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Jervsvrecher ZS.
81. Iayr-nug. Pastscheckt-M, 511S Stuttgsrt.
Mittwoch, dm 27. Juni
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Beilagen. Plaudrrstübcheu und
Mustr. Sonntagsblau.
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England der Feind des Friedens.
Bsn Rudolf Stratz.
Sittliche Hemmungen in unserem Sinne kennt England nicht. Tut ist, was England nützt. Schlecht ist, was England schadet.
Krieg und Frieden sind daher für den Briten nicht Gegensätze, sondern verschiedene Ausdrücke für dieselbe Sache. Der Frieden ist höchst unmoralisch, wenn in ihm die City nicht genug verdient. Der Krieg ist äußerst gottgefällig, wenn dadurch ein lästiger kaufmännischer Nebenbuhler wie Deutschland beseitigt wird. Krieg ist für England nicht, wie bei Llausewitz, dt« Fortsetzung der Politik mit anderen Mittel», sondern die Fortsetzung des Geschäfts mit veränderten Mitteln. „Lu8iiies8 L8 N8NLÜ" verkündete Lloyd George zu Beginn des Krieges. „Das Geschäft geht weiter!" Den Londoner Jobbern und Brokern zu Ehren stecken wir die Welt in Brand! Machen ein riesenhaftes Geschäft! Zum Kämpfen und Sterben sind die Menschen aus dem Festland da. Zum Nachschub als Kanonenfutter die Farbigen der ganzen Welt!
Niemand gibt seine Geschäftsgeheimnisse preis. Auch der große Wege- und Wasserlagerer an der Themse nicht. Daher warf er und wirft er über seine räuberischen Instinkte jenen widerwärtigen Mantel abstoßender, salbungsvoller. gottgefällige Heuchelei, die ganz England durchdringt und England selber ist. So konnte er die Menschheit, atme daß sie es merkte, zu dem mißbrauchen, was Ihm als die wichtigste und dringenste Ausgabe dieses Jahr- Hunderts im Interesse der City erschien : der Bernichiungs- Krieg gegen Deutschland und dessen die englische Rente bedrohende Friedensliebe im Dienst freudiger Arbeitslust und tatkräftiger Gesittung.
In diesem Geiste, der sich in dem bösen Geist der Erde, Eduard VII., und seinem Gefolge geadelter Börsenjobber verkörpert«, trug England seit 10 Jahren beinah öffentlich und mit kaltblütiger Umsicht die Brandscheite. Zündschnüre und Petroleumkannen zusammen, mit denen er das Haus der Menschheit in Flammen zu setzen gedachte, vrrbüudete sich mit Japan, mit Frankreich, mit Rußland, verblendete Belgien, drohte Portugal, machte Italien und Rumänien meineiokz, sicherte sich Nord-Ameriks — alles zu dem Zweck, das friedlichste und kulturell höchststehende
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Im Wanne «Lei* Ube.
Original-Roman von Hermann Preiß.
24j (Nachdruck verboten.)
Zwei blutjunge Mädchen, die an Breitenfelds Tisch vorübergingen, unterhielten sich gerade über ein gemütliches Fest, das heute einer Genossin zu Ehren veranstaltet werden sollte. Die eine blieb au der Fensternische stehen und indem sie ihren Blick über den Saal schweifen ließ, sagte sie: „Da wird ja die Polizei wieder auf dem Posten sein. Sie wissen auf der Insel (sie meinte damit die Polizeipräfektur, die auf einer Insel liegt, die aus den beiden > Armen der Seine gebiert wird) ganz genau, daß'wir an ! solchen Tagen hi^- alle versammelt sind. Weißt du denn § für heute das Lomngswort?"
! Der Detektiv horchte gespannt auf. Er konnte jetzt >von der anderen im Flüsterton das Wort „Napoleon" hören. Einen Augenblick überlegte er, ob er nicht den jSicherheitsmannschaften das Losungswort verraten solle; Fenn er war sicher, daß unter der Gesellschaft sich mancher befand, der etwas auf dem Kerbholz hatte. Aber im nächsten / Augenblick sagte er zu sich selbst: „Ich habe keine Zeit, /Mich hier in irgendwelche Verwicklungen einzulassen."
Er war froh, daß er das Losungswort erfahren hatte, denn eben bemerkte er einen jungen Burschen, der im Saale umherging und den Anwesenden, soweit sie ihm nicht begannt waren, das Losungswort abverlangte. Wehe dem Eindringling, der nicht sofort auf die Frage antworten konnte.
Glaubte man, daß er noch keinerlei Geheimnisse erfahren habe, so wurde er mit aller Höflichkeit, aber in großer Eile an die Luft gesetzt, wenn er sich nicht auf jemand beziehen konnte, der für ihn eine Art Bürgschaft zu leisten bereit war.
Im andern Falle aber kam eS nicht selten vor, daß me „Apachen" ohne weiteres zu einem Gericht zusammen- traten und den Eindringling kurzerhand zum Tode verurteilten.
