Wirtschaft erhalten, in zweiter Linie sie verteilen, in dritter Linie kommt die Preissrage. Die Preisfrage ist für die Landwirtschaft nicht entscheidend. Die Zwangsproduktion wäre ein Unglück. Jedem Wechsel in der Bewirtschaftung folgt ein Rückgang der Wirtschastsersolge. Das Schlimmste ist der Arbeitermangel. Gegenüber der Beschaffung von Munition, Waffen und Nahrungsmitteln, muß alles andere zurücktreten. Die Fragen der landwirtschaftlichen Produktion sollte man nicht zur eigentlichen Aufgabe der Kriegs- ernährungsomtes machen. Bei der nach Hindenburgs Urteil glänzenden militärischen Lage wird unser Volk auch weiter entschlossen sein, die Boraussetzungen für das weitere Durchhalten zu erfüllen. Helft n Sie uns die Schaffenskraft u. Arbeiissreudigkeil der Landwirtschaft stärken und erhallen.
Präs. v. Batocki: Bei unseren Maßnahmen kommt es weniger auf Paragraphen als auf den guten Willen der Bundesstaaten, wie der Bevölkerung an. Politische Erwägungen sind für unsere Entschließungen nicht maßgebend. Mir wird auch der Vorwurf gemacht, ich nehme zuviel Rücksicht aus meinen Piivarberus und meine Vergangenheit. Das neue Kriegsamt wird stets in enger Fühlung mit dem Kriegsernährungsamt arbeiten. Einzelheiten über die Amtsführung des Kriegsomtes stehen noch nicht fest. Ich verspreche mir von ihm bessere Beziehungen zwischen der Ernährung der bürgerlichen Bevölkerung und des Heeres, zwischen dem Inlande und den besetzten Gebieten. Bet großem Gegenwartsbedars kann es keine Borratspolitik geben. Der Bedarf an Kartoffeln hat sich verdreifacht. Darunter leidet die Zufuhr. Die Obst- und Gemüskverforgung im nächsten Jahr wird auf bessere Grundlagen gestellt werden. Die hohen Frfchpreise bedauern auch wir. Sie sind aber einem Aushören der Lieferungen oor- zuziehen. Die hohen Dtehprootstonen dürfen nicht bestehen bleiben. Die Kartofselpreise find nicht zu hoch. Im Frieden gibt der Landwirt ab, was er will. Jetzt wird ihm die letzte Kartoffel genommen. Ein Rückgang des Zuckerrübenbaues. der allerdings die meisten Arbeitskräfte erfordert. wäre bedenklich. Bon der Kameradschaftlichkeit, wie sie in den Schützengräben herrscht, finden Sn bei der Be- völkerunZ nicht mehr zuviel. Der Landwirt ist durch Jahrhunderte zum Srldstherm erzogen. Jetzt steht der Gendarm stets hinter ihm. Dieses Umlerneri ist nicht leicht. England hofft noch immer, uns durch Hunger zu bezwingen. Wir können und werden widerstehen, aber nur wenn wir einig und geschlossen Vorgehen. Helsen Sie uns dabei! (Lebhafter Beifall.)
Freiherr o. Gamp (D. F.): Kartoffel dürfen nur zur Ernährung und für militärische Zwecke verwendet werden. Das Apfelwein- und Mostverbst ist ganz richtig. Der Kohlrübenbau muß gefördert werden. Das rügt namentlich im Interesse der Saarkartoffeln. In den Fleisch- bearbeitungsstätten sollten die Knochen zur Fettgewinnung verarbeitet werden.
Wurm (Soz. Arb.): Die ganze Schutzzollpolitik hat es nicht bewirkt, daß unsere Landwirtschaft Deutschland ernähren kann. Ohne Abstinent zu se n, muß eine Ein- schränkung der Alkoyolerzeugung eintreten. Es sollte Bier- und Schnapskurttn geben, die aus Brot- und Kartoffelkar- ten anzur chnen mären. Was zur Verfügung steht, muß gleichmäßig unter Arm und Reich verteilt werden. In Dresden verlangen 80000 Menschen am Ministerium drs Innern Abstillung der Notlage. Ihr Verlangen wurde als berechtig! anerkannt. So kann es nicht weiter gehen. Raffgier darf nicht die Mitmenschen ausnützen.
Die Abstimmung über eine fortschrittliche Entschließung betr. Adschlachmng von Rindvieh wird abgefetzt. Die übrigen Anträge werden angenommen.
Es folgt der Ausschußberlcht über die Entschließungen betr. Famillenunterstützungen und Textilwaren-Bezugescheine.
