die angesichts eines stattlichen Teiles der deutschen Armee von den beiden Monarchen ausgesprochene Bekräftigung treuer Waffenbrüderschaft habe eine hohe friedliche Bedeutung; die hohe Auszeichnung welche Kaiser Franz Josef dem Reichskanzler v. Caprivi verlieh, werde in Deutschland gewiß als Beweis dafür betrachtet werden, welches Vertrauen der Herrscher Oesterreich-Ungarns den» Nachfolger des Fürsten Bismarck entgegenbringe.
Rom, 20. Sept. Der „Diritto" meldet, Bismarck habe in San Remo eine Villa gemietet, um sich dortselbst ewige Zeit aufzuhalten.
Frkf. I.
— Emin Pascha hat in Tabora die deutsche lagge gehißt. Er nahm Besitz von den dortigen anonen und erlangte von dem Sultan 40 Elephanten- zähne und 400 Rinder als Schadloshaltung für verloren gegangene Waren. Emin Pascha ist jetzt auf dem Marsche nach Usukuma begriffen.
— Aus Sansibar, 18. Sept. berichtet die Times: Gestern um Mitternacht fand im Norden des Hafens eine aufregende Jagd nach einer Sklaven - Dhau statt, die unter verdächtigen Umständen abgesegelt war. Die Boote des englischen Schiffs Cossack unter Lieut. Grville verfolgten das Schiff und kaperten es. Der arabische Kapitän, der sich kampflustig eigte, wurde totgeschossen. Die übrige Mannschaft prang über Bord und entkam in der Dunkelheit ans Gestade. 50 Sklaven wurden gerettet, teils in der Dhau, teils aus dem Wasser.
Tages-Neuigtreitkn.
(Amtliches aus dem Staatsanzeiger.j Seine Königliche Majestät haben am 16. Sept. d. I. allergnädigst geruht, den Straßenbauinspektor Stuppel in Calw seinem Ansuchen gemäß auf die erledigte Straßenbauinspektion Reutlingen zu versetzen.
* Calw, 22. Sept. Das ersprießliche Wirken unseres Liederkranzes im Musikleben der Stadt hat sich bei dem gestrigen Konzert wiederum in schönster Weise berhätigt. Trotz des verlockenden schönen Wetters waren die Räumlichkeiten im Badischen Hof fast gänzlich besetzt. Das Programm, welches aus einer stattlichen Reihe anregend abwechselnder Solo- und Chornummern bestand, brachte eine Arie aus Fidelio für Flöte von Beethoven, welche von unserm Altmeister Hr. Graf in äußerst angemessener und trefflicher Art vorgeführt wurde. Hr. Th. Jsen- berg sang 2 Soli, „Sehnsucht" von Rubinstein und „Frühlingsfahrt" von R. Schumann. Der warme, ausdrucksvolle, einfach-vornehme Vortrag war von vorzüglicher Wirkung und erntete der Künstler den verdientesten Beifall. Der Jnstrumentalsolist war Hr. Musikdirektor Speidel. Derselbe spielte „Can- tilene" für Viola von Jansa; der Ton war voll und satt, das Piano weich und innig, so daß die tüchtige Leistung einen recht angenehmen Eindruck machte. Der Liederkranz-Chor hielt sich an diesem Abend vorzüglich. Schon die erste Nummer „Schon die Abendglocken klangen" von Kreuzer brachte einen großen Erfolg, welcher durch die folgenden Chöre noch gesteigert wurde. „Wie ist der See so tief" von Angerer ist ein fein empfundener Chor, der über
aus zart und schön gesungen wurde. Kräftig und bestimmt erklang „Der junge Fähndrich" von Schnöder und besonders hübsch war der Vortrag des prächtigen Volksliedes „Jetzt gang i ans Ärünnele" von Silcher. Den Sängern und vor allem dem Dirigenten, Hr. Lehrer Müller, gebührt für die Leistungen die vollste Anerkennung.
