ersuchte ihn, die vom deutschen Gesandten verlangte Untersuchung einzuleiten. Die Untersuchung soll am Donnerstag beginnen."

Tages-Ueuigtreiten.

Calw, 16. Jan. Der Winter fängt nach­gerade an recht ungemütlich zu werden, ja Besorg­nis zu erregen. Wir melden nach auswärts einen Schneefall von 1 Fuß Höhe und zum Teil Mannes­höhe auf dem Wald, wo vielorts den Bahnschlitten mit Schäufeln nachgeholfen werden mußte. Diesen Morgen hatten wir wieder 1214° (L) Kälte. Das Eis auf der Nagold ist etwa 3040 om dick und ist bei raschem Umschlag der Witterung Hochwasser mit schwerem Eisgang zu befürchten. Die Wasser­werkbesitzer sehen sich bereits für diesen Fall vor.

Tübingen, 14. Jan. Oberstlieutenant Stoh- rer, der Kommandeur des hiesigen Bataillons, wel­cher vorgestern abend auf dem Wege vom Kasino nach Hause von einem plötzlichen Unwohlsein befallen worden ist, soll außer Gefahr sein.

Vom Schönbuch berichtet dieTüb. Chron." : Infolge der anhaltenden Kälte und des tiefen Schnees kamen in jüngster Zeit einige Familien Hochwild aus dem Innern des Schönbuchs auf die Felder und Baumgüter, wo sie an den Obstbäumen sicher großen Schaden angerichtct hätten, wenn nicht dank dem Ent­gegenkommen S. K. H. des Prinzen Wilhelm so­fort außerordentliche Treibjagden angeordnet worden wären, wobei es gelang, 4 Tiere zu erlegen und die anderen in das Innere des Forstes zurückzutreiben.

Reutlingen, 13. Jan. Ein rabiater hiesiger Konditor sperrte dieser Tage seine Frau, mit welcher er nicht gerade auf gutem Fuß steht, so­wie seine Kinder in eine Dachkammer ein, ohne den­selben Nahrungs- und Heizungsmittel zu reichen. Be­reits zwei Tage waren die Unglücklichen eingesperrt, bis es ihnen gelang, durch einen Zettel, den sie zum Fenster hinunterwarfen, die Polizei in Kenntnis ru setzen, welche sie aus ihrer Lage befreite. M. sollte nun vor dem Polizeiamtmann erscheinen, worauf er erwiderte:Der soll zu mir kommen". Als der Wachtmeister erschien, begegnete ihm M. mit einem geladenen Revolver. Derselbe wurde ihm entrissen und seine Verhaftung vorgenommen. Nach etwa einer halben Stunde wurde M. wieder in Freiheit gesetzt.

(Albbote.l

M.-Gladbach, 12. Jan. Daß im Stoff­gewerbe viele Arbeiter der Vorteile der Alters- und Invalidenversicherung theilhaftig werden, geht daraus hervor, daß allein für den hiesigen Stadtbezirk 82 Altersrentner schon jetzt vorhanden sind. In eisen­gewerblichen Bezirken dürften gleich hohe Zahlen kaum erreicht werden.

Berlin, 10. Jan. Wegen Verfehlung gegen das Nahrungsmittelgesetz hatte sich vor dem Landgericht Kottbus der Geflügelhändler Ferdinand Buhlan aus Betschau zu verantworten. Er betrieb seit 1875 bis vor einigen Jahren unter anderem auch einen Butterhandel nach Berlin. Er kaufte die Butter in kleinen Mengen ein, ließ sie durch seine Arbeiter zusammenknetten und dann zum Versandt nach Berlin einpacken, wo er sie in größeren Posten verkaufte. Beim Waschen der Butter, das wöchentlich einmal, auch zweimal geschah, war Buhlan gewöhnlich zugegen, und hierbei ist es nun, wie sämt­liche Zeugen aussagten und beschworen, wiederholt

vorgekommen, daß der Herr Butterhändler Buhlan in die Butter gespieen hat. Es seien dies jedesmal größere Mengen Butter gewesen, welche sodann jedes­mal nach Berlin geschickt wurden. Auf Fragen der Arbeiter, warum er dies mache, habe Buhlan erwiedert, er thue dies deshalb, damit ihm seine Leute nichts von der Butter stehlen sollten." Der Staatsanwalt bezeichnet« die Handlungsweise als bodenlos gemein und beantragte 6 Monate Gefängnis. Der Gerichts­hof erkannte auf 3 Monate Gefängnis, weil die Schuldnur" in 10 Fällen als erwiesen erachtet wurde.

