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Wilsons neue Rede.
Washington, 28. Mai. WTB. Meldung des Reute» scheu Bureaus. Präsident Wilson hielt gestern die erwartete Rede vor der Friedenvltga, in der er sagte, die Ursachen des europäischen Krieges seien gegenwärtig unwesentlich. Die großen Nationen der Welt müßten ein Abkommen Über die Grundlage ihrer gemeinsamen Interessen erreichen. Elstens sei jedes Volk berechtigt, seine eigene Souveränität zu wählen, zweitens hätten die kleinen Staaten ein Recht aus gleiche Achtung ihrer Souveränität und Integrität wie die großen Staaten, und drittens habe die Welt Anspruch darauf, von jeder Störung des Friedens befreit zu werden, die von einem Angriff ausgehe. Wilson sagte schließlich, di« Bsr- einigten Staaten seien bereit, sich jedem Bunde von Nationen anzuschlietzen, der sich zur Verwirklichung dieser Ziele und zu dem Schutze gegen ihre Verletzung bilde.
Washington, 28. Mai. WTB. Meldung des Reuter- scheu Bureaus. Präsident Wilson erklärte in seiner Rede vor der Friedensliga weiter, das Recht und Eigentum der Bereinigten Staaten seien durch den Krieg sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Je länger der Krieg dauere, desto tiefer würden sie davon betroffen. Er sollte ein Ende nehmen. Sobald er beendet wäre, wären die Bereinigten Staaten ebensosehr wie die Kriegführenden daran interessiert, daß der Friede ein dauernder werde, wosern es überhaupt ein Vorrecht der Bereinigten Staaten sei, einen Vorschlag zu machen, oder eine Friedensbewegung unter den Krieg- führenden Völkern anzuregen. Er sei sicher, daß das Volk der Bereinigten Staaten den Wunsch hege, daß die Regierung folgende Richtlinien tnnehalte:
1. Beilegung des Zwistes zwischen den Kriegführenden. Was die Interessen der Bereinigten Staaten beträfe, so verlangten sie nichts Wesentliches für sich selbst. Sie seien m keiner Wehe Partei im Streite.
2. Allgemeine Bereinigung der Nationen, um die Sicherheit der Hochstraßen der See für den gemeinsamen und unbehinderten Geb'auch aller Völker der Welt unverletzt aufrecht zu erhalten, und um zu verhindern, daß ein Krieg begonnen werde entweder gegen diese Verträge oder ohne Warnung und ohne volle Unterwerfung der Ursachen unter die Meinung der Welt. Das sei eine tatsächliche Bürgschaft für die territoriale Integrität und politische Unab- hängigkrit.
Der türkische Bericht.
Konstantinopkl, 28. Mai. WTB. Das Hauptquartier teilt mit: An der Irakfront keine Veränderung. — Kaukasussront: Aus dem rechten Flügel Gefechte zwischen Erkundungsabtellungm. Ein überraschender Angriff einer feindlichen Abteilung aus unsere vorgeschobenen Posten scheiterte. Wir mochten einige Gefangene. Im Zentrum Ruhe. Auf dem linken Flügel vertrieben wir durch Gegenangriff den Feind, der einen Teil unserer Bor- Postenstellungen besetzte. Wir erbeuteten «ine Anzahl Gewehre und Pionierwerkzeug. Ein die Insel Ga!! ipo! i überfliegender feindlicher Flieger floh in der Richtung auf Imbros, sobald einer unserer Flieger erschien. In der Umgebung von Keusten und Ada erschienene Torpedoboote wurden durch Feuer vertrieben. Zwei feindliche Monitors und einige Torpedoboote beschossen darauf unsere in der Umgebung aufgestellte Artillerie wirkungslos. Als ein Monitor durch unser Gegmfeuer getroffen wurde, stellten die feindlichen Schiffe ihr Feuer ein und entfernten sich. Sonst nichts besonderes.
Die auierik. Note gegeu britische Posträuberei.
Köln a. Rh.. 29. Mai. WTB. Die „Kölnische Zeitung" meldet aus Washington: Die Note gegen die britische Pofträubcrei ist nach zuverlässigen Angaben sehr entschlossen im Ton, besonders infolge der in letzter Minute hinzugesüpten Aenderunge:.
Die Absendung riner Note über Rote Kreuz-Blockade gilt noch als unsicher, wird aber erwartet, da das Land
eine feste Haltung gegen britische Gewalttätigkeiten und würdige Neutralität verlangt. Selbst die sonst rabiate Presse ändert den Tsn. Die Aeußerungen des Reichskanzlers machten hier einen sehr guten Eindruck.
