los. das Werkzeug Englands, kann sich nur durch Gewalt behaupten. Dagegen ist Bulgarien, das Preußen des Bal- kans, mächtiger als je. und die Türkei ist durch finanzielle und «infchastliche Bande ganz an Deutschland angeschlofsen. Deutschlands Sieg ist aber noch unendlich viel größer, als «an hieraus entnehmen könnte. Denn nicht allein hat sich Deutschlands Machtstellung aus dem Balkan stärker erwie­sen als die russische, sondern Rußland selber, Deutschlands gesürchtetster Gegner und Englands Bundesgenosse, ist fit Englands Ziel oerlsrengegangen und kann für die nächste« 10 Jahre keinen Einfluß «ns de« Balkan ausüben.

Aber hiermit ist die Lage noch nicht vollkommen klar- gestellt. England hat feinen rnsfischen Bundesgenossen nicht allein für sich verloren, England hat ihn an seinen deutschen Feind verloren. Rußland hat für England die Bedeutung «Kies starke» Dammes, der dem drängenden Wasser der deutschen Machtpolitik standhalten sollte. Dieser Damm ist vernichtet worden. Zugänge sind hineingeschlagen, und wie eine gewaltige Flut dringt der deutsche Einfluß über das offene russische Land. Das deutsche Kapital wird in den russischen Bauernvereinigungen seine Tätigkeit ausnehmen. Ls wird eine ganze Welt als Abnehmer für seine bis zum Bersten gespannten produktiven Kräfte gewinriea. Die Grenze» Mitteleuropas werden viel weiter nach Osten ge­schoben werden, als es der furchtloseste Politiker hätte träumen können. Persien, Tmkestan, und Afghanistan werden bereits als Einfluß phären des deutschen Staates genannt. In einer solchen Lage zu beharren, würde für England die Anerkennung einer Niederlage bedeute«. Selbst wenn England die deutschen Kolonien behält »nd Arabien. Palästina und Mesopotamien unter seinen Einfluß bringt, hat es doch eine Niederlage erlitten, well Dentschland ans dem Krieg kräftiger wieder hernorgeht, als es hineingegan­gen ist. Außerdem ist vorläufig die deutsche militärisch« Lage nicht derart. Laß Deutschland sich den Raub seiner Kolonien gefallen lasse» müßte. Es ist sicher daß England jetzt für seine kurzsichtige Politik während des deutschen Friedensangebots im Dezember 1916 büßen muß."

Deutsche.WeltttiSerW- md 3»W5 Mchie« io Sibirien.

* Nach einer Reulerrmldnng erklärte Lord Robert Ereil bei einer Unterredung in London: .Als unabhängiger souveräner Staat wird Japan jenen Schritt unternehmen, den es für richtig hält. Ich würde deshalb nicht überrascht sein, wenn Aopai tm Hinblick auf die Ereignisse es für wünschenswert hielt«, in seine« eiaenen Interesse »nd tm Interesse der Alliierten insgesamt Truppen zu entsenden, »m eine Sermantsierung Sibiriens z» verhüten Ich per­sönlich würde dies willkommen heißen, wenn Japan als Beauftragter der Alliierte» handeln würde. Es besteht steine richtige Vorstellung davon, wie furchtbar ernst die Durchdringung Rußlands durch Deutschland ist. Die öffentliche Aufmerksamkeit scheint hauptsächlich darauf ge­richtet zu sein, ob Deutschland imstande sein wird, aus der Ukraine Lebensmittel zu bekomme» oder nicht. Ich weiß »icht, ob es dazu imstande sein wird. Da» ist es auch »icht, was Deutschland erstrebt. Seine Polllik ist nichts weniger als der riesenhafte Plan einer Welteroberung. Sehen wir »ach Süden: Deutschland hat Odessa besetzt oder ist wenigstens im Begriff, es zu besetzen, und gleich­zeitig hat es ans der Rückgabe der Häsen im Osten und am Schwarzen Meer an die TS kei bestanden. Deutschlands Absicht dabei ist, die Bogdadeisenbahn dnrch eine neue Linie »ach Osten über den Kaukasus und durch Nordwest- versien zu «fetzen, und dabei hat es bewußt oder unbewußt vea tätigen Beistand der örtlichen Bolschewiki gehabt. Die Karte zeigt, welche furchtbaren Eroberungspläne die Preußen noch hegen. Gibt es irgend einen Grund, wes-