.. , Der Detektiv erinnerte sich, daß schon mancher auf diese Werse den Tod gefunden hatte, von dem man nicht
B«!k der Welt aus den Reihen der Menschheit zu streichen.
Noch ehe alle Vorbereitungen zu der Mordbrennerei fertig waren, brach durch die Schandtat von Serajewo von Rußland her der Krieg aus, den Rußland mtt Frankreich zusammen durch Jahrzehnte nicht gegen Deutschland gewagt hatte und jetzt wagte, well es von England ermutigt wurde und England hinter sich wußte. Ich war seinerzeit während des russisch-japanischen Krieges in Moskau und sah, wie kleinmütig und trübe die Rüsten damals gegen Japan und das unsichtbar dahinter stehende England ins Feld zogen. Jetzt erzählten mir aus Moskau geflüchtete Deutsche, daß dort bei Ausbruch des Weltbrandea ein wahrhafter astatischer Höhemausch geherrscht habe: England will den Krieg! England leitet den Krieg! Mit England gewinnen wir den Krieg!
Und daß dann alles doch ganz anders kam, als es in lichten Augenblicken Europa vor der Selbstzerfleischung graute und ein Friedensahnen durch die gequälte, blutende Welt ging, da stand jedesmal schon Jahr» Bull mtt der Stummelpfeife i« Mund und einem neuen großen oder kleinen Volk unter dem Arm da, das er, wie die Buchenscheite in seinen Kamin daheim, in die flackernden Flammen des Weltkriege« warf. Ob er mit Italienern, Portugiesen, Inder, Rumänen. Buren, Sioux-Indianer, Iankees einheizte — ihm war alles gleich Denn es waren ja alles doch nur „dloockzr koreissners", (blutige Engländer), wie der Brite so schön sagt, und die Rüsten am meisten, von deren verbündetem Zaren die Londoner Blätter nach seiner Entthronung freundltchst meldeten, er sei, „wie ein alter Koffer auf totem Strang gelandet."
John Bull konnte sich ungestraft diesen lästerlichen Zynismus gegenüber seinen Opfern leisten. Denn diese Opfer waren durch den Hexenspiegel Eduards VH. so verblendet, daß ganze Volker und Erdteile es für ihre Pflicht hielten, sich unter die Räder des Goldkarrens der Ttly zu werfen, wie die Inder unter ihren Sötterwagen.
Nur eine» hatte sich der große Seelenverkäufer nicht träumen lasten, als er alles bis auf die letzten nackten Wilden gegen das Christentum und die Kultur ausbot; daß auch dieser ganze Massenaufmarsch der Menschheit und Halbmenschheit nicht genügen würde Deutschland zu erschüttern! So stand er nach Jahresfrist vor der Entscheidung, vb er selbst — in Form der allgemeinen
wußte, wo er nach seinem Ausflug in den „Blindenkeller" geblieben war. Er erinnerte sich auch der vielen Angriffe, denen die Pariser Polizei ausgesetzt war, weil sie den Verbrecheraufenthalt nicht kurz entschlossen aufhob. Aber er wußte, daß in jeder Großstadt dem Verbrechen solche heimlichen Zufluchtsorte gewährt werden, denn gerade hier Macht die Polizei ihre bedeutendsten Funde. In diesen Zufluchtsstätten des Lasters ist sie immer sicher, einen oder den andern der von ihr lange Gesuchten zu finden.
Wohin der Reisende kommt in London, Berlin, Wien, Rom, Newyork, allüberall findet er solche Höhlen, die sich nicht durch ihre Besucher, sondern nur durch ihr Außeres oder ihre Einrichtung voneinander unterscheiden.
Aus seinen Betrachtungen wurde Breitenfeld jetzt durch den „Policeman". gerissen, der sehr verbindlich mrd mit lauerndem Blick nach dem Losungswort fragte.
„Napoleon", sagte der Detektiv schnell, ohne die geringste Überraschung zu zeigen.
Der andere schien überrascht. Er maß Breitenfetd mit einem durchdringenden Blick.
Als jener schwieg, setzte er sich kurz entschlossen an den Tisch.
„Der Herr Baron haben uns lange nicht mit Ihrem Besuch beehrt", begann er nach einer Weile, indem er verschmitzt lächelnd mit den Augen zwinkerte.
Breitenfeld überlegte einen Augenblick. Sein Gegenüber mißtraute ihm augenscheinlich. Er tat ruhig einige Züge aus seiner Zigarre. Dann sagte er: „Allerdings, ich war längere Zeit nicht in Paris."
Der andere lachte, rückte vertraulich ein wenig näher und fragte halblaut, indem er sich bemühte, seinen Worten einen scherzhaften Klang zu geben: „Ah so, der Herr Baron waren im Ausland auf Gastspielreisen?"
Er lachte abermals über seinen vermeintlich guten Witz und Breitenfeld stimmte in dieses Lachen ein. Er kannte die Sprache und die Gepflogenheiten dieser Menschen, die sich eine eigne Welt geschaffen haben, indem sie sich für immer von der menschlichen Gesellschaft ausschließen. In gewissem Sinne hatte er sogar Mitleid mit diesen Leuten, die täglich ihr Leben und ihre Freiheit in die Schanze
Wehrpflicht — in den Schützengraben hinsbsteigen oder seinem Bemichlungswillen gegen Deutschland ablaffen sollte.
