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für eine Flasche sich bezahlen ließ. Auch hier ist eS ihm gelungen, einige Flaschen an den Mann zu bringen.
Freuden st adt, 6. Okt. Vorige Woche wollte ein Viehhändler einen zum Schlachten bestimmten, sehr schweren Farren von hier ab mittelst seines eigens zu diesem Zweck erbauten Wagens weiter befördern. Kurze Zeit jedoch, als der Farren in dem Wagen untergebracht und vorsichtig gefesselt war, zeigte sich die einem solchen Tiere innenwohnende, riesenhafte Kraft. Binnen wenigen Augenblicken hatte derselbe die aus starken Dielen bestehenden und mit Ketten rc. befestigten Seitenwandungen mit seinen Hinterfüßen zertrümmert, worauf er, bloß noch an Kopf und Nasenring mit Sailen auf dem Wagen befestigt, zu entfliehen suchte, jedoch von den Begleitern des Wagens sofort daran verhindert wurde und ohne Benützung eines Wagens weiter transportiert werden mußte. Wäre die Fesselung nicht eine äußerst vorsichtige gewesen, so hätte bei dem großen Verkehr von Langholz- und sonstigen Fuhrwerken auf fraglichem Platze ein großes Unglück entstehen können.
Tübingen, 8. Okt. Die deutsche Partei hat mit ihrem Kandidaten Bayha über den demokratischen Weidle mit einer Mehrheit von 331 St. gesiegt. B. 1452, W. 1121.
Göppingen, 8. Okt. Aus Hattenhofen erfährt man, daß dort letzten Sonntag abend der Händler Stritzel einem dortigen Schäfer aus bis jetzt unbekannten Gründen, mit einem sogenannten Stiletmesser 7 Stiche versetzte. Mit welcher Gewalt der Mörder zugestochen haben muß, geht daraus hervor, daß die Klinge des Messers abbrach und dem Verletzten im Schädelknochen stecken blieb, woraus dieselbe bis gestern Dienstag noch nicht entfernt werden konnte. Der Thäter wurde verhaftet und dem K. Amtsgericht übergeben.
Besigheim, 8. Okt. (W ah l re su ltat.) Essich 986 St., Payer 986, Klaiber 292/Kitt- ler 462, Stichwahl zwischen Essich und Payer. In Besigheim wurden für Essich 15, für Payer 182 St., in Bietigheim für E. 152, für P. 219 St. abgegeben. Lauffen wählte Essich mit 31 St., P. mit 120 St. Diese Majorität für Payer wurde durch die Landorte beglichen.
— Der Jtzelberger See im Brenzthal wurde dieser Tage ausgefischt. Viele Zentner Hechte, Forellen, Karpfen rc. wurden gefangen. Vieles davon wurde von den Bewohnern des oberen Brenzthals und von Heidenheim aufgekauft, Karpfen und Hechte zu 80 Forellen zu 1 ^ pro Pfund. Es gab Hechte bis zu 12 Pfund, Karpfen und Forellen von 8—10 Pfd. Gewicht. Eine Menge Fische wurde nach auswärts versandt. Fischwasierpächter Laur, der für den Jtzelberger See und die obere Brenz jährlich einen Pacht von 1200 ^ bezahlt, betreibt die Fischzucht rationell und hat schon mehrere Jahre hintereinander jeweils 150000 bis 200000 Forellen in seiner Brutanstalt gezüchtet und in seine Fischwasser eingesetzt.
Heidenheim, 7. Okt. Ein 16 Jahre altes Mädchen versuchte heute, einiger Geldunterschlagungen wegen, sich im Brenzkanal unterhalb des Krankenhauses zu ertränken. Sie zog sich aus bis auf Hemd, Unterrock und Korsett und sprang in das kalte Naß. Die Brenz war aber an dieser Stelle nicht gerade tief und das lebensmüde Mädchen flüchtete
sich wieder ans Ufer, wo es von hinzukommenden Leuten zitternd aufgefunden wurde. Man kleidete sie trocken und brachte sie nach Hause. Die Selbstmordgedanken werden ihr wohl für einige Zeit vergangen sein!
