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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw.
65. Iahrgaug
Erschtint Di-n s la g , Donn-r«tay und SumStag. Di- EinrückungSg-bühr beträgt im Bezirk und nächster Umgebung S Psg- die A-il-, sonst 12 PIg.
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den 18. September 1890.
20 P ganz
Abonnementspreis vteNeljährlich in der Stadt BV Pfg. un' Trägerlohn, durch d'e Post bezogen Mk- 1. 15, sonst i« Lürtternberz Mk. 1. 35.
Amtliche Bekanntmachungen.
Münsingen.
Kitte um Galren für die Hagelbö schädigten.
Am 4. und 82. Juli l. I. ist ein Teil unseres > Bezirks — die Zwiefalter Alb — durch Hagelschlag - schwer betroffen worden.
! Nach der amtlich vorgenommenen genauen Schätz
ung beträgt der Schaden auf der Markung
Hayingen mit Ehrenfels und Wimsen (720 Einwohner)
96870 ^
Tiqerfeld
329
„
72 563 ^
Pfronstetten
366
„
61710
, Aichstetten
205
„
47528 ^
Huldstetten
174
„
37410 ^
Anhausen
242
„
24 750
Sonderbuch
222
„
24150 ^
Jndelhausen
149
„
20390 ^
' Gauingen
182
"
1360 ^
zusammen 886 781 ^ In einzelnen der vorerwähnten kleinen Gemeinden ist nahezu die ganze Emte vernichtet, so daß die ärmeren, von allen 'Mitteln entblößten Leute der bittersten Not entgegensetzen.
Das Unglück ist um so größer, als die so schwer betroffenen Gemeinden fast durchaus zu den ärmeren des Bezirks gehören, und deren Bewohner, ganz auf den Ertrag ihrer Grundstücke angewiesen, in Folge der Mißernten der letzten zwei Jahre vielfach schon bisher mit der Not zu kämpfen und zu Beschaffung der notwendigsten Lebensmittel, wie Mehl rc. Schulden zu kontrahieren hatten, zu deren Bezahlung es nunmehr, nachdem die Ernte größtenteils vernichtet, an allen Mitteln gebricht.
Angesichts dieser Notlage wenden wir uns an edle Menschenfreunde mit der herzlichen Bitte, durch
milde Gaben, zu deren Empfangnahme wir gerne bereit sind, zur Linderung der vorhandenen Not bei
zutragen.
' den 2. September 1890.
Brchishausen, ^
Kgl. geur. Oberamt.
Oberamtmann Kath. Dekan Ev. Dekan Widmann. Buß. Kolb, A.-V.
Zur Annahme und Vermittlung von Geldgaben sind bereit
Calw, den 16. September 1890.
Oberamtmann Dekan
Supper. Braun.
Deutsches Reich.
Liegnitz, 16. Sept. Der Trinkspruch des Kaisers bei dem Paradediner für das fünfte Armeekorps spricht Dank und Anerkennung insbesondere für die Wahl des Schlachtfeldes auf historischem Boden aus, auf den Gefilden an der Katzbach, wo die Namen Blücher, Aork, Sacken und Langeron jedem vor Augen treten. Bei dem Anblick des Grenadier-Regiments König Friedrich Wilhelm I. hebe er blos den Tag von Weißenburg hervor, wo das Regiment gegen einen tapferen verzweifelten Feind einen übermenschlichen Sturm unternommen, wo dasselbe unter den Augen seines hochseligen Vaters die erste Feuertaufe in diesem Feldzuge empfangen habe, wo die Freude Kaiser Friedrichs darin gipfelte, den sterbenden Major v. Kaiserberg in seinen Armen auf- zufangen und ihm vor seinem Tode einen Kuß aufzudrücken. Er hoffe, daß das Armeekorps die Gesinnung, die Disciplin und Hingabe, durch welche es in den letzten Kriegen geglänzt habe, auch in späterer Zeit sowohl im Kriege wie im Frieden, bewahren werde. Hierauf brachte der Kaiser ein dreifaches Hoch auf das 5. Armeekorps aus.
München, 14. Sept. Der Prinzregent trifft heute hier ein, um sich von hier aus zu den Herbstübungen des 2. A.K. nach Mittelfranken zu begeben. Nach erfolgter Besichtigung reist der Regent zur Fortsetzung der Hochgebirgsjagden nach Hinterstem rm Algäu zurück. — Wie bekannt, soll am Starnbergersee ein bayr. Denkmal für den Fürsten Bismarck errichtet werden. Auf eine Einladung des hiesigen Komites zur Beteiligung an den Beiträgen versammelten sich dieser Tage mehrere angesehene Persönlichkeiten aus allen Ständen im Bayreuther Rathause, um hiezu Stellung zu nehmen. Der liberale Landtagsabg. Bergrat Hahn gab dem Bedenken Ausdruck, daß bei ausschließlicher Zuwendung der Beiträge zum bayr. Denkinal gegen Bayern der Vorwurf des Partikularismus erhoben werde; man möge bei einem entsprechenden Ergebnisse wenigstens einen Teil des Fonds für das in Berlin zu errichtende Denkmal überweisen. Bürgermeister I)r. Munckek sprach sich dahin aus, daß im Hinblick auf die außerordentlich hohen Beiträge, welche dem Berliner Komite bereits zugeflossen, die einlaufenden Beiträge für das bayrische Denkmal Verwendung finden sollen. Rechtsanwalt Heydenreich führte aus, daß Bay»rn außer dein Danke, den jeder Deutsche dem Kanzler schulde, noch besondere Pflichten gegen diesen habe; denn nur seinem versöhnlichen und energischen Eintreten beim Friedensschluß 1866 habe Bayern so milde Bedingungen zu verdanken gehabt. Schließlich einigte man sich dahin, den Spendern freizustellen, ob sie für das Berliner oder das bayrische Denkmal Beiträge leisten wollen. Schw. M.
