Nur an einigen Punkten ist d-r Gegenangriff unserer Truppen erst im Gange. Weiter nördlich keine Ereignisse von Belang.
Italienischer Kriegsschauplatz.
Im südlichen Teile der Hochfläche von Doberdo kam es gestern zu heftigen Kämpfen. Das feindliche Artillerie- feuer, das in den letzten Tagen schon an Stärke zugenom- men hotte, setzte im Abschnitt Monte Seibust-Monfalcone- Rücken um 10 Uhr vormittags mit größter Heftigkeit ein. Nach ununterbrochen anhaltendem vierstündigem Massenfeuer begannen um 2 Uhr nachmittags die italienischen Infanterieangriffe. Die ersten Versuche des Gegners, aus seinen Deckungen hervorzugehen, scheiterten an der trefflichen Wirkung der braven Artillerie. Trotzdem gelang es dem Feind im Lause des Nachmittags an mehreren Punkten in unsere Stellungen einzudringen. Dank der tapferen Haltung unserer Infanterie wurde er jedoch im Nahkampf überall wieder hinausgeworfen, so daß um 7 Uhr abends di« ganze alte Stellung wieder in unserem Besitz war. Um diese Zeit ließ das Geschützseuer nach und flaute bis zum Einbruch der Dunkelheit völlig ab. Mindestens 7 italienische Regimenter waren an diesem mißlungenen Angriff beteiligt. 230 Mann wurden unoerwundet gefangen, 2 Maschinengewehre erbeutet. Der Nordteil der Hochfläche und der Görzer Brückenkopf standen tagsüber gleichfalls unter starkem Geschützfeuer. In Kärnten wurden aus den Blöcken der Borstoß von drei italienischen Kompanien, an der Tiroler Ostfront der Angriff einer Brigade gegen die Höhen nördlich von Paneoerigio blutig abgewiesen. — Unsere Flieger belegten Bussano erfolgreich mit Bomben.
Südöstlicher Kriegsschauplatz.
Unverändert.
Die Kundgebungen des National- Ausschuffes.
Wenn der Nationalausschuß in der Tat den „Geist von 1914 wieder beleben" will, so wird er sich besinnen müssen, ob er mit ähnlichen Redetournieren, wie am glorreichen 1. August, zum Ziele kommt. Wohl find gar prächtige Worte gesprochen worden, die nicht alle unter Dornen fielen, aber den erwarteten Eindruck haben sie nicht gemacht.
Die Kundgebungen des National-Ausschusses im ganzen Reiche haben keine besonderen Enthüllungen über die Kriegsziele der Reichsleitung gebracht, und die großen Erwartungen, die aus eine Bekanntgabe interessanter Neuigkeiten gesetzt wurden, haben gewiß vielfach enttäuscht. Im Hinblick auf die bestehenden Verhältnisse durste man sich indes auch keinen Hoffnungen hingeben, über Dinge unter- richtet zu werden, die im Schoße der Megierung überhaupt noch keine bestimmten Formen angenommen haben. Alle Reden, zdie von den Vertretern des National-Ausschusses gehalten wurden, haben nicht nur der üblichen Zensur, sondern auch dem Auswärtigen Amt Vorgelegen. Für die Aeußerungrn der Tribünenredner vom Abend des 1. August hatte der Staatssekretär des Arußern sozusagen die Verantwortung übernommen, da er den Inhalt der Ausführungen kannte und somit billigte.
Alle anberaumten Versammlungen, die von Friedens- gesellschasten vorbereitet waren, die den Text der zu haltenden Reden nicht oorlegen wollten, waren verboten worden, und dieses Schicksal traf die Pläne der sozialistischen Arbeitsgemeinschaft überaus schmerzlich. Am Potsdamer Platz in Berlin, wo Abg. Liebknecht vor einiger Zeit sein Mißgeschick suchte und fand, wurde am Dienstagabend wieder - um eine Massenversammlung versucht, doch sie wurde von Berittenen und Unberittenen im Keime erstickt.
Bon den uns vorliegenden Berichten über die Versammlungen des Deutschen National-Ausschusses geben wir die folgenden wieder:
Reichstagsabg. v. Liszt in Stuttgart: „Trotz allen Opfern, die wir gebracht haben und die wir noch bringen müssen, sehen wir ruhig und fest in die Zukunst. Mil
seinem Elend mußte nun Züseli Bocksbart trinken, der schmeckte ihm aber grundschlecht, und man sah gar nicht, daß es ihm anschlug, eher das Gegenteil. Je weniger er aber anschlug, desto böser wurde der Alte mit Züseli. Du trinkst z'wenig, sagte er, es würde sonst schon bessern, der ist ja gut dafür. Willst trinke oder nit! Wegem Bocksbart konnte er fragen, willst oder willst nit, hätte er wegem Tochtermann so gefragt, es hätte vielleicht bester angeschlagen.
