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sie «ine Verantwortung nicht übernehmen, glauben jedoch die Versicherung abgeben p» können, daß sie sich nicht gegen uns pellen werden. Sin österreichischer Offizier, der au« Petersburg zurückgekehrt ist. berichtet, daß die Bolschewik! sich über den Streik in Oesterreich-Ungarn und Deutschland sehr enttäuscht zeigten. Das jetzige Verhallen der Petersburger Negierung stellt sich als eine Reaktion ms die frühere Ueberschützung der Streikbewegungen dar. Große Sorge macht dem Rat der Volkskommissare die wachsende Lebensmittelnot. E« bestätigt sich, das England dauernd bewüht ist, Annäherung an die Bolschewik! zu suchen. In der Ukraine befinden sich die größeren Städte und die Eisenbahnknotenpunkte in den Händen der Bolschewik!. Nach Mitteilungen eine» ukrainischen Obersten werden die versuche der Bolschewiki, die Getreidevorräte au« der Ukraine herauszuholen, nicht den beabsichtigten Erfolg zeitigen könne», well die Bewältigung technisch mrmöglich sein wird. Roch aus der Ernte de« Lahres 1914 solle» allein i« Gouoernement Cherson 80 Millionen Pnd Getreide vorhanden sein.
Vie Gerächte über den neuen Umsturz in Petersburg haben keine Bestätigung erfahren. Wie qan in maßgebenden Kreisen Berlins die Lage Rußland» benrtellt. scheint die Stellung Trchchys und Lenin» bedroht aber noch nicht gefährdet. Die Nachrichten ans Kopenhagen und dem Haag, die von der Flucht Trotzkys und Lenin« in eine neutrale Botschaft oder nach Riga meldeten, können schon insofern nicht ganz stimmen, da sie schon am 19 Februar bekannt wurden, während am 20. Februar durch die Front da« non unserer Regierung geforderte Bestätigungsschreiben dar russischen Regierung «inlies, da« die Unterschriften Lenaus und Trotzkys trug. In de« Schriftstück werden die Betficherungen de« bekannten Fuukspruchs usiederholt. Aus dieser Tatsache ergibt sich, daß in Petersburg noch tuur.cr die alte Regierung herrscht n-.d nur unser Vormarsch de» Willen-Wechsel der Lrotzky und Genoffen heroorgerusen ha?. Run fragt es sich, unter welchen Bedingungen wir überhaupt weder verhandeln werden. In parlamentarischen K eise» vertritt wo» die Ansicht, daß unsere Forderungen nsrh r völlig erfüllt sein wüßten, ehe wieder die Stüh e an de» Verhandlungstisch gerückt werden. Daß wir die Räumung Esthlands, Litauens, Kurlands upd der Ukraine, wahrscheinlich auch die Räumung Finnlands von russischen Truppen und Horden fordern werde», um das Leben und Tigentu« der Grenzstaoten zu sichern, liegt aus der Hand. Trotzky und Lenin »erden also erst noch einen schweren Kampf mit sich zu Kämpfen haben, aber man ist in maßgebenden Berliner Kreisen der Ansicht, daß jetzt doch der Frieden t« Oste» eisigen Schrittes näherkpmnrl.
Zm» deutsche» vormrsch m da Lslsrom.
ln normale Bahnen zu bringen. Gs oerlangte ebensowenig Annexionen, sondern lediglich die Zustimmung Rußlands dazu, daß die von Nlchlrusien bewohnten Gebiete das so lange entbehrte Recht erholten, sich ihren nationale» Wünschen entsprechend zu organisieren und zu leben.
Wir können nicht zusrhen, daß die bolschewistische Regierung eine Armee organisiert, die uns später in den Rücken fallen kann, während wir an anderen Fronten Kämpfen. Es kann weder geduldet werden, daß die Bol- schiwiki die Ukraine wegen ihre» Friedensschlusses mit den Zentralmächten durch den Bürgerkrieg zugrunde richten — so wird die öffentlich anerkonnie Unabhängigkeit dieses Lande« und sein .Etlbstbkstimmrmgsrechl" von der Petersburger Regierung geachtet — noch kann die deutsche Armee mit Gewehr bei Fuß den Greuellaten der Bolschewiki in Livland und Estland und. in Finnland zusehen.
Es liegt Deutschland an sich fern, sich in die inner- russischen Verhältnisse rinznmischen, aber es kann gegenüber den auf allen Sellen laut werdenden Hilferufen nicht taub bleiben. Es muß dafür für die Zukunst der Hoff, nung Ausdruck gegeben werden, daß das russische Volk zu einer Vertretung seiner nationalen Interessen gelangen möge, mit der der Abschluß eines dauernden Friede«« möglich sein wird.