— Seit ewiger Zeit kommen hier Erkrankungen an Luftröhrentzündung häufig vor, welche unter den Kindern schon mehrere Opfer gefordert hat, so bedauert man eine hiesige Familie, Kondukteur Keller, welche innerhalb 14 Tagen 3 Kinder durch diese mörderische Krankheit verloren hat.
— Theater. Morgen Dienstag giebt die hier weilende Gesellschaft die Lustspielnovität „Cornelius Voß" von Schönthan, welches neue, hier noch unbekannte Stück sicherlich in jeder Beziehung gefallen dürfte. Da diese Aufführung die letzte der Gesellschaft und zugleich die Benefizvorstellung des Direktors ist, so läßt sich ein außerordentlicher Besuch derselben erwarten.
— Das Mineralwasser aus dem benachbarten Tein ach wurde in zwei Ausstellungen in Paris hintereinander prämiiert. Die Teinacher Hirschquelle erhielt nämlich bei der kürzlich in Paris stattgefundenen Ausstellung von Wein und Nahrungsmitteln die einzige goldene Medaille und be der späteren Ausstellung für Kunst und Industrie ein Ehrendiplom. Diese Auszeichnungen geben den erfreulichen Beweis, wie sehr die vorzüglichen Eigenschaften dieses Wassers auch im Auslande anerkannt und hochgeschätzt werden.
— Wie man vernimmt, befindet sich der Stiftungspfleger und Bauer Joh. Nothacker von Alzenberg seit Samstag in Untersuchungshaft wegen eines bei der Kassenrevision ergebenen Mancos; man spricht von etwa 1200
* Möttlingen. In den letzten Tagen wurden hier etwa 25 Ztr. Hopfen zu 180—225 verkauft.
Stuttgart, 20. Sept. Heute früh wurde die Büste Seiner Majestät des Königs im „König Karl-Haus" (Ecke der Tübinger- und Paulinen- straße), dem großen Neubau der Werkmeister Nagel und Bischer, aufgestellt und mit einer Lorbeerguir- lande umgeben. Die Büste, in Bronze von Paul Stotz gegossen, ist modeliert von Bildhauer Federlin in Ulm, welchem Seine Majestät mehrere Sitzungen zu diesem Werke bewilligt hat.
Stuttgart. Der „Staatsanzeiger" schreibt in seiner Samstagsnummer: „Gegenwärtig wird m einem Teil der Presse mit unbegründeten Mitteilungen über die militärischen Verhältnisse Württembergs ein wahrer Unfug getrieben. Man kann nicht erwarten, daß die Regierung allen unwahren Insinuationen gegenüber Erklärungen abgibt. Heute aber sei Folgendes konstatiert: Es ist unwahr, daß das Entlassungsgesuch des Kriegsministers Steinheil eingereicht und abgelehnt wurde; daß bezüglich der Ernennung des Nachfolgers des kommandierenden Generals irgendwelche Entscheidung getroffen worden sei; daß Akten bezüglich ehrengerichtlicher Untersuchung gegen Offiziere in Verlust geraten seien. Zur anständigen Presse darf man das Vertrauen hegen, daß sie nicht durch Verbreitung grundloser Erfindungen
die Behandlung schwebender Fragen erschwert und Beunruhigung in weiteren Kreisen hervorruft."
Ludwig schürz, 18. Sept. Seine Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm hat sich gestern für einige Tage zur Hirschjagd auf Höchstseine Jagdhütte im Revier Entringen bei Tübingen begeben.
Ludwigsburg, 18 Sept. Heute vormittag ist, wie die „Ludw. Ztg." berichtet, die 4. Eskadron des hiesigen Ulanen-Regiments mit der Bahn von dem Manöoerterrain in Lothringen zurückgekehrt, da unter den Pferden dieser Eskadron die Rotzkrankheit ausgebrochen ist. Die der Krankheit verdächtigen Tiere, etwa 30 Stück, wurden in den Baracken bei dem Manöverkrankenhaus Salon untergebracht.