Ob Züseli in dieser Zeit Benz nie gesehen, nie gesprochen, misten wir nicht, wir haben Ursache zu glauben, daß sie sich gesehen haben. Am zweiten Sonntag im August saß Züseli daheim vor dem Häuschen und hatte Langeweile und ein Blangen dazu, daß es ihm sein kleines Herz fast versprengen wollte. Der Vater war aus die Egg gegangen. Es hätte wahrscheinlich geweint, wenn es nicht Gesellschaft bekommen hätte. Die Hühner kamen daher, nicht des Fressens wegen, sondern als ob sie bei ihm Schutz suchen wollten. Es wird ein Vogel in der Nähe sein, dachte es. Aber die Hühner wollten nicht wieder »eg von ihm. wie sie sonst tun. wenn sie den Vogel weiter geflogen glauben. Wie halb krank standen sie herum und versetzten keinen Fuß, um Futter zu suchen.
Es donnerte dumpf, das Meitschi wußte nicht von welcher Seite her. Es wurde dunkler, es sei fast, als ob es Nacht werden wollte, kein Wunder, daß die Hühner gekommen, sie würden gemeint hoben, es sei schon Zeit zum schlafen zu gehen, meinte es. Es fürchte sich schier, wenn nur der Vater wieder da wär, sagte es zu sich selbst.
fester Zuversicht sehen wir auch aus unseren Kaiser, den Reichskanzler und den Reichstag. Das Bettrouen zum Reichskanzler muß heute mehr denn je ausgesprochen und unterstrichen werden. Der Redner forderte für die Männer, die die Geschicke des Deutschen Reiches leiten, das Vertrauen. daß der verschärfte Il-Aootkrieg in dem Augen- blick kommen wird, wo di« Gründe der Vertagung in Wegfall gekommen sind. Wenn der Waffenlärm verstummt ist. werden an das Deutsche Reich Aufgaben herantreten, wie sie die Weltgeschichte noch nie gesehen hat. Die Neuorientierung unserer inneren Politik nach dem Kriege wird im Sinne der Gleichberechtigung aller Erwerbssinn de und aller Konfessionen, sowie der Gleichberechtigung aller nichtdeutschen Volksslämme erfolgen".
Professor von Harn ack in Berlin: Im ersten Teil der von fester Zuversicht auf den Sieg getragenen Rede wurde der letzten Rede Asquiths schärfste Zurückweisung zuteil und dem Heere und der Regierung Dank und festes Vertrauen ausgesprochen. Im zweiten Teil wurden als innere Ziel« die Erhaltung und Steigerung der Bolkskraft auf allen Linien und Stärkung unseres Wirtschaftswesens im Sinne einer nationalen Arbeitsgemeinschaft aufgestellt. Als Ziele «ach außen beziehungsweise als Richtpunkte für die Friedensziele nannte der Redner im Anschluß an die vom Reichskanzler gesteckten Ziele die Zurückdrängung Rußlands aus Westeuropa, die Ueberwin- dung des englischen Imperialismus auf dem Meere, die Wiederherstellung eines deutschen Kolonialreiches und die Sichrrung, daß Belgien nie wieder ein englisches Bollwerk gegen Deutschland werde. Der dritte Teil galt den ernsten Geboten der Stunde: ausharrrn, alle Parteigegensätze zurückdrängen, den Kastengeist zertreten und unserem wichtig- sten Frievenswerkzeug, dem Heere, vertrauen. Aeußerste Zurückhaltung in Bezug aus die Frage, wann der Friede komme, sei jetzt der wahre Patriotismus.
Geheimrat Kahl in Dresden: Der Bortrag war ein unumwundenes Bekenntnis zur Politik und zu den Kriegsztelen des Reichskanzlers, wie sie in der bekannten Dezemberrede im Reichstage ausgesprochen worden sind. Lebhafte Zustimmung fand der Redner, als er die Möglichkeit eines neuen verschärfte« ArrlerseeSvvtkriege» streifte, während der Satz „von der künftigen mittleren Linie" mißfällige Zurufe auslöste. Ebenso wurde das zustimmende Interesse der Zuhörerschaft stärker, als der Redrur als Bedingung eines dauernden Friedens die Niederrtngung Englands forderte. Ferner wurde die notwendige Ablehnung eines allgemeinen Friedenskongresses, der nur im Interesse Englands liege, und die Absicht gewisser freundlicher gefälliger Neutraler, die ihre Vermittlerrolle anbieten würden, beifällig ausgenommen.