Oehringen, 6. Okt. Am vergangenen Samstag nachmittag fand im Friedrichsruher Walde ein Jagen auf Sauen statt, welche dort seit einiger Zeit wieder gehegt werden. Eins dieser Ungetüme wurden von Kugeln förmlich durchlöchert, ehe es verendet zusammenbrach : mehrere kamen aber ohne Schuß durch, auf welche später noch einmal gejagt werden soll.
Neckartenzlingen, 6. Okt. Heute mittag wurde der Steinbruchbesitzer Anstett, ein junger Mann, in seinem Steinbruch zwischen Neckartenzlingen und Mittelstadt von einem herunterstürzenden Felsstück erschlagen. Der Tod trat augenblicklich ein, denn der Unglückliche wurde förmlich zermalmt.
Schnaitheim, 8. Okt. Ein Angestellter der Heidenheimer Kattunmanufaktur lief am Montag aus dem Geschäft und wurde seit gestern früh vermißt. Er hatte sich in einem Zimmer seines Hauses eingeschlossen und wurde heute morgen uni '/-6 Uhr, nachdem die Thüre gewaltsam geöffnet worden, in seinem Bette tot aufgefunden. Er hatte sich mit einem Revolver, der neben ihm gefunden wurde, durch den Kopf geschossen. Der Verstorbene ist ungefähr 42 Jahre alt und hinterläßt eine Witwe und 5 unversorgte Kinder. Gründe zur That sind unbekannt.
Tuttlingen. (Landtagswahl.). Zwischen Stadtschultheiß Storz (Deutsche Partei) und Drechslermeister Storz (Volkspartei) hat eine Stichwahl stattzufinden.
Ellwangen, 8. Okt. Infolge der Beförderung unseres Abgeordneten Landauer (Landespartei) zum Landgerichts-Direktor, mußte formell eine Wiederwahl stattsinden. L. war einziger Kandidat und wurde heute wiedergewählt.
Blaubeuren, 6. Okt. In dem Dorfe B., in der Nähe von hier, kam kürzlich folgender seltsame Fall vor: Ein Bauernmädchen nahm eine Taschenuhr mit auf das Feld und legte sie vor dem Pflügen auf den Boden. Als das Ackern zu Ende war, vermißte sie ihre Uhr und fand sie nirgends mehr, sie war mit eingeackert. Am andern Tag pflügte man rückwärts wieder auf und siehe da, die Uhr kam zur Freude des besorgten Mädchens auch bald wieder zum Vorschein.
München, 6. Okt. Ueber den bereits gemeldeten Unfall beim Oktoberfest teilen die „Neuesten Nachr." folgendes Weitere mit: Ein Landwirt war so unvorsichtig und das Konnte gestattete merkwürdiger Weise, daß der durch seinen Riesenhut bekannte und wegen seiner derben „Spässe" gefürchtete „Wurzelsepp,,, ein gebrechlicher alter Mann, den größten und stärksten Zugstier, ein Riesentier führte, das nicht einmal eine Blende, wohl aber Fußfesseln trug. Als der „Wurzelsepp" gerade vor dem Regenten seinen großen Schlapphut zog, scheute der Stier vor der ungeheuerlichen Kopfbedeckung, warf seinen Führer über den Haufen und stürzte hart am Königszelt vorüber, so daß der Prinz-Regent einige Schritte zurückweichen mußte, um nicht. Schaden zu nehmen. Ein vielstimmiger Schrei des Entsetzens erscholl aus der Menge, als das wild gewordene Tier die Renn
bahn entlang raste und 3 Metzgerburschen, die es aufhalten wollten, wie Spielbälle über einander warf, daß sie auf dem Boden herumkollerten. Geängstigte Frauen schrieen laut auf und wollten sich rückwärts flüchten, doch in dieser dichtgepreßt stehenden Menge war nicht daran zu denken, sich von seinem Platze zu bewegen. Der Stier rannte unterdessen zum Ab- sprengthor, Gendarmen und Aufsichtspersonal in wilde Flucht jagend. Nur zwei schwere Reiter harrten stramm auf ihrem Posten aus, der Stier hätte inr Falle eines Angriffes mit der Lanze Bekanntschaft gemacht. Endlich gelang es einem Dutzend Männer,, den Stier wieder dingfest zu machen.