Min.-Dir. Dr. Lewald: Die Famillenunterstützungen machen monatlich 130 MM. aus. Die Resolution for- dem eine Erhöhung um 45 MM. -H. Im D.zember sollen sie sogar doppelt bezahlt werden. Das würde eine Monatsausgabe von 350 MM. .6 betragen. Dies geht nicht an, so sehr wir eine Notwendig anerkennen, die Familienunler- stützungen in zahlreichen Fällen zu erhöhen. Es wird auch eine Erhöhung der Familienunterslützungen eintreten.
Der amtliche Tagesbericht.
WTB. Großes Hauptquartier, 6. Nov. Aurtl. Tel.
Westlicher Kriegsschamplatz. Heeresgruppe des
SeuenlselwurschaLs Sroupriur Aupprecht«, Paper«:
In der Dauerschlacht an der Somme war der 5. November wiederum ein Großkampftag erster Ordnung. Engländer und Franzosen haben mit sehr bedeutenden Kräften und unter Einsatz der ganzen Feuerkraft ihrer Artillerie einen gewaltigen Stoß gegen die Front der Armee des Generals von Relow geführt. Die unter den Befehlen der Generale Freiherren Marschall von Deimling und von Garnier stehenden Truppen verschiedener deutscher Stämme haben unerschütterlich standgehalten und dem Feinde eine schwere Niederlage bereitet. Teile des Straßburger Korps, des sächsischen u. ba- dener Kontingents, Berliner, Hanseaten, sowie das Meininger Infanterie-Regiment haben sich besonders ausgezeichnet. Äuf der ganzen, fast 20 Km. breiten Angriffsfront von Le Sars bis Bouchavesnes haben die verbündeten Gegner größte blutige Verluste erlitten und abgesehen von einem wörtlichen Gewinn am Nordteil des St. Pierre Vaast-Waldes nichts erreicht. Wo sonst der Feind bis in unsere Linie Vordringen konnte, wurde er sofort wieder hinausgeworfen und ließ 10 Offiziere, 310 Mann und Beute in unsrer Hand. Nordöstlich von Le Sars wurden allein über 70 Gefangene und 11 Maschinengewehre eingebracht.
Bei Soissons wurde der Angriff einer schwachen französischen Abteilung abgeschlagen.
Heeresgruppe des deutsche« -roupriuzeu:
Rechts der Maas im Abschnitt von Hardou- mont heftige Artillerie- und Handgranatenkämpfe.
Oestlicher Kriegsschauplatz.
Sriut des Se«erslsel-«arschMsPriuz Leopold vouPsperu:
Keine wesentlichen Ereignisse.
Rout des Geueruls der Kavallerie Erzherzog Karl .
Die Kämpfe im Toalgyesabschnitt, sowie zwischen der Altschanz- u. Bodza Paß-Straße dauerten ohne wesentliche Aenderung der Lage an. Südwestlich von Predeal gewannen wir die Höhe La Omu und machten südöstlich des Roten Turm- Passes weitere Fortschritte.
Beiderseits der Szurduk-Paßstraße wurden rumänische Angriffe abgeschlagen. Wir nahmen an der Südfront über 450 Mann gefangen.
Valkankriegsschauplatz.
Nichts Neues.
Der Erste Generalquartiermeister:
Zudendorff.
Coßmann (Ztr.): Die Not ist oiclfach groß Dis Erhöhung der Unterstützung muß sehr bald eintrcün. Die Kommunen, auch aus dem platten Lande, müssen mehr als bisher tun.
Hierl-Anedach (Soz.): Angesichts der ungeheueren Kriegsausgaben sollten Liese 350 Mill. monatlich wirklich keine Rolle spülen. Wir müssen durch Annahme der s Resolutionen die Regierung zwingen, ihre Pflicht zu Lun.
und das elektrische Licht im Arbeitszimmer anzudrehen. Tr hatte ja von seinem Herrn Befehl erhalten, die Damen Kowitlsky jederzeit eintreten zu lassen und hielt sich an seine Instruktion.
„Wollen gnädiges Fräulein den Mantel oblegen?" fragte er, ihr einen Sessel zurechtrückend.
„Nein, danke, es ist nicht zu warm hier. Sollte er mir lästig werden, lege ich ihn selbst ab. Ich sehe, Eie sind bei der Arbrit, Riemer. Lassen Sir sich in keiner Weise durch meine Anwesenheit stören. Ich nehme mir hier ein Buch und lese, bis die Herrschaften zurückkehren."
Riemer verneigte sich mir einer entschuldigenden Geste aus seine Schürze.
„Ich bin gerade dabei, Türen zu waschen, gnädige« Fräulein." Sie lachte harmlos.