Der anhaltend strenge Winter, so wird aus Berlin geschrieben, die stark verminderte Bauthätig- keit und die plan- und ziellosen Ausstände haben einen großen Notstand unter der Berliner Arbeiter­bevölkerung hervorgerufen. Auf den Leihämtern ist fortgesetzt ein gewaltiger Andrang von Arbeiterfrauen, welche Wirtschaftsstücke versetzen; in den kleinen Vor­kostkellern des Nordostens werden nur Kartoffeln be­gehrt, und auch die meisten noch auf Kredit. Bei den Pferdebahndepots fanden sich am Morgen des ersten Schneefalles Tausende ein, welche Arbeit suchten; in der Zimmerstraße, wo das Jntelligenzblatt ausgegeben wird, mehren sich von Tag zu Tag die Reihen der blaßwangigen Männer, die mit fast fieberhafter Eile die Stellengesuche durchfliegen. Leute, welche mit der Arbeiterbevölkerung engste Fühlung unterhalten, behaupten, daß besonders unter Anstreichern, Tischlern und Maurern die Not am größten ist, wenngleich solche Zustände, wie sie aus dem Osten Londons gemeldet wurden, Berlin zum Glück erspart geblieben sind. Den Notstand werden nun die Sozial­demokraten zu Agitationszwecken ausnutzen, es sollen Versammlungen von Arbeitslosen stattsinden, in denen man zweifellos die Verhältnisse noch viel schwärzer malen wird, als sie wirklich sind. Hoffentlich werden die Agitatoren den Arbeitslosen auch sagen, daß die von sozialdemokratischer Seite ins Werk gesetzten plan­losen Ausstände und andere Brandschatzungen den Notstand zwar nicht herbeigeführt, aber doch zum er­heblichen Teile mitverschuldet haben.

Berlin, 15. Jan. In der heutigen Deut­schen medizinischen Wochenschrift giebt Koch über den Entdeckungsweg an, er habe zuerst gefunden, daß Ver­suche mit verimpften Tuberkelbazillen anders auf das gesunde, Zanders auf das tuberkulöse Versuchstier wirken, und daß abgetötete Reinkulturen von Tuberkel­bazillen, nachdem sie verrieben und im Wasser auf­geschwemmt worden, bei gesunden Versuchstieren sub­kutan eingespritzt werden können, ohne Entstehung einer lokalen Eiterung, während tuberkulöse Versuchs­tiere durch Injektion von geringen Mengen aufge- schwcmmter Kulturen getötet werden. Bei entspre­chender Verdünnung bleiben jedoch die Tiere leben. Dies war der Entdeckungsweg. Indem Koch den Vorgang außerhalb des Körpers zu verlegen und die heilende Substanz zu extrahieren versuchte, fand er das Mittel, mit welchem das neue Heilverfahren gegen Tuberkulose ausgeübt wird. Es ist ein Glycerin­extrakt aus den Reinkulturen der Tuberkelbacillen. Die Substanz scheint nach Koch ein Derivat von Eiweiß­körpern und diesen nahestehend, jedoch nicht Toxalbumin zu sein. Den Vorgang der spezifischen Wirkung stellt sich Koch folgendermaßen vor: die Tuberkelbacillen produzieren bei ihrem Wachstum im lebenden Gewebe einen Stoff, welcher die lebenden Umgebungselemente abtötet und in einen Zustand von Coagulations-(Ge- rinnungS-)nekrose überführt, so daß der Bacillus nicht fortzuwachsen vermag und abstirbt. Auf diese Weise

erkläre er sich die auffallende Erscheinung, daß in frisch tuberkulös erkrankten Organen zahlreiche Bacillen gefunden werden, während letztere in spezifisch er­krankten Organen selten sind oder ganz fehlen. Koch spricht seine Ueberzeugung dahin aus, daß durch Stei­gerung der nekrotisierenden Substanz in der Umgebung des Bacillus die Ernährungsverhältnisse für diesen immer ungünstiger zu gestalten möglich sei und daß darin die spezifische Heilwirkung des Mittels liege. Mit dieser Ansicht seien alle bisherigen Beobachtungen erklärlich und damit bestätigen sich auch die von ihm (Koch) ursprünglich gemachten Angaben über die vor­aussichtliche Heilwirkung des Mittels.

vermischtes.