Die deutschen Waffen Kämpfen somit nichtgegen das ruf- fische Volk, sondern ansschlteßlich gegen die bolschewistischen Machthaber, die den Abschluß eine« Friedens zwischen dm beiden Völkern verhindern. Der am 18. Februar begonnene deutsche Vormarsch erscheint, — so paradox es klin- gen mag — als das einzige Mittel, um den erwünschten Frieden herkeizusühren.
TageSuenigkeiten.
Die neue» Verhaudlnugeu mit der Petersburger Regierung.
Berlin, 22. Febr.
Wie Las »Berliner Tageblatt" berichtet, ist der russische Kurier gestern Abend in Berlin eingctroffen und har den Friedensvorschlag der Pktersdrnger Regierung überreicht. Die Urkunde, die mit dem bekannten Petersburger Funk- spruch übereinstimmt. ist von Lenin und Trotzky unterzeichnet. Ueber den Inhalt der deutschen Antwortnote, die erst in einigen Laven abgesandi werde» dürste, werden noch Beratungen gepflogen. *
Du Gesandte non Roftnberg wird, wie der „Bert. Lokalonzelger" erfährt, nach Brest-Litowsk fahren und dort alles sür die neuen Verhandlungen mit, der russischen Del^ gailou vo bereiten. Voraussetzung für die neuen Bxrster Besprechungen sei natürlich, daß die Russen aas die von ans gestellten Bendtgungen eingchen.
Deutschland hatte die ehrliche Absicht, mit dem russische» Volke zu eine« sür beide Teile ehrenvollen Frieden, der die Grundlage eines dauernden friedlichen Neben einsuderleben« der beiden Völker sür dt« Zukunst bilden sollte, z, gelangen. Dieses Resultat ist nur mlt der Ukraine er- wicht worden, well deren Delegierte mit dem ausrichiigen Will-.« zu» Frieden nach Brest-Litowsk kamen. Ergebnislos mußten dagegen olle Derhandlungen mit den bolschewistischen Verirrtem der Petersburger Regierung bleiben, da diese nicht von de« Willen zum Frieden beseelt waren, sondern st, völliger Berkennnng der politischen und m li- täuschen Sage Deutschlands und befangen in phantastischem Strebe» nach einer allgemeinen Well -oolution auf Unter- «ähluug der Standhaftigkeit de« deutschen Volkes und Nutergraduug der Disziplin dr « dem,che» Heeres Hostien nnd planmäßig htnarbettete». Sie verfolgten infolgedessen Kat« andere» Ziel, als ote Verschleppung der Verhandlungen bi« zm Berwirklichnng ihrer auf die Vernichtung Deuischiauds gerichteten Hoffnungen.
Obwohl diese Absichten der ruffischen Delegation klar heroarlraie« und bi Propagaridasck iften, wie z. B. der .Jäckel" u-merhüüt ausgesprochen wnrden, obwohl diese offiziell unterstützten Propagandaschr slen im Tone einer «Asten Reoolverprefle die deutsche Regierung mit uicht zu Kberbitrendtn Schmähung«n bedachten. hat die deutsche Regierung doch mit größter Langmut die Verhandlungen bis an die Grenze des Möglichen sortgesetzt.
Mt» Herr Lrotzky alle Berschleppnngsmöglichkeilen erschöpft sah. hat er durch eine einsettig« Erklärung die Ver- Handlungen abgebrochen und so den Friedensabschluß ver- Hcht. Wie wenig er gewillt ist, den wahrsn Wünschen hW russischen Volkes Rechnung zu tragen, beweist am klarsten tzis gewaltsame Auseinandertreibung der versaflung- Abenden Versammlung, deren Zusammensetzung das Weiter- häftehen der bolschewistischen Diktatur in Frage stellte I Dt« bolschew stische Sch »ckenshenschaft stützt sich heute in kckner Welse aus deu Willen de» russischen Volkes, sondern lodialich auf einen schonunglosen Terrorismus, der das Volk völlig zug unde zu richten droht am 18. Februar angetretene Vormarsch wird dem «Mchprr Volke zeige:;, daß die Disziplin der deutschen Hunae pnerschüttert nnd ihr Offenfiogeist und ihre Stoß- kaA »«gebrochen ist. Die Stimmung im Innern Deutsch- lanbs wird der Wett beweise», daß das deruschr Volk viel z» King ist, um sich durch die hohlen Phrasen von Dema- sogen dlfpdrn und betören zu lasten. Genuß ist dir Wie- H^rausnahms der Feindseligkeiten für das drursche Volk «hi« Enttäuschung, dnrn da« deutsche Volk wünscht und Will vn, Frieder, mir dem russischen Volke. Es bot die Ham> dazu unter für Rußlan) annehmbaren Billi gungen: av verlangte nicht nur kette Kontribution, sonvein es bot sogar Wirtschaft lick« Hiijr an. um das du ch die Bätsche- «kihenschaft zerrüttete Wirtschaftsleben Rußland) wieder
lodialich -
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Die Verhandlungen mit Rumänien.