Die Kämpfe irr Ostafrika.
London, 27. Mai. WTB. General Smuts berichtet: Vorgeschobene Truppenteile besetzten ohne Widerstand das Ruoulager am Panganifluß, Lembeni und Ngulu, 8 Me!- len südöstlich von Lembeni. Aus Kondos Irangi wird eine Erneuerung der feindlichen Tätigkeit gemeldet. Aus Ruanda haben sich die Deutschen zurückgezogen, bevor sie mit den Belgiern, die Kigali Ntansa halten, zusammengestoßen sind. — Danach haben die Truppen des Generals Smuts seit den Gefechten am Ruvu in Höhe von Kahe vom 18. bis 21. März ds. Is. rund 40 Kilometer Gelände gewonnen, ein Zeichen, wie hartnäckig die Schutztruppe dem Feind jeden Iußbreit Boden streitig macht. Auch bei Kondos Irangi scheint die Lage der englisch-südafrikanischen Truppen unter General Ban Deventer, wie auch aus anderen Meldungen heromgeht, alles andere als günstig zu sein.
Das Ergebnis der österreichische« Kriegsanleihe.
Wien, 27. Mai. WTB. Nach endgültiger Feststellung haben die Zeichnungen auf die vierte österreichische Kriegsanleihe 4442 Millionen Kronen ergeben, wovon 2314350000 Kronen aus die vierzigjährige 5^/gvrszentige amortlsable Staatsanleihe und 2127650999 Kronen auf die am 1. Juni 1923 rückzahlbaren ^/sprozentigen Staakschatzscheine entfallen. Die Zeichnungen der Armee im Felde sind in diesen Betrögen noch nicht enthalten.^
Der Nachfolger bes Grasen Rödern.
Berlin, 28. Mai. (WTB. Amtlich.) Seine Majestät der Kaiser und der König haben den Regierungspräsidenten Frhr. v. Tschammer und Quaritz in Breslau zum Staatssekretär für Elsaß-Lothringen, den Polizeipräsidenten v. Iagow in Berlin zum Regierungspräsidenten in Breslau, den Polizeipräsidenten v. Oppen in Breslau zum Polizeipräsidenten in Berlin und den Landrat und Poli- zeidiredtor v. Miquel in Saarbrücken zum Polizeipräsidenten in Breslau ernannt.
Anläßlich der Ernennung des bicherkgen Polizeipräsidenten von Berlin, v. Iagow, zum Regierungspräsidenten in Breslau stimmen die Blätter in ihrem Urteil überein, daß Iagow zu den Männern gehört, die selbstbewußt und entschlossen ihre eigenen Wege gelen.
Der „Berliner Lokalanzeiger" erinnert daran» daß dies besonders scharf bei der Beurteilung des Kommandeurs des Infanterieregiment Nc. 99, des Obersten von Reuter, und seiner Offiziere in Zabern heiosrtral, v. Iagow griff das Urteil heftig an und das Odsxkckgsgericht gab ihm Recht.
Vermischte Nachrichten.
Die Aufstellung des Geh. Rats Risßsr, de; Präsiden- te des Hansabundes, als Kandidat für die Reichstags- ersatzwahl im Wahlkreis Heidelberg wurde endgültig beschlossen.
Beim Stmideurennen hinter Motorschrittmachsrn im Sportpark Trepisw wurde der Schrittmacher Max Bauer schwer verletzt.
Die Rockefeller-Stistung teilt mit, daß sie 1 Million Dollar zur Linderung der Noi in Polen, Serbien, Montenegro und Albanien bestimmt habe.
Der amerikanische Dampfer Roarwake ist an der kalifornischen Küste in einem Sturm untergegangen.
General Gallieni ist gestorben.
In der Petersburger Admiralität brach, dem „Berliner Lokalanzsiger" zufolge, am Donnerstagmiltag ein gefährliches Großseuer aus. Der Marineminister Grigorowitsch entkam mit knapper Not, indem er «us dem dritten Stockwerk sprang. Der Ministergehilss Murawjew erlitt schwere Brandwunden. Der Schaden ist außerordentlich bedeutend
und unersetzliche Akten seien ein Raub der Flammen ge- worden. In der Gesellschaft spreche man von einem Racheakt eines hochgestellten Beamten.
Aus Stadt und Land.
Nagold, 30. Mai 1918.
Uyveutsfek.
Das Eiserne Kreuz 11. Kl. haben erhalten: Gottlkb Schneider, Zimmsrmann und Friedrich Gackenhetmer, Bauer am Buß, beide aus Gültlingen; Heinrich Koch von Kuppingen.