In Englands moralischem Wahnsinn liegt Methode E» hatte sich nun einmal die Zerschmetterung Deutschland« seit Jahr und Tag als höchste« Geschäflsziel des 20. Jahrhunderts gesteckt. Ich weiß klassische, noch lebende Zeuge« dasür, daß schon im März 1907 hervorragende Engländer in London ganz offen über die Landung ihrer Heere in Belgien und alles, wie es 1914 kam oder kommen sollte, sprachen — und ein Geschäft muß durchgeführt werden, ganz gleich, ob es sich um Pfefferkörner oder Menschenleben, um Blut und Tränen oder Erdöl und Wolle handelt.
So ging das Bluten weiter. Und nochmal« taten Deutschland und seine Verbündeten zu End« des vorigen Jahres das Aeußerste, die Menschheit vom Kreuz des Krieges zu erlösen: in der Großmut des Starken, gestützt aus Recht und Sieg, bot Deutschland die Hand zum Frieden. Und die Antwort Englands und im Thor die der von ihm geknechteten Verbündeten k Bor mir liegen die Londoner großen Blätter aus jenen Tagen! Wir Deutsche werden darin als Antwort auf das Friedensangebot die „tollen Hunde" Europas genannt, die „fliegenden Kindermörder". die „erstaunliche Pyramide des Satans", die „Seeräuber in der Pickelhaube", und es wird den englischen Schulkindern eingeschärft, daß die Erde von „Menschen" und von „Deutschen" bewohnt sei.
Wo bei irgendeinem unserer Feinde damals auch nur im flüchtigen Blick des Auges die Möglichkeit einer Erwägung unsere« Friedensangebot» aufzudämmern schien, da staud schon der englische Scherge hinter ihm und peitschte ihn weiter gegen Maschinengewehre und Drahtverhau. W» in den feindlichen Hauptstädten die Gefahr zu drohen schien, daß auch nur eine einzige vernünftige und zum Frieden mahnende Stimm« sich erhöbe, das wandelte englisches Gold die öffentliche Meinung in einen feinen Pfuhl infernalischen Deutschenhaffes. Wo Völker noch irgendwo aus dem Erdenrund friedlich dem Blutvergießen zuschauten, da faßte England die Schwachen und Kleinen im Genick und stieß sie mit einem Fußtritt in die Flammen. Bis in diese letzten Tage hinein setzt es diesen Massenmord fort. Ein blinder Blulrausch hat England ergriffe». Wir Deutsche können nichts tun. als mit diesem Blutrausch zu ringen und ihn zu besiegen.
schlagen und meinen, daß sie ihren „Beruf" erfüllen wir jeder ehrsame Bürger den seinen. Breitenfeld nahm die Flasche und ließ sich vom Kellner noch ein Glas bringen und nachdem er seinem Tifchgenoffen eingeschenkt hatte, trank er auf dessen Wohl. Nun wurde der andere gesprächig.
„Ich bin hier Saalpolizist", erklärte er, „und man nennt mich darum jkurzweg -„Policeman." Wir müssen hier höllisch anfpassen, denn die Polizei kennt unsere harmlosen Zusammenkünfte hier sehr'gut. Und wenn sie merken, daß irgendwas bes,«öderes los ist, gleich find sie hier. Haben st e doch neulich hier sogar schon einen Menschen gesucht, der in Berlin eine Sache gemacht haben soll, die übrigens nichts eingebracht hat und die bald raus sein wird."
„Was?" rief Breitenfeld anscheinend erstaunt, „hier haben sie deshalb Nachforschungen angestellt?"
„Na natürlich."
Gleichgülfig, als ob ihn die Sache nur ganz oberflächlich interessiere, fragte Breitenfeld: „Um was handelt es sich denn?"
„Genau weiß ich's auch nicht", entgegnete der andere, „ich Hab mich um die Geschichte nicht weiter gekümmert. Ich habe nur gehört, daß einer in Berlin ein Perlenkollier gestohlen hat und es hier in Paris mit einem andern zusammen verkaufen wollte. Übrigens", setzte er hinzu, „die da drüben sitzen, waren glaube ich mit bei, oder der eine wenigstens."
Einen Augenblick drohte Breitenfeld aus der Rolle zu fallen, aber er hatte sich schnell wieder gefaßt.
Er wollte noch eine Frage an sein Gegenüber richten, aber der andere unterbrach ihn plötzlich:
„Wie lange hast du denn gehabt?"
Innerlich amüsiert gab Breitenfeld zur Antwort:
„Zwölf Jahre."
„Na ich danke", sagte der andere, „weswegen denn?"
Breitenfeld lehnte sich in seinen Stuhl zurück und erwiderte mit überlegener Miene:
„Wir hatten seinerzeit die Entdeckung gemacht, daß die Bank mit Schätzen überladen sei und beschlossen sie zu erleichtern."
(Fortsetzung folgt.)