung im Trewes-Saal. Man erwartet, daß die Konferenz lO bis 14 Tage dauern wird.

»

Bei der Eröffnung der Kriegsgefangenenkonferenz hielt der Minister de» Auswärtigen eine Rede, in der er seine Genugtuung über diese zweite Zusammenkunft i« Haag während des Krieges aussprach, die sich die Auf­gabe gestellt habe, das Los der Kriegsgefangenen zu ver­bessern. General Friedrichs sprach namens der deutschen Abordnung, Sir George Tawek namens der englischen Ab­ordnung dem Minister Dank für die Gastfreundschaft und für das aus. was Holland bereits für die Kriegsgefangenen getan habe. Hieraus verließ Minister Loudon die Sitzung, die unter der Leitung von Bredenburgh fortgesetzt wurde. Es gelangte das Programm für die Konferenz zur Be- sprechung. Sie «ird sich u. a. mit folgenden Punkten schäftigen: 1. Einhaltung der bereits bestehenden Ueber- einkünfte, 2. Behandlung und Beschäftigung der Kriegs­gefangenen, 3. Vergeltungsmaßnahmen. 4 Vorbereitung des Abkommens Über die Rückkehr in das Vaterland oder der Internierung in einem drillen Lande von Kriegs­gefangenen und bürgerlichen Internierten, 5. die bei der Auswahl der unter Punkt vier fallenden Kategorien von Kranken und Verwundeten einzuhaltenden Methoden, S. Verbesserung der Zustände ia den Lagern mit Einschluß der Ernährung von Kriegsgefangenen und Internierten.

De«tschfei«dliche Haltung von Mitglieder der ehemalige« r«sfische« Kaiserfamilie.

Berlin, 1». Juni. WTB.

Die Haltung der Zarin-Mutter und anderer Familien­mitglieder der ehemaligen russischen Kaiiecfamilis ist noch immer, wie der .Berliner Lokalanzeiger- aus Kiew erfährt, deutschfeindlich. Ein deutscher General wurde zu ihnen gesandt, um ihre etwaigen Wünsche entgegenzunehmrn. Der General wurde von den Häuptern der Familie nicht empfangen. Nur die jüngsten Großfürsten drückten dem General den Wunsch au», sobald als möglich ins neutrale Ausland reisen zu dürfen.

Wie Amerika die Norweger belohnt

Köln, 10. Juni. WTB.

Die .Kölnische Zeitung- berichtet aus Christian ia: Der norwegische Reederorrband veröffentlicht in der Presse eine bemerkenswerte Erklärung über die Verhandlungen zwischen dem amerikanischen Shipping Board und der norwegischen Reedrrabordnung in Washington zur Regelung der Frage der norwegischen, aus amrrik. Wersten bestellten u«d bereits bezahlten Neubauten. Der Reednoerband warnt vor dem teilweise herrschenden Optimismus hinsichtlich eines Ent­gegenkommens der Amerikaner, der vollständig unberechtigt sei. Die bisherigen zehnmonaltgen Verhandlungen seien völlig ergebnislos gewesen, da die amerikanischen Behörden Auffassungen gellend gemacht hätten, die man früher bei amerikanischen Bürgern nicht für möglich gehalten hätte. Die norwegischen Reeder hätten in dem vo« Shipping Board requirierten Schiffe 150 Millionen angelegt, aber bisher nvch keinen Cent Erstattung oder Vergütung für die requirierten Schiffe und bereit« seit neun Monaten für amerikanische Rechnung benutzten norwegischen Schiffe er­halten. Alle norwegischen Vorschläge seien vom Shipping Board abgewiesen worden, das seinerseits einen Gegen­vorschlag gemacht habe, der gleichbedeutend gewesen wäre mit dem Ruin der norwegischen Bettragsgegner und der norwegischen Aktionäre. Es seien ernste wirtschaftliche Schwierigkeiten nicht nur für die norwegischen Reeder ent­standen. sondern auch für die norwegischen Banken und ihre Aktionäre, die im Vertrauen auf die amerikanischen

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Das büblcke jVlaclcken

Roman von Paul Blitz.

(Nachdruck verboten.)

Lächelnd nickte sie ihm zu. Dann sagte sie:

.Danke meiner Mutter geht es gut, und über mein Befinden könnte ich auch nicht klagen."

Und während er nun weiter - sprach und sprach und von hundert kleinen, alltäglichen Sachen redete, hatte sie immer nur den einen Gedanken: wie ist es möglich, daß zwei Brüder sich so gar nicht ähnlich find! Dort der stürmische, geistvolle Feuerkopf, der die Welt erobern möchte hier der breitbehagliche, humorvolle Philister, dessen ganzes Sinnen und Trachten immer nur sein Ge­schäft war und blieb.

