dieselben ihm zu diesem Zweck einen Beitrag und in welcher Höhe zugesagt oder in Aussicht gestellt haben-

, Die Zuteilung zu den verschiedenen Kursen be­hält sich die Zentralstelle vor und wird hiebei die Ent­fernung zwischen dem Wohnort des Bittstellers und dem einen oder anderen Ort des Kurses, soweit mög­lich, in Betracht gezogen.

Die Bezirks- und Gemeindebehörden, sowie die landwirtschaftlichen Vereine werden auf diese Gelegen­heit zur Heranbildung von Bezirks- und Gemeinde- Baumwärtern besonders aufmerksam gemacht, mit dem Ersuchen, geeignete Persönlichkeiten zur Beteilig­ung an diesem Kursus zu veranlassen.

Stuttgart, den 7. Januar 1891.

v. Ow.

Tages-Neuiqkeiten.

* Calw, 26. Jan. Nach einer gestern in der ev. Stadtkirche gemachten öffentlichen Mitteilung an die ev. Gemeindegenossen ist die Ausscheidung des Kirchenvermögens in hiesiger Stadt nun vollzogen und seit 1. Januar ds. Js. an die Kirchengemeinde das ihr zukommende Vermögen ausgefolgt worden. Zur Verwaltung der Gebäude und Kapitalien wurde ein eigener Kirchenpfleger aufgestellt. Der Friedhof bleibt Eigentum der bürgerlichen Gemeinde. Der Ge­meinderat hat aber beschlossen, daß das an Beerdig­ungen anfallende Opfer nicht in die Stadtkasse fließe, sondern derjenigen Kirchenpflege verbleibe, deren Geist­licher jeweils bei der kirchlichen Trauerfeierlichkeit funktionire. Da nun fortan die Kirchenpflege sämt­liche Ausgaben für die Zwecke der Kirche ohne Bei­hilfe der bürgerlichen Gemeinde zu bestreiten hat, so wurde an die Mitglieder der ev. Kirche die Bitte ge­richtet, willig und gerne durch reichliche Opfer die Kasse der Kirchengemeinde zu unterstützen. Auch rich­tete die hohe ev. Kirchenbehörde an die Gemeinde die Aufforderung, es möchten auch fernerhin die Waisen­häuser in Stuttgart und Markgröningen, für welche bisher das Opfer von Taufen und Hochzeiten bestimmt war und das nun durch die neuen Einrichtungen weg­fällt, mit Gaben der werkthätigen Liebe erfreut werden. Der Geistliche knüpfte daran die Bitte, es solle auch hier die schöne Sitte Platz greifen, vie schon ander­wärts bestehe, daß bei Hochzeiten für die Waisen ge­sammelt werde.

Z Calw. Der von I)r. Paulus auf gestr. Sonntag angekündigte Vortrag im Dreiß'schen Saale war ziemlich besucht und zwar von allen Kreisen der Bevölkerung. Zuerst sprach Bildhauer Paulus, welcher schon seit 15 Jahren im heiligen Land ar­beitet, über die Geschichte der Kolonien der Tempel­gesellschaft. Im Jahr 1868 wurden die ersten Grund­steine von Christof Hofmann gelegt. Wie überall bei derartigen bahnbrechenden Unternehmungen, waren die Anfänge überaus schwierig, namentlich die Er­werbung eines ersten Grundstückes zur Empfangnahme nachkommender Kolonisten. Die erste Station war Haifa; in Jaffa (Joppe) wurden die Grundstücke einer amerik. Gesellschaft übernommen; bei Jerusalem war die dritte Ansiedlung. Das Klima bereitete anfangs viel Schwierigkeiten. Der Weinbau am Karmel wies 7 Jahre lang Mißwachs auf, bis den Kolonisten durch