Berlin, 22. Febr. WTB.
Wie der .Berliner Lokalanzeiger" erfährt, «erden in der rumänischen Hauptstadt Exzellenz von Kühlmann und Gras Czernin die Besprechungen mit dem General Aosreseu beginnen, um möglichst bald unser Verhältnis zu Rumänien zu klären. ,
Die .Wiener Mittagszettung" vom 20. Febr. bringt folgende offenbar insprttirrte Mitteilung: Was Rumänien anbetrifft, so ist kein Anzeichen dafür vorhanden, haß die Rumänen der realen Sachlage Rechnung tragen und die Kor st quer zerr aus ihrer Niederlage besonders hinsichtlich der berechtigten bulgarischen Forderungen ziehen wollen. Für uns ist die Angelegenheit nicht brennend. Wenn Rumänien, dem der Frieden unabweiriiches Bedürfnis ist, geneigt ist, auf »ervünsttger Basis mit uns zu verhandeln, wird es uns bereit finden, wie uns die Bolschewiki bereit fanden, denen gegenüber wir wohl das Höchstmaß von Geduld bekunde!«». Erdenkt Rumänien anders oorzue gehen, so hat es sich die Folgen s lbst zuzuschreiben. Die Rumänen find es, die uw eine Einleitung von Verhandlungen ersuchten. _
Zum Friedrnsvrrtrag mit der Ukraine.
Berlin, 22. Febr.^
Zu der Annahme de« Frledeusoertrages mit der pkroive im Haupiausschutz des Reichstage« sagt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung": Au» der Abstimmung verdienen zwei Momente heroorgehoben und niedriger gehängt zu werden : die Haltung der Polen und die der unabhäni- gen Sozialdemokraten. Das Fernbleiben der Polrn von der Abstimmung ist nach dem Borgehen ihrer Volksgenossen in Warschau zwar erkliirl ch, aber keineswegs ent- schuld bar. Sie haben sich damit außerhalb des deutschen Volkes gestillt und wudcn ihr Berhatten einst vor der Geschichte zu rechtfertigen haben, die immer noch ein gerechter qber auch strenger Richter gewesen ist. Weit schärfere Ber- urteiluvg noch Verdient die Haltung der unabhänigen Sozialdemokraten, die in offene Gegnerschaft zu ihren Volksgenossen traten. _
Bevorstehende Redeü de» Reichskanzlers nuddes Vizekanzlers.
Berlin. 22. Febr.
Wie die ..Bvsfische Zeftung" erfährt, wird am Man- log sewchl der Reichskanzlei Graf Herling wie auch der Vizeborzier von Pvyrr Im Reichstag das Wort ergreifen. Der Re^chebarzler wird zm äußeren Weltpolitik sprechen, uph wgv darf wohl an diestm Tage eine große programmatische Rede erwarten. Poyer wird sich mit inncrpoliti- schen Fragen beschäftigen.
England als Polens Beschützer.
London, 22. Februar.
Gras Wladislaus Sobanski empfing vom Auswärtigen Amt ein Schreiben, worin Balfour ihm als Vertreter des polnischen Nattonalkomitee« in London mitteilt, die englische Regierung habe ihre Agenten in Kiew beausrogt, zu erklären, daß sie den kürzlich geschloffenen Frieden zw«- schen der Ukraine und den Mittelmächten nicht anerkenn«, und daß England keinen einzigen Frieden anerkennen werde, an dem Polrn interessiert sei. wenn dieses Laub nicht vorher gefragt worden fei.
M Z Muuische Hilferufe «ach Schwede«.
Stockholm, 22. Febr. WTB.
Der Finnische Gesandte von Srirpevberg hat ein« Pressenmeldung zufolge an die schwedische Regierung die Bitte gerichtet, Schweden möge in Finnland einschreiten. Das Gerücht, daß auch der englische und französische Gesandte im Namen ihrer Regierungen die schwedische Regierung ausgefordert hätten, Finnland zu h lfe», wurde so« Ministerpräsidenten in der gestrigen Abendfltzuvg der Kammer bestimmt für unrichtig erklärt.
Wilso«
«ud die Aussprache über die Friedeusmöglichkeit.
Berlin, 22. Febr.
