Potsdam als seinen Freund bezelchnete, am Lisch« des Deutschen Kaisers gesessen hat. Der andere und anschei­nend aussichtsreichste Kandidat der Republikaner ist, po­litisch betrachtet, ein unbeschriebenes Blatt. Oberrichter Hughes hat das Sold des Schweigens dem klingenden Silber der Reden Rooseoelts klug vorgezogen. Zunächst wohl aus Gründen, die in seiner hohen richterlichen Stel­lung zu suchen sind.

Die Annahme einer Prästdentschassdandidatur würde ihn zwingen, seine hohe richterliche Funktion, die sür ihn eine lebenslängliche ist. aufzugeben. Hughes läßt die Ereig- nisse an sich hrrankommen und, wie die Verhältnisse liegen, scheint es der Mann zu sein, der die meiste Aussicht hat, den verfahrenen Karren der republikanischen Partei aus dem Sumpf zu ziehen. Er gilt als ein Mann von tadel­loser Rechtschaffenheit und, was in der amerikanischen Po­litik viel bedeutet, als ein aufrechter Charakter. Niemand anders als Rooseoelt hat dem Bundesobrichter dieses Zeug­nis ausgestellt, also muß es wohl wahr sein, so unange­nehm es im Augenblick Rooseoelt auch sein dürste.

Sicher ist, daß die Mehrheit der Republikaner sür Hughes ist und als zweifellos darf es gellen, daß die er­drückende Majorität der Deutsch-Amerikaner und der Iren von Rooseoelt nichts wissen will. Die Republikaner sind sich klar darüber, daß sie einen Präsidenten ihrer Farbe nur durchsetzen können, wenn sie geschlossen auftreten. Daß Rooseoelt dieser Mann nicht ist, weiß man. So wird man denn in Chikago zunächst den Versuch machen, einen Mann zu finden, auf den sich die Stimmen der Republikaner von Neuyork bis San Franziska vereinigen.

Die Deutsch-Amerikaner, die sich in dem deutsch-ameri­kanischen Notionalbund eine Organisation geschaffen haben, die über eine Million Stimmen verfügt, die klug genug waren, mit der mächtigen Iren-Partet Fühlung zu suchen, was durch die Vorgänge in Irland unterstützt wurde, wer­den bei der bevorstehenden Präsidentenwahl sich zum ersten Male als politische Organisation beteiligen. Sie bekämpfen entschieden die Kandidatur Rooseoelts und drohen mit der Bildung einer dritten republikanischen Partei, die den be­kannten Friedensapostel Henry Ford auf den Schild heben will. Welchen Einfluß diese Drohung in Chikago ausüben wird, muß man abwarten. Die Bedeutung der kommenden Präsidentenwahl beruht für uns darin, daß sie endlich auch die Deutsch-Amerikaner in den Kampf'um die politische Macht führen wird. Bisher waren sie in politischer Hinsicht fast so rechtlos wie die Neger. Während die Iren im Washingtoner Kongreß rund 180 Abgeordnete haben, sitzt kaum ein halbes Dutzend Abgeordnete deutscher Abkunft auf den Bänken der Amerikaner. Die Deutsch- Amerikaner haben sich bisher mit Händen und Füßen da­gegen gewehrt, als politische Organisation zu gellen. Sie begnügten sich damit, vom Atlantischen bis zum Stillen Ozean deutsche Lieder zu singen und waren glücklich, wenn man sie als die Stillen im Lande rühmte, die dem Dollar­lands einen Hauch deutschen Geistes aus Schillers und Goethes Zeit gebracht hatten. Rooseoelts Mund floß be­kanntlich immer über, wenn er von diesem Deutschtum sprach. Damit dürfte es jetzt vorbei sein. Das Deutschtum muß Macht gewinnen, wenn es sich behaupten will.

In vielen amerikanischen Köpfen, und merkwürdiger­weise gerade in solchrn, die uns feindlich gesinnt sind, hat sich die Idee festgesetzt, daß Amerika den Frieden machen müsse. Wilson hat das Signal gegeben, das wir noch oftmals hören dürften. Unter diesem Gesichtspunkte gewin ll die Präsidentenwahl sür uns ein besonderes Interesse. Wir haben keine Ursache, den Amerikanern ihren frommen Glau­ben vorzeitig zu rauben, wenn wir auch der Ansicht sind, daß das deutsche Volk den Frieden, den es braucht, selbst machen muß.

Die Kämpfe an der russischen Südfront.