,

r ^ e s

Li»'«

Sibirien

halb Deutschland nicht versuchen sollte, in Sibirien einzu­dringen. wie es das anderswo getan hat? Ich sehe keinen. Wir haben eine Meldung, daß die deutschen Gefangenen i» Sibirien organisiert werden und «in preußischer General dorthin geschickt worden ist, um die Arbeit auszuführrn. Selbst wenn diese Nachricht unrichtig ist. so ist sie doch nur 6n« verständliche Bor Wegnahme der Ereignisse. Wir «ürde» in höchstem Grade löricht und verbrecherisch handeln, wem« wir nicht jeden möglichen Schritt versuchten, um dirsev deutschen Plan zu vereiteln. Ich denke, wir würden heute gm beraten sein, wenn wir den Beistand unseres japortichen Verbündeten bei »iner Sache suchten, in der dieser Berbündele und er allein wirksame Dienste leisten kann."

»

Es ist unseren Gegnern noch nicht gelungen, sich gegen- sellig zu beruhigen über die Entschiedenheit, mit der Japan die günstige Stunde zur Erreichung seiner Ziele im fernen Osten zu nützen sucht! Und so ist es denn auch nicht verwunderlich, wenn immer wieder das Geschrei von der deutschen Gefahr ertönt, da die Angst vor der .Well- germanisierung" den Machern in London das einzige Bindemittel zu sein scheint. So grotesk wie Lord C eil hat aber doch noch niemand den deutschen .Bormarsch nach Sibirien" geschildert.

Kriegssteuern bei uns und unseren Feinden. *)

ui.

England.

In England übrrrvog, der ganzen Richtung entspre­chend, welche die dortige Staatesteuerpolittk m den letzten Jahrzehnten vor dem Kriege genommen hotte, von vorn­herein die Heranziehung der direkten Steuern, insbesondere der Einkommensteuer. Dlese wurde in drei Etappen in den Höchstsätzen von 12 bis 13 v. H. vor dem Kriege bis ans 41 bi« 42 o. H. im Kriege erhöht. Die Sätze der Besteuerung von Einkommen zwischen 4000 Mk. und 60060 Mk.. bei denen übrigens das Arbeitseinkommen niedriger als das Rrnteneiu kommen besteuert wird, stiegen von 0.75 bis 6,25 o. H. bis auf 6 bis 25 v. H. an. Die Einkommen von 2660 bis 4600 Mk. wurden seit Ende 1915 neu mit einer, jedoch 1,25 o. H. nicht über­steigenden, Einkommensteuer belegt. Der gesamte Jahres- mehrertrag der Einkommensteuer im Kriege beträgt infolge der letzten Erhöhung rund 3 Milliarden Mk. gegen die Zeit vor dem Kriege (4 statt 1 Milliarde Mk.) Die mehr­fachen Zoll- und Äcc s. nerhöhunpen konnten demgegenüber nur auf rund 1*/, Milliarden Mk. jährlich verar. schlagt werden. Bor allem wurden Bier. Zucker, Tee. Tabak getroffen, zu denen dann noch Erhöhungen des Kaffee-, Kakao- und Zichoriezolls, ferner eine Besteuerung der Zündhölzer, Mineralwasser, Mowrfprll, Motorwagen, von Film- und Bergnügungsveranfialtungen traten. Auch die Postgebühren wurden um rund 100 Millionen Mk. erhöht. Da« sind alles indes rmc Sätze der Voranschläge, welche in Wirklichkeit nicht «erheblich übertroffen wurden. Da die Steuern sehr bald eingesührt wurden und- zum großen Tell schon während mehrerer Jahre fliißrn, ist das Ge­samtergebnis ihrer Erträge allgemach ein recht stattliches geworden. Rach dem Statist kamen in England an Kriegs-* steuern ein im Jahre 1914/15 über 2, 1915/16 über 4, 1916/17 über 9 und 1917/18 (voram sichtlich) über 10 Milliarden Mk.. zusammen über 24 Milliarden Mk. Die (einmalige) Kriegegewlnnsteuer, die zuerst 50 v H., später 60 v. H. der Krirgegewinne bchcuerte, und schließlich aus 80 erhöht wurde, ist darin mit 7 bis 8 Milliarden ent­halten.