Deutlich. Ein gutmütiger Bürger aus der Stadt am Niederrhein fuhr auf dem Dampfboot. Er hatte mehrere Stunden Weges gemacht, es verlangte ihn nach Ruhe. In der Kajüte aber waren Bänke und Sessel besetzt; ein Engländer hatte hier für sich mehrere Plätze eingenommen. Er lag der Länge nach auf der weich gepolsterten Bank, hatte unter jedem seiner Füße einen Sessel, stemmte den rechten Arm auf einen dritten und las gleichmütig die Zeitung. Der biedere Rheinländer bat drei-, viermal höflich den Fremden, ihm auch ein Plätzchen zu gönnen. Der Engländer aber würdigte den Deutschen keiner Antwort. Nicht fern davon stand ein Mühlheimer Schiffer; ruhig trat dieser vor und sagte zu dem Ratlosen:Mit dem müßt Ihr englisch sprechen, sonst versteht er nichts!" Darauf packte er den Zeitungsleser gelassen beim Kragen, hob ihn in die Höhe, setzte ihn auf einen Platz und sagte dann kurz und bündig:^68!" Der Sohn Albions riß die Augen auf, aber er blieb ruhig sitzen, wie er nun saß, und der Andere fand jetzt auch seinen bequemen Platz.

Standesamt ßakw.

Geborene-.

5. Jan. Bertha Friedrike, Tochter des Friedrich fele, Wagenwärters.

Getraute:

11. Jan. Christian Fi echter, Maschinenstricker hier mit Wilhelmine Friedrike Köhler hier. Gestorbene:

15. Jan. Johann Friedrich Roller, 19 Tage alt, Sohn des Johann Friedrich Roller, Jacquardwebers.

Gottesdienst

am Sonntag, den 18. Januar.

Vom Turm: 420.

Vorm.-Predigt: Herr Dekan Braun. 1 Uhr Christenlehre mit den Töchtern. 5 Uhr Abendpredigt in der Kirche: Herr Helfer Eytel.

Mittwoch, 10 Uhr, Betstunde im Vereinshaus.

Calw.

Oeffentlicher Vortrag

Montag, den IS. Januar,

abends 8 Uhr,

von Herrn Nektar Vr. Weizsäcker,

über

Herzogin Anna Amalia,

die Begründerin des Weimarischen Blusenhofes".

Amtliche Kekaimtmachmgeu.

Calmbach,

Oberamts Neuenbürg.

Stangeu-Berkauf.

Aus dem Gemeindewald Kälbling kommen am nächsten Montag, den IS. Januar 18S1, vormittags halb 12 Uhr,

in hiesigem Rathaussaal zum Verkauf:

472 Stück tannene und fichtene Bau- und Gerüststangen,

1037 Werkstangen I. bis IV. Klasse,

5264 Hopfenstangen I. bis III. Klasse,

3996 Reisstangen I. und II. Klasse,

3015 Floßwieden III. bis V. Klasse,

wozu Kaufsliebhaber eingeladen werden.

Schultheißenamt.

H ä b e r l e n.

K. Amtsgericht Calw.

Erledigt

ist der am 10. ds. Mts. gegen den Tag­löhner Leonhard Lochner von Appensee

OA. Craisheim wegen gefährlicher Kör­perverletzung erlassene Steckbrief.

Calw, den 15. Januar 1891.

Oberamtsrichter

Deckinger.

Urivat-Anzeigen.

L.-v.

Heute abend Abstimmung.

Nächste Woche backt

Laugenbreheln

Bäcker Hammer. Morgen Sonntag

gesellige Unterhaltung

bei Nachbar Störr.

Mehrere Nachbarn.

Ein solides

Mädchen,

welches selbständig kochen kann, wird für eine hiesige kleine Familie bei gutem Lohn gesucht. Dasselbe hätte nebenbei noch Gelegenheit, sich im Nähen auszu­bilden. Eintritt sofort oder bis Lichtmeß. Auskunft erteilt die Red. d. Bl.

Auf Georgii ist eine

Wohnung

von 3 Zimmern, Küche (mit Wasserleit­ung) und Zubehör, zu vermieten.

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Eine solche, bestehend in 2 Zimmern, Küche, Speisekammer rc., mit Wasser­leitung, ist in gesunder Lage zu vermieten. Näheres bei der Exped. d. Bl.

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