DerLok.-Anz." meldet aus dem Kriegsprefsrquartier: Der Hauptangriff der Russen richtet sich gegen unsere wol- hsnische Front. Trotzdem auch gegen die Abschnitte der übrigen Front große Angriffswellen eingesetzt werden, werden

Asa HloMn

Bon Karl Sealsfield.

(Fortsetzung.)

Was läßt sich tun, Nathan? fragte mich Asa.

Holla! Asa, sagt Rachel, meine Schwester, fragst, was sich da tun läßt, wenn die Bären herumlaufen wie die Schase im Kentucky-Territory, und mehr Hirschböcke zu sehen sind, als bet uns im Kenlucky-Territsly Opposums pfui, schäme dich!

Aber Rachel, sagte Asa, du weißt, der Boden deiner beiden Mehlfäfser ist schon seit Wochen so anschaulich, und wir können doch nicht immer Hirsche und Bären essen.

Aber es gibt Leute, die euch sür einen Hirsch gem ein und auch zwei Fässer Mehl verhandeln; und für ein Dutzend Töpfe mit Bärenfell ein Paar Barrels Welschkorn. Weißt du da« nicht, und nicht, wo diese Leute zu finden?

Und du hast recht, Rachel, sag ich, und wir ziehen auf die Jagd, Asa, sage ich. und schießen noch «in halbes Dutzend Hirsche: denn Bären und Hirsche gibt es allmächtig viel, mehr als im ganzen allen Birginien und im Terri- tory Kentucky, sag ich.

Und gingen aus die Jagd, schoflen den ersten Tag zwei Bären, drei Hirsche, und weideten sie aus. und trugen sie heim, und unsere Weiber kochten und brieten das- rensett aus und trockneten Schinken, und wir schoflen weiter, bis wir ein volles Dutzend Bären und ein paar Dutzend

die russischen Maflenangriffe auch jktzt ohne Rücksicht auf Menschenmaterial durchgeführt. Besonders groß find die Verluste dort, wo die stürmende Infanterie in das Feuer unserer flankierenden Stellung gerät. Einen Begriff von der Angriffsmethode kann man bekommen, wenn man einige Zeilen aus dem Befehl des russischen Oberkomman­dos liest. Es wird den Offizieren besonders zur Pflicht gemacht, daß die stürmenden Kolonnen, wenn sie in eine kindliche Stellung einbrechen, nicht stehen bleiben sollen, andern weiter stürmen ungeachtet der Gefahr, daß sie oiel- eicht abgeschnilten würden. Besonder« streng sind die In- truktionen für die Artillerie. Sie darf da» Feuer erst dann einstellen, wenn die Sturm Kolonnen schon die feindliche Stellung erreichten. Es darf nicht Rücksicht darauf genom­men werden, daß durch das Verlängern der Feueraktion womöglich die eigenen Truppen gefährdet werden. Diese Instruktionen habe» wir bei Gefangenen der letzten Tage gefunden mit den üblichen Drohungen, daß jede Kolonne von der Artillerie erbarmungslos beschaffen wird, wenn sie zurückweicht oder wenn sie durch ihre zaghafte Haltung die moralische Kraft der Truppenteile nachteilig beeinflußt. Demgemäß «erden die russischen Angriffe unter fortwähren­dem Einsatz von Reserven trotz großer Verluste ununterbr«. chen fortgesetzt. An der bessarabischen Front haben wir dank der Tapferkeit der dort kämpfenden Truppen die «eit überle­genen feindlichen Angriffe zmückgeschlaqen und halten unsere Stellungen fest bei Iaslowiec und Sapanow. Hier »«blu­teten sich die Russen schon in den ersten Gesechtstagen derart, daß hier der feindliche Angriff zum Stehen gebracht wurde. Besonders hartnäckig sind die Angriffe des Feindes gegen die Armee Bothmer, hauptsächlich nordwestlich Tarnopol. Dort setzten gegen eine Division die Russen 7 Mafsenstürme an. die alle unter dem Zurücklaflen von Leichenssldern ab­geschlagen wurden. Der Feind erlitt hier ungewöhnlich starke Verluste. Im Raume von Mlynow und Olyka haben wir unsere Linien etwas zurückgenvmmen.

Die Kriegskredite.

Zum sechsten Male hat der Reichstag der Regierung di« Kriegskredite bewilligt: Zwölf Milliarden Mark, die für den Bedarf ungefähr der nächsten sechs Monate aus­reichen werden. Zeit und Betrag der sechs Bewilligungen zeigt nachstehende Tabelle:

1914 . .

1915 . .

1916 '. '.

Wir fügen zum Vergleich die Kriegskreditbewilligungen in England bei; über die Kredite Ler andern kriegführen­den Staaten liegen uns so genaue Angaben nicht vor.