Reutlingen, 18. Sept. Beim Manöver hat sich in Bempflingen ein Zwischenfall ereignet, der einen höchst bedauerlichen Ausgang nahm; indem er den Verlust eines Menschenlebens zur Folge hatte. Mehrere Dragoner zechten daselbst in einer Wirtschaft im ersten Stockwerk des Hauses und wurden so laut, daß ein vorübergehender Offizier eine Patrouille von der Infanterie veranlaßte, sich dahin zu begeben, ukü Ruhe zu gebieten. Einer der skandalierenden Dragoner, ein dem Kaufmannsstand angehöriger, schon im vorgerückten Alter stehender Reservist, geriet mit dem Patrouillenführer deshalb in Streit und- warf ihn die sehr steile Treppe hinab, wobei derselbe' so schwere Verletzungen am Kopfe erlitt, daß er nun. nach Verfluß von 3 Tagen gestorben ist. Der Thäter: wurde sofort verhaftet und werden die begleitenden Umstände, wie der sehr bedauerliche, wenn auch nicht, beabsichtigte Ausgang für denselben die schwersten. Folgen nach sich ziehen.
Bietigheim, 18. Sept. Gestern abend- zwischen 7 und 8 Uhr siel im sog. „kleinen „Armenhause", wo zwei Familien ihre Wohnung haben, in. der von dem Taglöhner Kühlberg und seiner Familie bewohnten Stube, während die Kinder, in Abwesenheit der Eltern, zu Nacht speisten und ein zweijähriges. Mädchen im Bette schlief, ein Durchzugsbalken der Zimmerdecke und ein Teil des sog. „Geschliers" herab, wobei das schlafende Kind im Bett erschlagen und von den anderen Kindern eines leicht verletzt wurde.
Vom Bottwarthal, 19. Sept. Seit 14 Tagen haben wir warme, die Weintrauben überaus fördernde Witterung. Die Trauben gehen, wenn auch- langsam — beeinträchtigt durch die bisweilen kühlen Nächte und die vielfach stark aufgetretene Blattkrankheit — ihrer Reife entgegen und man sieht jetzt doch, mit etwas besserer Hoffnung in den kommenden Wein- Herbst. Mit zu später Reue aber sehen viele Weingärtner das Unterlassen der Vitriolbespritzung ein, denn man merkt ganz deutlich, namentlich in den. älteren Weinbergen den Unterschied zwischen den entweder gar nicht, zu früh oder zu spät und den richtig bespritzten Reben. Die letzteren sind noch triebkräftig und saftgrün, während erstere grau aussehen.. Sehr gerühmt wird das grüne Aussehen der Blätter in den Käsbergen bei Mundelsheim.
Ravensburg, 18. Sept. Das landwirtschaftliche Gaufest, welches heute hier abgehalten wurde, ist das dritte Fest — Turner- und Sängerfest sind vorausgegangen — das wir diesen Sommer in unserer Stadt feierten. Das Wetter war sehr schön, die Stadt beflaggt und in der Eisenbahn- und Kuppelnaustraße waren Ehrenpforten er
denken, die sür die Bogenschützen und Musketiere Ferdinand Magqellon's und Mendona's paffen? Was mögen sie von dem altertümlichen Schnitt unserer Segel und ihrem wilden und wüsten Aussehen, wozu eS Flicklappen und Farbe stempeln, halten? Was wohl von dem scheußlichen Anblick des wogen- und sturmgepeitschten Rumpfes, von der dünnen Form und Enge unseres Vorderteils, das wie die Einbände eines alten Buches oder die Pfeiler einer altersgrauen Kirche von längstvergangenen Zeiten erzählt? x
Jmogene und ich spazierten von Neuem auf und nieder und plauderten über so Manches, namentlich über England, von dem ich ihr alles Neue und Bemerkenswerte bis zur Zeit meines Absegelns an Bord des Saracens, so weit es mein Gedächtnis überhaupt festgehalten, mitteilte.