Frankfurt a. M., 9.Okt. Ein Indianer- schmaus. Buffalo Bill hatte gestern eine Anzahl Gäste in sein Lager im Neugarten eingeladen,, um ihnen mit einem echt indianisch zubereiteten Frühstück aufzuwarten. Während sich um 1 Uhr die geladenen nach und nach einsanden, saßen um einen aus Backsteinen in primitiver Weise aufgeführten Herd herum einige von den braunen Gesellen und rösteten saftige Rinder-Nippstücke, indem sie dieselben an hölzernen Stäbchen aufgespießt über ein Holzfeuer hielten. Gegen 1'/? versammelten sich die Gäste, etwa 25 an der Zahl, in einem geräumigen Zelt, und streckten sich in Erwartung der kommenden Dinge auf die im Kreise ausgebreiteten Tierfelle nieder. Nunmehr wurde das Mahl aufgetragen und zwar abweichend von der indianischen Sitte auf Porzellantellern. Die Rippstücke, die übrigens von imposanten Größe waren, wurden auf hölzerne Stäbchen gespießt, die vor einem jeden einzelnen in der Erde steckten und nun ging es an die Arbeit, d. h. an die Zerkleinerung des Fleisches. Dasselbe mundete im Vereine mit einem aus amerikanischem Mais bestehenden Gemäße, Salzgurken und ungeschälten Kartoffeln ganz, ausgezeichnet. Außerdem wurden geröstete Hühner und verschiedene Sorten amerikanisches Gebäck aufgetragen. Auch den Getränken, Weißwein, Rotwein und Champagner, wurde wacker zugesprochen, wobei, natürlich auch die Trinksprüche nicht fehlen durften.. Zuerst toastete Dr. Fritsch in englischer Sprache auf den Gastgeber, worauf Colonel Cody mit einem Hipp, Hipp, Hurrah auf die Frankfurter antwortete. Es folgten noch mehrere mit Begeisterung aufgenommene Trinksprüche auf den Kaiser, auf die Deutschen, auf die Amerikaner rc. Erst kurz vor Beginn der Nachmittagsvorstellung trennte sich die lustige Gesellschaft, die übrigens durch Herrn Hof-Photographen von Bosch fixiert und verewigt worden ist.
Gottesdienst
ani Sonntag, den 12. Oktober.
Vom Turm: 610.
Borm.-Predigt: Herr Helfer Eytel. 1 Uhr Christenlehre mit den Söhnen. 2 Uhr Missionsstnnde: im Ncreinshaus: Herr Dekan Braun.
Standesamt ßatw.
Gestorbene:
2. Okt. Marie Katharine, geb. Serva, Ehefrau des Georg Psrommer, Bäckermeisters hier, 50 Jahre alt.
5. „ Karl Johannes Kömpf, 3 Jahre alt, Sohn
des Johannes Kömpf, Strumpfwebers.
6. „ Rosa Luise Hauser, 6'/- Jahre alt, Tochter
des Christian Hauser, Tuchmachers.
8. „ Christiane Heinrike Schüler, ledig, 62 I. a.
stand er auf dem Verdeck und schritt auch schon auf die am Steuer stehende Figur zu, während die Anderen — das heißt zwei von ihnen —- den richtigen Zeitpunkt, wenn sich der Rumpf ihnen wieder zuwandte, abpaßten, um ihm dann zu folgen.