1914 . . August . . 100 Millionen Pfund Sterling

. . November. 225

1915 . . März ... 287

., . . Juni ... 250

,, . . Juli ... 150 ,, ,, ,,

., . . September. 250 .,

., . . November. 400 ..

191S . . Februar. . 420

,, , . Dlai.... 300 ,, ,,

Zusammen 2382 Millionen Pfund Sterling gleich . . 48.63 Milliarden Mark Die Ziffernreihen zeigen, so schreibt die Franks. Ztg., wie schnell jetzt die Gesamtsumme der englischen Kriegsaus­gaben sich der deutschen nähert; in Wirklichkeit hat sie sie wahrscheinlich schon übertroffen, da die deutschen Kriegskre- dite die Kriegführung bis gegen Ende des laufenden Jahres sicherstellen, während der letzte englische Kriegskredit »om Mai d. Is., der sich nur aus 300 Millionen Pfund Ster­ling belief, in absehbarer Zeit noch eine Nachfolge wird

Hirsche erlegt halten, und als wir so weit gekommen, hiel- len wir ein. denn die Gabe Gottes muß geschont werden.

Und während unsere Weiber kochten und brieten und Hirschziemer und Häute und Schinken trockneten, machte« wir uns mit unsem Aexien hinüber aufs Bayou und zogen unsere alte Arche ans Land, und kalfaterten sie wasserdicht, und als wir fertig, beluden wir sie mit den Hirschkeulen, Schinken, Bärenfell und den Häuten, und nahmen Abschied von den Weibern, nur Righteous blieb zurück, wir fünf aber machten uns aus den Weg.

Und fuhren das Bayou hinauf bis in den Redriver ein, den Misstfippi, der wieder »ernünftig geworden war. hinab, und war, habe ich die Nation, hohe Zeit sür uns, denn auch das Whiekyfaß begann hohl zu klingen, und war die letzten Wochen unsere Ration per Mann kaum mehr als ein Gill gewesen, und wo der Magentrofl fehlt, da regen sich die Hände nicht gern.

Und »erlangte uns recht sehr, wieder einmal einen er­quicklichen Sckluck dieses Magentrostes zu nehme», und hielten nirgends an, bis wir an die Levee von New Or­leans kamen, «o sie uns nach unseren Papieren fragten. Sagten aber, wir kämen vom Ohio, und zwar aus dem Territory Kentucky, was auch wahr war, denn wir kamen daher, und wären wohl gar nicht gekommen, wenn der Sheriff uns nicht ein Haus weiter gewiesen, was uns giftig verdrossen, und weshalb wir auf den Missifippi gegangen und nach Louisiana herabgekommen; was wir aber, wie ihr leicht ermessen könnt, wohlweislich sür uns behielten.

August . Dezember März August . Dezember Juni . .

5 Milliarden Mark 5

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12

Zusammen 52 Milliarden Mark

finden müssen, um England sür die gleiche Zeitdauer die Führung des Krirgr» zu ermöglichen.

Ernährungsfragen im Reichstag.

Die letzte Reichstagssitzung setzte die Depatle über die Ernähkungssrage fort. Erster Redner. Dr. Böhme (Rat. lib.), sprach über die Schwierigkeiten der Grnährungssragen in den einzelnen Bundesstaaten. Diese IV, ständigen Ausführungen gipfelten in der Hoffnung, daß e» dem neuen Präsidenten dr» Kriegsernährungsamt« gelingen möge, der zweifellos vorhandenen Schwierigkeiten Herr zu werden. Nächster Redner war Rösicke (Kons ). Der Abgeordnete wandt« sich hauptsächlich gegen die Ausführungen der koz. dem. Abgeordneten, insbesondere gegen die Rede von Hofs­mann in der oorhergegvngeuen Sitzung. Seine Worte erregten heftigen Widerspruch und große Unruhe bei den Sozialdemokraten. Der Abgeordnete verteidigte die ange­griffenen Produzenten gegenüber den Konsumenten und erklärte, dcß die deutsche Landwirtschaft ihre Aufgabe voll erfüllt habe. Sodann, erregte Dr. Röstke heftigen Wider- spruch bei seinem Angriff gegen die Fortschr. Bolkspartet. Al» der sreis. Abg.-Fegter einige seiner Behauptungen durch Zwischenrufe zurückzog, wurde er wegen Unterbrechung vom Vizepräsidenten Dose zur Ordnung gerufen. Zum Schluß seiner Ausführungen forderte der Redner unter lebhaftem Beifall der Rechten den rücksichtslosen II-B osts- Krieg, um auf diese Weise den englischen Aushungerungs­plan endgültig zu vereiteln. Untelfiaatssekretär Freiherr o. Stein erklärte dann kurz die Angriffe des sozialdem. Abg. Hoffmann gegen die Gersteverwertungrgesellschaft als gänzlich unzutreffend. Hieraus verlangte Rupp von der D. Fraktion ein stärkeres Vorgehen gegen den Kettenhan­del und gegen Krirgswucher. Als Vertreter der Soz.Arb. nahm dann der Abg. Wurm das Wort, der fast noch schärfer als Hoffmann die bisherige Organisation der Nahrungsmittelversorgung tadelte. Hierauf wurde nach einer längeren Geschästsor.nungsdebätte auf Antrag Hasses in di« Besprechung der Lederfrage eingeireten. Bon verschiedenen Rednern wurde die Geschäftsführung der Kricgslederakttengksellschast scharf kritisiert. Ein Offizier des Kriegsministeriums nahm die Gesellschaft gegen diesen Angriff in Schutz. Dann wurden die Entschließungen des Ausschusses genehmigt. Präsident Dr. Kämpf gedachte dann noch der militärischen Erfolge und schloß, nachdem Staatssekretär Dr. Helferich die Verordnung, wonach der Reichstag bis 26. September »erlagt wird, verlesen hatte, diesen Tagungsabschnitt mit einem Hoch aus den Kaiser. Die Sozialdemokraten erhoben sich beim Kaiserhoch von ihren Sitzm. Nur die Mitglieder der Soz. Arb.Gem. hat­ten vorher den Saal verlassen.