„Nun. wenn Sie nicht gerade die Türen in diesem Zimmer waschen wollen, so lasten Sie sich nicht stören. Ich brauche Sie nicht. Sollte ich Ihrer bedürfen, klingle ich."
„Sehr wohl, gnädiges Fräulein."
Mit einer Verbeugung zog sich Riemer zurück.
Draußen überlegte er sich, was er tun sollte, wenn Fräulein o. Laffow zurückkehrte, ehe sein Herr mit seiner Mutter zurückkam. Sollte er dann Fräulein von Lossow ins Arbeitszimmer sühren und ihr melden, daß Fräulein von Kowalsky hier war, oder sollte er sie einfach, wie ihm sein Herr geboten, in das Wohnzimmer sühren? Die Per- bindungstür zwischen den beiden Zimmern war geschloffen. Schließlich brauchten die Damen gar nichts von ihrer gegenseitigen Anwesenheit zu misten. Er konnte ja nicht wissen,
ob es seinem Herrn angenehm war. wenn sich die beiden jungen Damen sahen. Daß zwischen seinem Herrn und der schönen Russin zarte Bande angeknüpft morsen waren, hatte Riemrr längst gemerkt. Und er wußle, daß man in solchrn Fällen nicht vorsichtig genug sein konnte. Jedenfalls beschloß er, sich strikte an seine Instruktionen zu halten und darüber hinaus den Dingen freien Laus zu lasten, also Ross nach ihrer Rückkehr ins Wohnzimmer zu führen, ihr dort den Tee zu servieren und von der Anwesenheit der schönen Russin nichts zu berichten. Dann hatte er aus alle Fälle keine Dummheit gemacht.
Unter diesen Betrachtungen nahm Riemer Leiter und Eimer und begann sein Werk an der Borsaol üc.-
Nakascha hatte, als Riemer das Zimmer verlosten hatte, einen Moment hinourgelauscht. Sie hörte Riemer hantieren. Ihre Gestalr straffte sich. Wieder erschien aus ihrem Antlitz der harte, entschlossene Ausdruck.
Leise glitt sie zu der Tü-, durch welche Riemer hinausgegangen war. und schob vorsichtig, jedes Geräusch vermeidend, den Riegel vor. Falls Riemer doch gegen ihren Willen eintreten wollte, mußte er warten, bis sie den Riegel wieder zurückgeschoben hatte. Dann kor-me sie ihm irgendeine Erklärung geben und etwaige Bedenken mit einem erneuten Trinkgeld beschwichtigen.
Sie wollte vorsichtshalber auch die Tür zum Wohnzimmer abriegeln, aber an dieser schrie Riegel und Schlüssel. Dcch erschien ihr dies nicht wichtig, da Riemer sicher nicht durch diese eintreten würde. Eilig nahm sie nun aus ihrer Manteltasche die Papierrolle und das schmale, lange Kästchen.
Meye »Herford (nat.lib.): Die Kindern ichen Beamtenfamilien müssen bei dm Teuerungszulagen auch berücksich- rigt werden.
Liesching (F.B.): Zweifellos wird im Winter bei vielen Krlegkrfamttten die Not einziehen. Wir schützen auch die Kämpfer an der Front, wenn wir ihren Ange- hörigen daheim das tägliche Brot geben.
Es folgt der Beschluß über den Schutz der Bezeichnungen „Nationalstistung" und „Marinestrstung".
Der Ausschuß empfiehlt, den Bericht hierüber auszusetzen, dafür ober in Form einer Resolution zu beschließen, die ganze Kriegswvhlsahrtspslege reichsgesetz'.ich zu regeln.
Das Hau» beschließt dementsprechend.
Damit ist die Tagesordnung e ledigt.
Präsident Dr. Kämpf: Wir nähern uns dem Ende unserer Tagung. Unsere Arbeiten warm auf des Allgemeinwohl gerichtet in der festen Urbsrzeugung und dem unerschütterlichen Vertrauen, daß Deuischla. d im Verein mit seinen treuen Verbündeten allen Ausgaben gewachsen ist, die militärisch, wirtschaftlich und finanziell dieser Krieg sondergleichen kostet. Die Pläne unserer Feind: sind gescheitert. Sie Werden auch weiterhin scheitern an dem Bewußtsein des deutschen Volkes und an seiner inneren Stärke. Sie werden scheitern an dem Bewußtsein, wie Großes das deutsche Volk bisher geleistet hat und zu welchen großen Leistungen es auch fernerhin fähig ist. Kaiser und Reich, dem deutschen Bold, dem deutschen Volk-Heer, von sei-er obersten Leitung an bis zum Landsturmmann, ohne Unterschied, gilt in diesem Augenblick, wo wir unsere Arbeiten schließen, der wärmste, dankbarste Gruß. (Bravo!) Gott schütze das Vaterland! (Lebhafter Beifall.)