einen Orientreisenden vr. Leo Anderlen ein Mittel gegen die Traubenkrankheit angegeben wurde. Viele waren darauf angewiesen, durch Uebernahme von Transportgeschäften sich zu nähren; schöne Ausbeute an Baumaterial gewährte der Carmel. Durch die Thä- tigkeit der Kolonisten angeregt, wagten sich auch die Eingeborenen an die Arbeit, so wurde das Klima durch Anbau allmählich gesünder. Kolonien sind in Haifa (454 Kolonisten), Jaffa (320 K.), Sarona (269 K.), Jerusalem (300 K.). Dort ist auch das LyceumTempelstift"; in Jaffa ein Krankenhaus; überall sind Schulen. Der Gesamtwert der ganzen Kolonie beträgt etwa 6,320,000 Francs. Vom Reich bekommt die Tempelgesellschaft jährlich ungefähr 4000 Mark. Dies der materielle Erfolg. Wichtiger ist denTemplern" die geistige Bedeutung: Herstellung christlicher Gemeinde und damit Lösung der sozialen Frage.

Hierüber berichtet Dr. Paulus. Nur ganz kurz mögen die Grundgedanken folgen: 2 Fragen bewegen die Gegenwart: die soziale und die religiöse. Im Vordergrund stehe auch in Deutschland die soziale Frage, deren Vorhandensein sich im menschl. Leben durch die Thatsache unbefriedigender Zustände beweist. Dies sei nicht neu. Hingewiesen wird auf den Bauern­krieg, die Revolution und das Jahr 1848. Auch unsere jetzige Zeit weise auf ähnliches hin, denn die heutige Industrie habe einen neuen Stand, die Ar­beiter, geschaffen,, welche im Lauf der Zeiten auf Besserstellung in jeder Hinsicht arbeitet. Früher habe man geglaubt, es gebe überhaupt keine Lösung der sozialen Frage. Diesen Standpunkt verwerfe die Sozialdemokratie und suche eine Lösung der soz. Frage um jeden Preis, so durch Veränderung in der Produktion und des Besitzes, auf den jeder Anrecht habe. Im Bund mit diesen sozialdemokr. Gedanken zeige sich ein religionsfeindl. Zug in der ganzen Be­wegung und es sei ein innerer Zusammenhang zwischen soz. und relig. Frage zu leugnen. Die Reformation habe den Bauernkrieg, die Revolution den Kultus der Vernunft im Gefolge gehabt. Diese Abwendung von der Religion, anfangs nur auf einzelne Stände beschränkt (Wissenschaft), ist nun in das Volk ge­drungen; die allg. Ansicht herrscht, das Christentum sei nicht mehr haltbar, es könne keine Besserung schaffen, ja es verhindere sogar eine solche. An Stelle des Glaubens, daß Gott sei, ist der Glaube getreten, daß kein Gott und keine Ewigkeit sei, und mit diesem Glauben verknüpft sich der Gedanke, daß eine Besserung der menschl. Zustände möglich ist. Es ist dies das Evangelium des Diesseits, das d. Evange­lium des Jenseits gegenüber gestellt wird und das ist seine Macht. Es handelt sich um einen Entscheidungs­kampf um den christl. Glauben.

Nun fragt es sich: Sind im Christentum Ge­danken, welche einen Ausweg zeigen? Ist das Christen­tum, wie wir es haben, vollständig? Redner bejaht diese Fragen. Das Christentum sei dazu berufen, die sozialen Verhältnisse der Menschheit zu regeln. Schon in den Reden Jesu handle es sich um soz. Probleme. Redner führte das weitere aus und kommt dann zu der Ansicht, daß diese soz. Gedanken auf der Be­stimmung des Menschen beruhen: sich bis zur Voll­kommenheit zu entwickeln. Eine Besserung der Zu­stände sei nur möglich, wenn die Menschen selbst sich bessern. Dann werden auch die Krankheit, an denen

die Menschheit leide: Materialismus und Pessimismus verschwinden.

Zu dieser Besserung der sozialen Zustände wolle die Tempelgesellschaft helfen, das sei ihr tieferer Zweck; nicht die Kolonien; diese sind nur Mittel zum Zweck. Redner bittet sodann um gütige Aufnahme und Er­wägung der Gedanken und damit der Sache der Tempelgesellschaft. Die geistreiche und überaus maß-- volle Darlegung machte unleugbar einen sehr gün­stigen Eindruck.