Friedrich Naumann in Leipzig sprach vor mehr als 3000 Personen : „Wenn man die Geschichte der bisherigen Friedensschlüsse ansehe, so sei der Friede desto leichter zu erreichen, je absoluter eine Seite gesiegt hätte, und desto schwieriger, je weniger klar diese Tatsache sei. Heute müsse sestgestellt werden, daß der Umfang unsrer Leistungen noch nicht ausreicht, um die Gegner zu überzeugen, daß die geschichtliche Entscheidung sich zu unseren Gunsten gewendet hat. Wir müssen am Anfangslage des dritten Kriegsjahres daraus gefaßt sein, daß noch weitere geschichtliche Umwege, Kämpfe und Schlachten kommen werden. Wir müssen unserem Schicksal folgen, damit wir nicht aus Mattigkeit fahren lassen, was wir in zwei Jahren durch den Heldentod so vieler unserer Sökme errungen haben. Die Neuorientierung der inneren Politik werde dem Versprechen des Reichskanzlers gemäß nach dem Kriege bonuyen."
Dr. August Müller, das sozialdemokratische Mitglied des Kriegsernährungsamtes, bezeichnet« in Bielefeld als den Brennpunkt des ganzen Weltkrieges die DardaneTenfrage. Müller meinte, daß Dentschlands Le- densinteressen den Russen den Besitz von Konstantinopel nicht gestatten könne. Andererseits fei zu verstehen, wenn Rußland, das 70 v. H. seiner Getreide- usw. Produkiion durch die Dardanellen aussühre, deren Erlangung intensiv anstrebr. Vielleicht sei es möglich, über die Dardanellen-
Es stand vor das Dach hinaus und über sich sah es den Himmel schwarz wie ein ungeheurer schwarzes Grab. Still war es auch wie im Grabe, kein Vogel zeigte sich mehr, von ferne hörte man ein Gerolle, es war als wenn ein gewaltiger Totengräber Erde wülfe auf einen eben versenkten Sarg.
Fortsetzung folgt.
Zum Tode Jmmelmauus, des bekannten Fliegers, ist ein Zug miizuteilen, der des Aushorchrns wert sein dürste, dergleichen auch nicht vereinzelt steht.
Die Familie des gefallenen Flieger-Oberleutnants Im- melmann zeigte seinen Tod in folgender Weise an: „Unser geliebter Sohn und Bruder, unser Held Max Immelmann siel im Kampf für fein geliebtes Vaterland. G. oerw. Immelmann; E. veno. Bagier, geb. Immelmann, und Franz Immelmann. Wir legen keine äußere Trauer an und bitten von Beileidsbezeugungen abzusehen."
Im Heim der Mazdaznan-Loge in Leipzig, deren Mitglied Immelmann war, fand für di« Angehörigen und Freunde eine schlichte Gedächtnissen« statt. Das Bild des jungen Helden, eine Zeichnung von P. Graf, stand, von Lorbeer umrahmt, auf dem Podium. Auf den ausdrücklichen Wunsch sein« Mutter unterblieb jede Aeußerung der Trauer. „Gedenken wollen wir des Helden, danken wollen wir ihm und uns seiner erfreuen, daß er unser war", so hieß es in der Ansprache.
Das ist nach einem tüchtig und bedeutend ausgefüllten,
frage zwischen Deutschland und Rußland zu einer vorläufigen Verständigung in der Richtung zu gelangen, daß den Russen die freie Durchfahrt durch die Dardanellen garantiert werden könne, was gleichbedeutend sein werde mü dem Ausschalten künftiger Feindschaft zwischen Deutschland und Rußland. Die Möglichkeit seiner Verständigung mir England liegt nach Ansicht de» Redners nicht im Bereichs der Wahrscheinlichkeit, solange nicht England zu einer sol- chen Verständigung gezw««ge« werden kann. Zur Frage der Annexionen übergehend, meinte Dr. Müller, das Stre- den in Drutschland nach Siedlungsgebieten für die Bauernschaft sei wohl verständlich. Dieses Siedlungsgebiet liege aber keinesfalls im Westen, sondern höchstens im Osten. Als innere Kriegsziele bezeichnete er die politische, wirtschaftliche und soziale Gleichberechtigung eines jeden Volksgenossen« in dem eventuell erweiterten Deutschland.
Dr. Paul Rohrdach knüpfte in seinem Bortrag in Dortmund an die von ihm 1910 getanen Aeußerungen, daß der Tag kommen werde, an dem am Tigris der deutsche Infanterist aus Posten ziehe. Er legte die Wichtigkeit der Orientfragr für Deutschland dar: Nur über den Orient gehe ein unbestreitbarer Weg zur deutschen Weltpolitik. Rußland dürfe daher nicht in den Besitz Kostantinopels kommen, und der Suezdanal müsse der Kontrolle Englands entzogen werden. Der konservative englische Politiker Garde habe ehrlich ausgesp-.ochen, daß der Ausgang des Krieges allein davon abhänge, ob die Mittel- und Orientmächte den Weg nach dem Orient behaupten können. Könne der Bierverband den Weg nicht zertrümmern, dann sei der Krieg für ihn mißglückt. Der Krieg muß nach Rohrbachs Ansicht fort- gesetzt werden, bis England am Boden liegt und Deutsch, land als gleichberechtigt neben sich duldet.