Plötzlich fragte er:

.Nun, was werden Sie denn jetzt beginnen? Oder haben Sie schon eine neue Stelle in Aussicht?"

Wieder errötete sie leicht, als sie antwortete:

Porläustg werde ich wohl ein wenig bei der Mutter .bleiben.

Sinnend nickte er und schwieg.

Und langsam gingen sie nebeneinander weiter.

Dann mit einmal sah er sie scharf an und fragt«:

.Wissen Sie übrigens, wie eS meinem Bruder geht? Fast seit einem Jahr höre ich nichts mehr von ihm."

Vor Schreck stockte ihr fast der Atem. Kaum konnte sie sich aufrecht erhalten. Und mit bebender Stimme er­widerte sie: ^

Aber wie soll ich denn daS misten, Herr Witt?"

llnd wieder blickte er sie scharf, ja fast finster an.

.Korrespondieren Sie denn nicht miteinander?"

.Niemals haben wir uns geschrieben? Wie kommen Eie denn nur darauf?" . .

»Mein Gott! Damals hat er Ihnen doch sehr stark den Hof gemacht!"

Sie sammelte ihre letzte Kraft.

»Hat er Ihnen das etwa gesagt?"

. Im fröhlichen Auflacken klang es jetzt zurück:

.Nein, das hat er allerdings nicht getan aber ich redete mir so was ein."

Da atmete sie ein -wenig auf und dann antwortete sie ganz ruhig: .

.Sie haben sich geirrt, Herr Witt. Ihr Herr Bruder und lch waren allerdings befreundet, aber seitdem wir uns damals Adieu gesagt, haben wir nie mehr voneinander gehört."

.So, so", sagte er mit feinem Lächeln, .dann ent­schuldigen Sie bitte."

Scherzend sprach er dann weiter. Doch jetzt ertrug sie seine Worte nicht länger: schnell empfahl sie sich, da sie zur Mutter zurück müsse.

Und er blickte ihr nach, sinnend und still fröhlich, und immer dachte er: wie schön, wie schön ste doch istl

Jetzt lief sie fast noch schneller als vorhin, denn ste fühlte» daß seine erstaunten Blicke sie verfolgten, unb sie hatte nur den einen Gedanken; so schnell als möglich fort!

Noch immer klangen ihr seine Worte in den Obren und trieben ihr das Blut in daS Gesicht.

Also hatte dieser älter« Bruder doch etwas geahnt von ihrer jungen Liede!

Und sie hatte sich eingebildet und sich von ihrem Freund damals einreden lassen, daß niemand im Ort auch das Leiseste nur ahnte von ihrem heimlichen Glück!

Aber wenn dieser ältere Bruder es geahnt hatte, dann war es vielleicht auch den anderen, all den Klatschbasen im Ort ausgefallen?

Und darum hatte man ste damals auch mit so scheelen Blicken angesehen!

Oh, es waren furchtbare Gedanken, di« ste jetzt so qualvoll erschütterten.

Nur eins gab es fort! Go schnell wie möglich wieder fort aus diesem engen Nest! Jeder Stet« hier sah sie ja an!

Schneller und schneller war sie gelaufen, bis ste end­lich wieder die Wohnung in Sicht hatte.

Jetzt aber mäßigte sie ihre Schritte, denn ste durfte ja auch der alten Mutter nichts von ihrer Erregung

zeigen.

Werften dieses finanziert und auf diese Weise mehr als andere den amerikanischen Schiffsbau gefördert hätten. Dies sei auch ausdrücklich von Lord Rorlhcüffe anerkannt wor­den. Norwegen erwarte keine Belohnung von Amerika, halte sich aber für berechtigt, eine gerechte Behandlung zu »erlangen, sowie eine angemessene Bezahlung mit Zinsen und Zinsrszinsen für die von den amerikanern requirierten Schiffe.

Die Staateuueubilduug 1« Rusfisch.Ufieu.

Kiew, lS. Juni. WTB.

.Kiewskaja M<sl" erfährt, daß die Erhebung der kosakischen Bevölkerung gegen die Bolschewik! im Kuban- gebiet Fvrtschritte mache. Die Kosaken begannen den Vormarsch »on Temruk gegen Anapa und Noworosstsk. Sie habrn die User des Flusses Kuban erreicht. Aus einem in Meliiopol ausgesangenen bolschewistischen Funkspruch aus Taschkent nach Moskau geht hervor, daß die Stellung der Soojeiregierung in Turi-sstan stark erschüttert ist, in- folge Hungersnot, Choleraepidemie u. d Arbeitslosigkeit drr Bevölkerung. Der Taschkent«! Sovjet fordert sofortige Verladung von Getreide und 10 Millionen Rubel für die Ausgaben des Sovjrts. Sie Bitte kann nicht erfüllt werden, da Turkrstan augenblicklich von Großrußland durch die Truppen Autos und die Tschechoslooaken abgeschnitten ist.