* Calw. Letzten Samstag hatte Hr. Fabri­kant Baumann das seltene Jagdglück, in der Nähe der Station Teinach an der Nagold ein Prachtexemplar von einem Schwan zu erlegen. Dieser stolze Vogel, welcher sich in Gesellschaft von noch etwa 5 Stück befand, wiegt doppelt soviel als eine Gans. Wahr­scheinlich war den Tieren ihr gewöhnlicher Aufent­haltsort in Dänemark, Norwegen, Schweden und Norddeutschland zu kalt und in Folge der großen Kälte auch die Nahrung ausgegangen, so daß sie sich gezwungen sahen, offene Gewässer in südlicheren und wärmeren Gegenden aufzusuchen.

ch Neuweiler. Seit einiger Zeit hält Herr Dr. F. Paulus aus Stuttgart hier und in der Umgegend verschiedene Vorträge überdie Jesuiten­frage",die soziale Frage" und läßt dabei ein Schrift- chenWesen des Christentums" von Christoph Paulus zur Verbreitung gelangen. Wenn man nun auch mit den Ausführungen des H. Paulus in den beiden Fragen im großen Ganzen auf demselben Boden stehen kann, so müssen wir doch unsere Zustimmung zu der Art und Weise, wie die genannten Fragen v. H. Paulus zu Gunsten desTempels" verwertet werden und zwar auf Kosten der Kirche, ent­schieden ablehnen. Herr Pfarrer Storz von hier hat sich nun die Mühe genommen, vor zahlreicher Ver­sammlung in einem l'/s (kündigen freien Vortrag die letztere Frage unv ganz besonders die Frage über: Stellung der Kirche zum Tempel" ausführlich zu beleuchten, wofür ihm auch an dieser Stelle der wohl­verdiente Lohn ausgesprochen sein soll. Einige Haupt­sätze aus dem Vortrag mögen hier Platz finden. Die vorwiegende Tendenz des H. Dr. Paulus ist die, zu zeigen, daß die evangelische Kirche als solche so viel wie nichts thun könne zur Abwehr der drohenden Gefahren der Gegenwart, angesichts der mannigfachen Lehrstreitigkeiten. Dem entgegen weist H. Ps. Storz darauf hin, daß ja auch dem Tempel während der verhältnißmäßig kurzen Zeit seines Bestehens ähnliche Differenzen nicht erspart blieben, welche sogar zu einem Bruch innerhalb desTempels" führten, (cf. die Hardegg'sche Gegenbewegung). Aber ihre prak­tische Aufgabe habe, namentlich seit dem Erwachen des Pietismus die Kirche nie aus den Augen verloren, (innere Mission, Wichern, Fliedner, v. Bodelschwing, Stöcker.) DerTempel" erklärt, das rechte Mittel gegen Sozialdemokratie u. s. w. sei die Aufrichtung desKönigreichs Christi" oderKönigreich Gottes". Daß aber dieses weit angelegte Progranyn irgend welche faßbaren Seiten darbiete, zeigen uns weder die Lehrschriften des Tempels, noch seine sonstige Vertretung.. Auch die Kirche arbeitet auf nichts an­deres hin, als auf die möglichste Vervollkommnung des Menschen und des Reiches Gottes auf Erden, nur daß sie, die Kirche, die Vollendung selbst nicht

habe. Daß ich am nächsten Tage einen Besuch bei Fräulein Maitland machte, um zu fragen, ob der Schrecken keine üblen Folgen für sie gehabt, wirst Du nur begreiflich finden; seitdem habe ich den Weg zu Lillp's Wohnung öfters gefunden," schloß Fritz mit schelmischem Lächeln,und so aber da sind wir, Onkel."

Sie standen vor einem kleinen, netten Hause; ein sauberes Dienstmädchen öffnete und führte die Herren in ein einfach möbliertes Zimmer, worauf sie Fräulein Maitland benachrichtigte. Im nächsten Augenblick erschien das junge Mädchen; ihr liebliches, frisches Gesichtchen war wie in rosige Glut getaucht, als sie Fritz begrüßte, und der Advokat dachte bei sich, es sei gar nicht unatürlich, daß der junge Mann sich in die hübsche Kleine verliebt habe.