Dem „Berliner Tageblatt" zufolge meldet der Parts« „Herold" aus New> Bork: Nach einer Mitteilung Lanstngs im Repräsentantenhaus erklärte Wilson dis Aussprache über die Friedenrmöglichkeit noch nicht sür beendet. Der Präsiden! erwarte zunächst eine weitere Antwort von Czernin und Hertling. _
Der Protest gegen die AuvuMeruug der russischen Staatsschuld.
Stockholm, 22. Febr. WTB.
Wie bereits geweidet, haben die Vertreter der mit Rußland verbündeten Staaten und der neutralen Staate» gec.en die Annullierung der russischen Staatsschuld einen energiscken Protest eingelegt. Dieser Protest hat wegen seines Tones und seines Ir> Halts bei der russischen Bevölkerung Empörung hervorgeruftn. (!) Me russische Regierung erklär!, der Protest sei vollständig gleichgültig. Um ei» einmal kilossknes Dekret ungültig zu machen, bedürfte es anderer Maßnahmen. Buch die Forderung der Mächte, ihren Untertanen den durch die Annullierung entstandenen Schaden zu ersetzen, schrecke die Regierung ebensowenig wie, Drohungen. _
Schwede«- Zurückhaltung Finnland gegenüber.
Stockholm, 22. Febr. WTB.
Ministerpräsident Eden beantwortet in der Zweite« Kammer eine Interpellation des kinkssozialistischen Rrichs- tagsmitglieds Wenneiström über di« Stellung der. Regierung zur Inkeroentionsfrage in Finnland, sowie der Durchfuhr und Anstrhr von Waffen. Eden erklärte, die Regierung hege keine Absicht, eine b waffnete Intervention zu unter- nehmen. falls dos Recht und die Interessen Schwedens nicht Kränkunxen aurgesetzt seien, die dazv «ölig sind. Der Ministerpräsident teilte darnach mit, daß Schwede» mit einer Anzahl der europäischen Mächte die Initiative genommen habe zu einem diplomatischen Schritt in Peters- burg wegen der Räumung Finnlands durch die russische« Truppen. _
Die Lage i« Gsthlaud «ud Livlaud«
Riga. 22. Sebr. WTB.
Flüchtlinge erzählen, daß die Lage in Esthland und Livland sich täglich verschlimmere. Sn Stadt und Kreis Wcrro sind über 100 Deutsche, m Fellin elrva 140 und in Psrnou etwa 24 verhaftet worden. In den lettischen Kreisen haben Verhaftungen bisher noch »ich! stsltgefuriden. Der bkkamte Ausruf zur Beseitigung aller deutschen Männer «ber 17 und oller deutschen Frauen über 20 Jahre ist auch in Dorpat verbreite! worden. Bet Dorpat ist es ZU einem Zusammenstoß zwischen Deutschen und Roten Garde« gekommen, von denen 5 Mann gerötet wurden. Letzter« Umstand kann den Anlaß zu neuen Deutschrnmorden gebe«.
Ei« Aufruf der Grieche«.
Bern. 22. Febr. WTB.
Die »Union Hellenique" in der Schweiz richtet eine» Aufruf an das schweizerisch« Volk und olle anderen Neutrale« gegen die erzwungene Kriegsbeteiligung Griechenlands, die nur die Opferung eines weiteren kleinen Volkes bedeute. Sie bestreitet denjenigen, dir nur »ü Hiije der Amlands augenblicklich Griechenland in der Hand haben, jedes Recht» namens des griechischen Volkes zu sprechen, seine Geschicke zu letten und ihm den Krie-r oulzuzrvingen. _
Die Hölle unserer Gesungenen in Rustluud.
Aus Meldungen, die jetzt nack und nach aus Rußland eingchen, eikern« man deutlich, wie es um die falschen Phrasen der Bolschewiki von der Gerechtigkeit und Menschlichkeit best.Sl ist. Die Unterlmnsr unserer Gesäusenen starrt -on Schmutz und w'mmelt von Ungeziefer. Di- Unsauber keil der lusfischrn Sesonoenenloger erzeugt zahlreiche Kronkheiten und Seuchen. Die Sterblichkeit»- ziffer unter den Gefangenen betrögt nach Angaben von kjlwvnisnikn Jeutzrv 40 vom 160. »Düs Hi rrcht ft, hier sollln sie virrtcker!" Hot nach eidlicher Aussage ch» Rrhlivg ron LaLcrkommardci len «klärt. Da es cm Mcdikomcntcn nnd Bubardi Possen schtt. wird Watte ungereinigt immer wi'dcr vitwendet, dis sie aoüsiärdrg vom Eider durchtiörU ist. Kranke mu arfkckenden Krönst-