Plötzlich, als wir uns wieder einmal der Vierergruppe, die noch auf der Wetterseite wellte und der Reihe nach Mann für Mann das Schiff mit dem Glas inspiziert hatte, gegenüber befanden, rief mich Vanderdecken beim Namen und näherte sich uns mit dem Teleskop in der Hand.
„Ihre Sehkraft ist schärker denn die unselige, Mynheer." begann er, indem er auf Jans und die beiden Steuerleute wies. „Können Sie wohl erkennen, welche Flagge auf der Mastspitze jene- Fahrzeuges da hinter uns weht?"
Ich ergriff das Glas und richtete es, wobei ich niederkniete, um es. wie ich zuvor gethan, aufzustützen. und kaum hatte ich den Fremdling in meinen Linsen, als Britanniens ruhmreiches, blutigrote» St. G-orgskreuz. auf großem, weißem Banner, das zwischen Voroberbramsegelraae und dem hoch darüber emporragenden Flaggenstock flatterte, vor mein Auge trat. Indem ick, mich stellte, al« ob ich geraumer Zeit bedürfe, um mich genau zu vergewissern, zögerte ich in der Absicht, womöglich den Charakter des Schiffes zu erraten. Doch der Schnitt seiner Segel, daS kecke, bewunderungswürdige Arrangement derselben, Größe und Umfang der Topsegel, Alles verriet dem geübten SeemannSauge und ließ keinen Zweifel zu, daß es ein Staatsschiff war, obwohl ich seinen Rang noch nicht erkennen konnte.
Ich erhob mich und sagte: „Es zeigt eine englische Flagge!"
Arent's Lippen entfuhr ein Fluch. Jans schlug mit offener Hand heftig gegen die Schenkel, und Van Vogelaar, der mir einen düsteren Blick zuwarf, rief „Sind Sie dessen sicher, Herr?"
„Bezüglich der Flagge bin ich ganz sicher," entgegnete ich, „doch ist es nicht unmöglich, daß es sich trotzalledem schließlich als ein Franzose ausweist."
Vanderdecken preßte die Arme fest auf die Brust und verfiel in tiefes Sinnen, während in seinen Augen, die auf dem sich nähernden Schiffe mhten, ein unheimliches Feuer loderte.
„Schauen Sie dort, meine Herren," rief ich aus. „Ein Geschütz!"
Hell und klar wie der Morgen war, hatte ich einen dunkelroten Funkenschimmer gleich einem Sonnenstrahl auf poliertem Kupfer am Bug des Schiffes aufblitzen sehen: Eine kleine weiße Rauchkugel blies leewärts von dannen und verbreitete sich während des Davonfliehens. Und nur einen Augenblick später schoß ein zweiter rauchiger Ballen hervor. Sogleich schlug auch der Knall der Schüsse in zwei dumpfen Schlägen, die kurz aufeinander folgten, an unsere Ohren.
Vanderdecken schaute empor auf sein Segelwerk, dann über die Seite jenseits- des Bugs, bis er endlich wieder zu den Anderen trat. Meine Auflegung war eine ungeheure und es ward mir schwer, mich im Zaume zu hatten. Ich wußte, daß am Kap ein Bristolgeschwader lag, und es war möglich, daß jener Bursche da hinten auf einer Rekognoscierungs- oder Kreuzungstour begriffen war.
„Sind Sie fest überzeugt, daß es ein englisches Schiff ist ?" flüsterte Jmogene..
„ES ist ein Kriegsschiff und führt unsere Farben. Ich zweifle nicht an seiner Nationalität!" erwiederte ich.
Ein langer, bebender Atemzug folgte ihrerseits meiner Versicherung, und da ihr Arm den meinigen berührte — so nahe standen wir beisammen — fühlte ich, wie ein Zittern durch ihren Körper ging.
(Fortsetzung folgt.)