Fritz stellte jetzt Herrn Wapping als seinen und seines Vaters ältesten Freund vor; Fräulein Maitland reichte dem alten Herrn ihre hübsche, lpeiße, kleine Hand und bald war die Unterhaltung im bestem Gang. Herr Wapping wußte mit vielem Geschick das Gespräch auf Lillp's musikalisches Talent, von dem er vorgab, schon viel gehört zu haben, zu lenken, und nachdem das junge Mädchen ihm bereitwillig etwas vorgespielt, fragte er sie, wer ihren Musikunterricht geleitet habe. Lilly er- wiederte, ihre Tante, Fräulein Maitland, die auf einem Gute, nicht weit von Rich- mond, gewohnt, habe sie in der Musik, wie in allen anderen Fächern, von den besten Lehrern unterrichten lasten, und während das junge Mädchen sprach, lauschte der Advokat aufmerksam nicht nur ihren Worten, sondern auch ihrer Stimme. Die­selbe klang ihm so bekannt und doch wußte er, daß er noch nie mit Lilly zusammen­getroffen sei. Als er eine diesbezügliche Bemerkung machte, meinte Fritz scherzend, ihm sei es ebenso ergangen, und dann bat er das junge Mädchen, dem Advokaten möglichst genau Alles mitzuteilen, westen sie sich aus ihrer frühesten Kindheit und Jugend erinnere. Lilly blickte de» jungen Mann verwundert an, Herr Wapping aber sagte ernst und freundlich:

Liebes Fräulein mein junger Freund hier hegt festes Vertrauen zu meiner Kombinationsgabe, die, wie er behauptet, das Privileg aller Advokaten ist, und so

ist er zum Beispiel fest davon überzeugt, daß ich ihm Stande sein werde, aus dem Wenigen, dessen Sie sich von früher erinnern, zu erraten, welcher Familie Sie ent­stammen rc. Also stellen Sie mich immerhin auf die Probe; verschweigen Sie mir nichts, wenn Sie es auch für unbedeutend halten, und bedenken Sie, daß eine jede Kette aus vielen einzelnen, mitunter recht kleinen Gliedern besteht. Fehlt eines dieser Glieder, dann ist die Kette unvollständig; also sprechen Sie ohne Scheu und überlassen Sie es mir, die Wichtigkeit und Unwichtigkeit der einzelnen Thatsachen zu beurteilen."

Lilly Mallland blickte verwundert und unschlüssig auf den alten Herrn und dann auf dessen Begleiter, als aber Fritz aufmunternd sagte:

Sprich ohne Scheu, Lilly. Onkel Wapping ist unser Beider bester Freund." da besann sie sich nicht länger, und begann von ihrem früheren Leben zu berichten:

Meine ersten Erinnerungen sind mit kleinen, prächtig geschirrten Pferden, zierlichen Wagen und geputzten Kindern verknüpft," sagte sie lächelnd:ich sehe mich, mit Gold und Flitter behängt, in einem Cirkus, ich hatte eine kleine Peitsche und trieb zwei, vor ein schönes, kleines Wägelchen gespannte Ponnies über die Bahn- Man warf mir von allen Seiten Blumen und Bonbons zu. Die Musik spielte lustige Weisen, und ich war vergnügt und glücklich. Ich Habs die Empfindung, als müßte ich jahrelang in dieser Weise gelebt haben, aber ich weiß wohl, daß dem nicht so sein kann, denn Tante Maitland hat mir oft gesagt, ich sei, als sie mich bei sich ausgenommen, jedenfalls nicht älter als vier, höchstens fünf Jahre gewesen."

Und wann kamen Sie zu der Dame, deren Namen Sie jetzt führen?" fragte Herr Wapping lebhaft.

Im letzten Jahre deS Bürgerkrieges. Etwa zehn Stunden von hier entfernt liegt die Besitzung Tante Maitland's und ganz in der Nähe derselben fand damals ein Gefecht Stall. Die siegreichen Truppen der verbündeten Nordstaaten verfolgten die zersprengten feindlichen Schaaren und ein Reitersmann brachte mich dem alten Fräulein Mallland, und bat sie, für das verlassene Kind, welches er am Rande