Vermischte Nachrichten.

Paris, 8. Juni. WTB. (Agenee Haoas.) Der Tor­pedobootszerstörer Fantaffin ist am Montag von einem anderen sranzöfischen Torpedoboot im Mittelmeer gerammt und versenkt worden. Die gesamte Bemannung und alles Material sind gerettet worden.

Aus Berichten von Teilnehmenden an der Seeschlacht vor dem Skagerrak geht hervor, daß am 31. Mat keine Zeppeline bei den Deutschen waren. Sie seien erst am 1. Juni gekommen, nachdem alles erledigt gewesen sei.

Wie derBerliner Lokalanzeiger" aus Vien erfährt, meldet der Bukarest«Mrs" aus Athen, daß 10 Regi­menter französischer Kolonialtnrppen, die nach Frankreich unterwegs waren, nach Saloniki zurückbeordert worden sind.

Konstantinopel, 8. Juni. WTB. Die Leiche des Feldmarschalls von Goltz ist aus Baglad, wo sie proviso­risch ausbewahrt wurde, hierher überführt worden. Sie bleibt vorderhand in der Medizinischen Schule von Hai- dar Pascha. Die Lrauerfeierlichkeit erfolgt in einigen Ta­gen nach der Ankunft der Familie. Während der Fahrt wurden der Leiche in den größeren Städten Anatoliens die Ehre erwiesen. In Konia legte der Bürgermeister einen Kranz im Namen der Staaten nieder.

Und in New Orleans wußte Asa zum Glück Bescheid und schob ein paar Dutzend Bärentatzen dem glatzköpfigen Hafenaufseher in die Hand, und dieser drückte ein Auge zu, und wir verkauften an dreihundert Pfunde Bärenfell, das Pfund zu einem halben Dolla, und die Hirschziemer und Rücken und die Felle so gut. als wir sie anbringen konn­ten, und schier an dreihundert Dollars in der Tasche, zogen wir gegen Baton Rouge : inauf. Unser Boot verhandelten wir für zwei Dollars.

Und riefen, fährt er mit demselben ironischen Anklange fort, im Baton Rouge ein Flachboot an, das mit Mehl. Whisky und Notious den Misstfippi herabkam, und dieses sagt uns, daß ein Kielboot nachkäme, mit dem wir einen vorteilhafte» Handel machen könnten.

Und kam dar Kielboot richtig hinterdrein, und erhan­delten uns ein Dutzend Welschkorn- und ein halbe» Dutzend Mehl- und Whtskysäffer mit allerhand anderen Nottons; und kauften das Kielboot, das seine übrige Ladung auf das Flachboot überlud. Und waren Landsleute, denen wir sagten, sie sollten die Unsrigen am Saitrioer grüßen, und sprangen in das Kielboot, gnade als die spanischen Zoll­beamten hnbeikamen, «nd ehe sie ihre Worte an den Mann gebracht, waren wir in der Mitte des Stromes «nd dem Gesindel aus den Augen.

Hatten aber höllische Arbeit, das Kielboot den Strom hinauf und in den Redriver hineinzubringen.

Fortsetzung folgt.