Georg Venger Schmied, Sohn des Schmirdmeisters Denger von Haiterbach erhielt die Silbeme-Derdienftmedaille und das Eiserne Kreuz II. Klasse.
Kriegsberlnfte.
^ Die «-rlnstliste« Nr. SSS und 39« verzeichnen.
S-h»bei Mlh., Ha t-rdach. l. verw.. Müller Anton, Sitttelfmgen, gefallen. Mann Will,.. Liebelsberg. gefallen. Finkenbeiner Karl. Nagold, verw., Frohnmeyer Hugo, Nago d, gefallen.
Deutsche iu Haus und Hof, i» Stadt«. Land!
Es gilt in der Rrichsbuchwoche eine Ehrenschuld abzutragen gegenüber den Verteidigern des friedlichen Herdes. Da darf es aber nicht dabei sein Bewenden haben, alten Hausrat abzustoßen, vergilbte Bücher und halbe Blätter ins Feld zu senden — ein solches Verfahren wäre eines Deutschen nicht würdig. Nichts empfindet der Soldat herber, als Lässigkeit und Gleichgültigkeit in der Betätigung des Opsersinns bei den Daheimgedliebenen. Wohl ist bezüglich der Versorgung unseres Heeres mit Büchern manches geschehen, aber noch sehr viel ist zu tun übrig geblieben. Iu der Reichsbuchwoche darf sich niemand dem Ruse entziehen, unsere Feldgrauen durch Uebersrudung guter Bücher zu eifreuen. In allen Gauen des großen Reichs soll durch dis Tal bewiesen «erden, daß jeder Herzenswunsch unserer Feldgrauen Erfüllung findet. Möge Württemberg auch in der Reichs- buchwoche die Fahne varc,«tragen. Im liedc?reichen Schwa- benlande, wo aller Orten Erinnerungen auftauchen an Deutschlands g ößte Dichter und Denker, in der Heimat Schillers und Hauffs, Hölderlins und Wielands, eines Mörike und Schwab, Kerner und Gerok, Uhlaud und Schudart und vieler anderer muß dieser Ruf einen mächtigen Widerhell finden. Die R ichsbuchwoche bietet Gelegenheit genug, den Ruhm schwäbischen Geisteslebens erneut hinaüszutragen bis in dis fernsten Länder. Württemberg, wo der Buchhandel einen wichtigen Faktor im Wirtschaftsleben bildet, wo man für wenig Geld Perlen deutscher Dichtkunst und Wissenschaft erstehen kann, ist wie wenig andere Länder dazu berufen, eine Fülle guten Lesestoffs belehrenden md unterhaltenden Inhalts ins Feld zu senden. Die aus der würitembergischen Heimat bei den Buchhandlungen abgegebenen und unter der dankenswerten Vermittlung de» LandrsoereinÄl vom Roten Kreuz ins Feld «bgehsnden Liebesgaben«BüchsrsendulMN sollen unter die würitewbergi- schen Truppen zur Verteilung kommen. Tue darum jeder in der Reichsbuchwoche seine vaterländische Pflicht. Sendet Bücher an die Front, an die Leidenden und Genesenden, an alle, die treue Wacht halten in Ost und West bis an das Meer!
Aus dem K. Refervelazarett. Ein Berwundeten- zug brachte am Sonntagnachmittag 160 schwer verletzte Krieger für das hiesige Lazarett.
Die Hauptversammlung des Bezirkskörpsr- schastsbeamteuvereius fand am Sonntag im Gasthos zur „Tmubr" in Aitensteig unter dem Vorsitz des Sradt- schultheißen Maler-Nagold statt. Stadtschulcheitz Welker hieß die Erschienenen herzlich willkommen. Seit der letzten Zusammenkunft wurde Mitglied Schultheiß Großhaus-Beuren durch den Heldentod eines hoffnungsvollen Sohnes in tiefe Trauer versetzt; sodann verlor der Verein durch Ableben des Altschulthrißen Killinger-Rohrdors ein treues Mitglied. Das Andenken beider wurde durch Erheben von dm Sitzen geehrt. In Erledigung der Tagesordnung erstattete zunächst Berwultungsaktuar Schwarzmaier-Nagold den Kassrnberich
Asa HkoMn
Bon Karl Sealsfield.
(Fortsetzung.) eine Schenkung
erhalten? fragte der
Also Ihr habt Alte endlich.
Za, lieber Herr Nathan.
Und die Vollmacht, Euch in irgendeinem Teile Louisianas ein Stück Landes auszuwählen?