Staatssekretär Dr. He! fferich verliest die Kaiserliche Bertagungeorder, die die Bestimmung enthält, daß der Hauprausschuß auch während der Vertagung zusamrnemreten kann.
Präsident Dr. Kämpf: Wir trennen uns mit dem Ruf : Se. Majestät Kaiser. Volk und Vaterland leben hoch! (Die anwesenden Abgeordneten der bürgerlichen Parteien, die Regierungr-oertretsr stimmen in den Ruf ein, die Sozialdemokraten hatten sich erhoben.)
Kampfberichte unserer Verbündeten.
Wien, 5. Nov. WTB. Amtliche Mitteilung vom 4. November, mittags:
Italienischer Kriegsschauplatz.
Auf dem Karst richieten die Italiener gestern ihre Hauptanstrengungen gegen unsere Stellungen im südlichen Teile der Hochfläche. Diesmal war der Raum um Iamions der Brennpunkt des Kampfe«. Unsere dortigen Gräben wurden von früh an unter lebhaftem Feuer gehalten, daß jedesmal vor d;m Borgchm der Infanterie an Stärke zunahm. Alle Angriffe, ganz besonders aber der letzte, der noch um 8 Uhr nachmittags versucht wurde, brachen unter schweren Feindverlustkn vor unseren Lini-n zusammen. An den anderen Teilen der Schlachtsront dauert der Artillerie- Kampf mit ungeschwächter Kraft fort.
*
Sofia, 6. Nov. (Am licher Bericht vom 5. November.)
Mazedonische Front:
Dis Lage ist unverändert. Feindliche Flugzeuge griffen heute bewohnte Ortschaften hinter der Front an, ohne bemerkenswerten Schaden zu verursachen. Am Fuße der Velas'ca-Planina beschoß der Feind ergebnislos die Dörfer Palmich-Clobdochtitza. Taulowo und Corni-Poroj. Im Sirumatal schwaches ArÜUerieseuer. An der Küste des Aegäischen Meeres Ruhe.
Rumänische Front:
In der Dobrudscha Gefechte zwischen vorgeschobenen Abteilungen. Feindliche Schiffe beschaffen Lonstantza und Mangalis, zogen sich aber, von unseren Wasserflugzeugen angegr.ffen, auf« hohe Meer zurück.
Me Monomie flr Silizim. .
Wien, 4. Nov. WTB. Die morgige „Wiener Ztg." veröffentlicht nachstehendes allerhöchste Handschreiben:
.Lieber Dr. von Koerber! Im Sinne der von mir mit Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser getroffenen Becem-
Dann warf sie mit einem Ruck den Mantel in einen Sessel.
Aus ihrer großen silbernen Handtasche nahm sie leise das kleine Schlüsselbund, das ihr Hasso als Pfand gegeben hatte. Dann trat sie an den Schreibtisch heran. Die Handtasche, die Papierrolle und das Kästchen legte sie aus den Sessel vor dem Schreibtisch. Und nun beugte sie sich herab und pr«bierte, welcher Schlüssel in da« Schloß des Schreibtisches paßte. Und nun wendete Natascha ihre Auf- merksamkeit dem kleinen Knopf an der Seite zu. Erst zog sie daran, dann drehte sie ihn herum, aber dabei funktio- niertr der Mechanismus nicht. Als sie aber kräftig darauf drückte, rollte die leere obere Platte des Schreibtisches geräuschlos zurück und die eingelegte Zeichenplatte hob sich empor.
In Rataschas Augen blitzte es triumphierend aus. Die Muskeln in ihrem Antlitz spannten sich und ließen es fast männlich hart erscheinen.
Aus der Platte lag eine Skizze ausgespannt, einige kleine Zeichnungen lagen lose daneben. Letztere betrachtete Natascha nur flüchtig. Mit kundigen Blicken fand sie schnell heraus, daß sie kein besonderes Interesse sllr sie hatte«. Aber die größere Skizze, das war es. was sie suchte, es war Hasso von Falkenrieds genial« Erfindung, die für einen Kriegsfall ungeheuren Wert hatte und deshalb streng geheim gehalten wurde. Und um dieser Skizze willen hatte Natascha. in Wahrheit eine russische Spionin und Grheimagen- tin, dies Wagnis unternommen. Sie mutzte sich «m jeden Preis eine Kopie dieser Skizze verschaffen. Um das zu erreichen, halte sie das ganze, verlockende Spiel mit Hasso getrieben.
Fortsetzung folgt.