Der Maat näherte sich der einsamen Menschengestalt und schien sie anzureden. Als er keine Antwort bekam, befühlte er das Antlitz des seltsamen Mannes, berührte seine Hände und zog an ihnen, als wenn er sie von den Speichen losreißen wollte. Doch Alles vergebens. Auch die ihm gefolgten Seeleute traten herbei und starrten der Figur in's Gesicht; der Eine lüftete eins der geschloffenen Augenlider und blickte ihm in's Auge, der Andere dagegen hielt sein Ohr dicht an den Mund des Regungslosen. Hieraus trat Van Vogelaar auf die uns zugewandte Seite und rief mit seinem harten, rostigen Stimmorgan herüber, daß der Mann tot sei. Vanderdecken machte eine gebieterische Handbewegung und donnerte zurück: „Geschwind nun zu einer gründlichen Untersuchung!" wobei er bedeutungsvoll nach dem Himmel wies, als wenn der Maat die Wetteraussichten nicht außer Acht lassen solle, obgleich es mir dünkte, daß der Anblick des Horizonts keinen Witterungsumschlag prophezeite und die Brise nach wie vor eine höchst gelinde war.
„Tot!" flüsterte ich Jmogene zu; „doch ich fürchtet» es!"
„Meinst Du, Geoffroy, daß er ein Engländer ist?" fragte sie.
„O, gewiß!" rief ich erregt, während es in meinen Wangen heiß aufstieg. „Nenne mir doch einen Nichtbriten, der auch im Tode seine Nationalität so ruhmvoll bezeugt haben würde! Engländer? — ja, tausend Mal ja! denn was reirät uns seine gerade Haltung, was lehrt uns dieses starre Nichtwanken und Nichtweichen von seinem Platze, dieser eiserne Griff-feiner pflichtgewobnten Hände? Nun, was anders als jene Eigenschaften, die den britischen Seemann zum Beherrscher des wecken, unendlichen Ozeans machen und ihn unter den edelsten Geistern, welche die Welt je gesehen, einen hervorragenden Platz anweisen. Er ist auf seinem Posten gestorben — als einer von den Tausenden, die, treu ihrer Pflicht, auf gleiche Weise den Heldentod erlitten."
Nachdem Van Vogelaar ungefähr eine halbe Stande auf dem Wrack zugebracht, kletterte er mit seinen Begleitern über die Seitenwandung in das Boot und ruderte auf uns zu. Nach wenigen Minuten langte cr wohlbehalten auf unserem Verdeck an. schritt auf seinen Herrn zu und sagte: „Es ist ein englisches Schiff/mit englischen Manufakturwaren befrachtet. Soviel ich sehen konnte, enthält es Ballen wollener Decken, Kleidungsstücke und Proviant, welcher mir für Truppen bestimmt gewesen scheint."
„Wie hoch steht das Wasser?"
„Sieben und ein viertel Fuß nach dem eigenen Maß jenes Schiffes."
„Ist die Pumpe im Stande?"
„Es besitzt deren zwei — beide sind zertrümmert und unbrauchbar."
„Steigt das Wasser?"
„Ich glaube nicht, Herr, doch möchte ich nicht darauf schwören. Es rollt beträchtlich, aber," erwiederte er und warf dabei einen flüchtigen Blick auf das Wrack, „scheint, seit wir seiner zuerst ansichtig wurden, nicht tiefer gesunken zu sein."
„Sie sagen, d«ß jene Gestalt am Steuer da drüben tot sei?"
„Ebenso mausetot als jeder Brite, der sich an eines Holländers Breitseite wagt." Ich wechselte einen schnellen Blick mit Jmogene. „Seine Augen sind glasig, seme Finger klammern sich wie Stahlhaken um die Speichen. Er muß plötzlich geendet haben — vielleicht durch einen Blitzstrahl — oder durch Krankheit eines- inneren Organs — oder vielleicht aus Furcht." Und eine teuflische Bosheit verzerrte seinen häßlichen Mund, als er diese Worte äußerte und mich seine düsteren Augen streiften.
Ich musterte ihn kalten Blickes. Sich mit diesem Menschen in ein hitziges Wortgefecht einzulaffen, würde ebenso thöricht und vergeblich gewesen sein als wenn man das öde, verlassene Eichengefüge, das auf der hohen See da draußen schaukelte, hätte bemitleiden wollen.
(Fortsetzung folgt.)