Eigentlich würden wir es vorziehen am Teche, doch wenn ich es aufrichtig gestehen soll, so —
So würdet Ihr nicht viel darum geben, fiel der Alte, stärker an dem Stein hämmernd, ein, just den Strich zu wählen, der euch am besten gelegen scheint.
Vorausgesetzt, daß er nicht bereits vergeben ist. schaltet« ich ein.
Wie versieht ihr das? — Habe die Nation, ihr meint von den spanischen Behörden vergeben?
Oder auch dem vormaligen und eigentlich rechtmäßigen Besitzer dieses Landes, der französischen Krone, fügte ich hinzu, denn diese beiden sind, soviel ich weiß, die einzigen, die das Schenkungsrecht völkerrechtlich ausüben können und konnten.
Der Mann schüttelte unwillig den Kopf.
Also wenn irgendein König in der alten Welt es sich einfallen läßt, einen seiner Lakaien mit einer schmutzigen Flagge herüberzusendcn und diese ouszupflcmzen an irgend-
t einem vermoderten Baumwoklenbaumstumpfe, glaubt ihr s allen Ernstes, daß dieser Schnickschnack das Recht verleihe, ! ein paarmal hunderttausend Quadratmeilen als sein Besitztum anzusprechen und dasselbe zu verschenken, zu verteilen» « wie es ihm oder seinen Trabanten beliebt.
Wenn der König oder seine Regierung durch einen Akt, den ihr Schnickschnack nennt, wirklich Besitz von dem Lande ergriffen, das heißt zugleich Städte, Niederlassungen und Forts angelegt, dann sollte ich meinen: ja, versetzte ich bestimmt.
Die veränderte arrogante Sprache des Hinterwäldlers gefiel uns nicht," bemerkte der Graf, „und wir glaubten unserm Rechte als Franzosen, sowie der Ehre unserer und der spanischen Nation zu vergeben, wenn wir nicht selbst hier diese Anmaßungen zurückwiesen.
Der Alts schaute mit seinem durchdringendsten Blicke wechselweise mich, und dann Laflalle an.
Das bezweifelt niemand, erwiderte er um vieles gemäßigter, daß Städte und Forts das Recht des Besitzes verleihen. — Niemand wird euch euer Recht auf Newor- leans und auf die beiden Etkomufer, hinauf bis Baton Rouge und Point Croupe streitig machen, aber ihr werdet auch behaupten^ daß euer König das Recht habe, über Ländereien zu schalten, worauf weder er noch einer der Seinigen je ihren Fuß gesetzt?
Wenn sie innerhalb der Grenzen seiner Forts und Niederlassungen sind, ja, wenn nicht, nein.
Ihr seid kurz, sprach der Alte, der sich während des Wortwechsels erhoben und finster den Schaft seiner Riste
zu Boden stieß; sehr kurz — und kurz und gut könnt ihr euch ebensowohl unser Land als Schenkung anweisen lassen. — Habe aber die Notion, ist ein anderes, sich amveisen lassen und ehrliche Leute von ihrem Land vertreiben wollen und sie wirklich forltreibsn.
Was fällt Euch auf einmal ein, Alter? Wem kam es bei, Euer Land als Schenkung sich anwrisen zu laßen?
Seid ein Franzose, Mann, habt eine geläufige Zunge, und so hatte sie der Baron, der sich Bostropp nannte, laßt es euch aber vergehen, in seine Fußstapsen zu treten.
Was hat Baron Bostropp getan?
Was er grtan hat? Will euch sagen, was er getan Hot. Ließ sich auch eine Schenkung vsm Gouvernement erteilen, die etwa 15 000 Acker betrug und sich bis an den Arkansas erstreckte. Hatte aber nicht genug an seinen Ländereien, die doch die schönsten sind, die es geben kann. War da ein Akadier an seiner Grenze, hieß Jean. Wohl, der Akadier hatte mit saurem Schweiße sich eine Pflanzung angelegt und mit seinem Weibe und zehn Kindern bewirtschaftet, und gut bewirtschaftet. Kam eines Tages dieser v—ts Baron, sieht die Pflanzung, und sofort setzt er seine Maschinen in Neworleans in Bewegung und der arme Jean muß weg, muß abermals in die Wildnis, sein« Pflanzung dem Baron abtreten — der, weiß der Himmel was für eine geniale Baronsidee mit dieser Pflanzung aussühren will. Zwei Jahre darauf hatte der Abenteurer ausgewirt- schäftet, mußte bei Nacht und Nebel aus dem Lande, aber die Pflanzung blieb doch dem armen Jean entrissen.
(Fortsetzung folgt.)