Italien.

Dem Beispiel Englends, den Dienst der Kriegsschul­den schon «ährend der Krieg!zeit sicher zu stellen, bemühte fich in Europa am eifrigsten Italien nachzufoigen, was diesem Staat bis in die neueste Zeit auch gelungen ist. Ob nach Verlust großer und reicher Gebiete im Norden, als Folge des letzt deutsch-österreichischen Vorstoßes, dies noch weiter möglich sein wird, steht freilich dahin. Da Italien nicht entfernt über den Reichtum, noch über die geeigneten Steuerarien verfügt, um aus wenigen Steuer­quellen so enorme Mehrerlös zu erzielen, wie England, so mußte «an ein sog. .Omntbus'-Programm zur Durch­führung bringen, d. h. zu fast allen bestehenden Steuern Zuschläge erheben und dazu noch einige neue Stevern er­finden. Dabei wurde der Regierung die Sache sehr we­sentlich dadurch erleichtert, daß ihr gestattet wurde, die Steuern lediglich auf Grund König! cher Dekrete etnzusüh- ren. Schon »ährend der Borberrttnngszeit zum Kriege gegen Ende 1914 wurden gewisse Erhöhungen der Ein­kommen-Gebäudesteuersätze und der Tabokpreise (Italien Hai Tabakmonopsl) sowie die Einführung einer Kino- u. Autosteuer verfügt. Nach Kriegseintritt folgten zahlreiche andere Dekrete vom Jahre 1915,1916 und 1917. Durch diese fanden wettere Erhöhungen statt bei der Etnknmmen- Grund-Gebäudesteuer, bei den Steuern aus Branwwein, Bier. Zucker. Fahrräder, Autos, Kinos, bei zahlreichen Stempel- und Registerabgaben. Ketastergebühren und Post­gebühren aller Art. Auch der Tadaktarts wurde weiter erhöht, ebenso wurde der Sslztaris hinaus gesetzt.

Neueingrführt wurden u. a. eine Kriegsstruer ne­ben drr eigentlichen Kriegegewinnsteuer in Form einer 1 prozentigen Abgabe von gewissen Siaatszahlungen und einem 1 prozentigen Zuschlag zu den direkten Staats steuern eine Steuer auf Ausfuhrbewilligungen, eine Tantiemesteuer, das Zündholz- und Spielkartenmonopol, ein« Reklame- steuer. ein« Abgabr für Miele von Banksases, eine Steuer aus Parosümerien, aus Samenöle u. a. m.

Der Gesamtjahresbettag dieser Steuern beläuft sich aus über eine Milliarde Mk.

Die im November 1915 eingesührte Kciegsgewtnn- steuer, die in ähnlicher Weise wie in England, wo aber u. a. die Landwirte ganz freigelassen werden, nicht die während des Krieges, sondern nur die infolge des Kriege« eingetrrlenen Einkommmsvermehrungen besteuert, erfuhr ebenfalls mehrere Erhöhungei', sie stieg von ursprünglich 5 bi« 30 o. y. zuletzt bi« aus 10 dis 60 o. H. des Ge- wlnnes.

«1 Steh« .Gesellschafter" Rr. Wd SV.

Dkge-neuigkeite«.

Die österreichische Kaiserin von eine« Prinzen entbunden.

Wien. 10. März.

Die Kaiserin ist heute 10 Uhr 40 Minuten vormit­tags in Baden von einem Prinzen glücklich entbunden worden. Die Wöchnerin «nd auch der neugeborene Prinz befinden fich wohl.

Die Gegner VenizeloS vor Kriegsgericht.

Berlin. 11. März.

Dem .Berliner Lokalanzeiger' zufolge melden die .Times" ans Achen: Der abgesetzie Erzbischof von Athen und andere höhere Geistliche, die an der Exkommunikation von Beniztlos tellgenommen haben, find vor ei» Kriegs­gericht gestellt worden.

Arbeiter und Regierung in England.

Amsterdam. 11. März. WTB.