Conrad yaußmann erwärmte in Hamburg durch seine Ausführungen die Mehrheit der Versammlung in steigendem Maße, sie vlieS m aller nicht *-«e Wider sprsch. Die Opposition nahm zuletzt einen etwas tnmnk- Inarischr« Charakter an. Dabei kam der in weilen Kreisen Hamburg» herrschende Haß gegen England, der eine scharfe Bekämpfung Großbritanniens durch die U-Boote fordert, zum Ausdruck. Rufe erklangen: „Il-Alvvte heraus! Meder mit Kngkaud ! So darf man den Hamburgern nicht kommen!" Abg. Haußmann betonte: Das Errungene darf nicht in kleinlicher Nörgelei verloren gehen. Die kritische Stunde fordere nicht eine Stunde der Kritik, sondern de« Weiterarbeitens und des Handelns. Der Regierung dürfe man keinen Vorwurf machen, daß sie sich über die Kriegsziele nicht geäußert habe und auch die Erörterung darüber nicht freigebe.
Südekum in Mannheim. „Jeder Mensch," sagt er. „unter den kriegführenden Völkern ist heute von F>!edenssehnsuch< erfüllt. Aber die Regierunqen der Feinde gestatten diesem Gefühle noch heute deinen Einfluß auf ihre Handlungen. Noch immer zielen sie auf die Vernichtung Deutschland» ad. Wir könnten freilich den Frieden haben, wenn wir die demütigende« Bedingungen von ihnen annühnre»; aler dara« ist nicht z« denke«. So heißt es für unser Boik draußen wie daheim, weiter durchhalten bis zum Ende, das unserem Vaterland seinen Bestand und seine Entfaltung sichert. Gewaltige Aufgaben wird unser Volk, in dem jeder Einzelne sich durch den Krieg els Staatsbürger hat fühlen lernen, nach dem Kriege zu lösen haben."
In Saarbrücken traten die Abg. Giesberts und Keinath auf. Ais Kriegsztele bezeichneten die Redner, daß Rußland nicht zum zweiten Male seine Heere in die ungeschützten Grenzen Ost- und Westpreußens marschieren lassen dürfe, und auch ;m Westen müsse uns die Gewähr für unsere künftige Sicherheit geschaffen werden. Belgien dürfte nicht ein Vorwerk Englands gegen Deut- land werden. Die Anschauung des Reichskanzlers stehe darin im vollen Einklang mir dem Empfinden des deutschen Volkes.
In Stettin, wo der Geheimrat Drißmann aus Berlin sprechen sollte, verhinderte ein Verbot des Generalkommandos aus noch unbekannten Gründen^üie^Veran -
in der Erfüllung der Pflicht abgeschloffenen Leben die rechts Stimmung: Dank und Freude, „daß er unser war". Diese Mutter dms man beglückwünschen.
Die Mazdaznan-Loge ist eine vegetarische Lebensgemeinschaft. Unseres Wiffens ist der U sterblichkeitsqedanke dort eine Selbstverständlichkeit. Aber auch jedem Christen, ja schon Platoniker oder ttzeosophisch gestimmten Philosophen müßte die obige Form eines edlen Gedenkens sich ganz von selber einstellen. Aus dem „Türmer"
Der Nnf a« das Gewisse«. Wenn man bestohlen wird, geht man gewöhnlich zur Pvlizet, um den Diebstahl anzuzetgen und auf diesem Wege das verlorene Gut wieder zurückzuerhalten und den Missetäter der Bestrafung zuzuführen. In der Schweiz aber scheint man von dem Gewissen der Diebe eine genügend hohe Meinung zu haben, um zu glauben, daß sie durch eine in der Zeitung veröffentlichte Mahnung zur Reue zur Rückgabe Ihrer Beute zu bewegen seien. Wenigstens geht dies aus den folgenden, höchst sonderbaren Anzeige in dem Schweizer Blatt „Dömokrate" hervor: „Diebstahl! Auf dem letzten Wochenmarkt wurde von dem Spitzenverkaufsstand gegenüber der Kirche eine 15 3tm. breite, äußerst wertvolle Balencienne-Spitze gestohlen. Die Person, die die Tat verübt hat, möge ihr Gewissen prüfen und. wenn sie Reue fühlt, die Spitze anonym an das Geschäft Rachel. 7 Ruelle Haute, zurücksenden." Die betreffende „Person" muß wirklich ein mehr als verhärtetes Gemüt besitzen, wenn sie sich von diesem Anruf nicht rühren läßt.