Ausland.
London, 14. Septbr. (Der Londoner Eissel-Turm.) Obgleich man in der letzten Zeit nur wenig von dem Eiffel-Turm gehört hat, welchen der Eisenbahnmagnat Sir E. Watkin hieraufführen lassen will, wird doch an den Vorarbeiten rüstig ge-
Jeuilleton.
Das Totenschiff.
Bericht über eine Kreuz- und Querfahrt auf jenem „Der fliegende Holländer" genannten Seegespenst; gesammelt aus den Papieren des seligen Obermatrosen - Geoffroy Fenton aus Poplar
von W. ßlark Busse kk.
^ (Fortsetzung.)
! Vanderdecken setzte das Glas ab, warf einen flüchtigen Blick nach oben auf
Segel und Raaen und befahl dann ArentS, das Log auSzuwerfen. Einige Matrosen kamen unter des Untersteuermanns Ruf herbei und maßen, nachdem sie aus dem Deckhaus eine Logrolle und ein Sandglas geholt hatten, die Schnelligkeit des ! Schiffes ganz und gar nach heutigem Verfahren. Ich hörte ArentS sagen, daß das Schiff drei und einen halben Knoten mache.
„Auf diese Weise," sagte ich zu Jmogene, als Vanderdecken geraume Zeit hinten blieb und in seiner seelenlosen Manier die automatengleichen Bewegungen beobachtete, mit denen seine Leute die Leine aus dem Wasser zogen und aufrollten, „auf diese Weise wird uns das Schiff da hinten, wenn es wirklich denselben Kurs verfolgen sollte, bald eingeholt haben."
»Herr Fenton," versetzte sie mit besonderem Nachdruck in ihrer sanften Stimme, „ich bitte Sie inständigst, geben Sie dem Kapitän Vanderdecken weder durch Wort, ! Blick oder Zeichen die geringste Ursache zu dem Argwohn, daß Sie bei der ersten Gelegenheit von diesem Schiff zu entfliehen und mich zu retten beabsichtigen. Ich will Ihnen auch sagen, warum ich e8 erwähne. Eben jetzt sprach er mit mir über Sie; er meinte, er werde Sie, sobald sich eine Gelegenheit böte, irgend einem Schiff, ! bas sich dazu bereit fände, übergeben, möge es segeln, wohin r» wolle. Auch suchte er mich aukzuforschen, worüber Sie und ich hauptsächlich plauderten. Und sein«
Stimme klang ernster als ich sie jemals, wenn er mit mir sprach, gehört zu haben mich erinnere."
„Wenn ich ihn menschlicher Gefühle fähig hielte." versetzte ich, „so würde ich glauben, er sei eifersüchtig."
„O, menschliche Regungen besitzt er sicherlich — er liebt ja sein Weib und seine Kinder", erwiederte sie.
„Ganz recht, aber wer will mir denn beweisen, daß diese Liebe ihm nicht gelaffen worden als ein integrierender Teil seines Fluches?" wandte ich ein, „womit ich sagen will, daß er, wenn ihn die Erinnerung und die Sehnsucht an die Seinigen nicht dazu antriebs, vielleicht weniger begierig sein würde, das Kap zu umkreuzen. Doch möge dem sein wie ihm wolle. Sie sollen mich künftighin so vorsichtig finden als Sie es nur wünschen."
„Wenn auch nur", klagte sie, „der leiseste Argwohn bezüglich Ihrer Pläne in ihm Wurzel faßte, wie leicht könnte er Sie einmal am Ufer aussetzen, vorausgesetzt, daß wir keinem Schiffe begegneten; und was sollte dann aus Ihnen werden? — und was sollte aus mir werden, Herr Fenton?"
„Befürchten Sie nichts," beruhigte ich sie, „er soll und wird nichts entdecken, was ihn argwöhnisch machen könnte. Was das Aussetzen am Ufer anbetr fft, da» könnte er allerdings thun, und ob ich dabei im Stande sein würde, ihn bei einem solchen Manöver doch zu überlisten, kann ich nicht sagen, aber er dürste mich auf keine andere Weise los werden, es sei denn, daß er mich über Bord wirft."
„Da» würde er nicht thun!" rief sie kopfschüttelnd aus, „noch glaube ich, daß er Eie mit Gewalt aus dem Schiffe entfernt, wenn Sie ihm sonst k inen Grund zum Mißtrauen geben. O, Herr Fenton, seien Sie ja vorsichtig, und wenn nicht um Ihretwillen, dann um meinetwillen!"
Sie faltete ihre kleinen Hände unwillkürlich flehend ineinander, mit einem solchen Ernst in ihrm bittenden Worten und einer solchen Wärme auf ihren rosig angehauchten Wangen, daß ihr Benehmen, obwohl sie leise sprach, eine gewaltig«