Der Vorsitzende der Sovjet der Kuban-Schwarzmeer- Republik drahtet nach Kiew an die russische Friedensdele- gatton. daß außer dem Vollzugsausschuß der Volkskom­missare im Kubangebiet keinerlei Regierung besteht und daß der einzige berechtigte Vertreter aus der Kiewer Frie­denskonferenz der Delegierte der allrussischen Soojetrepublik sei, von der die Kuban-Schwarzmrer-Soojet Republik einen Bestandteil bilde.

G

Am 26. Mai haben sich das transkaukasische Parla­ment, das der Träger der Staatshoheit in der Trans­kaukasischen Republik war, und die Transkaukasische Re­publik aufgelöst. Am gleichen Tage, um vier Uhr nach­mittags. trat unter de« Vorsitz des Führers der Mehrheit. Dschordania, der Georgische Landtag zusammen und rief die Unabhängigkeit Georgiens aus. Eins georgische Regle- rnng wurde gebildet, in der Herr Ramischoilt den Vorsitz, der ehemalige transkaukasische Minsterpräfident Tschentuli das Asußere, und Herr Georgadse den Krieg Übernahmen.

Die «e«e Mobilisation in Moska«.

Moskau, 10. Juni WTB.

Die Pet. Tel.-Ag. meldet: Der auesührende Haupt- ausschuß nahm einen bolschewistischen Antrag an, durch den das Kriegskommissariat aufgesordert wird, innerhalb einer Woche zwangsweise die Mobilisation der Pauern und Arbeiter zu proklamieren. Diese Maßnahme wurde ge­troffen angesichts der Agitation der Segenrevoiutionäre, die die Berpslegungskrists dazu zu benlltzen suchen, die Herrschaft der Kapitalisten und Agrarier wieder herzustellen.

Rvrbrnßlanb eine englische Kolonie.

Berlin, 10. Inni WTB.

Das rumänische BlattSteagul- bringt einen Artikel, überschrieben .Der englische Keil in Rußland« Rippe-, in dem u. a. ausgesührt wird, daß die englische Expedition an der Munnanküste sich dort sestsetzte, angeblich nm den einzigen Ausgang zu« Meer, der dem nordischen Koloß geblieben war, zu hüten und die Verbindung zwischen Ruß­land und den Westmächten zu sichern. Nach und nach sind die Engländer tatsächliche Herren Nordrußlands und seiner wichtigen Häsen am Weißen Meer geworden. Der englische Kommandant, der sein Hauptquartier in Ale- xavdrowsk eingerichtet hat, übt an eer ganzen Küste seine

Als sie eben den Flur der Wohnung betrat, sah sie Hut, Stock und Paletot eines Mannes.

Eine bange Ahnung befiel sie, und zaghaft trat sie ein. Der alte Herr aus Stettin war da, der Senior-Chef der Firma, ihr früherer Brotherr.

Errötend und in peinvollster Verlegenheit stand Emmy

n der Tür still.

Aber der alte Mann kam ihr entgegen, reichte ihr mit äterlichem Wohlwollen die Hand und sagte:

.Kommen Sie nur getrost näher, liebes Fräulein lnsere Angelegenheit wird in wenigen Minuten zur Zu- riedenheit beider Teil« erledigt werden so hoffe ich es oeniastens."

und führte sie näher heran.

.Zunächst also", begann der Alte wieder, .nehmen < Eie die Versicherung von mir entgegen, daß ich den pein» - lichen Vorfall auf das tiefste bedaure schon deswegen,; weil er ihre geschätzte Mitarbeit meiner Firma entzogen j hat. Leider war ich ja nicht daheim, sonst wäre eS soweit »

wohl sicher nicht gekommen.

Mit hochrotem Gesicht wollte Emmy etwas erwidem. -

Aber der Chef bat sie durch eine Handbewegung, ihn loch reden zu lasten, und dann fuhr er sott: !

.Es bedarf natürlich erst gar keiner Verstcherung Ihrer-. seits, daß Sie schuldlos sind. Da» ist für mich ganz elbstverständlich. Jawohl. IS weiß das alles. Der schuldige ist mein Sohn. Er hat stch ganz mwerant-.. wörtlich bettagen. Und deswegen komme ich selbst zu« Zhnen her, Sie für die erlittene Schmach um Verzeihung ;u bitten. Ich bin ,u jeder Genugtuung, die Sie fordern, öfort bereit.

Nur möchte ich Sie herzlichst bitten, machen wir die ranze peinliche Sache doch in Ruhe und Güte unter unS rb. ES ist doch wohl für beide Teile das beste, wmn wir die Öffentlichkeit nicht mehr als notwendig damit be- chästigen, nicht wahr? Ist das nicht auch in Ihrem sinne gedacht, liebes Fräulein?"

(Fortsetzung folgt.) ?