.Allgemeen Handelsblad" meldet aus London: Die Beilegung des Konflikts zwischen der Regierung und d« Anolgamated Socieiy os Engineers über den Militärdienst ist j'tzt gesichert. Nach einer Konferenz mit dem Premier- minister und dem Minister Barnes haben die Arbeiter der Moschinrnttdustrie fich bereit erklärt, die Dm schlüge der Regierung anzunehmen. Auch die Bergarbeiter haben die Regierurgsvorfchläge angenommen »nd werden 50000 Mann für die Armee stellen.

Eine Kundgebung der finnische« Regier«»^.

Stockholm, 11. März. WTB.

Wie .Dagens Nyhrter" aus Wasa erfährt, hat die dortige finnische Regierung aus Anlaß der deutschen Aa- landsexpedition eine Proklamation erlassen worin es u. a. heißt: Die Expedition der deutschen Regierung nach de« Inseln geschieh» ebenso wie ihre Operationen aus dem Fest» lande im Einverständnis mit der sinnifchm Regierung.

Englische- Stimmungsbild ans PeterSbnrg.

London, 11. März WTB.

Die .Daily Mail" berichtet aus Petersburg vom 7. März, daß durch den Einfluß Lenins di« Karnpflnsr der Bo schew'ki sich vermindert hake. Die Blätter geben die Unmöglichkeit einer Kriegssortsetzung zu. Daß die Kriegs- begeisterung im Abnehmer, begriffen sei. müsse man daraus eisehen, daß Moekau um urigcsähr 2700 Freiwillige für die Rote Garde ausgebracht habe, statt 60000 wie man ursprünglich erwartet harte. Das Ergebnis der Werbung in Pilerrburg wurde noch nicht bekannt gemocht, ist aber Wahlschein! ch noch geringer Die Räumung Petersburg» macht rasche Fortschritte. Die Bevölkerung drr Stadt ch noch immer fest überzeugt davon, Latz die Deutschen dort einrücken werden.

Eine List de» Rote» Garde in Finnland.

Stockholm. 11. Febr. WTB.

Noch offiziellen Müleilungen au» Finnland versuche« die russischen Soldaten und Roten Gardisten die Bedin­gungen des den sch-russischer. Fried«nsvertrages dnrch rnasses- rve se urgist tzliche Einbürgerung als finnische Staatsbürger zu umgehen. _

Die Lebeusmittelnot Englands.

Berlin. 11. März.

Nach einer Meldung des .Berliner Lokalanzeigers" aus Basel Hai das englische Kriegs Kabinett beschlösse», daß für die nächst« Zeit aller Schiffsraum für dis Einfuhr mm Brotgetreide, Fleisch und Fett Vorbehalten wird, ssdatz selbst Rohmaterialien für die Munitionsfabriken und Bich- sutter dahinter zurückstchen müssen.

Die ukrainische» «elreideznschitbe.

Berlin, 11. März.

Laut .Berliner Lokalanzeiger" begeben fich von öfter- reichischer Sette Delegierte «vier Führung des Graf« Forgach und von deutscher Sette Vertreter unter Führung des llntiipaotks'krrtärs von Stumm nach Kiew, nm über die Frage der Getretdezr-schöbe a»L der Ukraine nach dem Gebiet der Mittelmächte zu verhandeln.

Die Gtinrnrnng in Rußland.

Berlin, 11. März.

Wie die .Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt, erfährt die .Times" aus Petersburg daß die Bewegung zugunsten der Ratifiziernng des Friedensvertrages immer zunimmt. Es könne nicht mehr daran gezwrifelt werde«, daß der Soojets in Mokau den Vertrag ratifizieren werde. Infolge der kräftigen Maßregeln gegen eine Gegenrevolution in Petersburg herrscht vollständige Ordnung in der Stadt. Laut .Bossischer Zeitung" kündet die Ssojerreqtemng die bevorstehende Verlegung der Hauptstadt nach Moskau an. Petersburg solle als Freihafen erklärt werden.

Der Nachfolger Drotzkis.

Frankfurt, 11. März.

Die .Frankfurter Zeitung" meldet aus Stockholm: Den Petersburger Blättern zufolge bestimme der Rat der Dolkskommissgre Lschiischerl» zürn Nachfolger Trotz«,. Trotzki wird übrigens nach Ansicht hiesiger politischer Kreise sein« führende Rolle innerhalb des Arbeiter- und Soldaieu- rates beide holten und literarisch als Sozialkritiker zu den dürftigen polnschkn Programmen Stellung nehmen.